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Lassiter Sonder-Edition 64 (eBook)

Lassiter im Tal der Witwen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Aufl. 2025
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7717-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lassiter Sonder-Edition 64 - Jack Slade
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Plötzlich hielt die schöne Witwe einen Derringer in der Hand. 'Jetzt ist es aus, Lassiter', sagte die Frau eisig. 'Du hättest niemals in unser Tal kommen dürfen. Hier hat auf dich von Anfang an der Tod gewartet. Das hast du gewusst, aber du hast es trotzdem riskiert. Und dafür musst du bezahlen!' Lassiters Blick glitt über Marianas vollendete Gestalt. Welch ein verdammter Narr war er doch gewesen. Selbst seine Feinde hatten ihm geraten, nicht ins Tal der Witwen einzudringen. Jetzt sah er dem Tod ins Auge...


LASSITER IM TAL
DER WITWEN

Seine verzweifelte Stimme gellte durch die mondhelle Nacht. »Lasst mich leben! Bitte, lasst mich doch leben!«

Er war noch ein Junge, kaum älter als achtzehn. Sein Gesicht war bleich und von Todesangst gezeichnet. Mondlicht sickerte durch das Geäst der mächtigen Burreiche. Von einem der Äste hing die fertig geknüpfte Henkerschlinge herab und schaukelte leicht im Nachtwind hin und her.

Vier Mann standen um das Pferd herum, auf dessen blanken Rücken sie den Jungen gesetzt hatten. Einer packte das Tier am Kopfgeschirr und führte es unter die baumelnde Schlinge. Ein anderer Mann schwang sich auf sein Pferd, trieb es an die Seite des Jungen, griff nach dem Lasso und streifte dem Todeskandidaten die Schlinge über den Kopf.

Der Junge schrie nicht mehr. Er wimmerte nur noch. Seine Lippen bebten, und seine Zähne schlugen klappernd aufeinander.

Der Mann auf dem gesattelten Pferd zog die Schlinge fest und drehte sie, bis der dicke, fachgerecht geknüpfte Knoten ein Stück hinter dem rechten Ohrläppchen gegen das Genick des Verurteilten stieß. Die Bewegungen des Henkers waren schnell und gekonnt, wurden mit routinehafter Geschicklichkeit ausgeführt.

Jetzt lenkte er sein Pferd etwas zur Seite.

»Das wär's dann«, sagte er rau und nahm die aufgerollte Rinderpeitsche vom Sattelhaken.

In wenigen Sekunden würde der geflochtene Lederriemen durch die Luft sausen und auf das Pferd des Jungen klatschen. Und dieser Schlag würde gleichzeitig das Ende eines Menschen bedeuten.

Der Junge presste die Zähne fest aufeinander. Sein schlanker Körper verkrampfte sich. Er wusste, dass es keine Hoffnung mehr für ihn gab, und doch sträubte sich alles in ihm, jetzt schon von der Welt Abschied nehmen zu müssen. Der Henker hob den Arm mit der Peitsche.

Im selben Augenblick zerriss das Krachen eines Gewehrschusses die angespannte Stille.

Der Peitschenmann schrie auf und schwankte im Sattel. Er ließ die Peitsche fallen und presste die linke Hand auf den rechten Oberarm. Blut quoll dunkel zwischen seinen Fingern hervor.

Der Junge, der vor Angst schon halbtot gewesen war, lebte wieder auf. Er erkannte seine Chance, wusste aber auch um die Gefahr, in der er noch immer schwebte. Sie kam nicht von den vier Männern, sondern diesmal von seinem eigenen Pferd. Durch den plötzlichen Schuss und den lauten Schmerzensschrei des Getroffenen war es zusammengezuckt, tänzelte nervös und drohte jeden Moment unter dem Jungen durchzugehen.

Er presste fest die Schenkel an den Tierleib. Es war das einzige, was er tun konnte, und das Pferd wurde allmählich ruhiger.

Der Peitschenmann saß schwankend im Sattel.

