Stern, des Westens (eBook)
311 Seiten
Barbara Cartland eBooks Ltd (Verlag)
978-1-78867-804-9 (ISBN)
Belinda Snell, oder Linda wie sie genannt werden möchte, ist die uneheliche Tochter einer mittelosen Trapezkünstlerin, die sich nicht viel um ihr Kind sorgt. Linda wird von einer Dame als Stipendiatin in ein Klosterpensionat geschickt, das sie verlassen muss, als diese verstarb. Da ihre Mutter sie nicht aufnehmen will - sie heiratet einen Pub Besitzer - muss Linda selbst Arbeit in London finden, was sich als sehr schwierig erwiest. Im Pensionat hatte sie keine speziellen Berufe erlernt, da man erwartete ihre Gönnerin würde ihr bei der Arbeitssuche behilflich sein. In London trifft sie Bessie, die sie unter ihre Fittiche nimmt und ihr eine Stelle in einer Show verschafft. Linda ist sehr jung und hübsch und findet sich bald von einigen Verehrern umgeben. Bald schafft sie den Aufstieg und arbeitet als Modell bei einem Modedesigner und macht hierdurch die Bekanntschaft einiger Herren aus der vornehmen Gesellschaft, die um ihre Gunst werben.
Wird Linda es schaffen, sich selbst zu bleiben und nicht der Versuchung unterliegen, ihren Verehrern alles zu bieten, damit sie nicht wieder in Armut verfällt? Wird sie es schaffen trotz aller Hürden ihren eigenen Weg und die wahre Liebe finden, die ihrer Freundin Bessie nicht vergönnt war?
Elita Garson, einzige Tochter des sehr vermogenden Industriellen Granite Garson, fuhlt sich wie in einem goldenen Kafig, da ihr Vater alles uber ihr Leben und ihre Freunde bestimmt. Als ihr Vater sie mit Alan Doughty verheiraten will, in dem Elita die gleiche von Geld und Macht getriebene Person sieht wie in ihrem Vater, beschliet sie wegzulaufen und ihrem Vater zu beweisen, dass sie ihren eigenen Unterhalt bestreiten kann. Elita trifft beim Verlassen des Hotels auf Hans, einen vermeintlichen Angestellten des Hotels, der ihr hilft eine Anstellung als Stewardess zu bekommen. Elita ist sehr von Hans beeindruckt, furchtet aber, ihn nie wieder zu sehen, da er ihr keine Kontaktadresse gegeben hatte. Dieser Flug erweist sich als eine groe Wende in Ihrem Leben - ihr wird eine neue Anstellung angeboten und sie findet sich in ein Abenteuer in Kopenhagen verstrickt. Wird Elita die Herausforderungen eines unabhangigen Lebens bestehen und wird sie Hans, der sie in ihren Traumen verfolgt, wieder sehen?
1
»Geld! Geld! Geld! Du denkst an nichts anderes als an Geld!«
Elita schleuderte ihrem Vater diese Worte entgegen, stand gleichzeitig vom Tisch auf und ging wütend zum Fenster hinüber, in der Bewegung gab ihr Nylon-Negligé eine genaue Vorstellung von ihrer Figur.
Ihr Vater lachte. Es war kein angenehmes Lachen, aber eines, das seinen Gegnern in der Finanzwelt wohlbekannt war.
»Ich glaube diese Bemerkung schon einmal gehört zu haben«, meinte er sarkastisch. Seine scharfen Augen beobachteten seine Tochter, die auf die Dächer Londons hinausblickte, ohne etwas wahrzunehmen.
»Ja, du hast es schon gehört«, stimmte sie zu. »Und du wirst es wieder hören. Dein ganzes Leben wird von Geld beherrscht und begrenzt. Es ist alles, was dich interessiert. Die Herzen der Menschen - oder, ihre Gefühle - sind dir gleich. Dich interessiert nur, was du anfassen und handeln kannst; was Menschen für dich tun können; was sie dir einbringen. Geld! Für dich besitzen Menschen keine Nationalität, sondern nur einen Preis - zu dem sie gekauft werden können!«
Elitas Worte überschlugen sich. Sie sprach heftig und mit einer Leidenschaft, die ihre Augen aufblitzen ließ, ihr ganzes Gesicht belebte und ihr eine aparte Schönheit verlieh.
