Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 62 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
9783751777377 (ISBN)
Die Yankees sind Räuber und Mörder - sagen die Texaner. Verständlich, dass die attackierten Siedler aus dem Norden das genaue Gegenteil behaupten: Die Südstaatler sind Lügner und Rebellen - das ist ihre Meinung. Vor diesem Hintergrund scheint es so, als sei der Bürgerkrieg hier am Pecos noch in vollem Gange. Fast täglich kommt es zu tödlichen Zusammenstößen zwischen Texanern und Yankees. In Wirklichkeit wird der Streit Nord gegen Süd aber künstlich gesteuert. Irgendjemand hat ein Interesse daran, diese alte Feindschaft neu anzufachen. Und genau dem will Tom Sullivan entgegenwirken, was ihn direkt zwischen die Fronten geraten lässt ...
Zwischen
gnadenlosen
Colts
Von Bill Murphy
So schnell konnte Tom Sullivan gar nicht aus dem Sattel.
Irgendjemand aus der aufgebrachten Menge schrie mit schriller Stimme: »Schlagt den verdammten Rebellen tot!«
Da waren sie auch schon über ihm.
Der Blondschopf des langbeinigen Texaners verschwand. Dort, wo er vor Augenblicken noch gestanden hatte, herrschte ein wildes Durcheinander.
Inmitten der Menge bewegte sich ein Knäuel schlagender Männer. Staub stieg auf. Wilde Flüche und Schreie erklangen.
Alles übertönend, erscholl jedoch immer wieder der hektische Ruf dieses Kerls: »Schlagt den verdammten Rebellen tot!«
Black, der Wolfshund, sah zu Tom auf. So, als witterte er, dass er jeden Augenblick ein Kommando bekommen würde. Erst als Tom aus dem Sattel war, äugte das Tier zur Menge hinüber. Die Nase tief am Boden, machte der Hund einige Schritte auf sie zu. Die lange, buschige Rute war plötzlich steif, und jedes einzelne Haar im Fell war argwöhnisch gesträubt. Dann blieb er stehen. Er knurrte und sah sich nach Tom um.
Tom nickte dem Wolfshund zu.
»Los, Black!«, sagte er.
Der Hund schoss vorwärts. Bellend fuhr er in das Gewühl hinein. Seine Läufe wühlten den Staub der Fahrbahn hoch. Dann sprang er schon dem ersten ins Genick. Die erschrockene Bewegung des Mannes schüttelte ihn jedoch wieder ab. Seine Hinterläufe fanden nicht gleich Halt. Er fiel knurrend auf den Rücken, war aber sofort wieder hoch und suchte, bereits zum Sprung ansetzend, nach einem neuen Ziel.
Ein kurzer Pfiff von, Tom hieß Black bellend verharren.
Es wurde ruhig. Die Menschen drängten sich auf die Sideways. Eine Gasse bildete sich. Tom lief schnell hinein. Der Hund folgte ihm am Fuße.
Tom lächelte schmal. Doch es war nicht Blacks Erfolg allein, dass die Leute von ihrem Opfer abließen. Auch von der anderen Seite her bildete sich eine Gasse.
Ein Mann mit einem Stern auf der Brust tauchte dort auf. Er stieß einige Männer zur Seite, die sich nicht schnell genug entfernten. Dann blieb er stehen und beugte sich über den blutenden Texaner, ohne dass er Tom oder dem Hund einen Blick schenkte. Erst als Black ihn böse anknurrte, sah er zu Tom auf.
Tom traf ein schiefer Blick. Er hob deshalb die Hand und sagte nur: »Black!« Der Hund war sofort ruhig.
Tom sah mit einem Blick, dass sie den Texaner arg zugerichtet hatten. Er schien tatsächlich nur noch halb am Leben.
»Er muss schnell zu einem Doc«, sagte er deshalb zum Sheriff.
Der Sheriff erhob sich. Er war ein hochgewachsener Mann mit angegrauten Schläfen. Sein Gesicht war wettergebräunt und faltig. Seine blauen Augen verrieten, dass er oft in die Ferne gespäht hatte und sicher viel über weites Land geritten war. Er machte auf Tom einen recht erfahrenen Eindruck.
