Lassiter Sonder-Edition 65 (eBook)
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7757-5 (ISBN)
'Weg von hier!', schrie Lassiter dem Girl zu. Dann hielt er das brennende Zündholz an die Lunte. Es zischte und sprühte. Schnell fraß sich die Flamme weiter. Lassiter hob mit beiden Armen das Pulverfass hoch. Die Verfolgermeute war nur noch eine Viertelmeile von ihm entfernt. Lassiter zählte bis zwanzig. Dann stieß er mit aller Kraft die Tonne von sich, sah, wie sie auf den Boden prallte und den Hang hinabrollte. Genau auf die Banditen zu ...
LASSITER HEIZT
DIE HÖLLE AN
Fest vertäut lag das Riverboat Aurora am Pier von War Path Landing. Fast erstickt vom Rauschen des wild dahinschießenden Flusses und dem dumpfen Dröhnen des mächtigen Schiffsrumpfes, durchdrang das ängstliche Wimmern einer Frau die Nacht. Lassiter drehte lauschend den Kopf.
»Du gemeine, doppelzüngige Hure!«, knurrte eine Männerstimme. »Ich schwöre dir, du hast mich das letzte Mal an der Nase herumgeführt.«
Lautlos öffnete Lassiter die Tür seiner engen Kabine und glitt hinaus. Im fahlen Licht des aufgehenden Mondes erkannte er die Silhouette einer Frau. Nur ein hauchdünnes Negligé verhüllte ihre festen, üppigen Körperformen.
Vor ihr stand ein bärtiger Mann. Mit einem brutalen Griff riss er ihr das zarte Gebilde aus Spitzen vom Leib.
Dieser Roman erschien erstmals im Jahr 1975 als Lassiter-Taschenbuch Nr. 65 in der Übersetzung aus dem Amerikanischen. Originaltitel: Blood River
Die Haut der Frau schimmerte wie bleicher Marmor. Ihre Brüste hoben und senkten sich unter heftigen Atemzügen. Über makellos geformte Schultern fiel die schwere Fülle ihres dunklen Haares.
Wieder ertönte das leise Wimmern. Die Augen der Frau waren weit vor Entsetzen.
Lassiter erinnerte sich sofort.
Er hatte die Frau gesehen, als sie kurz vor Sonnenuntergang an Bord der Aurora kam.
Der Bärtige stieß die Frau von sich. Sie taumelte gegen das Geländer des Kabinendecks. Der Kerl setzte nach und schlug ihr mit dem Handrücken rechts und links ins Gesicht. »Ich werde dich den Fischen zum Fraß vorwerfen, Sweetheart«, zischte er, außer sich vor Wut. »Du hast es nicht anders verdient mit deinen betrügerischen ...«
Lassiter schnellte vor.
Mit ein paar pantherartigen Sätzen erreichte er das seltsame Paar. Seine Linke packte die Schulter des Mannes, die sich hart wie das Holz der Reling anfühlte, und riss sie herum.
Der 44er schimmerte plötzlich in seiner Rechten. Aber Lassiter dachte nicht daran, durch einen Schuss das ganze Boot zu alarmieren.
Der Kolben des Revolvers landete krachend auf dem Schädel des Bärtigen. Der Getroffene verdrehte die Augen und fiel steif vornüber auf die Planken des Kabinendecks.
Lassiters Blick fiel auf die Frau. Sie stand da mit hängenden Armen, wie gelähmt vom Schreck. Ohne den Versuch zu machen, ihre Blöße vor dem plötzlich aufgetauchten Fremden zu bedecken, schaute sie ihn mit großen Augen an.
Sie war barfuß. Warum, zum Teufel, verlässt sie in dieser Aufmachung ihre Kabine, fragte sich Lassiter. Oder hatte der Kerl sie nach draußen gezerrt, um sie in den Kiskadee River zu stoßen? Das hätte den Tod für sie bedeutet. Ein guter Schwimmer konnte sich vielleicht in dieser schäumenden und brodelnden Hölle über Wasser halten, aber die schroff aufsteigenden Canyonwände, die den Kiskadee säumten, machten ein Entkommen unmöglich.
