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Die Inselschwimmerin (eBook)

Roman. Wie eine warme Umarmung an einem eiskalten Tag. Für Leserinnen von Miranda Cowley Heller und Carley Fortune

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Aufl. 2025
397 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
9783751775236 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Inselschwimmerin - Lorraine Kelly
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Zwei Schwestern. Ein Geheimnis. Eine Insel von rauer Schönheit

Ein mitreißender Roman voller Zuversicht über Zugehörigkeit und Vergebung - wie eine warme Umarmung an einem eiskalten Tag

Als ihr Vater schwer erkrankt, kehrt Evie in ihre Heimat auf den schottischen Orkneyinseln zurück. Nicht alle sind glücklich über ihr Auftauchen, vor allem ihre Schwester Liv nicht, denn nach einem traumatischen Vorfall in der Kindheit ist die Beziehung der Schwestern zerrüttet. Während Evie das Haus ihres Vaters für den Verkauf entrümpelt, fühlt sie sich zu einer Gruppe von Kaltwasserschwimmerinnen hingezogen, die in den rauen Wellen innere Ruhe finden. Gemeinsam helfen sie Evie, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Dabei drängen nach und nach Wahrheiten ans Licht, die folgenreich für die Dorfgemeinschaft sind und Evies Familie tief erschüttern ...

Unter den Top 10 der Sunday Times Jahresbestsellerliste 2024

»So warmherzig und mitreißend. Ein absoluter Genuss« Beth O'Leary



<p><strong><strong>Lorraine Kelly</strong></strong> ist Journalistin und als Moderatorin für das britische Fernsehen erfolgreich. Seit ihrem ersten Besuch der Orkneyinseln vor 30 Jahren ist sie dem rauen Charme der dortigen Natur verfallen. Nach mehreren Sachbüchern ist <strong>DIE INSELSCHWIMMERIN</strong> ihr Debüt als Romanautorin. Lorraine Kelly ist verheiratet und Mutter einer Tochter, und ihre besten Ideen hat sie bei Spaziergängen mit ihrem Border Terrier Angus.</p>

3


Orkney, Flughafen Kirkwall, 2024


Evie stieg die Flugzeugtreppe hinunter und musste sich am Handlauf festhalten. Sie fühlte sich benommen, und wieder die frische, reine Luft von Orkney zu atmen bewegte sie sehr. Kurz gaben ihre Knie nach, sodass sie beinahe gegen den sperrigen Rucksack getaumelt wäre, den der Mann vor ihr auf dem Rücken trug, doch sie schaffte es schwankend bis auf den Asphalt.

So legte sie auch das kurze Stück zum Terminal zurück und verlor dabei immer mehr den Kontakt zur Realität. Ihr wurde übel und schwindlig, und als ihr das Atmen immer schwerer fiel, sank sie zusammen. Der Mann mit dem Rucksack konnte sie noch abfangen, und ringsherum eilten Leute zu Hilfe.

»Lasst ihr Platz«, sagte er. »Die Ärmste, sie ist kalkweiß im Gesicht.«

Evie öffnete langsam die Augen und schaute in die besorgte Miene des Mannes, der sie am Arm hielt und beruhigend auf sie einredete. Ihre Brust fühlte sich eng an, und sie bekam kaum Luft.

»Mein Inhalator. In meiner Jackentasche«, hauchte sie. »Tut mir leid, dass ich solche Umstände mache.«

»Nicht der Rede wert. Meine Schwester ist Asthmatikerin. Ich kenne das. Lassen Sie sich einfach Zeit.«

Der Flughafensanitäter war schnell bei ihnen.

»Sehen Sie«, sagte der Mann. »Dieser nette Sani wird Sie untersuchen. Also, keine Sorge.«

Vage nahm Evie seine freundlichen blauen Augen, den beruhigenden Ton und den irischen Akzent wahr. Sie tat einen tiefen Atemzug und sprühte sich das Medikament in den Rachen. Schon ließ ihre Panik nach. Die Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück, und die Umgebung war wieder scharf zu erkennen. Der Mann mit den freundlichen Augen hatte einen wilden schwarzen Haarschopf, eine schlanke, drahtige Statur und sonnengebräunte Haut, als hielte er sich viel im Freien auf, und war gerade so attraktiv, dass es sie nicht scheu machte.

Sein kariertes Hemd war ungebügelt und an den Kragenspitzen ausgefranst, seine Chinos verwaschen und abgetragen, und seine schmutzigen Wanderstiefel hatten weite Strecken hinter sich.

»Soll ich Ihnen eine Tasse Tee besorgen?«, fragte er. »Die könnte Ihnen guttun.«

»Nein. Ich muss so schnell wie möglich zum Balfour Hospital«, antwortete sie noch kraftlos.