Der Mann maß Tom von oben bis unten. Dann nickte er knapp. Wahrscheinlich hatte er sich bereits ein Urteil über Tom gebildet. Es musste nicht gut ausgefallen sein. Denn er sagte sehr barsch: »Scheren Sie sich fort, Stranger! Das sage ich nicht nur so dahin.«
Der letzte Satz war schon fast eine Drohung. Für die Menge auf den Sideways zu beiden Seiten der Fahrbahn war er auf jeden Fall ein Signal.
Rufe wurden laut. Flüche und wilde Schreie brandeten auf.
Dann ertönten Tritte hinter ihm. Eine Hand legte sich schwer auf seine Schulter, und eine knurrige Stimme sagte schon: »Wenn Sie jetzt reiten, Stranger, dann tun Sie sich selbst und der Stadt einen Gefallen. Aber vor allem Ihrem Köter!«
Tom schaute sich um. Wie er nicht anders erwarten konnte, war es kein gutes Gesicht. Toms Lächeln gefror. Der Blick des Mannes war – beinahe voll Hass – auf den Hund gerichtet. Tom wartete, bis der Mann aufblickte. Dann sah er ihm hart in die Augen.
Da zog der Mann seine Hand zurück. Einen Moment lang wurde er unsicher. Doch dann lachte er grimmig auf.
»Reiten Sie!«, forderte er mit scharfer Stimme. »Verschwinden Sie von hier, oder ich schieße Ihr Mistvieh über den Haufen! Die nächste Kugel wäre dann für Sie.«
Das Wort Mistvieh hatte er richtiggehend zwischen seinen großen Zähnen zerquetscht. Er lächelte hart, weil von allen Seiten Zurufe ertönten, die ihn in seiner drohenden Haltung noch bestärkten.
Aber da schritt der Sheriff ein.
»Geh mir aus den Augen, Jeff Callahan! Fang hier keinen neuen Ärger an! Ich habe schließlich genug am Hals hängen!« Er wandte sich an die Menge. »Zwei Mann! Los! Ich brauche zwei Mann, die mir den Tex zum Doc hinüberbringen.«
Auf den Sideways rührte sich niemand. Eisiges Schweigen war die Antwort. Irgendwer rief heißspornig: »Sollen doch die Rebellen ihren Mann selber von der Straße räumen!«
Er sagte: Räumen.
Tom beugte sich wortlos nieder und hob den Mann auf. Er tat es, obwohl ihn der Blick des Sheriffs warnte. Well, es war ein warnender Blick. Doch irgendwie glaubte Tom, auch so etwas wie Hilflosigkeit darin erkannt zu haben. Wenn nicht gar Verzweiflung.
Tom richtete sich auf. Er schnaufte dabei ein wenig, denn der Mann wog schwer. Er drehte sich um, weil der Sheriff mit dem Kopf zu einem Haus hinter ihm deutete.
Er sah zunächst nur Jeff Callahans hämisches Lächeln. Erst dann erblickte er den Colt in dessen Hand. Er blieb stehen und lächelte hart. Mit einem leisen Ruf brachte er den Hund zum Schweigen. Er spürte dessen Fell an seinen Knien. Und irgendwie beruhigte ihn das.
Das hämische Lachen des Mannes verstärkte sich. Er verzog den Mund und sagte: »Hinlegen, Stranger! Legen Sie diesen Mann wieder auf die Straße! Sie sind doch nicht etwa auch so ein Rebell, wie?«
»Mit Rebellen machen wir hier kurzen Prozess!«, rief jemand von den Sideways herüber.
Der Sheriff stellte sich neben Tom. Er zog die Luft scharf ein und stieß dann hervor: »Lass diesen Zirkus jetzt, Jeff! Geh aus dem Wege!«
Jeff Callahans Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Er funkelte den Sheriff böse an.
