Perry Rhodan 3317: Binas Visionen (eBook)
64 Seiten
PERRY RHODAN digital (Verlag)
978-3-8453-6317-2 (ISBN)
2.
Aurelia Bina
Der Terranische Liga-Dienst war nicht nur als interstellarer Geheimdienst tätig, sondern auch bei extremen planetaren Krisen, insbesondere auf Terra, im Einsatz.
Die Chefin des TLD, Aurelia Bina, hatte ein mobiles Einsatzmodul zur Verfügung gestellt, das in Sichtweite zu dem Brennenden Nichts und seinem Ableger geparkt war, aber jederzeit per Antigrav und Gravopak auf Distanz gebracht werden konnte.
In dem Modul befanden sich technische Labore, Besprechungsräume für den Krisenstab, Schlafröhren für Agenten, Hilfskräfte und Wissenschaftler, die im Dauereinsatz waren, sowie eine automatische Essenausgabe.
Es herrschte ständiger Betrieb, denn nach wie vor waren Evakuierungstruppen im Einsatz. Immer wieder gab es Hartnäckige, die sich weigerten, das gefährdete Gebiet zu verlassen, oder die versuchten, in die Sperrzonen vorzudringen, und es war beileibe nicht immer einfach, sie aufzuspüren.
Aurelia Bina, die die gesamten Einsätze koordinierte, wurde nicht selten vor Ort gerufen, wenn die Hilfskräfte nicht mehr weiterwussten. Zum Glück fand man mittlerweile nur noch sehr wenige Einwohner, die sich versteckt hielten – und sich vehement dagegen wehrten, ihre Wohnungen zu verlassen.
Die Posmi traf in diesem Moment bei einem Wohnblock ein, vor dem sich ungefähr ein Dutzend Menschen versammelt hatten. Wütend schrien sie die Sicherheitskräfte Terranias an, faselten von ihren Rechten, drohten Klagen und dergleichen mehr an.
Diese Verweigerer wussten nicht, dass sie die Chefin des TLD vor sich hatten und wer sie eigentlich war. Sie sahen lediglich eine mittelgroße blonde Frau vor sich, eine vermeintlich durchschnittliche Terranerin, die sich ruhig alles anhörte. Ihr Gesichtsausdruck war dabei neutral, distanziert. Nicht freundlich, aber auch nicht abweisend.
Diese Gelassenheit und das Schweigen irritierten die Verweigerer zusehends. Ihnen fiel sicherlich auf, dass die Sicherheitskräfte auf respektvolle Distanz gegangen waren; das musste ihnen seltsam vorkommen. Was mochte so Besonderes an dieser unauffällig wirkenden Frau sein, die so plötzlich aufgetaucht war? Wieso mischte sie sich ein – vor allem, ohne wie die anderen zu versuchen, zu beschwichtigen, sondern die einfach nur zuhörte?
Ein Terraner, der sich als Sprecher hervortat, meinte schließlich reichlich unhöflich: »Und was hast du nun dazu zu sagen? Wer bist du überhaupt?«
»Habe ich die Möglichkeit, nicht nur zu sprechen, sondern auch ausreden zu können?«, fragte Aurelia statt einer Antwort zurück.
»Wie ... natürlich!«, stotterte der Mann verunsichert.
Die Aggression der aufgebrachten Gruppe schlug um in Verwirrung, die Körperhaltungen wurden defensiv.
Die Terrania-Sicherheit hatte ausdauernd versucht, zu schlichten, damit konnte man umgehen und gegenhalten, mit sich ewig wiederholenden Argumenten oder Wutgeschrei. Das führte zu keinem Ergebnis, und jede Seite wurde dadurch immer aufgebrachter und ungeduldiger, bis irgendwann eine Front nachgab. Im besten Fall die der Sicherheitskräfte, so war es zumindest geplant.
Aber wie sollte man darauf reagieren, dass jemand minutenlang in völlig neutraler Haltung still dastand – und aufmerksam zuzuhören schien? Ohne zu unterbrechen, zu widersprechen oder zu widerlegen?
