Lassiter Sonder-Edition 66 (eBook)
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7797-1 (ISBN)
Isabell lächelte eisig, als sie die Waffe auf Lassiters Brust richtete. »Bleib ruhig liegen, Mister«, sagte sie kalt. »Den ersten Teil der Vorstellung haben wir nun hinter uns gebracht. Jetzt folgt der zweite Teil. Du hast deinen Spaß gehabt - und ich auch. Du wolltest mit mir spielen, Lassiter. Beinahe ist es dir sogar gelungen. Du hast mich nur gewaltig unterschätzt. Das genau war dein tödlicher Fehler ...«
WENN LASSITER MIT KATZEN SPIELT
Zuerst glaubte Lassiter an einen bösen Traum. Langsam öffnete er die Augen. Ein runder, metallischer und ziemlich kalter Gegenstand wurde gegen seine Stirn gedrückt. »Ganz ruhig liegenbleiben, Hombre!«, zischte eine Stimme. »Vorläufig passiert dir noch gar nichts, wenn du vernünftig bist.«
Etwas Mondlicht fiel durch das schmale Fenster in das Gästezimmer der Pferdewechselstation. Düster und drohend hob sich über Lassiter die Silhouette des Mannes in der Lichtbahn ab. Lassiter blieb reglos liegen. Er entspannte sich. Musste erst einmal wieder seine Gedanken ordnen.
Am Abend war er auf der kleinen Pferdewechselstation angekommen. Er hatte zu Abend gegessen, anschließend ziemlich viel Whisky getrunken – und später war er zu Bett gegangen.
Eine Bewegung an seiner Seite erinnerte ihn an das andere. Dass er nicht allein in dem schmalen Bett lag.
Ein warmer, nackter Körper berührte ihn.
»Lassiter«, murmelte eine schlaftrunkene Stimme. »Darling, was ist los? Was ...«
Sie verstummte abrupt.
Im Zimmer wurde Licht gemacht. Fast lautlos traten aus dem Hintergrund zwei weitere Männer ans Bett. Beide hielten einen Revolver in der Hand. Einer trug außerdem noch die kleine Petroleumlampe, die er vom Tisch genommen hatte.
Ein gelber Lichtkreis fiel über das Bett, in dem Lassiter mit dem Mädchen lag.
Sie hieß Henrietta, mehr wusste Lassiter nicht über sie. Kurz vor Anbruch der Dunkelheit und gut zehn Minuten nach Lassiter war sie auf der Postkutschenstation angekommen. Ihr Pferd lahmte, und sie hatte genau wie Lassiter um ein Zimmer gefragt.
Der Stationshalter hatte ihr sein zweites Gästezimmer zugewiesen.
Später war dann alles andere beinahe von selbst gekommen. Lassiter hatte sich nicht einmal Mühe gegeben.
Das war nicht nötig gewesen.
Henrietta war ein Mädchen von Rasse und Klasse. Noch jung, kaum älter als achtzehn. Rothaarig und mit gelblichgrünen Augen, aus denen das Temperament einer Raubkatze blitzte.
Ohne Umschweife war sie mit Lassiter ins Bett gestiegen.
Und jetzt dieses unsanfte Erwachen.
Was hatte das alles zu bedeuten?
Die Revolvermündung berührte noch immer Lassiters Stirn. Im Lichtschein der Petroleumlampe konnte Lassiter das Gesicht des Mannes sehen. Es war ein hageres Gesicht, scharfkantig und verwegen. Ein sandfarbener Walrossschnurrbart hing lang über die Mundwinkel.
Dieser Mann war gefährlich.
Außerdem erfüllte ihn heiße Wut, die er nur schwer unter Kontrolle halten konnte. Lassiter erkannte es deutlich. Und er ahnte bereits gewisse Zusammenhänge.
Dieser Mann war eifersüchtig. Und Eifersucht hatte schon manchen wilden Burschen zur reißenden Bestie werden lassen.
Lassiter seufzte unwillkürlich.
Wenn es so war, dann hatte er noch einiges zu erwarten.
Das rothaarige Mädchen atmete tief durch.
Dann sagte sie leise, aber mit unverkennbarer Schärfe: »Lee Redfire! Was bildest du dir ein! Nimm den Revolver vom Kopf meines Freundes weg und verschwinde! Hau ab, oder ich werde dafür sorgen, dass mein Vater dich und deine Freunde aufknüpfen lässt.«
Lee Redfire hieß der Mann also. Das war ein Name, den Lassiter nicht zum ersten Mal hörte.
Er war einer von den Revolvermännern, die längst nicht für jeden ihren Kopf hinhielten. Die nur für ganz besonders mächtige Burschen arbeiteten und die für weniger als tausend Dollar nicht den kleinen Finger krumm machten.
»Ihr Vater hat uns geschickt, Miss«, sagte er kalt. »Beschweren Sie sich nur nicht bei mir! Ich werde mich bei Ihrem Vater schon für alles verantworten. – Er wird sich wohl kaum sehr freuen, wenn er erfährt, was wir hier vorgefunden haben. – So, und jetzt ...«
Er sprach den Satz nicht zu Ende.
Mit einem schnellen Griff der linken Hand packte er den Saum der Leinendecke und riss sie zurück.
Das nackte Mädchen stieß ein zorniges Fauchen aus und sprang aus dem Bett.
Lee Redfire und seine beiden Begleiter grinsten wölfisch.
Nun trat Redfire einen Schritt zurück und machte eine auffordernde Bewegung mit dem Revolver.