»Hast du vergessen, was diese Kerle mit Ridchard gemacht haben? Das hier ist die Quittung. Das weißt du doch.«
»Geh aus dem Weg!«, forderte der Sheriff unnachgiebig. Seine Hand lag plötzlich auf dem Kolben.
Jeff Callahan hielt den Kopf geneigt. Genauso schief war sein Blick, mit dem er den Sheriff ansah.
»Seit wann hältst du zu den Rebellen, Bickford? Sag uns das!«
»Ich halte nicht zu den Rebellen. Ich halte aber auch nicht zu euch, Callahan. Ich stehe zum Gesetz, damit das klar ist. Ein für alle Mal. Ich stehe zum Gesetz, und ich werde mir die Burschen greifen, die den Tex niedergeschlagen haben. Sag das deinen Leuten! Und nun reitet aus der Stadt, bevor es hier zu einem Krieg kommt!«
»Zum Krieg kommt!«, stieß Jeff Callahan spöttisch hervor. »Für uns ist hier am Pecos immer noch Krieg. Für uns ist er noch nie zu Ende gewesen.«
»Ich wiederhole mich nicht gern«, sagte der Sheriff mit Schärfe in der Stimme und zupfte Tom am Ärmel.
Tom lief los. Der Hund vor seinen Füßen sprang zur Seite. Er lief dann wieder am Fuße, als auch Jeff Callahan zur Seite getreten war. Der Sheriff ging wortlos neben Tom her. Der Doc hielt ihnen schon die Tür auf. Erst drinnen im Flur fasste der Sheriff mit an. Geraune drang von der Straße herein, bis der Doc die Tür zuzog. Sie legten den bewusstlosen Mann auf ein Sofa.
Sekundenlang herrschte ein beklommenes Schweigen. Das Geraune drang nun auch durch die geschlossene Tür ins Haus. Der Doc seufzte. Dann zeigte er zur Tür und sagte: »Halten Sie mir das Volk vom Leib, Sheriff.«
Der Sheriff nickte kurz. Er zupfte Tom am Ärmel.
»Gehen wir, Stranger!«, sagte er und lief schon auf die Tür zu.
Tom folgte ihm. Der Hund war am Sofa stehen geblieben und leckte dem Texaner die herunterhängende Hand. Tom musste Black erst rufen. Im Hinausgehen sah er, dass der Doc sich über seine Arbeit machte.
Callahan stand noch immer auf der Straße. Einige der Männer hockten jedoch bereits auf ihren Pferden, die sie hinter einem der Häuser abgestellt hatten, wie Tom in diesem Moment sehen konnte.
Der Sheriff ging auf Callahan zu.
»Wollt ihr den Krieg jetzt?«, fragte er grimmig.
Callahan nickte fuchtig. »Wir sind darauf vorbereitet«, sagte er patzig und sah sich nach seinen Männern um. In seinen Augen funkelte es plötzlich gefährlich.
Jeff Callahan war klein und untersetzt. Er hatte einen kurzen Hals, auf dem ein beinahe quadratischer Schädel saß. Der breitrandige Schlapphut gab ihm ein belustigendes Aussehen. Doch man kam schnell darüber hinweg, wenn man sich seine tiefgeschnallten Colts betrachtete. Diese und die Art des Mannes strömten einen Hauch von wilder und unbeherrschter Gefährlichkeit aus.
Der Sheriff schaute sich um. Tom sah ihn von der Seite her an. Irgendwie kam ihm dieser Mann unsicher vor. Doch er bewahrte sich davor, ein zu eiliges Urteil über ihn zu fällen. Er wusste nicht, wie die Verhältnisse in dieser Stadt standen und welchen Ärger dieser Mann hatte.
Dann nickte der Sheriff Callahan zu.
»Reitet...
| Erscheint lt. Verlag | 25.1.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | Bill • Caddo Hunter • Hal Warner • Italowestern • Jack Farland • Jack Morton • King-Miller-Rebellen • Old Jed & Jivaro • Revolverheld • Schlitzohr-Halunken • Teufelskerle • Tex Hondo • Western-Hit • Wilder Westen |
| ISBN-13 | 9783751777377 / 9783751777377 |
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