»Sehr schön«, sagte die Posmi, dem Tonfall nach erfreut, und lächelte kurz. Ohne die Stimme zu erheben, fuhr sie fort: »Mein Name ist Aurelia Bina, ich bin die Chefin des TLD und derzeit an diesem Ort für eure Sicherheit verantwortlich.«
»Ah, endlich jemand Verantwortlicher! Zeit wird es!«
»Ja, die Zeit wird knapp. Möchtet ihr in Sicherheit sein?«
»Was ... selbstverständlich, und ihr habt dafür zu sorgen!«
»Gut.« Sie machte eine weisende Geste. »Dann steigt bitte in den wartenden Gleiter da hinten und lasst euch in Sicherheit bringen.«
Die Wut wallte wieder hoch. »Nein, ihr sollt hier für unsere Sicherheit sorgen! Das ist eure Pflicht!«
Aurelia Bina aktivierte ein Holo und vergrößerte es, damit jeder in der Gruppe das Gezeigte erkennen konnte: Bilder von dem alles verschlingenden Brennenden Nichts, nachdem Shrell – deren Untat zur Erfindung neuer Flüche angeregt hatte – es gezündet hatte.
Illustration: Swen Papenbrock
Eine Erpresserin, eine Feindin, womöglich eine Vernichterin. Es verging keine Stunde, in der nicht irgendein Sender ihr Konterfei präsentierte und hervorhob, dass die Lage weiterhin sehr ernst war und das Ultimatum lief.
Das war auch den Verweigerern klar, niemand hatte sich dem verschließen können. Aber anscheinend musste Aurelia es noch einmal vor Ort verdeutlichen.
Dann wies sie auf die unübersehbar in der Nähe befindliche Anomalie. »Ihr kennt die Auswirkungen. Bisher haben wir keinen Weg der Löschung gefunden. Das Brennende Nichts schreitet weiter voran, und es wird bald mit dem Ableger zusammentreffen. Wir wissen nicht, welche Auswirkungen das haben wird. Es könnte passieren, dass wir auf einen Schlag verschlungen werden. Was veranlasst euch also zu der Annahme, dass wir in der Lage wären, hier vor Ort für eure Sicherheit zu garantieren?«
»Wir gehen nicht weg!«
Die wievielte Wiederholung war das?
Mehr fiel ihnen nicht ein angesichts der Tatsachen, die sie nicht wegleugnen konnten. Sie weigerten sich und wussten wahrscheinlich selbst nicht mehr, warum genau, so viele Gründe gab es dafür. Sie wollten ihr Zuhause nicht verlieren, sie wollten keine Veränderung und hatten Angst, und sie wollten aus Prinzip »dagegen« sein. Das mochten die Hauptgründe sein, aber es gab mit Sicherheit noch mehr.
Aurelia war sich dessen bewusst, aber es interessierte sie nicht. Beharrende Unvernunft gehörte nicht zu den Dingen bei den intelligenten Vertretern organischen Lebens, die sie tolerierte.
»Wenn es nach mir persönlich ginge«, fuhr sie fort, »würde ich euch einfach euren Willen lassen. Freier Wille, wie man so schön sagt.«
Die Leute starrten sie an. Es waren sieben Terraner, drei Arkoniden, eine Tefroderin und eine Ferronin, doch der überraschte Ausdruck in ihren Augen ließ sie alle gleich aussehen.
»Dann werden wir also in Ruhe gelassen?«, fragte der Sprecher hoffnungsvoll. »Wir könnten in die subplanetaren ...«
»Nein«, unterbrach Aurelia. »Es geht nicht nach mir persönlich. Ihr lebt in Terrania City, und dort gelten Regeln und Gesetze, damit alle gleichermaßen gut und sicher leben können. Als Chefin des Terranischen Liga-Dienstes kann und darf ich die Gesetze nicht ignorieren, weil sonst alles ad absurdum geführt würde.«
»Kurz gesagt, wir haben dasselbe Patt wie vorher«, brummte der Sprecher.
