Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Kasino (eBook)

Neues Spiel, neues Glück | Die neue mitreißende Gesellschaftssaga für alle Fans von Downton Abbey
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Aufl. 2025
430 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-7515-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kasino - Martina Sahler, Heiko Wolz
Systemvoraussetzungen
14,99 inkl. MwSt
(CHF 14,65)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

1848. Claire hat es geschafft, sie lebt endlich ihren Traum: Croupière im berühmten Kasino von Baden-Baden. Alles scheint perfekt, bis Edouard Bénazet, der nach dem Tod seines Vaters die Geschäfte der Spielbank übernommen hat, eine neue Frau an seiner Seite präsentiert. Es ist die attraktive junge Sophie, die mit ihrer Schwester Viktoria nach dem Tod des Vaters auf der Suche nach neuen Glück nach Baden-Baden kam. Sie sieht in Claire eine Konkurrenz, die sie loswerden muss, je schneller, desto besser. Doch Claire lässt sich nicht ins Handwerk pfuschen ...



<p><strong>Martina Sahler</strong> und <strong>Heiko Wolz </strong>haben als Duo zahlreiche erfolgreiche Jugendbücher veröffentlicht. Für ihren historischen Roman WEISSE NÄCHTE, WEITES LAND wurde Martina Sahler mit dem HOMER LITERATURPREIS in Silber ausgezeichnet, Heiko Wolz erhielt unter anderem das Literaturstipendium des Freistaats Bayern.</p>

1


Baden-Baden, Anfang März 1848


»Huhu! Ist hier jemand?«

»Sei nicht albern.« Viktoria Winter sah sich nicht weniger interessiert in der Villa an der Lichtentaler Allee um als ihre Schwester Sophie. Doch es wäre ihr nicht eingefallen, wie ein kleines Mädchen auf ein Echo zu hoffen, indem sie die Hände zum Trichter formte und zur stuckverzierten Decke hinaufrief. Aber gut, dass sie sich weder von der Wesensart noch äußerlich ähnelten, wussten sie nicht erst seit diesem Tag, an dem sie ihr neues Zuhause inspizierten.

Ihre weiten Röcke raschelten, als sie sich über das Parkett im Foyer bewegten und in alle Ecken und Zimmer schauten. Tante Isolde folgte ihnen in ihrem schmucklosen schwarzgrauen Kleid. Irgendwo tickte eine Standuhr, und die Krallen von Schoßhund Pauli klackerten im schnellen Takt auf dem Holzboden. Der Pudel hetzte kläffend voraus. Tante Isolde rief ihn zurück, aber Pauli tat selten, was man von ihm erwartete.

»Vielleicht spukt der Geist des Engländers noch in diesem Gemäuer?« Sophie trat an eine Kommode, fuhr mit dem Finger über die Oberfläche und zog eine Spur in den Staub. »Bloß mit dem Putzen scheint er es nicht so ernst zu nehmen.«

»Erstens ist er nicht tot, zweitens hat er selbst nie hier gewohnt.« Viktoria strich sich eine der langen und im Nacken von einem Samtband gehaltenen Schillerlocken aus dem Gesicht. Mausblond, so nannte sie ihre Haarfarbe. Unauffällig und in ihren Augen wenig attraktiv. Sie gab sich Mühe, wählte Garderobe, die harmonierte. Heute trug sie das grün-rot karierte Kleid, das ihre Schultern frei ließ und ab der Taille weit ausgestellt war. Die Krinoline darunter brachte den Rock in Form, obwohl Viktoria gern darauf verzichtet hätte. Das Reifgestell war unpraktisch – ein Hindernis, wenn man schnell gehen oder Treppen steigen wollte –, aber in ihrer Position konnte man nicht aus der Rolle fallen.

Viktoria wusste um ihre seriöse Ausstrahlung, eine sechsunddreißigjährige Frau, unverheiratet, aber als Privatlehrerin ein geachtetes Mitglied der Gesellschaft. Zumindest war sie das in Tübingen gewesen. In Baden-Baden musste sie sich diesen Ruf erst wieder erarbeiten.

»Er hat die Villa für sich und seine Geliebte gekauft«, fuhr sie, an Sophie gewandt, fort. »Angeblich wollte er sie ihr als Geschenk präsentieren.«

»Und sie hat abgelehnt! Was für eine dumme Person! Mit einem Mann, der einem ein solches Geschenk macht, hat man ausgesorgt.« Sophie raffte ihr fliederfarbenes Kleid und eilte in den Salon. Der Rocksaum war mit Stoffblüten verziert, die sich auch als Schmuck in ihren brünetten Haaren wiederfanden.

