Hexen Sud (eBook)
452 Seiten
Torsteine.de (Verlag)
9783689955113 (ISBN)
Oliver Grudke, Förster und ein Kind der schwäbischen alb. Seit über 12 Jahren schreib er in allen Genres und hat nun weit über dreißig Bücher veröffentlicht.
Oliver Grudke, Förster und ein Kind der schwäbischen alb. Seit über 12 Jahren schreib er in allen Genres und hat nun weit über dreißig Bücher veröffentlicht.
„Ja, ich weiß, geht denn so eine Taufe lang?“, wollte Alex noch wissen, doch Hans Peter war verschwunden. Auch Lilly war nirgends zu sehen, ebenso wenig einer der Beamten in Zivil.
Dafür stand schon wieder die kleine Hexe vor Alex und legte erneut ihren Kopf schräg auf ihre Schulter.
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„Stockmann!“, sagte die harte Stimme in den Hörer.
„Ich bin es!“
„Wie kommst du dazu, hier anzurufen?“, sagte Oberstudienrat Stockmann und ging mit dem Mobiltelefon in einen anderen Raum. Seine Frau würde eh nichts merken, da diese mit Medikamenten ruhiggestellt wurde.
„Hör zu: Wir stecken in der Klemme!“, sagte die Stimme.
„Keinen direkten Kontakt, das ist ein Grundsatz!“ Oberstudienrat Stockmann war aufgebracht.
„Dieser Kanst war hier!“
„Bei dir?“
„Nein, im Amt! Mensch, die ermitteln bereits gegen mich!“
„Das ist alles Quatsch. Die haben nichts in der Hand, das wüsste ich doch. Es gibt überhaupt keine Hinweise, und keine Verbindung zu uns“, sagte Stockmann.
„Ich will aussteigen. Jetzt! Aber der Alte lässt mich nicht. Rede du mit ihm!“
„Wegen dir haben wir doch die Probleme. Nur wegen dir, du Schwein!“
„Wenn sie mich doch erkannt hat! Was hätte ich tun sollen. Du hättest sie in den Griff bekommen sollen, schließlich war sie deine Tochter.“
„Ja, das war sie, und ich hätte mich nie bequatschen lassen sollen, sie zu nehmen. Das war zum Scheitern verurteilt. Von Anfang an.“
„Also redest du mit dem Alten?“
„Du bleibst schön dabei. Hast ja auch schön profitiert in den letzten Jahren, oder? Da war dir nichts unangenehm.
„Ich gehe in Pension, und will jetzt meine Ruhe!“
„Du bleibst, basta! Wir können ja eine Pause machen, für eine Weile!“, sagte Stockmann.
„Der Alte sagt dazu nein, und hat Fatman schon wieder die Datei online stellen lassen!“
„Verdammt! Es wird Zeit, dass wir uns um den Alten kümmern. Eine Sache noch: Ruf hier nie wieder an, oder wir kümmern uns auch um dich. Oder vielleicht um deine kleine Chinesin zu Hause“, sagte Stockmann und legte auf.
Unter lautem Getöse, Trommeln und Gekreische der Hexen zog der gesamte Pulk in den Schulhof von Hausen ein. Überall brannten Fackeln und mitten im Schulhof loderte ein Feuer. Wieder kamen ihm die Worte von Bettina Balk in den Sinn: Für den Fall der Fälle haben sie Rückendeckung. Hatte er dies? Zu sehen war niemand, nicht einmal Lilly.
Lilly?
War sie vielleicht in Gefahr. Sie war jung und eine Frau. Er musste sie finden, denn er wollte sich lieber nicht auf Scherle und Kohler verlassen. Doch angesichts der Menge an Hexen und Häßträger war dies kaum möglich. Sollte in diesem Trubel jemand verschwinden, so mit Sicherheit unbemerkt.