Die Sicherheitskräfte hielten sich weiterhin im Hintergrund, zeigten aber allmählich Unruhe.
»Nicht im Geringsten. Ihr seid hiermit verhaftet, und zwar alle.«
Kurzes Stocken, und zwar bei allen. Die Terrania-Sicherheit hätte das im Rahmen ihrer Exekutivbefugnisse selbst längst tun können, hatte es aber bisher vermieden. Das hieß Aurelia einerseits gut, andererseits kostete es nun sie persönlich unnötige kostbare Zeit.
Der Sprecher schnappte nach Luft. »Auf keinen Fall!«, stieß er dann hervor. »Das ist nicht rechtmäßig! Aus welchem Grund denn?«
»Aus welchen Gründen denn«, korrigierte Aurelia. »Erstens: Widerstand gegen die Staatsgewalt. Zweitens: extreme Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Drit...«
»Was genau gefährden wir denn?«, rief der Sprecher erbost. Die kleine Menge rückte zusammen vor. Es wurde ernst.
Die Sicherheitskräfte zückten Kombi-Handwaffen, die sie in den Paralyse- oder Narkosemodus geschaltet hatten.
Aurelia verharrte reglos und gänzlich unbeeindruckt. Sie beugte den Oberkörper sogar leicht vor, um deutlich zu machen, dass nicht einmal ein Dutzend Personen sie wegschieben konnte. Das immerhin brachte die Verweigerer zum Innehalten.
»Ihr gefährdet das gesamte Personal, das innerhalb dieser Sperrzone im Dauereinsatz ist, sei es, um zu bergen, sei es, um zu forschen, sei es, um für die Sicherheit zu sorgen. Die Lage ist dramatisch; jeden Moment treffen das Brennende Nichts und der Ableger aufeinander. Alles ist möglich – von nichts bis zu einer gewaltigen Explosion und akuter Ausbreitung der alles vernichtenden Sphäre, die uns in weniger als einer Sekunde verschlingt.«
Sie hob den Finger, als der Sprecher sie erneut unterbrechen wollte, und ihre Miene war nun nicht mehr neutral, sondern deutlich ungehalten. Ihre Autorität prallte mit Wucht auf den Zorn der Gruppe und trieb sie zurück.
»Ich werde nicht dulden, dass auch nur ein Einziger der Einsatzkräfte euretwegen in Gefahr gerät! Wir haben keine Zeit, uns um euch zu kümmern und Händchen zu halten. Es geht um die gesamte Stadt und infolge den gesamten Planeten, auch subplanetar, wenn wir schon dabei sind, falls wir dieses Unheil nicht in den Griff bekommen.«
Sie schob sich noch ein Stück vor. »Ich habe genug von infantilen Nörglern wie euch!«
Sie wandte sich den Sicherheitsleuten zu und wies auf die Gruppe. »Verhaften und abführen!«
Einige zogen scharf die Luft ein, auf beiden Seiten.
Aber so leicht gab der Sprecher nicht auf, damit kannte er sich anscheinend aus. »Das ist Willkür! Wir werden Klage einreichen!«
Aurelia fuhr zu ihm herum. »Tut das, die Adresse lautet: Tekener-Tower, Terrania City. Als Chefin des TLD bin ich gegenüber der Terrania-Sicherheit und jeder planetaren Exekutive vorgeschaltet. Selbstverständlich könnt ihr Klage einreichen. Die Klage wird bearbeitet, sobald das Brennende...
| Erscheint lt. Verlag | 13.3.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Perry Rhodan-Erstauflage |
| Verlagsort | Rastatt |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
| Schlagworte | Erstauflage • Perry Rhodan • Science Fiction |
| ISBN-10 | 3-8453-6317-7 / 3845363177 |
| ISBN-13 | 978-3-8453-6317-2 / 9783845363172 |
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