Tödliche Vernissage (eBook)
506 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7693-6442-2 (ISBN)
Olav Esters ist 1966 in Essen (Ruhrgebiet) geboren. Schon in frühester Kindheit begann er sich für Kriminalromane zu interessieren. Einer seiner Lieblingsorte war die Stadtteilbibliothek. Dort verschlang er die klassische Kriminalliteratur von Agatha Christie, Edgar Wallace oder Arthur Canon Doyle. Es dauerte noch über dreißig Jahre, bis der ausgebildete Werbetexter, Wirtschaftswissenschaftler und Verkaufsexperte seinen ersten eigenen Kriminalroman veröffentlichte. Mit ´Tödlicher Vernissage´ gelang ihm 2023 sein Debüt als Kriminalautor. Die Bewertungen, der auf fünf Bänden angelegten Krimi-Serie um den fiktiven Essener Ermittler Sebastian von Plaunheim, gaben ihm Motivation, die Serie weiterzuführen. Ein Jahr später erschien Band zwei ´Bleib oder stirb!´ der neuen Erfolgsserie. Band drei wird von seinen Fans schon sehnsüchtig erwartet.
ZWEITER TEIL
2.1
Sonntagabend, 19:00 Uhr
Sebastian befuhr die A3 Richtung Arnheim. Das kleine Blaulicht auf dem Autodach signalisierte anderen Fahrern, dass er es eilig hatte. Die Autobahn war an diesem Sonntagabend ausnahmsweise mal sehr ruhig. Nur wenige Lkws mit Sonntagsfahrgenehmigung verstopften die rechte Spur und ließen so den Familientransportern mehr Platz. An der verhaltenen Reaktion der anderen Fahrer konnte er erkennen, dass viele die Kombination aus Oldtimer und Blaulicht nicht verbinden konnten. Trotzdem kam Sebastian sehr schnell voran.
Im Radio kündigten sie die neunzehn Uhr Nachrichten mit tagesaktuellen Hiobsbotschaften an. Beim Abgleich zwischen Uhrzeit und Sonnenuntergang bemerkte Sebastian erstmals bewusst, dass die Tage wieder länger wurden. Jedes Jahr viel es ihm schwerer, die lange, dunkle Winterzeit durchzuhalten, in der das Sonnenlicht sich an manchen Tagen nur in homöopathischen Dosen blicken ließ. Heute stand die rote Abendsonne schon sehr tief über dem Niederrhein und färbte die Autobahn in ein violett-rotes Licht, welches Sebastian an die Odyssee eines brennenden Rom erinnerte. Das rote Abendlicht führte dazu, dass die Wälder auf der Höhe von Wedau wie mit einem Blaufilter fotografiert wirkten. An all das dachte Sebastian, während er mit Höchstgeschwindigkeit am Autobahnkreuz Kaiserberg auf die A40 wechselte.
Sebastian war gespannt, wie Helge von Anstedt wohl umgekommen war. Der Zeitpunkt überraschte Sebastian. Von Anstedt hatte einen guten Anwalt, der für ihn das bestmögliche Strafmaß herausgeholt hätte. Mit großer Wahrscheinlichkeit wäre das Verfahren gegen Zahlung einer Geldbuße eingestellt worden. Jetzt musste sein Team wegen eines Tötungsdeliktes ermitteln und herausfinden, welchen Hintergrund die Tat besaß.
Sebastian bog rechts an der Autobahnabfahrt Wittinghofer Straße ab. Nur noch wenige Meter, dann hatte er seinen Zielort erreicht. Er merkte jedes Mal, wie seine Anspannung und der Adrenalinspiegel stiegen, wenn er sich einem Tatort näherte. Die Polizisten wussten nie, welche Situation, welche Tragödie, welche menschlichen Schicksalsschläge sie vor Ort antreffen würden. Er bog rechts in den Winkhauser Talweg ein und sah auf den ersten Blick die drei silberblauen Streifenwagen und einen großen roten Rettungswagen vor dem Haus der von Anstedt stehen. Das zitternde Blaulicht und die offenen Türen des Rettungswagens mit dem hellen weißen Schein des Innenraums erhöhten die Dramatik der Szenerie und gaben ihr ein apokalyptisches Aussehen.
