This much is true (eBook)
421 Seiten
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
9783967974300 (ISBN)
Hope hatte nie vor, sich zu betrinken und auf dem Rücksitz eines Autos einzuschlafen. Doch als sie aufwacht, ist sie meilenweit von Zuhause entfernt und blickt in die wütenden Augen eines äußerst gutaussehenden Mannes.
J.R. bringt es nicht übers Herz, Hope am Straßenrand stehenzulassen. Gemeinsam mit seinem Bruder Scout beginnt für die drei ein unerwarteter Road Trip. Während Hope versucht, die schweren Ereignisse der letzten Zeit hinter sich zu lassen, kämpft J.R. gegen Vorurteile und für das Wohl seines Sohnes.
Wird Hope in J.R.s Nähe den Mut finden, sich ihren Ängsten zu stellen? Und kann J.R. lernen, dass Liebe manchmal die stärkste Waffe im Kampf gegen die Widrigkeiten des Lebens ist?
1
Hope
Ich hätte nicht gleich die ganze Flasche Wein trinken sollen.
Die Meeresbrise wirbelt mir die blonden Haare aus dem Gesicht und drückt mir das Kleid gegen die Beine. Ich wickele meinen kuscheligen Mantel enger an mich. Als ich meine Lippen befeuchte, schmecke ich Salz auf der Zunge.
Heute Abend ist es hier draußen ziemlich ungemütlich, mit heftigem Wind und wild brechenden Wellen, aber genau das passt zu meiner Stimmung. Denn auch in mir tobt ein wüster Sturm, und alles um mich herum scheint im Chaos zu versinken …
Der Strandweg an der Bucht von San Francisco wirkt wie ausgestorben – genauso wie alles seit dieses schreckliche Virus uns heimsucht –, und auch ich kürze den unruhigen Spaziergang ein Stück in Richtung Brücke ab.
In der Ferne ragen die zwei riesigen roten Türme auf, verbunden durch eine Kette von Lichtern. Wie ein Schiff, das in der Dunkelheit vorbeituckert.
Ich schließe die Augen und stelle mir vor, dass ich mitten in einem Hitchcock-Film gelandet bin … oder in diesem Film mit Mike Myers: Liebling, hältst du mal die Axt?
Als ich in eine Kuhle im Sand trete und stolpere, fällt mir die leere Flasche aus der Hand. Sie kommt mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden auf, aber ich gehe einfach weiter. Natürlich sollte ich mich umdrehen und sie aufheben, sollte sie mitnehmen und in den Altglascontainer werfen. Schließlich bin ich eine verantwortungsbewusste Bürgerin. Doch ich tue es nicht.
Ich gehe einfach weiter.
Große Felsen trennen mich von dem Weg, der zur Brücke hinaufführt. Was sich geradezu symbolisch anfühlt. Ich blicke zu dem Bauwerk aus Stahl und Kabeln hinauf und stimme meinen liebsten ABBA-Song an: »I have a dream …«
Meine Stimme zittert, aber das ist mir egal. Schließlich straffe ich die Schultern und schmettere meine täglichen Bekräftigungs-Worte:
Ich mache meine Sache besser, als ich denke.
Meine Zukunft ist golden, und ich habe meine besten Tage noch vor mir.
Ich bin stark genug, alles zu schaffen, was vor mir liegt.
Mein Leben ist nicht vorbei, und ich werde nicht kampflos aufgeben.
Aber ich bin so schrecklich müde. Und bin mir gar nicht mehr sicher, ob ich an die Sprüche überhaupt noch glaube.
Also ziehe ich mein Handy raus und schreibe an meine beste Freundin Yarnell.
Wie lange brauche ich wohl, um nach Half Moon Bay zu laufen?
Ich habe nämlich gerade das Gefühl, ich könnte die ganze Nacht durchmarschieren.
Als sie antwortet, vibriert das Handy in meiner Hand.
Wieso solltest du den ganzen Weg bis zu mir laufen?
Während ich auf die Worte starre, schwanke ich leicht. Ich drücke auf das Telefon-Symbol. Ich muss jetzt eine Stimme hören.
»Wenn du bei mir vor der Tür stehst, lass ich dich erst rein, wenn ich bei dir Fieber gemessen habe. Nicht, dass du mir das Virus anschleppst.«
Meine Freundin ist so eine Dramaqueen …
»Ich habe eine existenzielle Krise!«
»Du bist so eine Dramaqueen!«
Mir bleibt der Mund offen stehen. »Das sagt die Richtige!«
»Aber jetzt erklär’s mir: Warum willst du den ganzen Weg herlaufen? Nimm doch das Auto!«
Ich atme tief durch, räuspere mich und blicke in Richtung Sonnenuntergang. Alles, damit ich nicht losheule.
»Ich hab Metallicar verkauft.«
»Was?« Sie keucht laut auf. »Neeeein!«
»Doch. Es wird morgen abgeholt. Ich bin jetzt offiziell am Ende.«
Und ich fühle mich schrecklich dabei.
Schon vor Jahren haben wir Dads geliebten schwarzen 1967er-Chevy Impala »Metallicar« getauft, nach unserer Lieblings-Fernseh-Serie Supernatural.
Dad hat mir das Auto überlassen, bevor er nach seiner Knie-OP zur Reha gefahren ist. Er sollte dort nur für ein paar Wochen sein … Aber dann kam die Pandemie und jetzt muss er erst mal dortbleiben, und ich bin komplett pleite.