Ihr Vater betrachtete sie wohlwollend, ehe er mit einem plötzlichen zornigen Achselzucken erklärte:
»Das sind doch nur Worte. Sie klingen gewichtig und mutig; aber was weißt du schon von Geld - außer, wie man es ausgibt?«
»Ich bin das, was du aus mir gemacht hast«, gab Elita zurück. »So ist es seit meiner Kindheit gewesen: ‚Du kannst nicht mit der kleinen Jean spielen, die am anderen Ende der Straße wohnt. Ihre Eltern haben keinen Pfennig Geld! Du kannst nicht mit den Jungen ausgehen, die dich zum Tanzen eingeladen haben, sie haben kein Geld. Schlimmer noch - sie sind hinter deinem her.‘«
Sie stampfte mit dem kleinen Fuß auf. »Dein Geld hat mich ausgeschlossen. ‚Das reiche Garson-Mädchen!‘ Die Leute sprechen mit mir in einem anderen Ton, nur weil ich deine Tochter bin. Sogar in der Schule hat man mich bevorzugt behandelt, weil du darum gebeten hattest. ‚Wir können es uns nicht leisten, Mr. Garson zu beleidigen‘ hörte ich eine der Lehrerinnen einmal sagen. ‚Sonst reißt er uns womöglich die Schule über dem Kopf ab.‘«
»Bislang habe ich noch nie ein Angebot für eine Schule eingereicht«, erklärte Granite Garson nachsichtig.
»Dann ist das wohl das Einzige, was du noch nicht zu übernehmen versucht hast«, gab Elita zurück. »Mein Leben lang ist es immer dasselbe gewesen. Die Leute waren nervös oder ängstlich mir gegenüber. Ich bin ausgeschlossen gewesen, nur weil du reich bist und nicht zulässt, dass die Leute das vergessen.«
»Und du hast es wohl nie genossen, mein Geld auszugeben?«
Elita wandte sich vom Fenster ab und kehrte zum Frühstückstisch zurück.
»Natürlich habe ich mich gefreut, dass ich schöne Kleider, prächtige Pelze und kostbaren Schmuck besaß«, gab sie zu. »Aber wohin hat mich das gebracht? Die Frage stellt man sich doch, wenn man Geld ausgibt, oder nicht? Was bekommt man dafür zurück? Ich stelle diese Frage jetzt. Hat dem Geld mir Freunde ein- gebracht? Nur die Freunde, die du für mich ausgesucht hast. Hat es mich glücklich gemacht? Nun, ich frage dich, bin ich glücklich?«
»Jetzt hör mir mal zu, Elita. Wenn es dich so aufregt, dann werde ich diese jungen Leute eben bitten zu bleiben. Ich wusste nicht, dass sie dir so viel bedeuten.«
»Tun sie auch nicht. Das ist es ja eben. Ich habe Dickie und Zara Manfield nur zweimal getroffen. Aber bloß, weil ich vorschlug, sie zu uns aufs Land einzuladen, was hast du gemacht? Du hast sie überprüfen lassen, hast deine Spione angesetzt, alles über sie herauszufinden. Sie stellen fest, dass Dickies Landbesitz verschuldet ist und dass Zara anstrebt, diesen Lord... wie hieß er noch? – zu heiraten. Na und? Warum all diese Mühe? Warum? Bloß, weil du Angst hast, sie könnten die Hand nach ein paar Pennies von meinem Vermögen ausstrecken. Parasiten hast du sie genannt!«
Granite Garson erhob sich nun ebenfalls und warf mit einem Knall seine Zeitung auf den Tisch.
»Wenn sie so wichtig für dich sind, dann kannst du sie ja haben«, bemerkte er gleichgültig. »Wenn es dir Spaß macht, gib ihnen doch alles, was du hast. Mir ist es wirklich egal.«
»Ist es eben nicht, das ist es ja gerade. Ich bin dir wichtig genug, dass du mich mit dieser lächerlichen Mauer aus Gold umgibst. Ich bin zwanzig, vergiss das nicht. Noch sechs Monate, und ich bin einundzwanzig, und ich glaube, ich habe nie auch nur einen Atemzug getan, ohne Geld zu riechen.«
Sie durchquerte das Zimmer und baute sich vor ihm auf.
»Ich habe keinen Freund, der nicht verdächtig wäre«, fuhr sie fort. »Ich habe keinerlei Bekannte, abgesehen von denen, die du für mich ausgesucht hast. Ich verlasse diesen goldenen Käfig auf dem Land nur, um mit deinen überreichen, überfütterten Freunden in anderen goldenen Käfigen zu hocken - ich sage dir, ich habe es satt - satt bis obenhin!«
Sie setzte sich und hieb mit den geballten Fäusten auf den Tisch.