Ein paar Schritte von seinem Pferd entfernt standen reglos seinen drei Kumpanen. Die drei hielten Gewehre in den Händen, aber die Mündungen der Waffen waren gegen die Erde gerichtet. Und niemand dachte daran, etwas zu unternehmen.

Sie konnten den Unbekannten nicht sehen, der aus der Dunkelheit auf sie geschossen hatte. Er befand sich irgendwo am westlichen Talhang inmitten der dunklen Tannen, die dort wie eine dunkle Wand in den mondhellen Himmel ragten.

»Werft die Gewehre weg!«, meldete er sich jetzt endlich. »Und werft eure Gurte mit den Revolvern hinterher. Bleibt dort stehen, wo ihr gerade seid! Ich kann jeden von euch klar und deutlich sehen. Eine verdächtige Bewegung, und es knallt wieder.«

Die vier Männer starrten in die Richtung, aus der die Stimme kam.

»Was meinst du, Rob?«, fragte einer von ihnen, und er meinte den verwundeten Mann auf dem Pferd. »Wollen wir's drauf ankommen lassen? Es scheint nur einer zu sein.«

Er sprach so leise, dass es der unbekannte Schütze nicht hören konnte. Trotzdem reagierte der Mann im Wald.

»Ich warne euch!«, brüllte er, aber für die vier Burschen unter dem Galgenbaum gab es kein Zurück mehr.

Wie auf ein geheimes Kommando rissen sie ihre Gewehre hoch und begannen zu feuern. Das wilde Stakkato der Schüsse zerfetzte die Nacht.

Männer schrien getroffen auf, taumelten, behinderten sich gegenseitig in ihren Aktionen.

Der gefesselte Junge kämpfte mit seinem immer nervöser werdenden Pferd. Das Tier drängte nach vorn, schien sich durch nichts aufhalten lassen zu wollen, und der Junge presste ihm hart die Schenkel gegen den Leib, fluchte, bettelte, sprach beruhigend auf den braunen Wallach ein.

Es waren für ihn mit Sicherheit die schlimmsten und längsten Minuten seines jungen Lebens. Minuten, die er niemals vergessen würde.

Der Strick spannte sich immer mehr. Der Junge bekam kaum noch Luft.

»Lieber Gott, hilf mir!«, röchelte er, und die blauen Augen schienen ihm aus den Höhlen zu quellen.

Die Schüsse verstummten.

Der Peitschenmann war vom Pferd gestürzt. Zwei seiner Partner bewegten sich nicht mehr. Er selbst und ein anderer Mann stöhnten gequält und waren nicht mehr fähig zu kämpfen.

Hufschlag näherte sich. Ein Reiter tauchte im Blickfeld des Jungen auf. Es war ein großer Mann. Ein schwarzer Umhang hüllte seinen Körper ein. Auf seinem Kopf saß ein breitkrempiger schwarzer Hut. Das Pferd war ebenfalls schwarz und ohne die geringste Zeichnung.

Der Junge starrte ihn an, als hätte er soeben ein Gespenst erblickt. Er konnte sich kaum noch auf dem Rücken seines Wallachs halten. Sein Oberkörper neigte sich mehr und mehr nach hinten.

Er wusste, dass es um Bruchteile von Sekunden ging, die ihn vom Tod trennten.

Der schwarze Reiter jagte heran. Schweigend. Im Mondlicht blitzte sekundenlang die lange Klinge eines Messers auf. Dann ein rascher Schnitt, und das Seil riss entzwei wie die Saite einer Gitarre.

»Santa Maria!«, schrie der Junge und fiel rücklings vom Pferd, als der Druck der Schlinge so jäh nachließ.

Der Schwarzgekleidete warf nur einen kurzen Blick auf ihn, sprang von seinem Rappen und kniete gleich darauf neben ihm nieder.

»Rafael Guerras, nicht wahr?«, fragte er ruhig.