Ungefähr vor vier Stunden war die Frau mit einer einzigen Reisetasche an Bord gekommen. Der Besitzer dieses altersschwachen Seelenverkäufers, ein wohlbeleibter, drolliger Typ mit rötlich schimmerndem Backenbart und knallroter Nase, hatte seine Mütze tief vor ihr gezogen, den dazugehörenden Kratzfuß gemacht und sie mit einem Schwall von Worten empfangen. »Oh, Mrs. Follard, Madam. Willkommen an Bord der Aurora. Ich bin Captain Isaac Strunk, wie Sie sich von Ihrer letzten Reise stromaufwärts sicher noch erinnern werden. Tja, das sind jetzt auch schon zwei Jahre her. Sie waren damals noch in Begleitung des Colonels. Bei der Gelegenheit möchte ich nicht versäumen, Ihnen meine Anteilnahme zu dem herben Verlust Ihres hochgeschätzten Gatten auszusprechen.«
»Ich danke Ihnen«, hatte sie geantwortet und die Augen niedergeschlagen, die von einem rauchigen Grau waren, wie Lassiter feststellte. »Würden Sie die Freundlichkeit haben und mir meine Kabine zeigen?«
Follard ...
Lassiter kannte diesen Namen bereits. Anson Brett in Denver hatte ihn genau informiert.
Seit einem Jahr war sie Witwe. Als sie in ihrem hellgrauen Reisekostüm hinter Captain Strunk herschritt, machte sie allerdings kaum den Eindruck einer trauernden Hinterbliebenen. Der knöchellange Rock bewegte sich rhythmisch im Takt ihrer schaukelnden Hüften, und unter dem feinen Stoff zeichnete sich deutlich die Form ihrer runden Schenkel ab, die Lassiter nun im Licht des Mondes unverhüllt vor sich hatte.
»Kommen Sie«, sagte Lassiter. »Ich bringe Sie hinein.«
Verwirrt blickte die Frau den großen Mann an. »Wer – sind Sie?«, kam es stockend von ihren Lippen. Aber noch bevor Lassiter antworten konnte, glitten ihre Augen über die Gestalt, die reglos zu ihren Füßen lag. Ein Beben erfasste sie. »Ist er – tot?«, wollte sie wissen.
»Nein«, entgegnete der große Mann.
»Dann töte ihn!«, brach es aus ihr hervor. »Jetzt. Auf der Stelle.«
Unversöhnlicher Hass schwang in ihrer Stimme. Das schöne Gesicht wirkte wie versteinert. Sie warf sich Lassiter an die Brust und umklammerte seine Arme.
»Ich gehe mit Ihnen, wohin Sie wollen, tue alles, was Sie von mir verlangen, wenn Sie ihn nur umbringen. Jagen Sie dem Kerl eine Kugel in den Kopf und werfen Sie ihn in den Fluss!«
Sie benutzte ein Parfum, das nach Flieder duftete. Lassiter spürte den festen Druck ihrer Brüste. Sie bot sich ihm an, und der große Mann spürte, wie das Verlangen in ihm wuchs.
Dennoch trat er einen Schritt zurück und machte sich von ihr frei.
»Weshalb?«, fragte er scharf. »Was für einen Grund haben Sie, seinen Tod zu wünschen?«
Die Frau gab keine Antwort. Sie starrte auf den Mann am Boden, drückte ihre Rechte zur Faust geballt gegen die Zähne und begann unschlüssig an einem Fingerknöchel zu nagen. Dann flüsterte sie: »Bitte, tun Sie es. Er wollte mich umbringen ... ich schulde ihm nichts ...«
Lassiters Blick wanderte spähend das Deck entlang. Es war alles ruhig. Nichts rührte sich.