»Das tut mir so leid, Hope.« Zumindest klingt sie jetzt nicht mehr sarkastisch. »Wo genau bist du?«
»An der Brücke.«
»Hope Eternal Hill! Was genau hast du vor?«
Ich lege mir die Hand an die Stirn und versuche, das Unwetter wegzureiben, das dahinter tobt.
»Ich denke über meinen Namen nach. Heiße ich wirklich Hope Eternal? Oder doch eher Eternal Hill? Denn es kommt mir vor, als würde der Hügel vor mir höher und höher werden …«
»Was kann ich für dich tun? Was brauchst du?«
»Einen Job, verdammt nochmal. Ich hab jetzt lange genug gewartet, dass sich alles wieder normalisiert. Noch länger pack ich es nicht.«
Seit ich wegen des Lockdowns Pancake Paradise schließen musste, mein Restaurant, in das ich jeden einzelnen Dollar gesteckt hatte, den ich besaß, wird es immer schwieriger, über die Runden zu kommen.
»Du könntest in einem der Amazon-Verteilzentren arbeiten. Das machen im Moment alle.«
»Genau, deshalb suchen die auch niemanden mehr.«
»Das ist absolut unmöglich. Die schicken doch sogar Leute ins All, um auf dem Mond das nächste Verteilzentrum aufzumachen.«
»Auf der Erde werde ich jedenfalls nicht gebraucht.«
Ich blinzele wieder zu der großen Metallbrücke hinauf und frage mich, ob ich …
Als ich klein war, hat Dad mit mir manchmal einen Spaziergang über die Brücke gemacht. Wenn wir gut drauf waren, sind wir sogar den ganzen Weg gejoggt. Oder wir sind stehen geblieben und haben auf den Pazifik geschaut. Ich habe dann immer die Ohren gespitzt, um die Engel singen zu hören …
Ich schließe auch jetzt die Augen und lausche, aber da ist nichts als Stille. Die einzigen Geräusche sind das Pfeifen des Windes und das Donnern der Wellen.
Früher habe ich sie gehört.
Am Rand der Brücke bewegt sich etwas, und ich glaube, da steht jemand. Ein ganzes Stück entfernt. Ein Mann.
»Hörst du mir überhaupt zu?« Die Stimme meiner Freundin reißt mich zurück.
»Entschuldige. Was hast du gesagt?« In meinem Kopf dreht sich alles, ich kann nicht klar denken. Zu viel Wein.
»Weißt du noch, als wir klein waren? Wer hat damals erklärt, wir können unseren Limo-Stand retten, obwohl Mrs. Blackburn alle Zitronen mit ihrem Auto überfahren hatte?«
Ich schüttele in Erinnerung den Kopf. »Mrs. Blackburn war die schlechteste Autofahrerin ever. Sie hat mich zweimal fast erwischt, als ich mit dem Fahrrad unterwegs war.«
»Du warst dir sicher, dass wir ihn retten können!«, fährt sie fort. »Du hast uns nicht aufgegeben!«
»Wir hätten die Zitronen ja sowieso ausgepresst …«
»Und später, beim Football? Wer hat gesagt: ›Es ist egal, dass unser Maskottchen eine Taube ist – wir können trotzdem einen fucking kämpferischen Schlachtruf haben‹?«
»Wir waren zwölf, Yars. Ich glaube kaum, dass ich da fucking gesagt habe.«
Unsere Eltern waren friedensbewegte Super-Hippies und hätten uns niemals fluchen lassen.
»Pickt sie weg!, war der kämpferischste Schlachtruf aller Zeiten!« Ihre Stimme wird lauter, als würde sie gerade das Team anheizen.
Ich sehe die große weiße Taube auf unseren knielangen, königsblauen Sportkleidern vor mir. Gruselig.
Unsere Lerngruppe – wir wurden alle zu Hause unterrichtet – spielte zusammen Flag Football, weil unsere Eltern der Meinung waren, dass normales American Football zu Gehirnschäden und Verhaltensstörungen führen würde. Und obwohl sie versuchten, uns das Gefühl zu geben, als wären wir ganz normale Kinder, wussten wir, dass wir anders waren.
»Vielleicht war ich schon immer ein Loser und habe es bloß nicht gemerkt.«
»Du bist doch kein Loser! Du bist die stärkste Person, die ich kenne! Du hast bis jetzt alle Hürden überwunden. Und das wirst du auch weiterhin!«
Ich stelle mir vor, wie die Musik im Hintergrund anschwillt und hinter meiner besten Freundin die Lichter angehen, während das Publikum auf den Tribünen in Begeisterungsstürme ausbricht.
»Und jetzt sprich mir nach: Ich...
| Erscheint lt. Verlag | 1.2.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Taking Chances |
| Übersetzer | Sonja Fiedler-Tresp |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | This much is true |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | All in • Brittainy C. Cherry • enemies to lovers • forced proximity • From Enemies to Lovers • happily ever after • Happy End • Jennifer Snow • KEEP • Kylie Scott • Lauren Layne • Liebe • L.J. Shen • Louise Bay • Meghan March • Piper Rayne • Road Trip • single Dad • Single Dad romance • Vi Keeland |
| ISBN-13 | 9783967974300 / 9783967974300 |
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