»Raus aus der Falle, Hombre! Zieh dich an und mach nicht zu viel unnötigen Radau! Wir wollen die anderen Leute nicht in ihrer verdienten Nachtruhe stören.«
»Du bist verdammt rücksichtsvoll, Redfire«, bemerkte Lassiter grinsend und setzte sich auf. Gelassen griff er dann nach seinen Kleidungsstücken, die neben dem Bett auf einem Stuhl lagen, und ebenso gelassen zog er sich an.
Die drei Revolvermänner betrachteten ihn wachsam.
»Hat sie dir nicht gesagt, wer sie ist, Hombre?«, fragte Lee Redfire. »Oder hast du sie nicht wenigstens danach gefragt?«
»In solchen Fällen bin ich nicht neugierig«, brummte Lassiter. »Das andere ist nur wichtig.«
»Oder brauchtest du vielleicht gar nicht neugierig zu sein?«, murmelte Lee Redfire nachdenklich. »Es könnte ja auch sein, dass das alles ein abgekartetes Spiel war von deiner Seite aus.«
Lassiter hatte keine Ahnung, was Redfire meinte.
Er war zufällig auf diese Station gestoßen. Er kam von Süden, von Mexiko herauf, hatte sich ein paar Nächte lang mit dem Himmel zudecken müssen und war froh gewesen, endlich mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen.
Dass ihm dabei noch dieses Mädchen begegnet war, gehörte zu den Zufällen, die das Leben manchmal mit sich brachte. »Wer, zum Teufel, ist sie denn?«, fragte Lassiter.
»Henrietta Custer.«
Der Name Custer ließ Lassiter aufhorchen. Natürlich war ihm vom ersten Augenblick an klar gewesen, dass dieses Mädchen bestimmt nicht die Tochter eines armen Mannes war. Das sah man schon an der teuren Kleidung, die sie trug.
»Clark W. Custer?«, fragte er überrascht.
Redfire nickte mit schmalem Grinsen.
»Und wer bist du, Hombre?«
Lassiter nannte seinen Namen.
Jetzt zeigte Redfire Überraschung.
»Du bist der Lassiter?«, stieß er heiser hervor. »Oder bist du vielleicht nur sein Namensvetter?«
Lassiter zuckte die Schultern. »Spielt das eine Rolle?«
Er war gerade in seine Stiefel geschlüpft und stand nun vollständig angezogen da. Auch das Mädchen trug seine knappsitzende Reitkleidung aus weichgegerbtem Wildleder.
»Los dann!«, befahl Redfire, ohne auf Lassiters letzte Frage einzugehen. »Alles andere wirst du erfahren, wenn wir auf der Ranch sind.«
Henrietta nickte Lassiter aufmunternd zu.
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Lassiter«, sagte sie zuversichtlich. »Mein alter Herr wird dir kein Haar krümmen. Das verspreche ich dir.«
Lee Redfire stieß Lassiter mit dem Revolverlauf an.
»Geh voraus, Hombre!«, sagte er. »Und ich rate dir, nicht auf krumme Gedanken zu kommen. Wir werden verdammt wachsam sein.«
Lassiter öffnete die Zimmertür. Sie befanden sich im Erdgeschoss des Stationsgebäudes. Der Stationshalter schlief mit seiner Frau und den drei Kindern im Obergeschoss.
Das Quartier seiner beiden mexikanischen Gehilfen befand sich in einem kleinen Anbau des Hauses.
»Und verhalte dich ruhig!«, zischte Redfire warnend, als sie hinaus in den halbdunklen Flur traten. »Ich möchte hier kein unnötiges Aufsehen haben!«
Lassiter ging schweigend voraus. Am Ende des schmalen Flurs befand sich die Tür, die hinaus auf den Hof führte.
Im Haus herrschte tiefe Stille. Entweder hatten die Bewohner wirklich nichts von dem nächtlichen Eindringen der drei Revolvermänner bemerkt, oder aber sie hielten sich zurück, weil sie aus irgendeinem Grunde Angst hatten.
Die zweite Möglichkeit erschien Lassiter näherliegend.
Clark W. Custer war einer der ganz Großen in diesem Land. Ihm gehörte eine riesige Ranch, auf deren Gebiet zwei oder drei einträgliche Silberminen lagen. Nähere Einzelheiten wusste Lassiter nicht, aber die würde er wohl bald erfahren.
Ungehindert traten sie hinaus in die mond- und sternenhelle Nacht. Das Haus lag weiterhin still und wie verlassen in der Nacht.
Hinter dem weiträumigen Corral wartete auf sie ein weiterer Mann mit sechs gesattelten Pferden. Lassiters grauer Wallach war auch dabei. Für das Mädchen hatten sie ein Tier des Stationshalters gesattelt. Genaugenommen war das Pferdediebstahl, aber die Männer schien das nicht im Geringsten zu kümmern.
Sie saßen auf und ritten langsam in die Nacht hinein. Drei der Männer ritten ständig so, dass sie Lassiter im Auge behalten konnten.
Nach einer Weile trieb Lee Redfire seinen Rapphengst an Lassiters Seite.
»An deiner Stelle würde ich nicht so ruhig sein, Lassiter«, meinte er. »Der Boss ist im Moment verdammt schlecht gelaunt.«
»So?«, murmelte Lassiter gleichmütig. »Und was habe ich damit zu tun, Redfire?«
Redfire antwortete nicht.
Das Mädchen, das an Lassiters linker Seite ritt, sagte zornig: »Was soll diese ganze Geheimniskrämerei, Lee Redfire? Wenn ich nach Hause komme, werde...
| Erscheint lt. Verlag | 15.2.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • Cassidy • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g f barner • Indianer • Karl May • Kindle • Klassiker • Laredo • Männer • Nackt • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wyatt-Earp |
| ISBN-10 | 3-7517-7797-0 / 3751777970 |
| ISBN-13 | 978-3-7517-7797-1 / 9783751777971 |
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