»Fehlanzeige, Lady. Werde nicht einmal den kleinen Finger krumm machen, solange Sie mir nicht seinen Namen verraten und mir einen wirklich stichhaltigen Grund nennen, weshalb Sie ihn ersäufen wollen ...«
Eine dunkle Gestalt bog um die Ecke, geduckt huschte sie über den Kabinengang heran. Im letzten Augenblick wandte Lassiter den Kopf, sah den Mann, der hinter ihm zum Sprung ansetzte.
Lassiter wollte herumwirbeln, als der Angreifer ihm bereits eine Schulter in den Rücken rammte. Die Wucht des Anpralls zwang Lassiter auf die Knie.
Nicht viel hätte gefehlt, und der große Mann wäre von dem Unbekannten, der sich auf nackten Füßen lautlos angeschlichen hatte, überrumpelt und über die Reling gestoßen worden.
Mit beiden Händen fing Lassiter den Sturz ab, sprang in die Hocke und war blitzschnell wieder auf den Beinen. Keine Sekunde zu früh. Sein Gegner setzte zu einem neuen Rammstoß an.
Ein rascher Sidestep, instinktiv von Lassiter ausgeführt, und der Stoß ging ins Leere. Der große Mann fuhr herum.
Der andere prallte gegen die Reling, stieß sich geistesgegenwärtig davon ab, kreiselte um die eigene Achse und rückte geduckt auf Lassiter zu. Das Gesicht zu einem höhnischen Grinsen verzogen, knurrte er: »Sprich ein Gebet, du Bastard! Dein letztes Stündlein hat geschlagen. In wenigen Augenblicken fährst du zur Hölle!«
Lassiter lächelte dünn. Er fürchtete keinen Gegner, den er vor sich sah. Jetzt war er selbst in der Position des Überlegenen.
Er sollte sich irren.
Der Bärtige, den Lassiter mit einem Hieb seines 44ers außer Gefecht gesetzt hatte, war aus seiner Ohnmacht erwacht. Er rappelte sich auf, pumpte seine Lungen voll Luft und kam seinem Kumpan zur Hilfe.
Er schleuderte die Frau zur Seite und rief: »Überlass ihn mir, Suggs. Ich mache Hackfleisch aus dem Dreckskerl.«
Für einen kurzen Moment wurde Suggs abgelenkt. Lassiter nutzte die Chance und drosch ihm die Faust, die noch den Revolver umspannte, in den Bauch. Suggs taumelte rückwärts. Zum ersten Mal hatte Lassiter Zeit, sich den Burschen näher anzusehen.
Der große Mann sah ein kantiges Kinn, buschige Augenbrauen, ein von Narben übersätes Gesicht. Suggs trug keinen Hut, das Haar fiel ihm in langen Strähnen auf die Schultern.
Lassiters Hieb hätte einen Bären zu Fall bringen können, aber Suggs schüttelte sich und wollte erneut zum Angriff übergehen.
Der andere streckte den Arm aus und hielt den Narbengesichtigen fest. »Lass mich an ihn ran!«, keuchte er.
»Eine Sekunde noch, Sir«, japste Suggs, »dann können Sie dem Hundesohn den Rest geben.«
Er hatte den Mund zu weit aufgerissen. Eine Sekunde später war's um ihn geschehen.
Suggs hechtete, die Hände zum Würgegriff geformt, auf Lassiter zu.
Der große Mann ließ plötzlich seinen Colt fallen, ging federnd in die Knie, umklammerte gedankenschnell das rechte Handgelenk seines Gegners...
| Erscheint lt. Verlag | 1.2.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • Cassidy • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g f barner • Indianer • Karl May • Kindle • Klassiker • Laredo • Männer • Nackt • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wyatt-Earp |
| ISBN-10 | 3-7517-7757-1 / 3751777571 |
| ISBN-13 | 978-3-7517-7757-5 / 9783751777575 |
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