Viktoria konnte verstehen, dass die meisten Menschen nur Augen für Sophie hatten, wenn sie nebeneinander spazierten. Sie war zweifellos die Hübschere von ihnen und legte es stets darauf an, zu gefallen. Im Gegensatz zu Viktoria war sie eher klein, hatte die Rundungen an den richtigen Stellen und wusste sie in Szene zu setzen. Wenn sie doch nur einmal einen passenden Mann kennenlernen würde! Unter den vielen, mit denen sie angebandelt hatte, war bislang kein geeigneter Heiratskandidat gewesen, abgesehen davon, dass Sophie sich gar nicht festlegen wollte. Da schalt sie die Frau, die die Villa und ein Leben mit dem Engländer abgelehnt hatte, als töricht und hielt ihr eigenes für ein großes, lustiges Spiel! Rief in den Raum, wartete auf ein Echo und lachte, wenn es ausblieb. Aber das Leben würde ihr schon eine Antwort geben – und am Ende musste sie nehmen, was auf dem Heiratsmarkt übrig blieb.

Außerdem hielt Viktoria wenig davon, jemanden als »dumm« zu bezeichnen, den man nicht kannte. Sophie war überaus schnell in ihren Urteilen und dann kaum noch von ihnen abzubringen. Aber was wusste sie denn, warum diese Frau abgelehnt hatte?

»Es hieß, der Mann sei verrückt gewesen«, entgegnete sie, obwohl sie den Begriff nicht mochte. In gebildeten Kreisen sprach man inzwischen anders über solche Zustände, doch Sophie hätte es so ausgedrückt und vielleicht fand Viktoria auf diese Art Zugang zu ihr. Der Immobilienmakler, einer von der geschwätzigen Sorte, hatte sich ähnlich geäußert und sich in aller Ausführlichkeit über den Engländer ausgelassen. Bedford hieß er, wenn sie sich richtig erinnerte. George. Vermutlich hatte der Händler ihnen verdeutlichen wollen, welches Glück sie hatten und dass eine solche Villa in Baden-Baden ein Schnäppchen war. Viktoria und ihr Vater hätten auch ohne diese Erklärungen zugeschlagen.

»Ich bin nicht verrückt! Ein wenig mehr Respekt bitte!« Tante Isolde hob die Stimme, wahrscheinlich, um sich selbst zu hören, wenn sie schon nicht verstand, was andere sagten. Dass sie halb taub war, stritt sie jedoch vehement ab.

Sophie ging nicht auf sie ein, hatte dafür eine klare Meinung zu Viktorias Einwand: »Von mir aus hätte er ein ganzes Bündel an Schrullen haben können. Ich hätte nicht Nein gesagt, wenn er mir das hier zu Füßen gelegt hätte. Weiß man, wer die Angebetete war? Eine Einheimische?«

Viktoria schüttelte den Kopf. »Der Makler kannte sie nicht. Er freute sich nur diebisch darüber, das Haus so schnell losschlagen zu können, da dieser Mister Bedford weit unter dem üblichen Preis blieb, weil er offenbar mit diesem Kapitel seines Lebens schnellstmöglich abschließen wollte. Vater und ich haben nicht gezögert.«

Unvermittelt stieg die Trauer in ihr hoch. Wie viel Zeit musste vergehen, bis sie den Schmerz als Teil von sich akzeptierte?

Vor vier Wochen hatte ihr Leben wie ein langer ruhiger Fluss vor ihr gelegen. Ihr Vater Claudius Winter, an der Tübinger Universität Professor für Geschichte, hatte zuvor über einen befreundeten Kollegen von der günstigen Villa erfahren. Er hatte schon länger damit geliebäugelt, für seine Töchter eine Investition in die Zukunft zu tätigen. In Absprache mit Viktoria erwarb er das Haus im europaweit berühmten Baden-Baden, um es zu vermieten. Von den Einnahmen hätten Viktoria und Sophie gut leben können. Aber nun war alles anders gekommen, denn das alte Herrenhaus am Rande von Tübingen, in dem die beiden Schwestern mit dem Vater und Tante Isolde gewohnt hatten, war bis auf die Grundmauern abgebrannt. Und Claudius Winter war in den Flammen gestorben.