Der Eingang des Hauses war von den Kollegen des Streifendienstes mit rotem Polizeiband abgeriegelt worden. So wollte man die Nachbarn, deren Neugier durch die filmreife Szene geweckt war und die sich in der Hoffnung versammelten, mit ein paar Schnappschüssen ihre Sozialmedia-Bekanntheit zu steigern, fernhalten.
Sebastian parkte seinen Mercedes hinter dem hellbeleuchteten Rettungswagen, stieg aus und zeigte dem uniformierten Kollegen seinen Dienstausweis. Sebastian ging in Richtung Haus und sah schon von außen, dass die Kollegen der Spurensicherung in ihren weißen Ganzkörper-Schutzanzügen an der Arbeit waren. Bosbach erblickte Sebastian und kam ihm wie immer mit guter Laune entgegen.
„Wir haben a Leich“, begrüßte Bosbach ihn mit seinem Lieblingssatz aus der Vorabendserie ´Rosenheim Cops´.
„N´abend Bosbach. Spurensicherung schon bei der Arbeit?“ fragte Sebastian obligatorisch.
„Ja, du müsstest dir auch eben etwas überziehen, dann kannst du reinkommen.“
Bosbach wies auf eine Tasche mit weißen Schutzanzügen in Einheitsgröße Mega-XL. Daneben lagen weiße Latex-Einweghandschuhe sowie Schuhüberzieher. Sebastian kannte die Prozedur und kam der Aufforderung nach.
„Was wissen wir bisher?“
„Circa achtzehn Uhr dreißig kam seine Frau mit ihrer Mutter nach Hause. Sie wollten einige private Sachen holen, da Frau von Anstedt erst einmal bei ihrer Mutter eingezogen war, um etwas Abstand von ihrem Mann zu bekommen. Im Haus brannte kein Licht, was darauf hinweist, dass der Mord wohl bei Tageslicht passierte. Die Wohnung war ruhig. Frau von Anstedt ging direkt nach oben, packte im Schlafzimmer ihre Sachen zusammen, lief dann noch einmal durch das Haus und fand ihren Mann im Wohnzimmer auf dem Boden liegend. Tot“, erklärte Bosbach, als wenn er dies noch einmal unterstreichen müsste.
„Wo war ihre Mutter während der Zeit?“
„Die saß in der Küche und rauchte sich eine. Sie ist nicht mehr so gut zu Fuß.“
Im Haus kamen ihnen mehrere Kolleginnen und Kollegen der Spurensicherung entgegen. Helge von Anstedts Leiche lag im Wohnzimmer hinten links auf dem Boden, die Augen geschlossen, den Rücken blutüberströmt. Er wirkte wie ein Fremdkörper in seinem eigenen Haus.
„Wie ist er umgekommen?“, fragte Sebastian, während sie sich dem Leichnam näherten.
„Er wurde mit mehreren Messerstichen – wir zählen bisher sechs – von hinten erstochen.“
„Was ist mit der Tatwaffe?“, fragte Sebastian, während beide den Toten erreichten.
„Die ist bisher nicht aufgefunden worden. Der Täter hat die Waffe wohl als Andenken mitgenommen“, erklärte Bosbach mit seinem typischen Humor.
„Das wäre ja nicht das Schlechteste. Gut, lass die Kollegen die Umgebung im Umkreis von fünfhundert Metern absuchen. Gebüsch, Mülleimer und so weiter. Vielleicht hat der Täter die Waffe im Affekt weggeworfen“, gab Sebastian Anweisung und beugte sich zum Opfer herunter.
Der Tote lag etwas versteckt hinter dem Esstisch und war von Eingang und Flur nicht direkt zu sehen. Frau von Anstedt würde ihren Mann erst gesehen haben, als sie das Wohnzimmer betrat.
