Drei Brüder - Johannisfeuer (eBook)
382 Seiten
NOVUM VERLAG
978-3-7116-0005-9 (ISBN)
Frank Oberon ist ein waschechter Bayer. Geboren wurde er 10 Jahre nach Kriegsende in Rosenheim, 50 km südlich von München. Zu dieser Zeit gab es noch täglich Dresche, in der Schule von schlagfertigen Lehrern, auf der Straße von nicht-domestizierten Halbstarken. Am Gymnasium veränderten sich die Bedrohungen hin zu Latein und Alkohol. Nach dem Studium an der Universität München arbeitet er als Mobilfunk-Ingenieur und gründet ein Unternehmen für privat-lokale Funksysteme. Die Arbeit lässt ihm leider wenig Raum für seine Kurzgeschichten im bayrischen Milieu. Erst ab 2018 findet er ausreichend Zeit und die Muse, sich mit dem Konzept von Bayernkrimis zu beschäftigen. Es entstehen mehrere Bände der Krimiserie Drei Brüder, die dem Leser die Besonderheiten der bayerischen Seele und der Naturgesetze näherbringen, die aber nicht immer den allgemeinen Lehren entsprechen. Frank Oberon ist verheiratet, hat eine Tochter und zwei Brüder.
Frank Oberon ist ein waschechter Bayer. Geboren wurde er 10 Jahre nach Kriegsende in Rosenheim, 50 km südlich von München. Zu dieser Zeit gab es noch täglich Dresche, in der Schule von schlagfertigen Lehrern, auf der Straße von nicht-domestizierten Halbstarken. Am Gymnasium veränderten sich die Bedrohungen hin zu Latein und Alkohol. Nach dem Studium an der Universität München arbeitet er als Mobilfunk-Ingenieur und gründet ein Unternehmen für privat-lokale Funksysteme. Die Arbeit lässt ihm leider wenig Raum für seine Kurzgeschichten im bayrischen Milieu. Erst ab 2018 findet er ausreichend Zeit und die Muse, sich mit dem Konzept von Bayernkrimis zu beschäftigen. Es entstehen mehrere Bände der Krimiserie Drei Brüder, die dem Leser die Besonderheiten der bayerischen Seele und der Naturgesetze näherbringen, die aber nicht immer den allgemeinen Lehren entsprechen. Frank Oberon ist verheiratet, hat eine Tochter und zwei Brüder.
Donnerstag - 15.06.2006
»Bergwacht Berchtesgaden, Hiergeist.«
Rudi hat eine schlaflose Nacht hinter sich. Um 10 Uhr abends hat er noch mal im Hotel Watzmann angerufen, um Adalbrecht Lebegut zu sprechen. »Herr Lebegut ist nicht im Zimmer«, war die schreckliche Antwort. Er ist noch nicht zurückgekommen.
Rudi muss etwas unternehmen. Deshalb hat er seinen Kollegen Bertram Hiergeist von der Bergwacht angerufen.
»Servus Bertram. Da ist der Fox Rudi.«
»Ja Servus Rudi. Hat der Watzmann deine Bergwanderer gefressen?«
»Ich hoffe nicht, Bertram, aber ich muss tatsächlich einen Vermissten melden. Er war gestern auf meiner Watzmann-Tour, wollte aber wieder umkehren vor dem Steig, weil er Muffensausen bekommen hat. Ich habe im Hotel angerufen. Bisher ist er noch nicht zurück. Sein Name ist Adalbrecht Lebegut aus Neuss. Er ist alleine angereist und hat ein Zimmer im Watzmann.«
»Hat er vielleicht auf einer Berghütte übernachtet?
»Bertram, ich habe schon alle Hütten, die in Frage kommen, abtelefoniert. Nichts.«
»Sag einfach, ob du Alarm auslösen willst, Rudi? Wir schicken dann einen dreiköpfigen Suchtrupp los, mit Hund.«
Es ist die Frage, bei der es um Kosten geht. Rudi ist zwar versichert, aber der Aufwand muss auch gerechtfertigt sein. Am liebsten hätte Rudi bereits gestern einen Suchtrupp losgeschickt. Er war sich da schon sicher, dass etwas schiefgegangen ist. Rudi nimmt noch mal einen Schluck Kaffee, den er gleich wieder ausspuckt. Vor lauter Nervosität hat er den Zucker vergessen.