Alex Unbehagen wuchs immer mehr. Eigentlich müsste er doch die meisten hier kennen. Doch dem war nicht so. Eigentlich kannte er niemanden. Das durchschnittliche Alter der Hexen lag eher bei dem Alter von Lilly. Wie sollte man hier auf einen Mörder stoßen, wenn dieser nicht direkt auf einen selber stieß. Er hätte sich einfach nicht bequatschen lassen sollen und seiner Überzeugung folgen und nicht mitmachen.
„Meli!“, seufzte er und hatte damit alle Zweifel ausgeräumt. Jetzt galt es, den alten Alex aufzuwecken und professionell zu ermitteln.
„Seid ihr bereit?“, schrie eine Stimme in ein zu laut eingestelltes Mikrofon.
„Huuuuuuu!“, schrien die Hexen. Alex hätte am liebsten „Nein!“ geschrien, hielt sich jedoch zurück. Von Lilly fehlte noch immer jede Spur.
„Als Erstes taufen wir einen neuen Matzenbacher. Tritt vor!“, sagte die Stimme und Alex stellte sich auf die Zehen. Es war Lilly, zumindest konnte er einen Matzenbacher mit orangen Haaren erkennen. Er war erleichtert. Lilly wurde an den Pranger gebunden und sagte ein Sprüchlein auf.
„… taufe ich dich auf den Namen: Reigschmeckte!“ Nun erkannte Alex auch die Quelle der Stimme. Denn der Sprecher war der erste Vorsitzende Frank Mutterkorn.
„Nun taufen wir unsere neue Hexe! Hexe, tritt vor!“, sagte Mutterkorn und nichts geschah, da Alex davon ausging, dass noch mehr als er getauft wurden.
Dem war nicht so.
„Sei mutig und tritt vor!“, sagte der erste Vorsitzende und alle Hexen grölten. Alex schwor sich, nie mehr bei einer so dummen und erniedrigenden Aktion mitzumachen. Alex wurde ebenfalls an den Pranger gebunden. Dabei fiel ihm ein, dass er keinen Spruch wusste. Hatte Frau Balk vergessen, ihm das zu sagen?
„Mir wurde zugetragen, dass du den Rockzipfel mehr magst als ein Bier, Hexe!“, sagte Mutterkorn.
„Was?“, stammelte Alex und schwor sich, den Verräter dafür zu bestrafen. Doch das konnte ja jeder sein, besonders in seinem alten Heimatdorf.
„Deshalb taufe ich dich auf den Namen: Alexa Potenza!“ Mutterkorn lachte und alle grölten.
„Und damit du dich immer an deinen Namen erinnerst, wirst du nun gesalbt!“
„Nein, auf keinen Fall!“ Alex zerrte am Pranger und sah, wie zwei Hexen auf ihn zukamen. Jetzt erst erinnerte er sich, dass die Matzenbacher nur einen Spruch aufsagen mussten, während die Hexen eklige Dinge in die Haare gerieben bekamen.
So auch Alex, ihm wurde Gleitgel in die Haare gerieben.
Wie jeden Abend hatte er die Funktion der Maschine, wie er den Surfer nannte, überprüft. Und wie jeden Abend funktionierte alles bestens. So sollte dies auch sein, denn dieses Geschäft hatte ihn reich gemacht. Auch alle anderen hatten eine ordentliche Summe bekommen, und der eine oder andere auch seinen Spaß.
So würde es bleiben! Natürlich hatte einer der Gruppe einen Fehler begangen, dieser war schon einmal geschehen. Vor langer Zeit und damals hatte er denjenigen aus der Gruppe ausgestoßen.
Dazu war er rein körperlich kaum noch in der Lage. Doch es konnte sein, dass wieder so verfahren werden müsste.
Er schloss die Tür ab und drehte sich um. Das Stadtschloss lag malerisch vor ihm. Dazu eine kalte sternenklare Nacht. Er steckte den Schlüssel in die linke Manteltasche und nahm seinen Stock. Schneller als man es ihm mit seiner Behinderung zugetraut hätte, ging er den Hof entlang zurück zu seiner Wohnung. Doch seiner Aufmerksamkeit entging nichts, und er bemerkte den Schatten hinter der Säule aus Beton.
„Guten Abend Kollege!“, sagte er, ließ seinen Blick jedoch auf seinem Ziel haften.