Sebastian schaute sich den Toten etwas genauer an und fragte: „Hat jemand die Leiche bewegt?“
„Leider ja. In ihrer Panik hat Frau von Anstedt den Toten umgedreht und in den Arm genommen. Sie dachte, er würde noch leben und wollte wohl erste Hilfe leisten. Dadurch sind sehr viele Spuren verwischt worden“, erklärte Bosbach.
„Macht uns die Arbeit nicht einfacher, aber irgendwie auch verständlich. Er war ihr Ehemann“, meinte Sebastian versöhnlich. „Wie geht es ihr?“
„Den Umständen entsprechend. Mutter und Tochter sitzen draußen im RTW und haben ein Beruhigungsmittel erhalten.“
„Gibt es Einbruchspuren?“
„Nein, keine Einbruchspuren. Die Haustür war nur in das Schloss gezogen. Die Kollegen vom Streifendienst, die als erstes vor Ort waren, haben ein paar Fotos geschossen, nachdem sie den Tod feststellten“ meinte Bosbach und winkte einer jungen Polizistin zu, die gerade am Eingang mit einem uniformierten Kollegen sprach. Durch die Tür kam die junge Polizistin, die Sebastian schon von der Ruhestörung hier im Haus kannte.
„Wir kennen uns doch?“ fragte Sebastian überrascht.
„Ja, Kommissarin Nadine Buschmann. Mein Kollege und ich waren auch bei der ersten Ruhestörung vor Ort.“
Sie zeigte den beiden Männern ein paar Fotos auf ihrem Mobiltelefon. Sebastian und Bosbach standen rechts und links von ihr und schauten interessiert zu.
Auf den Fotos sah man Helge von Anstedt auf dem Boden liegend. Oberkörper und Rumpf waren verdreht, was darauf schließen ließ, dass er nachträglich bewegt wurde. Der Bauchraum zeigte wenig Blutspuren, während sein Rücken mit rotem Blut durchtränkt war. Die erste Spurenlage ließ die Erkenntnis zu, dass er von hinten erstochen wurde, dann bäuchlings liegen blieb und durch seine Frau auf den Rücken gedreht wurde. Mehrere Einstiche deuteten auf eine emotionale Tat hin. Ein Stuhl lag umgekippt neben dem toten Körper.
„Die Bilder geben Sie bitte unserer KTU zur Beweissicherung“ erklärte Sebastian der jungen Polizistin, dann wandte sich Sebastian wieder dem Toten zu. Sein Rücken war von den Kollegen freigelegt worden. Zu sehen war ein blutdurchtränktes Szenario, das durch mehrere Stichwunden verursacht wurde. Sebastian zählte sechs mit unterschiedlicher Breite und Dicke.
„Hier war aber jemand sauer“, stellte Sebastian schnell fest.
„Oder der Täter wollte sichergehen, dass er wirklich tot war“, meinte Bosbach.
„Sieht mir mehr nach einer Handlung im Affekt aus. Spielen wir die Szene doch mal nach …“, dachte Sebastian laut und ging in den Flur, während Bosbach unaufgefordert folgte. „Von Anstedt ließ den Täter in das Haus.“ Sebastian öffnete die Eingangstür und stellte Bosbach als Gast in den Flur. „Sie werden ein paar Worte miteinander gesprochen haben, dann lud von Anstedt den Täter ein, in das Haus zu kommen.“ Er machte eine einladende Handbewegung zu Bosbach. „Vielleicht gingen sie dann zuerst in die Küche.“ Sebastian ging in die Küche und drehte sich zu Bosbach um. „Es könnte zu einem Streit gekommen sein. Helge von Anstedt will dem Streit aus dem Weg gehen und geht in Richtung Wohnzimmer.“
„Während sich der Täter ein Küchenmesser...
| Erscheint lt. Verlag | 8.1.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Ein Fall für Sebastian von Plaunheim |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Schlagworte | Ermittler • Essen • Krimi • Kriminalroman • Mord • Ruhrgebiet • Spannung |
| ISBN-10 | 3-7693-6442-2 / 3769364422 |
| ISBN-13 | 978-3-7693-6442-2 / 9783769364422 |
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