Der Junge starrte ihn fassungslos an. »Sie kennen mich? Wer sind Sie, Señor? Hat man Sie etwa ...«

Er musste husten. Durch sein hastiges, keuchendes Atmen war feiner Staub in seinen Hals gedrungen.

Der Schwarzgekleidete nickte lässig.

»Ja, man hat mich geschickt, um nach dir Ausschau zu halten«, sagte er. »Die Frauen haben dich vermisst. Du warst schon seit Stunden überfällig. Deshalb waren sie besorgt um dich.«

»Wer sind Sie, Señor? Ich habe Sie nie im Tal gesehen. Sind Sie vielleicht ein Freund der Patrona?«

»Ich bin Lassiter«, sagte der große Mann. »Ruh dich noch ein paar Minuten aus, Junge! Ich muss jetzt mit den beiden Hombres reden.«

»Lassiter?«, fragte Rafael Guerras erstaunt. »Aber meine Mutter hat doch immer gesagt, Sie wären ...«

Lassiter winkte ab.

»Richtig«, unterbrach er den Jungen. »Aber manchmal ändern sich die Zeiten. Später wirst du alles verstehen.«

Er richtete sich auf und ging zu den beiden Männern hinüber, die nebeneinander stöhnend und ächzend auf der harten Erde lagen. Beide starrten ihn genau wie Rafael Guerras aus weit aufgerissenen Augen an. Auch aus ihren Mienen sprachen Unglauben und Überraschung.

»Lassiter!«, keuchte der Mann, der vorhin noch den Henker spielen wollte. »Du bist wirklich Lassiter? Ich kann es einfach nicht glauben. Ausgerechnet du kaufst dich in dieses Spiel ein? Das ist doch Wahnsinn! – Oder bist du vielleicht ein Doppelgänger von Lassiter?«

Lassiter grinste. »Du bist doch auch kein Doppelgänger von Lorne Clayton« sagte er. »Wir beide sollten uns lange genug kennen, Lorne. Da dürfte eigentlich eine Verwechslung nicht drin sein. – Na, glaubst du jetzt endlich, dass ich es wirklich bin? Hast du mich nicht an der Stimme erkannt, als ich euch anrief? Du hättest wissen müssen, dass es zwecklos sein würde. Trotzdem hast du deinen Partnern zugenickt und ihnen den Befehl zum Kampf gegeben. Wie kann man nur so dämlich sein!«

Lorne Clayton schüttelte ein paarmal den Kopf. Er schloss die Augen. Schweißtropfen hatten sich auf seiner Stirn gebildet.

»Du bist es wirklich«, sagte er leise. »Ja, du bist Lassiter. Aber ich kann es noch immer nicht verstehen. Ausgerechnet du! Hast du denn vergessen, was seinerzeit zwischen dir und Mariana Guerras gewesen ist? Schlägst du dich jetzt tatsächlich auf ihre Seite? Diese verdammte Hure hätte dich damals um ein Haar an den Galgen gebracht. Und jetzt hilfst du ihr. Das geht über meinen Verstand.«

»Ich habe ihrem Sohn geholfen«, gab Lassiter eisig zurück. »Der Junge hatte keine Chance gegen euch, aber ihr wolltet euch einen Spaß daraus machen, ihn hängen zu sehen. Ihr solltet euch schämen!«

Lorne Clayton schwieg und starrte zu Boden. Eine Kugel hatte ihn am rechten Oberarm erwischt, und ein zweites Geschoss hatte seinen rechten Oberschenkel durchschlagen. Es waren keine lebensgefährlichen Wunden, wenn rechtzeitig etwas unternommen wurde.

Sein Partner hatte sich inzwischen ebenfalls aufgesetzt. Auch er war nicht so schwer verwundet worden, dass es ihn das Leben kosten würde. Die Wunden mussten nur rechtzeitig...

Erscheint lt. Verlag 18.1.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • Cassidy • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g f barner • Indianer • Karl May • Kindle • Klassiker • Laredo • Männer • Nackt • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-7717-2 / 3751777172
ISBN-13 978-3-7517-7717-9 / 9783751777179
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