»Ja Bertram, schick den Trupp raus. Ich geb dir die Route durch.«
***
Im Café Magnifique sind nicht alle Tische belegt. Der gestrige Sieg über Polen ist Tagesgespräch. Alles ist mit schwarz-rot-goldenen Fähnchen geschmückt. Im Hintergrund näselt Udo Lindenberg Seid willkommen in Berlin.
»Was wollt ihr denn zu Essen haben, ihr zwei Hübschen?« flötet Jess, als sie zwei Gläschen Prosecco auf den Tisch stellt. »Wie wär’s mit Lachsbrötchen?«
»Nicht Fisch, Jess. Das hatten wir gestern im Überfluss.«
»OK Samantha, dann mach ich euch eine Auswahl an leckeren Wurst- und Käsebrötchen.«
Ricks Smartphone klingelt Es lebe der Sport.
»Servus Rudi. Was gibt’s denn schon so früh?«
»Servus Rick. Ist es bei euch nicht halb elf?«
»Doch, Rudi. Wir sind gerade aufgestanden. Leg los.«
Rudi erzählt zehn Minuten lang die ganze lange Geschichte mit den drei Osteuropäern. Sam gestikuliert mit der Hand, er solle doch mal was sagen, um was es geht. Rick macht eine äußerst besorgte Miene und legt auf.
»Entschuldige, Sam, Rudi steckt in Schwierigkeiten. Ich wollte hier nicht auf laut stellen. Ich ruf aber gleich Chris an. Dann wirst du sofort verstehen, um was es geht. Komm, wir gehen kurz nach draußen.«
Rick wählt Chris’ Handynummer. Es läutet.
»Das ist aber eine Überraschung. Hallo Rick. Was gibt es denn?«
»Hallo Chris, ich hoffe, ich störe dich nicht bei der Arbeit. Aber Rudi ist in Schwierigkeiten.«
»Erzähl, Rick.«
»Also Rudi hat gestern eine Bergtour gemacht und vier von acht Teilnehmern verloren.«
»Das hört sich an wie ein schlechter Witz, Rick.«
»Also ein schlechter Witz geht so: Ein Bayer, ein Russe und ein Nigerianer sitzen in der Sauna …«
»Ja Rick, ist gut. Wie geht’s denn jetzt weiter?«
»Da sagt der Russe zum Nigerianer: Sag mal Wambo, warum ist dein …«
»Mensch Rick, hör auf! Wie geht es bei Rudi weiter?«
Samantha wendet sich ab und schüttelt den Kopf.
»Ach so … also Chris, die Sache ist komplizierter, als man glaubt. Erstens hätte Rudi nur vier Mann auf diese Tour mitnehmen dürfen. Dann hat er drei von den vier Vermissten gar nicht angemeldet: Einen Russen, einen Griechen und einen Armenier.«
»Genauso gehen schlechte Witze los, wie du schon sagst?«
»Nee, ich sagte, ein Russe, ein Bayer und ein Nigerianer.«
»Oookaay Rick, mach mal weiter.«
»Also, da sagt der Russe zum …«
»Mann, Rick, das ist echt nicht mehr lustig. Lass mal den blöden Witz und sag endlich, was bei Rudi los ist.«
»Ja, Chris, ich versuch’s ja dauernd. Aber wenn ihr mich ständig unterbrecht. Also, da sagt der Russe zum Rudi, wenn er ihn und seine Freunde nicht auf die Tour zum Watzmann mitnimmt, dann hat sein letztes Stündlein geschlagen, oder so ähnlich. In jedem Fall hat er ordentlich Bakschisch über den Tisch wandern lassen und dann hat Rudi zugestimmt. Er hat offensichtlich eine Scheißangst gehabt.«
Es ist ein paar Sekunden still. Alleine diese Information genügt, um zu wissen, dass Rudi verdammt in der Klemme steckt.
