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Lassiter 2738 (eBook)

Schlechte Karten

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Aufl. 2025
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7664-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lassiter 2738 - Kolja van Horn
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Simon Goldberg sah auf die Uhr und unterdrückte ein Gähnen. Außer ihm waren der unrasierte Bursche auf der anderen Tischseite und Lilly, sein Liebchen, die letzten Gäste im Randy Rabbit, und das schon seit zwei Stunden. Zeit, zum Ende zu kommen. Er hatte beschlossen, dem Loser den letzten Pott zu überlassen und dem Abend so einen versöhnlichen Ausklang zu bescheren - schließlich war er ertragreich genug gewesen. Also täuschte er ein kurzes Hadern mit seinem Blatt vor, ehe er seufzend die Karten auf den Tisch fallen ließ und brummte: 'Ich passe, Mr. Pollock. Glückwunsch, da sind sicher dreißig Dollar in der Mitte.' Er hob die Hände. 'Mir reicht's für heute, war ein langer Abend. Wenn Sie mich also entschuldigen würden ...' Pollock starrte ihn überraschend finster an, dann hielt er plötzlich ein Schießeisen in der Hand und zielte auf Goldberg: 'Nichts da! So billig kommst du mir nicht davon!'


Schlechte
Karten

von Kolja van Horn

Simon Goldberg sah auf die Uhr und unterdrückte ein Gähnen. Außer ihm waren der unrasierte Bursche auf der anderen Tischseite und Lilly, sein Liebchen, die letzten Gäste im Randy Rabbit, und das schon seit zwei Stunden. Zeit, zum Ende zu kommen. Er hatte beschlossen, dem Loser den letzten Pott zu überlassen und dem Abend so einen versöhnlichen Ausklang zu bescheren – schließlich war er ertragreich genug gewesen. Also täuschte er ein kurzes Hadern mit seinem Blatt vor, ehe er seufzend die Karten auf den Tisch fallen ließ und brummte: »Ich passe, Mr. Pollock. Glückwunsch, da sind sicher dreißig Dollar in der Mitte.« Er hob die Hände. »Mir reicht's für heute, war ein langer Abend. Wenn Sie mich also entschuldigen würden ...«

Pollock starrte ihn überraschend finster an, dann hielt er plötzlich ein Schießeisen in der Hand und zielte auf Goldberg: »Nichts da! So billig kommst du mir nicht davon!«

Goldberg behielt die Hände oben in Höhe der Schultern, um Pollock nicht nervöser zu machen, als der offenbar ohnehin schon war. Die Kiefermuskeln des Mannes bebten, und sein Blick blitzte vor unterdrückter Wut. Lilly, die mit dem Hintern gelangweilt am automatischen Klavier gelehnt hatte, richtete sich unwillkürlich auf, und ihre Hand glitt unter den Rock, dorthin, wo sich ein mörderisch scharfes Stilett in einer Scheide an ihrem Oberschenkel befand. Sie stand nur drei Schritte hinter und neben Pollock außerhalb von dessen Sichtfeld, doch der schien die Bewegung trotzdem bemerkt zu haben. »Mach ja keine Dummheiten, Schätzchen«, knurrte er. »Und komm an den Tisch, wo ich dich sehen kann.«

»Soll das ein Scherz sein?«, fragte Goldberg an der Zigarre vorbei, die in seinem linken Mundwinkel klemmte. »Sie haben gerade gewonnen – nur für den Fall, dass Ihnen etwas entgangen ist ...«

Timothy Pollock wedelte verächtlich mit seinem Revolver, in der Linken hielt er immer noch seine Karten. »Läppische dreißig Dollar! Du Dreckskerl hast mir das Fünffache abgeknöpft.«

»Wäre vielleicht klüger gewesen, wenn Sie schon vor zwei Stunden eingesehen hätten, dass das heute nicht Ihr Tag ist«, bemerkte Lilly spöttisch, während sie an den Tisch trat und sich mit den Händen auf die Platte stützte. Ungeachtet der tödlichen Revolvermündung beugte sie sich vor und präsentierte Pollock ihr wohlgeformtes Dekolleté. »Dann wären Sie auch nicht so viel Zaster losgeworden. Freuen Sie sich lieber, dass der Verlust am Ende etwas kleiner geworden ist.«

