Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Ein Funken Menschlichkeit -  Malcom W. Ravenhurst

Ein Funken Menschlichkeit (eBook)

Eine Zombie Horror Novelle
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
96 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7693-9488-7 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
4,49 inkl. MwSt
(CHF 4,35)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Ein Ort im Remstal nahe Stuttgart; Oktober 2024. Ohne Vorwarnung hat sich das liebliche Remstal in ein Schlachtfeld verwandelt. Unter den Überlebenden, die in einem Bauhof Zuflucht finden, ist Thomas Ritter. Als dieser in einer Untoten seinen früheren Schwarm Diana erkennt, verschwimmen die Grenzen zwischen Freund und Feind. Was, wenn die Menschen, die um sich zu schützen über Leichen gehen, die wahren Ungeheuer sind?

Malcom W. Ravenhurst ist das Pseudonym von Wolfgang Breitkopf. Unter dem Pseudonym Jonas W. Bentsen veröffentlicht er eine Dänemark-Krimireihe im Ullstein-Verlag.

VORRATSBESCHAFFUNG


Die Tage zogen im Fluge vorbei. An der Gesamtsituation veränderte sich wenig. Enorme Aufregung entstand, als der Kontakt zur Außenwelt, der Gruppe in Aalen, abriss. Ansonsten verging ein Tag eintönig wie der andere.

»El Comandante« wartete mit einem Aktionsplan auf, um die Behausung »winterfest« zu machen. Dessen Umsetzung überwachte er mit eiserner Hand. Er kürte Walter zum offiziellen Stellvertreter, was das Lagerleben zusätzlich erschwerte. Der Diktator von eigenen Gnaden und sein kläffender Wachhund, vereint im Kampf gegen das Unheil und die Faulheit der Untertanen. Zum Brechen! Der Ton wurde rauer. Bei Nachlässigkeiten drohten drakonische Strafen. Thomas liebäugelte mit der Idee abzuhauen. Aber wohin sollte er gehen?

Die ausgehängte Liste für den Oktober war umfangreich. Beschaffung und Bevorratung von Lebensmitteln. Abzapfen von Benzin und Diesel aus liegengebliebenen Fahrzeugen. Die Verstärkung der Außenbefestigungen. Die Suche nach Brennmaterial für die aufgereihten Kanonenöfen und der Bau einer Sammelanlage für Regenwasser. Noch sprudelte Wasser aus den Leitungen. Thomas vermutete, dass es sich um bereits in den Speicher gepumpte Flüssigkeit aus dem nahegelegenen Wasserturmes handelte, das allein durch die Schwerkraft genügend Druck besaß, um durch die Rohre zu fließen. Diese Quelle würde irgendwann versiegen. »El Comandante» ordnete an, die Plastiktanks, die in besseren Zeiten zur Bewässerung der Grünanlagen gedacht waren, mit dem kostbaren Nass zu füllen. Der Aktionsplan enthielt insgesamt fünfunddreißig Punkte, die zu kollektivem Aufstöhnen führten. Die ärztliche Tätigkeit beschränkte sich glücklicherweise überwiegend auf die Behandlung von unerheblichen Blessuren und Erkältungen. Die Gesichter der Männer und Frauen sprachen indes Bände. Ein Psychiater fände reichlich Kunden, urteilte Thomas. Nichtsdestotrotz setzte er die Aufstockung des Medikamenten- und Verbandsmaterialbestandes auf die Beschaffungsliste. Dass dieses Ansinnen ihm die Teilnahme an einer zusätzlichen Hamstertour zur örtlichen Apotheke einbrachte, bedachte er zu seinem Leidwesen nicht.

Thomas fand sich mit fünf weiteren Auserwählten auf der Ladefläche eines quietsch-orangenen Unimogs ein. Der Ausguck meldete eine ruhige Lage. Sie Sonne stand am klaren Himmel im Zenit. Ungeachtet der hervorragenden Rahmenbedingungen und der Bewaffnung blieb ein Drücken im Magen. Die Flügel des Tores fielen krachend zu. Das Geräusch vermittelte etwas Endgültiges, das die Stimmung zusätzlich verdüsterte. Thomas' Blick schweifte über die Talhänge. Er verweilte an den Weinterrassen des Hungerberges. Dort befand sich der Ort, an dem er Tag eins der neuen Zeitrechnung nach der Katastrophe erlebte. Seine Gedanken kehrten in die verhängnisvolle, laue Mainacht zurück.