Viktoria würde niemals den Tag vergessen, als sie vom Privatunterricht im Hause des Freiherren von Gülding heimgekehrt war und das Feuer aus allen Stockwerken schlug. Sophie erledigte Einkäufe, Tante Isolde besuchte einen Tuchhändler in der Stadt, nur der Vater hatte in seiner Bibliothek gesessen, den Flammen hilflos ausgeliefert. Später hieß es, er habe sich wohl zwischen den uralten Büchern, die er studierte, eine Zigarre angezündet und sei darüber eingenickt. Das Feuer musste sich inmitten der staubtrockenen Bände rasend schnell ausgebreitet haben.

Viktoria drehte sich der Magen um, wann immer ihr diese Bilder ins Gedächtnis schossen. Ihr Zuhause gab es nicht mehr. Der Vater war tot. Sie waren auf sich gestellt. Viktoria als Ältere nahm die Rolle des Familienoberhaupts ein. Keine einfache Aufgabe mit der Trauer und dem Wissen, dass Sophie sich keinen Deut bemühte, mit ihren vierundzwanzig Jahren endlich erwachsen zu werden. Und dann diese Villa! Ein Renditeobjekt hatte sie sein sollen, mehr nicht. Ob sie sich hier jemals so heimisch und geborgen fühlen würden wie in Tübingen?

Sie schauten sich weiter um. Im Parterre gab es einen Salon mit Zugang zur Terrasse. Daneben befanden sich das Esszimmer, ein Gästezimmer und die Wirtschaftsräume, die Tante Isolde eingehend inspizierte. Sie war seit Viktorias Geburt ihr Kindermädchen gewesen, später hatte sie den kompletten Haushalt der Winters geführt, nachdem die Mutter nach Sophies Geburt im Kindbett gestorben war. Viktoria konnte sich noch gut an die Mutter erinnern, sie war ja einige Jahre älter als ihre Schwester. Wie sie Viktoria im Holzfass gebadet und ihr Haar zärtlich mit Seife shampooniert hatte. Wie sie ihr Zöpfe geflochten und im Spätsommer den duftenden Pflaumenkuchen gebacken und ihr in kleinen Stücken auf einem Teller ins Zimmer gebracht hatte. Ihr Vater hätte vermutlich nicht gewusst, wie er diese große Verantwortung allein hätte tragen sollen, wenn damals nicht seine unverheiratete Schwester Isolde zur Stelle gewesen wäre.

»Wie trostlos.« Sophie zupfte an einem Leinentuch, das über dem einzigen Sessel im Salon drapiert war. Darunter kam ein mit rotem Samt bezogenes Sitzmöbel hervor, unbenutzt, wie es schien. »Ich hatte das alles frischer in Erinnerung nach unserem ersten Besuch.«

»Im Februar hatten wir Glück, es war ein blauer Wintertag mit viel Licht. Heute jedoch«, Viktoria wies mit dem Kinn durch die Terrassentür in den Garten, »ist alles grau. Es sieht aus, als würde es jeden Moment sintflutartig regnen.«

»Es regnet doch gar nicht!«

Viktoria näherte sich mit dem Mund Tante Isoldes Ohr und sprach lauter: »Später wird es regnen!«

»Gut, dass wir ein Dach über dem Kopf haben.« Wenn Tante Isolde grinste, sah sie aus wie ein kleines Nagetier. Ihre Augen glommen.

»Es ist erst gut, wenn wir fertig eingerichtet sind. So kann man hier doch nicht wohnen!«, rief Sophie und zog die Taftgardinen von den Fenstern, damit ein Hauch mehr Licht einfiel.

Viktoria gab ihrer jüngeren Schwester recht, sah aber einen weiteren Grund für die triste Stimmung, die über der Stadt lag wie die Wolkendecke. Im Februar war Baden-Baden noch von einem anderen Geist beseelt gewesen. Da hatte der roi de Bade, wie die Einheimischen den Spielbankdirektor Jean Jacques Bénazet ehrerbietig genannt hatten, das Zepter fest in der Hand gehalten. Vor wenigen Tagen war...

Erscheint lt. Verlag 25.7.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Adel • Baden-Baden • Croupier • Downton Abbey • Drama • Frauenromane • Frauenschicksale • Geschenk für die Freundin • geschenk für die mutter • Gesellschaftsroman • Glücksspiel • Große Gefühle • Große Liebe • Historische Romane • Julian Fellowes • Liebe • Roulette • Saga • Schmöker • Starke Frauen
ISBN-10 3-7517-7515-3 / 3751775153
ISBN-13 978-3-7517-7515-1 / 9783751775151
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Das Ende der Welt. Roman

von Sabine Ebert

eBook Download (2025)
Knaur eBook (Verlag)
CHF 18,55