»Dein Stecher bescheißt, das ist doch wohl sonnenklar«, zischte Pollock und bleckte dabei gelblich verfärbte Zähne. »Ich will meinen ganzen Einsatz zurück. Jeden verdammten Cent.« Er lehnte sich zurück und warf dabei seine Karten fort, den Revolver unverwandt auf Goldberg gerichtet. Sie landeten neben dem Tisch am Boden, und die scharfen Augen des Gamblers registrierten lediglich ein Neunerpaar. Darauf hatte dieser Kretin sechzehn Dollar gesetzt?

»Hören Sie, Mr. Pollock«, sagte er und zwang sich, langsam und ruhig zu sprechen. »Ein Vorschlag zur Güte: Ihre Drinks gehen auf mich, einschließlich einem Whisky zum Abschied. Dabei kühlen wir unseren Mut und gehen respektvoll auseinander. Okay?« Er wandte sich zum Tresen und suchte nach dem Bartender, doch von dem korpulenten Mittdreißiger, der dort vor Kurzem noch gelangweilt Gläser poliert hatte, war nichts zu sehen. Wo steckte der Kerl?

»Willst du mich zum Narren halten?«, keifte Pollock und fuchtelte bedrohlich mit seinem Revolver. »Ich knall erst deine Braut ab und dann dich, wenn du mir nicht sofort die Kröten auf den Tisch legst, kapiert?!« Seine Stimme hatte sich mit jedem Wort zu einem Crescendo erhoben, bis sie am Ende fast überkippte.

Durch das Geschrei war immerhin der Barkeeper geweckt worden, denn nur Sekunden später tauchte er hinter der Theke auf und weitete die Augen, als er das Schießeisen in Pollocks Hand bemerkte.

»Was zum Teufel soll der Scheiß, Tim?«, rief er. »Pack sofort die Waffe weg. Bist du jetzt völlig von Sinnen?«

Goldberg wurden allmählich die Arme lahm, und er warf dem Dicken einen leidvollen Blick zu, wobei er nickte. »Schön, dass Sie da sind, Lionel«, brummte er.

»Du hältst dich da raus«, bellte Pollock und zog die Stirn kraus. Seine Oberlippe rutschte aufwärts und entblößte die beiden übergroßen, vorstehenden Vorderzähne. Er sah aus wie ein tollwütiger Hase. Lilly stieß scharf die Luft aus, um ein Losprusten zu verhindern angesichts des unfreiwillig lächerlichen Anblicks. Goldberg war froh darüber, denn Pollocks Waffe zielte immer noch auf sein Herz, und er hatte kein Interesse daran, den Mann noch weiter zu reizen.

»Das tue ich sicher nicht, Tim.« Eine Bewegung hinter der Theke ließ Goldberg leicht den Kopf drehen, und er registrierte überrascht, dass Lionel seine doppelläufige Büchse in Händen hielt und damit auf Pollock zielte. »In meinem Saloon erzählt mir niemand, was ich tun oder lassen soll. Ich sag's dir jetzt noch einmal: Waffe runter, oder du bereust es.«

Pollock lachte auf, doch es klang eher wie ein Kreischen. »Bist du völlig irre, Mann? Dein Saloon? Mein Dad zahlt dein Gehalt, schon vergessen? Jetzt mach dich dünne!«

Langsam schüttelte Lionel den Kopf, sein rundes, fast pausbäckiges Gesicht grimmig entschlossen. »Du bist so ein Arschloch, Tim. Glaubst, jeden rumkommandieren zu können, weil dein Vater der große Boss ist im County. Aber diesmal hast du's zu weit getrieben. Auch ihr Pollocks steht nicht über dem Gesetz. Wenn der Sheriff erfährt, was du hier veranstaltet hast, dann wird er ...«

Pollock riss seinen Revolver herum, schwenkte ihn um neunzig Grad und drückte den Arm steif nach vorn, bis die Mündung zum Tresen zeigte. Er feuerte ohne Vorwarnung.

»Au ... verdammt!« Der Schuss war so nah vor ihm abgefeuert worden, dass Goldbergs Trommelfelle in schmerzhafte Schwingung gerieten. Er biss die Zähne zusammen und ließ sich geistesgegenwärtig mit seinem Stuhl rückwärts fallen. Im Augenwinkel registrierte er, wie auch Lilly sich zu Boden warf.

Keinen Augenblick zu spät, denn erst schepperte es hinter der Theke, als der große Spiegel durch den Einschlag von Pollocks Kugel in tausend Stücke ging. Dann donnerte das Schrotgewehr, und eine Ladung Blei zischte über Goldberg und Lilly hinweg, ehe sie mit trockenen Lauten Löcher in die Paneele der Rückwand stanzte.

Pollock brüllte wütend auf, sein Revolver belferte und zwei weitere Projektile verließen den Lauf. Ein erstickter Laut kam vom Tresen, dann das neuerliche Krachen der Büchse, Glasflaschen, die am Boden zerbrachen.

Pollock stand halb gebückt neben dem Tisch, als die Ladung ihn frontal erwischte. Die Wucht der Geschosse hob ihn von den Beinen und warf ihn zwei Yards weit zurück. Für einen atemlosen Moment schien er fast waagerecht in der Luft zu schweben, bevor er hart auf den Bodendielen aufschlug.

Sein Kopf fiel zur Seite, und Goldberg starrte ihm für einen grauenhaften Moment in die Augen, während das Leben aus ihnen wich.

»Jesus Christus«, stöhnte Lilly neben ihm, bevor sie sich auf den Knien aufrichtete, vorsichtig über den Tisch hinwegspähte und mit tonloser Stimme hervorpresste: »Lionel? Hey, sind Sie okay?«

Keine Antwort. Goldberg drehte sich um und sah eine Hand hinter dem Tresen am Boden liegen. Darunter breitete sich dunkel eine Blutlache aus.

»Goddam ...« Er stemmte sich mit beiden Händen hoch in eine sitzende Position, ehe er Lilly in den Blick nahm. »Was war das denn?«

Lillys Augen waren rund wie Kreise, und ihr Gesicht hatte jede Farbe verloren. »Wir müssen abhauen, sofort«, stieß sie hervor.

Goldberg wollte widersprechen, hatte den Mund schon zu einer Erwiderung geöffnet, doch dann nickte er nur und erhob sich.

Er wusste, was Lilly durch den Kopf ging.

Sheriff Knitting hatte ihnen bereits am Nachmittag nahegelegt, Sparrow Woods auf schnellstem Wege zu verlassen. »Gesindel wie Sie brauchen wir hier nicht, verstanden?«, hatte ihnen der Ordnungshüter schmallippig beschieden, kaum dass sie aus der Postkutsche gestiegen waren. »Die bringen nur Ärger.«

Und nun, zehn Stunden später, standen sie hier im Gestank von Pulverdampf und in Gesellschaft zweier Leichen im Schankraum, von denen eine der Sohn des mächtigsten Mannes der Region gewesen war.

Unschuldsbeteuerungen würden da nur auf taube Ohren treffen. Zumal der groteske Shootout, der sich gerade vor ihren Augen abgespielt hatte, kaum zu glauben war, wäre man nicht selbst Zeuge gewesen. Viel leichter würde es fallen, das zwielichtige fremde Pärchen zu Sündenböcken zu erklären.

Zumal es Goldbergs Doppelbüchse war, mit dem Lionel Pollock erschossen hatte. Denn der Bartender hatte ihn und Lilly beim Betreten des Saloon dazu genötigt, ihre Schießeisen abzugeben.

»Simon! Himmelherrgott, hast...

Erscheint lt. Verlag 4.1.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • Abenteurer • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g-f • GF • g f barner • g f unger • Indianer • jack-slade • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • lucky-luke • Männer • martin-wachter • Nackt • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • sonder-edition • Unger • Western • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-7664-8 / 3751776648
ISBN-13 978-3-7517-7664-6 / 9783751776646
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