Eigentlich eine völlig bescheuerte Idee. Geboren aus einer beginnenden Midlifecrisis. Eine Woche Auszeit auf einem Freizeitgrundstück mit Teich. Angeln, Bier saufen und Schach spielen. Ohne Handy und Radio. Sich auf das eigene »Ich« besinnen und die Natur in vollen Zügen genießen. So zumindest der Plan.

»Das wird lustig! Eine ganz besondere Erfahrung zur Selbstfindung«, versprach Horst.

Warum er auf den kindischen Vorschlag des esoterisch angehauchten Nachbarn Horst einging, konnte er sich im Nachhinein absolut nicht erklären. Vielleicht resultierte dessen Einfall daraus, dass der die reißerischen Headlines satthatte. Alles drehte sich beständig um den neuen tödlichen Virus. Wie böse Zungen behaupteten, stammte dieser gewiss aus Fernost oder aus einem Labor der US-Regierung. Ansonsten beinhalteten die Nachrichten meist Mord und Totschlag. Sie drehten sich um Politiker, die Belangloses von sich gaben und natürlich um die unvermeidlichen Debatten über den Klimawandel.

Wider Erwarten ließ sich die Auszeit bestens an. Obwohl das Grundstück gerade einmal zwei Kilometer von den ersten Häusern des Ortes und der Bundesstraße entfernt lag, hatte man das Gefühl, sich im Nirgendwo zu befinden. Selten verirrte sich ein Spaziergänger in die Nähe des von Hecken umschlossenen Geländes. Am Feuer sitzen, Würstchen grillen und spät nachts ungewaschen in den Schlafsack kriechen. Alle Klischees für ein unbeschwertes Männerdasein ausleben. Es fing an, Spaß zu machen. Nach nur fünf Tagen fabulierte Thomas über einen baldigen Ruhestand im eigenen Garten und zählte prophylaktisch die Jahre bis zur Pension. Die Abendstunden begannen stets mit unvermeidlichen Pflichten: Bei einer Dose Bier für das allabendliche Lagerfeuer Holz spalten. Horst fiel die angenehmere Aufgabe zu. Pilze sammeln. Rührei mit Speisemorcheln stand auf dem Speiseplan. Thomas kannte sich mit Pilzen nicht aus und nahm daher mit den Holzscheiten vorlieb.

Der Duft von Harz mischte sich mit markantem, männlichem Schweiß. Ausholen. Spalten. Ausholen. Spalten. Der Rhythmus ließ ihn die Welt um sich herum vergessen. Er ging völlig darin auf, die Scheite auf den Block zu legen und zu zerteilen. Der Atem beschleunigte sich. Er erfreute sich daran, die Muskeln unter dem T-Shirt zu spüren. Die letzten Strahlen der Sonne, die langsam hinter den Baumwipfeln versank, wärmten angenehm. Vögel zwitscherten fröhlich. Bienen kundschafteten in der üppigen Blütenpracht nach Nahrung. Ein Paradies. Ein Paradies, dessen Vollkommenheit schlagartig Risse bekam. Eigentümliche Ausdünstungen, die der sanfte Windhauch herantrug, zerstörten die Idylle. Irritiert schaute Thomas auf. Er kannte diesen Geruch. Viel zu viele Stunden in seinem Leben hatte er in Leichenhallen verbracht. Es war der Odem des Todes, der Verwesung, den seine Nase erschnupperte. Die Tätigkeit unterbrechend nahm er Witterung auf. Der Geruch stammte von jenseits der Holzhütte, die als Nachtlager diente.

Ein Keuchen, das wie ein waidwunder Presslufthammer klang, kündigte Horst an, noch bevor man ihn sah. Mit kreideweißem Gesicht humpelte er um die Ecke und schwankte auf Thomas zu. »Lauf!«, schrie er ihm entgegen.

»Was ist los?«

Schweiß lief über die mit Blut und Dreck verschmierte Stirn des Freundes. Die Kleidung hing in Fetzen an ihm herunter. Die geweiteten Pupillen zeugten von dem Entsetzen, das ihn beutelte. Als sei der Leibhaftige hinter ihm her. Eine Wolke unbeschreiblichen Gestanks folgte ihm.

Zu keiner Bewegung fähig, starrte Thomas ihn an.

Ein Schatten näherte sich und sprang Horst an. Ein Wesen, wie aus einem Alptraum. Fleischfetzen klebten an den hervortretenden bleichen Schädelknochen. Maden flogen durch die Luft. Beide stürzten zu Boden. Das Ding grub die Zähne in den entblößten Hals des Opfers.

Thomas war den Anblick des Todes gewöhnt. Das war aber etwas Anderes. Blut spritzte in einer Fontäne aus der Halsschlagader des Gebissenen. Das schmatzende Geräusch ließ Thomas bei aller Abgebrühtheit würgen. Der herausschießende Mageninhalt benetzte T-Shirt und Schuhe.

In diesem Moment bemerkte die Kreatur die Anwesenheit eines weiteren Menschen. Sie hob witternd den Kopf und gaffte Thomas ausdruckslos an.

Keine Zeit zum Nachdenken. Adrenalin überflutete das Denkzentrum. Wut. Instinktiv schwang Thomas die Axt. Die Klinge halbierte den Schädel wie Butter. Keuchend und mit zitternden Knien wich er einige Schritte zurück. Horst lag still in einer Blutlache, die weißen Augäpfel glotzten anklagend. Auch der Angreifer machte keinen Mucks mehr. Lange stand Thomas einfach da, während sich die Schwärze der Nacht herabsenkte. Der Geist weigerte sich, zu glauben, was er sah.

Endlich gewann er einen Teil seiner Fassung zurück. Es war soeben Abartiges und Unglaubliches passiert. Er musste sofort weg. In die Stadt. Die Polizei informieren. Aus den Augenwinkeln beobachtete er ein Zucken, das den leblosen Körper Horsts durchlief. Thomas schenkte dem keine Beachtung. Hier kam jede Hilfe zu spät. Die Axt nach wie vor in der Hand, rannte er panisch zum schmalen Feldweg, der zum Ort führte.

Erst jetzt wurde ihm die hereingebrochene Dunkelheit in ihrer Gänze bewusst. Der Mond, hinter Wolken verborgen, ließ ihn schwerlich die Hand vor Augen sehen. Trotz des Drangs von diesem Ort des Gemetzels davonzurennen, setzte er vorsichtig Schritt für Schritt. In der Ferne leuchteten einzelne Scheinwerfer entlang der Bundesstraße, die komischerweise stillstanden. Immerhin wiesen sie die Richtung.

Anfänglich schrieb er es den zum Zerreißen angespannten Nerven zu. Er blieb stehen und lauschte in die Nacht. Das schlurfende Geräusch fuhr durch Mark und Bein. Unwillkürlich entstand eine Gänsehaut. Die Nackenhaare richteten sich auf. Höchstens einige Meter entfernt näherte es sich. Thomas gaffte in die Finsternis, vermochte aber in der absoluten Schwärze nichts auszumachen. Blitzschnell überschlugen sich seine Gedanken. Er zwang sich, tief durchzuatmen. Dem Bedürfnis, kopflos loszurennen widerstehend, setzte er den begonnenen Weg fort. Ein hysterisches Kichern entfuhr ihm. Wie in diesen dämlichen Teenie-Horrorfilmen: Ein hübsches, junges Mädchen flieht vor dem Monster und stellt sich dabei unweigerlich so...

Erscheint lt. Verlag 24.1.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7693-9488-7 / 3769394887
ISBN-13 978-3-7693-9488-7 / 9783769394887
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 522 KB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Wolf Haas

eBook Download (2025)
Carl Hanser (Verlag)
CHF 18,55