»Geht es Ihnen so schlecht? Ich werde Sie hinbringen, keine Sorge. Ich habe einen Wagen gemietet, und das Krankenhaus ist nur zehn Minuten entfernt.«

»Nein, nicht meinetwegen. Ich komme klar. Es geht um meinen Vater.«

Sie fühlte Tränen aufsteigen und bekam einen Kloß im Hals, weil ihr bewusst wurde, dass sie vielleicht zu spät kam. Sie hoffte, sie würde sich noch von ihm verabschieden können. Zumindest das war sie ihm schuldig.

»Ich bringe Sie hin. Ich heiße übrigens Finn.«

»Evie. Und vielen Dank dafür.«

Wie auf den Orkneys üblich, lag der Schlüssel des Mietwagens im Handschuhfach, und nachdem Finn ihr seinen alten Pullover über die Knie gebreitet und dafür gesorgt hatte, dass sie sich wohlfühlte, fuhr er los.

Auf der kurzen Strecke zum Krankenhaus erzählte er, dass er für eine bedeutende Vogelschutzgesellschaft auf Hoy arbeite, der Insel mit den imposanten Bergen und der reichen Tierwelt. Er werde dort Seeigel beobachten. Doch Evie hörte kaum zu, sondern war in ihre Ängste und Sorgen vertieft. Sie schaute aus dem Fenster. Es fing an zu nieseln, während weiter die Sonne schien. Als Kind hatte sie dieses Wetter immer gemocht, weil dabei klare Regenbögen entstanden und sich in den Pfützen spiegelten. Nach einem Regenguss sah immer alles aus wie frisch gewaschen. Auf den leuchtend grünen Weiden grasten Kühe und dicke Schafe. Es gab mehr neue Bungalows als damals, aber alles war beruhigend vertraut. Vielleicht würde doch alles gut werden.

Als sie sich Kirkwall näherten, war Evie überrascht vom Anblick des modernen Krankenhauses, das sich am Stadtrand erhob. Das hatte es noch nicht gegeben, als sie nach London gezogen war, und sie war gespannt, was sich seitdem noch verändert hatte.

Als Kind hatte sie es toll gefunden, nach Kirkwall zu fahren und ein Eis zu essen, an den Schaufenstern entlangzuschlendern und sich mit ihren Freunden zu treffen. Sie schloss sich nur nie an, wenn sie an den Strand gingen, auch nicht bei schönstem Wetter, denn sie hatte Angst vor dem Wasser, selbst wenn das Meer ruhig war.

Auf dem Parkplatz fragte Finn, ob er sie begleiten solle, und Evie antwortete, er habe ihr schon sehr geholfen.

»Ich bin dir sehr dankbar, ehrlich, und danke, dass du mich nicht mit Fragen gelöchert hast. Ich bin gerade ziemlich durch den Wind.«

Er nickte. »Hör zu, ich geb dir meine Nummer. Ich fände es nicht richtig, dich hier abzusetzen, ohne dass du jemanden anrufen kannst. Ich hoffe, deinem Vater geht es halbwegs gut. Melde dich, wenn du eine Mitfahrgelegenheit brauchst.«

Er tippte seine Nummer in Evies Handy ein.

In dem riesigen Foyer ging sie nervös auf die Rezeption zu. Medizinisches Personal lief zielstrebig hin und her, und einen Mann erkannte sie auf Anhieb, selbst nach all den Jahren. Die Haare waren nicht mehr ganz so rot, er war schlanker geworden und trug eine schicke Brille, doch das war Edwyn, einer ihrer besten Schulfreunde. Er hatte schon immer Arzt werden wollen, und da stand er nun, erwachsen und im weißen Kittel.

Er bemerkte sie und grinste sie breit an. »Evie Muir. Bist du’s wirklich? Ich kann es kaum glauben nach all der Zeit.«

Sie war ungeheuer erleichtert. Bei Edwyn und Kate hatte sie sich immer sicher gefühlt. Als Teenager waren sie unzertrennlich gewesen, und sie hoffte, es könnte mit ihnen trotz allem wieder so werden wie früher. Doch vor ihr stand erst mal nur Edwyn, er war schon immer entspannt gewesen. Mit Kate könnte es ganz anders aussehen.

