G. F. Unger 2307 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7705-6 (ISBN)
Jimmy Robson, der an der Spitze des Trios reitet, betrachtet das mächtige Wurzelwerk eines vom Sturm gefällten Baumriesen. »Du lieber Himmel«, sagt er, »seht euch das nur an! Dieser mächtige Bursche wurde umgelegt wie ein Grashalm, der nicht fest genug im Boden wurzelt. Und wenn wir gestern unser Camp nicht in der geschützten Schlucht aufgeschlagen hätten, wären wir vom Sturm einfach mit in die Luft gerissen und vielleicht erst in China wieder auf die Erde geworfen worden. Hamp, möchtest du in China leben?« Seine Frage gilt dem schwarzhaarigen Hünen, der auf einem Riesenpferd sitzt, das die Schöpfung anscheinend nur hat wachsen lassen, damit Männer wie Hamp normal gebauten Pferden nicht das Rückgrat verbiegen. Hamp Morgan sagt trocken: »Wäre mir recht. Ich habe nichts gegen Chinamänner. Und ich kann auch ihre Sprache nicht. Manchmal wünsche ich mir, auch du sprächst wie ein Chinamann, Jimmy. Dann würde ich nicht verstehen, was du sagst, und bräuchte mich über deine Dummheit nicht dauernd zu ärgern. Aber ich will es dir erklären, mein Junge. Pass auf! Wir sind hier im Dakota-Territorium und ungefähr mitten auf unserem Kontinent. China aber liegt fast auf der entgegengesetzten Seite unserer Erdkugel. Es gibt keinen Wirbelsturm, der dich Floh so weit um die Erde tragen könnte. Du musst nicht immer übertreiben, Jimmy, mein Junge. Hast du alles verstanden?« Er verstummt sehr milde und gewollt onkelhaft. Jimmy aber wendet sich an den dritten Mann. »Steve, stimmt es, was Hamp gesagt hat?« Der blonde und hagere Steve Sholem nickt wortlos und betrachtet das Wurzelwerk des Baumes, an dem noch viel Erdreich hängt. Und seine Augen werden schmal. Denn er hat etwas entdeckt, das verräterisch im Sonnenlicht glitzert ...
Der eiserne Logan
Jimmy Robson, der an der Spitze des Trios reitet, betrachtet das mächtige Wurzelwerk eines vom Sturm gefällten Baumriesen. »Du lieber Himmel«, sagt er, »seht euch das nur an! Dieser mächtige Bursche wurde umgelegt wie ein Grashalm, der nicht fest genug im Boden wurzelt. Und wenn wir gestern unser Camp nicht in der geschützten Schlucht aufgeschlagen hätten, wären wir vom Sturm einfach mit in die Luft gerissen und vielleicht erst in China wieder auf die Erde geworfen worden. Hamp, möchtest du in China leben?«
Seine Frage gilt dem schwarzhaarigen Hünen, der auf einem Riesenpferd sitzt, das die Schöpfung anscheinend nur hat wachsen lassen, damit Männer wie Hamp normal gebauten Pferden nicht das Rückgrat verbiegen.
Hamp Morgan sagt trocken: »Wäre mir recht. Ich habe nichts gegen Chinamänner. Und ich kann auch ihre Sprache nicht. Manchmal wünsche ich mir, auch du sprächst wie ein Chinamann, Jimmy. Dann würde ich nicht verstehen, was du sagst, und bräuchte mich über deine Dummheit nicht dauernd zu ärgern. Aber ich will es dir erklären, mein Junge. Pass auf! Wir sind hier im Dakota-Territorium und ungefähr mitten auf unserem Kontinent. China aber liegt fast auf der entgegengesetzten Seite unserer Erdkugel. Es gibt keinen Wirbelsturm, der dich Floh so weit um die Erde tragen könnte. Du musst nicht immer übertreiben, Jimmy, mein Junge. Hast du alles verstanden?« Er verstummt sehr milde und gewollt onkelhaft.
Jimmy aber wendet sich an den dritten Mann. »Steve, stimmt es, was Hamp gesagt hat?«
Der blonde und hagere Steve Sholem nickt wortlos und betrachtet das Wurzelwerk des Baumes, an dem noch viel Erdreich hängt. Und seine Augen werden schmal. Denn er hat etwas entdeckt, das verräterisch im Sonnenlicht glitzert ...
Er reitet dicht an das Loch heran und späht vom Sattel aus hinein. Es ist ein Loch, so tief und groß, dass mehrere Männer darin aufrecht stehen könnten. Und das Erdreich ist sehr weich und locker.
Steve Sholem sagt dann lässig: »Wartet mal einen Moment!«
Er reitet dicht an das Wurzelwerk heran, greift in das daran haftende Erdreich und nimmt etwas davon zwischen die Finger.
Seine beiden Kameraden beobachten ihn.
Plötzlich sagt Jimmy: »Ich glaube, wir wurden soeben reiche Leute! Wenn diese Baumwurzeln voller Goldkörner hängen, dann muss wohl in diesem Loch noch mehr von dem Zeug zu finden sein.«
Er verstummt gelassen. Denn er ist einer jener langen und kühlen Texaner, die nichts aus der Ruhe bringen kann und die stets so kühl und kaltschnäuzig wirken, weil sie jede Erregung tief in sich verborgen halten.
Jimmy Robson springt aus dem Sattel und in das Loch hinein, in dem die Wurzel des riesigen Baumes steckt. Er beginnt zu wühlen. Und dann findet er es.
Er zeigt es den Freunden.
»Körner«, sagt er gepresst, »richtige Goldkörner! Manche sind so groß wie Taubeneier. Das ist eine Goldtasche, eine richtige Goldtasche! Und wir haben sie gefunden. Wir brauchen die Körner nur herauszusuchen, und schon sind wir reiche Leute ...« Die Stimme versagt ihm, und er bewegt nur noch die Lippen und bekommt keinen Ton mehr heraus.
Hamp Morgan betrachtet ihn neugierig und sagt dann: »Es gibt doch noch Wunder auf der Welt, Steve. Diesem Fliegenpilz hat es die Sprache verschlagen. Zuerst finden wir eine Goldtasche, und jetzt bringt Jimmy kein einziges Wort mehr heraus. Wunder über Wunder! Aber gut, ich will es mir ansehen!«
Er springt ebenfalls ins Loch hinein.
Und sogar der kühle und lässige Texaner Steve Sholem gerät außer sich und folgt seinen beiden Kameraden. Drunten in dem riesigen Wurzelloch wäre noch Platz für ein halbes Dutzend Männer.
Es dauert nur wenige Sekunden, dann ist das Loch gefüllt.
Denn die drei Freunde bekommen Besuch, sehr rasch und unerwartet. Es sind genau sechs rote Gentlemen vom Stamme der Cheyenne, und ihr überraschender Besuch ist nicht freundschaftlich.
Als sie von allen Seiten in das Loch springen, lassen sie ihren gellenden Kriegsschrei hören.
Die drei Weißen haben nur eine sehr kurze Schrecksekunde. Der Texaner Steve Sholem hat eigentlich überhaupt keine. Denn er zieht schon den Revolver, als er über sich die erste schattenhafte Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnehmen kann. Und sein erster Schuss mischt sich mit dem gellenden Kriegsschrei.
Der riesige Hamp Morgan nimmt nur seine Fäuste, die wie Vorschlaghämmer sind. Er schlägt damit unwahrscheinlich schnell zu, und seine Schläge sind krachend und mitleidlos.
Jimmy Robson greift eine zustoßende Messerklinge. Sie zerschneidet zwar seine Hand, doch er hält fest und drückt mit der Rechten den Revolver ab.
Plötzlich sind nur noch zwei von den sechs Indianern da, die noch im Stande sind zu kämpfen. Und wieder krachen die Revolver in dem Loch.
Indes sich der Pulverrauch dann verzieht, hört man das Keuchen der drei Weißen. Und ein Roter schnellt plötzlich auf und will aus dem Loch. Steve Sholems Revolver kracht noch einmal.
Dann wird es wieder still, und nur die keuchenden Atemzüge sind zu hören. Erst nach einer Weile flüstert Jimmy Robson gepresst: »So einfach ist das also auch nicht mit diesem Gold. Wir mussten jetzt schon einen anständigen Preis bezahlen. Und um ein Haar hätten sie uns getötet.«
Er betrachtet seine blutende Linke.
Hamp Morgan aber betrachtet seine Fäuste. Er hat damit zwei Wilde erschlagen wie mit Keulen. Sein Gesicht zuckt und verzieht sich seltsam.