»Dickie und Zara Manfield sind mir egal; sie bedeuten mir nicht das geringste. Aber ich verachte und verabscheue die Methoden, mit denen du alles über sie herausgefunden hast, mit denen du mein Hirn vergiftet hast, fast noch ehe ich sie richtig kannte, und jetzt ist es so weit, dass ich jedes Mal, wenn sie mich um eine Zigarette bitten, vermute, dass sie es in Wirklichkeit auf mein Bankkonto abgesehen haben.«
Mr. Garson warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
»Ich muss in die Stadt. Lade zu der Party ein, wen du willst. Aber wenn du das nächste Mal über mein Geld die Nase rümpfst, dann denk daran, dass du das Leben ohne Geld sehr ungemütlich finden wurdest und dass die Welt ganz und gar nicht der warme, gemütliche Ort ist, als der sie dir jetzt erscheint.«
»Warm und gemütlich!« stieß Elita aus. »Dass ich nicht lache! Umgeben von deinen Speichelleckern, bewacht, behütet und eingesperrt. Ich könnte ebenso gut in einem östlichen Harem leben.«
»Du solltest die Welt da draußen mal kennenlernen. Ich bezweifle, dass der Nordwestwind der Armut dir so gut gefallen würde.«
»Eine ausgezeichnete Idee. Genau das werde ich tun. Du glaubst wohl, weil du mich in Gold gebettet aufgezogen hast, konnte ich jetzt nicht ohne leben, und weil ich mir immer alles kaufen konnte, ohne über den Preis nachdenken zu müssen, konnte ich nicht mit wenig Geld auskommen. Nun, genau da irrst du dich.«
Mr. Garson warf einen Blick auf die Uhr über dem Kamin.
»Eines Tages wirst du mich davon überzeugen müssen, dass du recht hast«, tröstete er sie. »Bis dahin sei ein braves Mädchen, iss dein Frühstück und lade die Manfields - oder wie immer sie heißen - übers. Wochenende ein.«
Einen Moment lang konnte Elita nicht antworten. Sie stand nur da und schaute ihn mit riesengroßen, dunklen Augen in dem kleinen, spitzen Gesicht an.
Sie war nicht einmal einen Meter und sechzig groß, und in den Satinpantoffeln - anstelle der hochhackigen Schuhe, die sie normalerweise trug - sah sie eher aus wie ein Kind, wie ein trauriges, unzufriedenes Kind mit Schmollmund und einer Falte auf der weißen Stirn.
»Heb dir deine Argumente für heute Abend auf«, bemerkte Granite Garson lächelnd. »Aber vergiss nicht, dass draußen ein Bentley auf dich wartet, damit du zum Einkaufen fahren kannst, und dass unsere Zimmer hier im Hotel uns etwa dreißig Pfund am Tag kosten.«
Ehe sie Zeit hatte zu antworten, verließ Granite das Zimmer. Elita hörte die leise Stimme des Dieners, als er Mr. Garson seinen Bowler und den zusammengerollten Schirm reichte. Sie hörte, wie die äußere Tür des Apartments geschlossen wurde und wusste, dass ihr Vater gegangen war.
Sie sank auf eines der weichen Satinsofas nieder. Sie fühlte sich plötzlich erschöpft von ihrer eigenen Wut, ihrem Abscheu; und mit einem Gefühl der Hilflosigkeit erkannte sie, dass das, was sie gesagt hatte, das, was sie fühlte, auf ihren Vater vollkommen ohne Wirkung geblieben war.
Sie konnte toben und ihn anschreien, aber er schob es einfach als vollkommen belanglos beiseite. Sie war seine Tochter; sie würde tun, was er wollte, und das war’s.
Zugegeben, er hatte eingelenkt und erlaubt, dass die Manfields nach allem, was er über sie gesagt hatte, dennoch kommen und das Wochenende mit ihnen verbringen durften. Aber sie wusste jetzt, dass sie sie nie wieder sehen wollte.
So nett sie auch waren, so angenehm sie auch sein konnten, sie wurde ihnen immer misstrauen aufgrund dessen, was ihr Vater über sie herausgefunden hatte.
Beim Gedanken an das Spionagesystem ihres Vaters - sie hatte ihm schon oft gesagt, dass es nichts anderes war! - erhob sie sich vom Sofa und ging unruhig im Zimmer auf und ab. Sie hasste es! Hasste es! Manchmal hasste sie sogar ihn.
Früher war er anders gewesen. Sie erinnerte sich noch daran. Auch damals war er ehrgeizig gewesen, rücksichtslos sogar, wenn es ums Geschäft ging, aber er hatte noch eine sanfte Seite gehabt. Damals hatte ihre Mutter noch gelebt, und abends war er zu jemandem heimgekehrt, der ihn um seiner selbst willen liebte und nicht im Geringsten an seinem Geld interessiert gewesen war.
»Nicht noch mehr Millionen, John!« hatte sie ihre Mutter einmal in fast verzweifeltem Ton sagen hören. »Was sollen wir denn damit? Das können wir in tausend Jahren doch nicht ausgeben. Wir können doch nur viermal am Tag essen; und wir können nur in einem Bett schlafen.«
Ihr Vater hatte gelacht, und ohne sich um Elita zu kümmern, die die beiden mit aufgerissenen Augen beobachtete, hatte er ihre Mutter...
| Erscheint lt. Verlag | 31.1.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland |
| Verlagsort | Hatfield |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | Roman |
| ISBN-10 | 1-78867-804-4 / 1788678044 |
| ISBN-13 | 978-1-78867-804-9 / 9781788678049 |
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