»Oh, Edwyn. Es tut so gut, dich zu sehen. Ich will zu meinem Vater. Kannst du mir sagen, wie es ihm geht?«

Er wurde ernst. »Setzen wir uns irgendwohin, wo es ruhig ist und wir ungestört reden können.«

Er ging mit ihr in einen Familienraum und nahm ihre Hand. »Es tut mir sehr leid, Evie«, sagte er sanft. »Dein Vater ist nach einem schweren Herzinfarkt nicht mehr zu sich gekommen. Er ist gestern verstorben. Er war ein wahnsinnig netter Mann, und wir haben alles Menschenmögliche getan.«

Evie fühlte sich wieder benommen und konnte nur flüstern. »Ist er wirklich tot? Bist du sicher? Kann ich zu ihm?«

»Ganz bestimmt. Natürlich. Gib mir einen Moment.«

Sie konnte es nicht glauben. Sie war zu spät gekommen. Nie wieder würde sie seine Stimme hören. Niemand würde sie mehr Teenie nennen, sie so sehr lieben wie er.

Warum habe ich nur so lange gezögert?, dachte sie verzweifelt. Jetzt kann ich es nie mehr gutmachen.

Edwyn legte den Arm um sie, und sie lehnte sich dankbar an ihn.

»Da sind wir, Evie. Er liegt in seinem Zimmer. Bist du wirklich bereit dafür?«

Sie nickte. Durch einen Tränenschleier blickte sie auf den kalten, runzligen Körper ihres Vaters. Er sah gelblich und wächsern aus, alt und zerbrechlich, die grauen Haare stumpf, der Bart dünn und flaumig. Wo war der kräftige, kühne Mann, der sie mühelos hochheben konnte wie ein frisch geschlüpftes Küken?

»Das ist nicht mein Dad. Wir sind hier falsch. Das ist er nicht. Er ist ein großer, starker Mann. Du irrst dich. Das ist ganz offensichtlich eine Verwechslung.«

Sie hörte ihre Stimme schrill werden und klang immer aufgeregter. Edwyn hielt sie freundlich, aber bestimmt fest.

»Es tut mir unendlich leid, Evie, aber Duncan war sehr krank, als er zu uns gebracht wurde.«

»Aber was ist passiert? Er war immer stark und gesund.«

Edwyn seufzte. »Er hat nicht mehr auf sich geachtet. Wir haben alle versucht zu helfen, aber als deine Mutter nicht mehr da war, schien er seinen Lebenswillen zu verlieren. Vor einer Woche wurde er eingeliefert, nachdem er zu Hause gestürzt war. Er hatte die ganze Nacht auf dem Boden gelegen und war in einem schrecklichen Zustand. Im Rettungswagen auf dem Weg hierher hatte er noch einen schweren Herzinfarkt, und trotz aller Versuche konnten wir ihn nicht wieder zu Bewusstsein bringen.«

Sie betrachtete den eingefallenen alten Mann und empfand eine überwältigende Liebe, die den tiefen Kummer und erdrückenden Schuldgefühle für den Moment verdrängte. »Auf Wiedersehen, Dad. Es tut mir leid, dass wir uns nicht mehr verabschieden konnten. Dass ich nicht hier war, als du mich brauchtest. Das werde ich mir nie verzeihen.«

Sie berührte zärtlich seine kalte Wange.

»Meine Schicht endet in zehn Minuten«, sagte Edwyn leise. »Nimm dir Zeit für den Abschied, und komm dann in die Cafeteria. Ich warte da auf dich.«

Sie nickte nur, weil auf ihre Stimme gerade kein Verlass war.

Eine Viertelstunde später in der Cafeteria hielt Evie eine Tasse brühheißen, überzuckerten Tee in den Händen und versuchte, zu begreifen, was passiert war. »Freya hat in ihrem Brief nur geschrieben, dass ich schnell herkommen müsse. Ich wusste nicht, dass er so krank war«, erklärte sie.

Edwyn seufzte. »Ich hatte so eine Ahnung, dass sie mit dir noch Kontakt hat. Aber sie hat uns nie genau gesagt, wo du lebst. Du weißt, wie sie ist. Sie würde nie ein Versprechen brechen, das sie dir gegeben hat. Um ehrlich zu sein, war sie der einzige Mensch, der am Ende zu deinem Vater durchdrang. Er ließ nur sie noch ins Haus, und sie war es auch, die ihn gefunden und den Rettungswagen gerufen hat. Sie hat ihn immer wieder ermutigt, mit dem Trinken aufzuhören und etwas Richtiges zu essen, aber viel mehr konnte sie...

Erscheint lt. Verlag 25.4.2025
Übersetzer Angela Koonen
Sprache deutsch
Original-Titel The Island Swimmer
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Familie • female revenge • Freundschaft • Gesundheit • Heimat • Kaltwasserschwimmen • literarische Unterhaltung • Mental Health • Orkneyinseln • Rache • Schottland • Schuld • Schwestern • Second Chance • Solidarität • Tod • toxisch • Zugehörigkeit
ISBN-13 9783751775236 / 9783751775236
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