»Vater im Himmel«, ächzt er. »Ich musste mich doch zur Wehr setzen, nicht wahr? Ich musste sie doch niederschlagen, um am Leben bleiben zu können. Aber jetzt sind sie sogar tot.«
Nur Steve Sholem sagt nichts. Er steht mit schussbereitem Revolver dicht an der Wand des Loches, lauscht und achtet auf die Indianer. Er weiß, dass sie sich oft in solchen Situationen tot stellen, um plötzlich aufzuschnellen und anzugreifen.
Aber auch er zuckt leicht zusammen und richtet schnell seinen Revolver nach oben, als über ihren Köpfen eine Stimme sagt: »Leute, schießt nur nicht auf mich, wenn ich meinen Kopf sehen lasse. Ich bin kein Indianer. Ich bin dieser Bande nur gefolgt, um euch zu helfen. Doch das ist ja wohl nicht mehr nötig.«
»Zeige nur deinen Kopf, Freund«, sagt Steve Sholem kühl und hält den Colt bereit.
Und dann sehen sie bald darauf einen Mann, der sich vom Boden erhebt und nun ganz am Rand des Loches sichtbar wird.
Der Mann ist weißblond wie Steve Sholem, doch nur mittelgroß. Er hat blaugraue Augen und trägt Hirschleder.
Für einen Mann der Hirschlederbrigade, wie man die Scouts und Bergläufer, die Präriejäger und Trapper nennt, wirkt er gar nicht so außergewöhnlich und besonders beachtlich.
Er sagt: »Die Bande folgte eurer Fährte. Und als ich dies erkannte, folgte ich ihnen, um euch beizustehen oder zu warnen. Ich kam etwas zu spät, sehe ich. Und ihr könnt gut für euch sorgen. Aber ich glaube dennoch nicht, dass ihr lebendig aus diesen Bergen herauskommen könnt.«
Er lächelt ernst dabei, so als bedauerte er sehr, dies sagen zu müssen. Dann betrachtet er die leblosen Körper der sechs Indianer.
»Es waren junge Krieger«, erklärt er, »die sich ihre ersten Skalps erjagen wollten. Und sie alle wollten jenes Zeichen in ihren Federn tragen können, welches besagt, dass sie einen Gegner im Nahkampf getötet haben. Sie haben sich wie Anfänger benommen, nicht wahr? Ältere und erfahrene Krieger hätten euch getötet.«
Die drei Freunde können immer noch nicht viel erwidern. Doch dann fragt Hamp Morgan: »Wer sind Sie, Freund?«
Der Mann lächelt sparsam.
»Mein Name ist Logan Breahitt«, sagt er. »Und ich sehe schon, dass dieses Loch, in dem die Baumwurzel saß, voller Gold ist. Ich frage mich nur, ob ihr lieber das Gold sammeln und die Skalps verlieren wollt oder auf das Gold verzichten und die Skalps behalten möchtet?«
Er verstummt gedehnt.
Die drei Männer aber blicken staunend zu ihm auf.
Denn wenn es stimmt, dass er Logan Breahitt ist, dann müssen sie zugeben, dass sie sich den »Eisernen Logan« vollkommen anders vorgestellt haben – etwa so riesig wie Hamp Morgan und so zäh wie Jimmy Robson und so kühl und schnell wie Steve Sholem.
Aber er wirkt ganz normal.
Steve Sholem sagt kühl: »Vielleicht erklären Sie uns die Sache etwas ausführlicher, Mister Logan Breahitt?«
»Gern«, sagte dieser. »Ich denke, wir werden für diese Nacht ein Camp aufschlagen müssen. Denn eure Pferde sind ziemlich müde.«
✰
Nachdem sie die Indianer weggeschafft, deren Pferde gesichert und ein Camp aufgeschlagen haben, bereiten sie sich ein frühes Abendbrot. Und der Schock und die Bedrückung der drei Freunde haben sich etwas gelegt.
Und dann gibt es noch das Gold! An dieses Gold denken sie ständig. Immer wieder blicken sie zu dem Loch und dem entwurzelten Baumriesen hinüber. Wenn sie ihre Blicke jedoch auf den Mann richten, der sich Logan Breahitt nennt und der demnach der berühmte...
| Erscheint lt. Verlag | 18.1.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp |
| ISBN-10 | 3-7517-7705-9 / 3751777059 |
| ISBN-13 | 978-3-7517-7705-6 / 9783751777056 |
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