»Und was ist mit dem vierten Vermissten?«
»Das ist vermutlich das größte Problem, laut Rudi. Es ist ein Deutscher aus Neuss. Er meldet es gerade der Bergwacht, dass er auf seiner Tour verlorenging. Vom Russen, Griechen und Armenier will er erstmal nichts sagen.«
»Das kann aber schwer ins Auge gehen, oder, was meinst du, Rick?«
»Rudi meint, dass die drei gar keiner vermissen wird. Er hat sie nicht registriert und es gibt auch keine Registrierung bei Hotels und im Fremdenverkehrsamt. Das hat Rudi schon geprüft.«
»Was schlägst du vor, Rick?«
»Ich spreche mal mit Sam. Vielleicht fahren wir für ein paar Tage zu ihm. Das Wetter ist auch schön.«
»Gute Idee, Rick. Bleiben wir in Kontakt, und haltet mich bitte auf dem Laufenden.«
Rick und Sam gehen wieder zurück ins Café und setzen sich an ihren Tisch. Dieser hat sich inzwischen in ein köstliches Brunch-Buffet verwandelt. Jess hat reichlich bunt belegte Brötchen aufgetischt
»Was hältst du denn von ein paar Tage Urlaub am Königssee, Sam?«
»Hm, ehrlich gesagt, ich war noch nie in dieser Ecke. Es klingt irgendwie nach Rentnerurlaub«, urteilt Samantha, während sie sich ein Mettbrötchen nimmt.
»Und das Wetter soll schön bleiben, Sam.«
»Lass mal Urlaub beiseite. Ich glaube, dein Bruder braucht Hilfe. Mit wem kann Rudi das Problem so offen besprechen, außer mit uns?«
»Bin ich voll deiner Meinung. Ich rufe ihn gleich an. Er soll uns eine Unterkunft besorgen. Morgen ist Freitag. Sagen wir bis Mittwoch, oder? Das wären fünf Tage.«
»Gut, Rick. Irgendwie bin ich schon neugierig. Im Übrigen, wie geht denn dein Sauna-Witz weiter?«
»Sam, das ist ein schlechter Männerwitz. Ich fürchte, du wirst ihn überhaupt nicht lustig finden.«
»Oh Gott, ein Männerwitz. Dann behalt ihn für dich, Rick.«
***
»Servus Bertram. Gibt’s schon was Neues?««
Der Leiter der Bergwacht, Bertram Hiergeist, hat Rudi angerufen. Sein Suchtrupp war acht Stunden mit einem Spürhund unterwegs, um den verschollenen Adalbrecht Lebegut zu finden. Vorher sind sie ins Hotel Watzmann gefahren und haben auf Zimmer 317 eine Unterhose aus Adalberts Gebrauchtwäsche geholt und dem Suchhund unter die Nase gehalten. An der Reaktion des Hundes konnte man erahnen, dass ausreichend Aromastoffe vorhanden waren. Ein kurzes stoßartiges Schnauben, dann ist er wie von Sinnen mehrmals im Kreis gelaufen und hat alle wütend angebellt. Der Befehl Such war überflüssig.
»Ja. Rudi, leider aber schlechte Nachrichten. Wir haben ihn nicht gefunden. Unterhalb des Watzmann-Steigs hat der Hund ein paarmal angeschlagen. Aber wir haben keinerlei Spuren gefunden. Er ist wie vom Erdboden verschluckt.«
»Mist, verdammter. Kruzifix, wo kann der denn sein? Ich muss vermutlich die Polizei anrufen? Was meinst du, Bertram?«
»Ganz klar, Rudi. Die Indizien sprechen eindeutig für einen schweren Unfall. Wir müssen sogar davon ausgehen, dass er nicht mehr lebt. Auf zahlreiches Rufen haben wir keine Reaktion erhalten. Das ist kein gutes Zeichen.«
Erst war es Rudi gar nicht so recht, dass Rick angerufen hat und kommen will. Jetzt ist er richtig froh. Er spürt deutlich, wie sich eine Schlinge um seinen Hals zuzieht. Unter solch psychischer Belastung trifft man oft falsche Entscheidungen.
Das Hotel Watzmann hatte keine Zimmer mehr frei. Rick und Samantha wollten je ein Einzelzimmer haben. Jetzt hat er sie auf dem Gruberhof eingebucht. Den Wirt kennt er mittlerweile recht gut. Der Gruber Sebastian ist eine Respektsperson mit weiß-grauem Haar, immer sauber angezogen in lokaler Tracht und gerne eine teure Zigarre im Mund. Seine Frau Rosi hat nicht viel zu sagen, aber sie führt ein schönes Leben und kümmert sich um das stattliche Anwesen und ihre Gäste hoch oben am Berg....
| Erscheint lt. Verlag | 15.11.2024 |
|---|---|
| Verlagsort | Neckenmarkt |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | Belletristik • Frank Oberon • Krimi • Spannung |
| ISBN-10 | 3-7116-0005-0 / 3711600050 |
| ISBN-13 | 978-3-7116-0005-9 / 9783711600059 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich