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Das Geheimnis von Paris (eBook)

Ein Fall für eine Lady - Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025
501 Seiten
Goldmann Verlag
978-3-641-32868-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Geheimnis von Paris - CJ Wray
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An diese zwei besonderen Ladies werden Sie Ihr Herz verlieren!
Ein großer, kluger Spaß für alle Leser von Jonas Jonasson und Richard Osman.

Jeder in Großbritannien kennt die exzentrischen Williamson-Schwestern Penny und Josephine. Mit über 90 Jahren gehören sie zu den letzten lebenden Kriegsveteraninnen des Königreichs. Für den Galeristen Archie sind sie die geliebten Großtanten, von denen er alles Wichtige im Leben gelernt hat. Vom Fliegenfischen und Reifenwechseln bis hin zum Rezept für den perfekten Martini. Als die beiden Ladys in Paris geehrt werden sollen, packt er kurzerhand seine Koffer, um sie zu begleiten. Und so beginnt eine Reise in die Vergangenheit, zum Ausbruch des Krieges, zu einer tragischen Liebesgeschichte und den geheimen Missionen, die Penny und Josephine für die britische Regierung ausgeführt haben. Denn anders als Archie glaubt, sind seine Tanten keinesfalls harmlose Seniorinnen. Und in Paris haben sie noch eine Rechnung zu begleichen ...

'Charmant und mitreißend. Einfach wunderbar!' Jenny Colgan

CJ Wray ist das Pseudonym einer Sunday-Times-Bestsellerautorin. Aufgewachsen im Westen Englands, studierte Wray Psychologie, bevor ihr wildes Berufsleben begann. Sie hat bereits über vierzig Bücher geschrieben, Küchen verkauft, Erotik redigiert, einen bewaffneten Bankräuber interviewt und sich einmal sogar als Prinzessin ausgegeben.

Erstes Kapitel


London, Frühjahr 2022

John Betjeman hatte recht. Bei Peter Jones war die Welt noch in Ordnung, dachte sich Archie Williamson, während er an einem Cappuccino nippte und vom Café im sechsten Stock des Kaufhauses den Blick über die Dächer von London schweifen ließ. Das Café gehörte zu Archies liebsten Orten überhaupt. Selbst an grauen Tagen herrschte hier eine sonnige Atmosphäre, und immer konnte man früher oder später einen Fensterplatz ergattern, weil allen Besuchern bewusst zu sein schien, dass man bei einer derart grandiosen Aussicht nicht stundenlang vor einem einzigen Caffè Latte sitzen konnte. Archie nickte zufrieden, als er sah, wie eine junge Frau mit Laptop ihren Tisch für eine überforderte Mutter mit zwei kleinen Kindern räumte. So konnte er noch ein Weilchen sitzenbleiben.

Seine Lunch-Verabredung war noch nicht da, also schlug Archie die Vorabendausgabe des Standard auf, die der letzte Gast an seinem Tisch liegengelassen hatte, und blätterte zur Rätselseite. Das Zahlenrätsel mochte er am liebsten. Jedes Mal klappte es ein bisschen schneller, wobei es noch eine Weile dauern würde, bis er das Rätsel so fix würde lösen können wie seine Großtante Penny.

Während er sich noch den Kopf zerbrach, ob die Nummer 24 nun ein »A« oder ein »O« war, verkündete sein Handy summend den Eingang einer Nachricht. Sie kam von Arlene, Pennys Haushälterin, die ihm mitteilte, dass sie Penny und ihre ältere Schwester Josephine vorhin in ein Taxi gesetzt hatte, das jeden Augenblick am Sloane Square eintreffen müsste. Archie bedankte sich für die Information. Arlene war wirklich ein Goldstück. Doch auch nach weiteren vierzig Minuten war von Archies geliebten Großtanten noch immer nichts zu sehen. Dann, gerade als er Arlene schon anrufen und sie bitten wollte, in ihrer App nachzusehen, wo das Taxi abgeblieben war, kam eine sehr offiziell aussehende Dame aus dem Aufzug marschiert und rief im Laufen: »Mr Archie Williamson? Ist ein Mr Archie Williamson im Café?«

»Hier«, meldete sich Archie, stand auf und winkte ihr. Zwei Gäste an Tischen in der zweiten Reihe sprangen wie auf Kommando auf, bereit, zu Archies Platz zu stürzen, sobald er frei wurde. Sie beäugten einander wie Olympioniken in den Startblöcken beim Hundert-Meter-Lauf und würden sicher lossprinten, sobald Archie erst einmal den Weg freigemacht hatte.

»Ach, ein Glück.« Die Dame, die, wie auf ihrem Namensschild zu lesen war, Erica hieß, seufzte erleichtert. »Es geht um Ihre Großtanten. Die beiden Ms Williamsons? Ich muss Sie bitten mitzukommen.«

Archie war augenblicklich beunruhigt. »Ist alles in Ordnung? Ist ihnen etwas zugestoßen?«

Schließlich hatte es letzten Monat einen kleinen Zwischenfall gegeben: Josephine war vor dem McDonald’s in der King’s Road auf einem achtlos weggeworfenen Burger ausgerutscht und hatte Penny im Fallen mitgerissen. Beide hatten mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung die Nacht im Royal Hospital Chelsea verbringen müssen.

»Nein, nein«, versicherte Erica rasch. »Es geht beiden gut. Zumindest körperlich.« Leiser fügte sie hinzu: »Es geht um etwas anderes. Etwas … Mr Williamson, vielleicht sollten wir das lieber irgendwo unter vier Augen besprechen. Wenn Ihnen das recht ist?«

Archie folgte Erica zum Aufzug. Im Erdgeschoss angekommen, führte sie ihn durch Regalreihen ordentlich gestapelter Handtücher und Bettwäschesets zu einer Tür, die ihm bisher nie aufgefallen war. Die hielt sie ihm nun auf, damit Archie vor ihr durchgehen konnte.

»Ihre Großtanten warten dadrin«, sagte sie.

Archie war es irgendwie unangenehm, dass Erica ihm die Tür aufhielt, weil seine Kinderstube ihm eigentlich sagte, es müsse umgekehrt sein, aber dann ging er trotzdem an ihr vorbei in den Raum dahinter. Er rätselte immer noch, was ihn dort wohl erwarten würde.

In einem schlichten Büro mit geschmackvollen Pastelldrucken (erhältlich im vierten Stock) saßen Archies Großtanten nebeneinander vor einem sehr aufgeräumten Schreibtisch auf zwei Stühlen. Draußen war es frühlingshaft mild, aber die beiden waren warm eingemummelt in Mäntel und Schals. Josephine trug eine dunkelblaue Schiffermütze, Penny ihr Lieblingsbarett aus Mohair. Archie wunderte sich immer wieder, wie klein und zierlich seine Tanten wirkten, wenn er sie außerhalb ihres Hauses in South Kensington sah, aber heute erschienen sie ihm winziger denn je. Vielleicht war es auch wegen der beiden Hünen, die sie flankierten wie Wachposten. Sicherheitsleute in Zivil, dachte Archie sich mit wachsendem Unbehagen.

»Ach, Archie. Wie gut, dass du da bist«, sagte Josephine. »Das Ganze ist ein schreckliches Missverständnis.«

»Was ist denn los?«, fragte er.

Tante Penny heftete den Blick auf ihre Füße in den praktischen Klettverschlussschuhen, Größe 36. Als sie schließlich wieder aufschaute, machte sie ein Gesicht, wie Archie es von sämtlichen Fotos seiner Großtante zwischen 1924 und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs kannte. Sie hatte wieder irgendetwas ausgefressen. Was zum Kuckuck sollte das für ein »Missverständnis« sein?

»Archie, mein Lieber, es tut mir so leid, dich derartig in Verlegenheit zu bringen«, setzte Penny an. »Ich habe ihn nur in die Hand genommen, weil ich ihn mir etwas genauer anschauen wollte, aber ich muss wohl in Gedanken gewesen sein, und ehe ich michs versah, hatte ich ihn auch schon in die Handtasche gesteckt und ohne nachzudenken den Reißverschluss zugezogen.«

Der fragliche »er« war ein kleiner Kristallelefant im Swarovski-Stil, der nun drollig auf den Hinterbeinen mitten auf Ericas Schreibtisch stand.

»Rufen wir die Polizei?«, fragte einer der Wachleute.

Die nette Erica biss sich auf die Unterlippe. Sie schaute von dem Wachmann zu den beiden Schwester und schließlich zu Archie und dann wieder zu dem Wachmann. Ihr Unbehagen war fast greifbar.

»Ich glaube, die Polizei zu rufen, ist in diesem Fall wirklich nicht nötig«, warf Archie ein. »Wie Sie sehen, ist meine Tante Penny …«

Wie es nur sagen, ohne vor ihr das Wort »alt« in den Mund zu nehmen?

»Nun, ich glaube, sie wird es mir nachsehen, wenn ich Ihnen sage, dass sie gelegentlich ein bisschen vergesslich sein kann. Aber sie ist ein grundguter, hochanständiger Mensch und käme nie auf den Gedanken, sich mittels Diebstahls am Eigentum von Peter Jones vergreifen zu wollen. Sie ist so ehrlich, wie der Tag lang ist. Es ist bloß … es ist so, sie hat … Sie wissen schon … sie hat …«

Nein, das »D«-Wort konnte er auch nicht sagen, selbst wenn es Penny vor dem Knast bewahren könnte.

»Die Sache ist die: Sie ist kürzlich siebenundneunzig geworden.«

Penny nickte wie ein geprügelter Hund, und plötzlich sah man ihr jedes einzelne ihrer vielen Lebensjahre an.

»Ich war im Krieg«, piepste sie.

»Und ich auch«, setzte Josephine hinterher.

»Tatsächlich«, fuhr Archie fort, »sind wir heute hier, weil ich oben im Café mit meinen Tanten über ihre Teilnahme an den diesjährigen Feierlichkeiten zum VE Day in der Royal Albert Hall sprechen wollte. VE Day? Der Jahrestag zur Feier des Kriegsendes?«

»In Europa«, präzisierte Penny. »Im Fernen Osten ging der Krieg erst Monate später zu Ende.«

»Ganz recht, Tante Penny.« Wieder an Erica gewandt, sagte Archie: »Sie sollen in ihrer Funktion als Vertreterinnen der Women’s Services auch mit Prinz Charles zusammentreffen.«

Der Wachmann, der die Polizei rufen wollte, schien gänzlich ungerührt, aber Archie sah dem jüngeren Mann und Erica an, dass sie gebührend beeindruckt waren, zwei echten Weltkriegsveteraninnen gegenüberzustehen.

»Ich war bei den Wrens«, warf Josephine ein.

»Dem Women’s Royal Naval Service, dem königlichen Marinedienst der Frauen«, erläuterte Archie.

»Und ich war eine FANY«, sagte Penny.

»First Aid Nursing Yeomanry, das Sanitätsfreiwilligencorps«, beeilte Archie sich zu erklären.

»Danke für Ihren Dienst an unserem Land«, sagte der jüngere Wachmann.

Eine Plattitüde, die, wie Archie nur zu gut wusste, seine Tanten beide verabscheuten, aber heute waren sie gnädig (oder vernünftig) genug, dem Mann für die netten Worte zu danken.

»Ich bezahle den Elefanten natürlich gern«, beeilte Archie sich zu sagen, um die unangenehme Situation möglichst schnell aufzulösen. »Vielleicht können wir die Angelegenheit dann vergessen und alle unserer Wege gehen.«

»Nach den Vorschriften …«, setzte der ältere Wachmann an.

»Soll jeder derartige Vorfall zur Anzeige gebracht werden«, fiel Erica ihm ins Wort. »Ich weiß, John, ich weiß. Aber in diesem Fall, wo Miss Williamson den Laden eigentlich noch gar nicht verlassen hat …«

Archie lächelte dankbar und reichte ihr seine Kreditkarte. »Für den Elefanten.«

»Das ist wirklich nicht nötig«, sagte Erica.

»Ich möchte es aber«, sagte Archie und dachte sich, Penny hatte ihn ja anscheinend unbedingt haben wollen.

»Nun, wenn Sie darauf bestehen. Wir müssten allerdings zu einer der Kassen gehen.«

»Dann rufen wir also nicht die Polizei?«, fragte John.

»Nein, wir rufen nicht die Polizei«, bestätigte Erica. »Heute nicht. Meine Damen?« Sie hielt Penny und Josephine die Tür zum Verkaufsbereich auf.

Archie hieß seine Tanten in der Kissenabteilung zu warten, während er den unansehnlichen Kristallkitsch bezahlte. Den verblüffend kostspieligen...

Erscheint lt. Verlag 21.5.2025
Übersetzer Stefanie Retterbush
Sprache deutsch
Original-Titel The Excitements
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2. Weltkrieg • eBooks • Frankreich • Historische Romane • Weltkrieg
ISBN-10 3-641-32868-3 / 3641328683
ISBN-13 978-3-641-32868-9 / 9783641328689
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