„Guten Abend!“, sagte Oberstudienrat Stockmann.
„So spät noch unterwegs?“
„Etwas frische Luft schnappen!“, sagte dieser.
„Aber ja doch! Sicherlich doch!“, sagte der alte Mann und setzte seinen Weg fort.
Oberstudienrat Stockmann schaute ihm nach. Dieser Mann hatte noch immer etwas Furchteinflößendes. Und deshalb war er von seinem Vorhaben abgekommen. Weil ihm der Mut fehlte. Ihm, der eigentlich immer über den Dingen stand.
Doch die Dinge haben sich alle gegen ihn gerichtet. Und er musste Ordnung schaffen. Und heute und hier wollte er beginnen. Doch er war zu feige.
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Die Haare von Alex klebten ihm am Kopf. Eigentlich war es ja kalt genug, doch das Gleitgel hatte offensichtlich auch noch eine kühlende Wirkung und ließ sich nur schwer abwischen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als einfach eine Wollmütze (natürlich auch in den Farben der Hexen) aufzusetzen. Alex begab sich an einen der Alkoholstände.
„Ja Lexi, schön, dass du auch dabei bist!“, sagte eine Frau in seinem Alter (geschätzt).
„Habt ihr einen Schnaps?“
„Hüpfer, in allen Sorten! Kennst du mich denn nicht mehr? Wir waren doch in der Realschule zusammen?“
Alex schüttelte den Kopf.
„Von jeder Sorte einen, bitte!“
„Martina, Martina Sommer!“, sagte die Frau und lächelte.
Alex lächelte auch gequält und trank seinen ersten Hüpfer Wodka Cream.
„Ja, also jetzt heiße ich wieder so, bin geschieden und Single!“, sagte Martina und Alex versuchte sich zu erinnern, kam jedoch auf kein Ergebnis. Er nahm den nächsten Hüpfer und drehte sich um. Dort stand wieder die kleine Hexe und hatte ihren Kopf schräg gelegt. Dann kam sie auf ihn zu. Alex wich etwas zurück, doch dort war ja der Stand. Die Hexe kam näher, streckte ihren Arm aus. Alex suchte die Umgebung nach der Rückendeckung ab.
Dann kniff die Hexe Alex in die Backe und zog ihre Maske aus.
„Aua!“, sagte dieser und starrte in ihm sehr bekannte blaue Augen!“
„Du, hier? Als Hexe? Ehrlich, Sachen gibt es?“, sagte die kleine Frau mit den blonden Haaren.
„Eva! Was machst du hier?“, sagte Alex und trank noch einen Hüpfer.
„Ja, das sieht man doch, ich bin eine Hohenzollern Hexe.“
Alex biss sich auf die Unterlippe, denn dass Eva eine Hexe war, das wusste er nun schon lange.
„Komm Bärchen, sei ehrlich, das alles machst du nur wegen einem Rockzipfel“, sagte Eva und kniff Alex erneut in die Backe.
„Aua, lass das. Nein, das hier sind geheime Ermittlungen. Ich bin also beruflich hier!“, sagte Alex und sah Lilly auf sie zukommen.
„Mensch, was für eine Party. Das erinnert mich an meine Jugendweihe, bei uns zu Hause!“, sagte Lilly und bestellte auch einen Hüpfer.
„Rockzipfel! Sag ich doch, aber ist die nicht doch etwas zu jung für dich, Bärchen? Könnte deine Tochter sein, oder?“ Eva lachte.
„Bärchen?“, sagt Lilly verwundert.
„Hallo, ich bin Eva!“ Eva gab Lilly die Hand.
„Ähm, Lilly! Lilly Baur, ohne e!” Lilly erwiderte den...
| Erscheint lt. Verlag | 24.12.2024 |
|---|---|
| Verlagsort | Vachendorf |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Schlagworte | Abitur • Fasnet • Hexenkessel • Killer Tal • Lehrer • Mädchen • Mord • Tod |
| ISBN-13 | 9783689955113 / 9783689955113 |
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