Arsène Lupin. Der Gentleman-Gauner (eBook)
- Selbst der berühmte Herlock Sholmes bekam ihn nicht zu fassen
- Arsène Lupin - bekannt aus unzähligen Büchern, Verfilmungen, Comics und Mangas
- Der Netflix-Hit seit 2021: »Lupin« (mittlerweile 3 Staffeln)
- Kriminell günstige Sonderausgabe
Maurice Leblanc, geboren am 11. Dezember 1864 in Rouen, war ein französischer Journalist und Romanautor. Sein umfangreiches Werk umfasst Theaterstücke, Kurzgeschichten, Abenteuer- und Kriminalromane. Besonders bekannt ist er für seine Erzählungen um den Meisterdieb Arsène Lupin. Für seine literarischen Verdienste wurde er mit dem Orden der Legion d’honneur ausgezeichnet. Am 06. November 1941 verstarb er in Perpignan.
2
Arsène Lupin im Gefängnis
Kein Tourist hat diesen Namen verdient, der nicht die Ufer der Seine gesehen hat und der nicht, auf seinem Weg von den Ruinen von Jumièges zu jenen von Saint-Wandrille, das kleine, eigenartige feudale Château du Malaquis betrachtet hat, das dort mitten im Fluss so stolz auf seinem Felsen thront. Mit der Straße ist es durch eine geschwungene Brücke verbunden. Die Fundamente seiner dunklen Türmchen verschmelzen mit dem Granit, der sie stützt, einem enormen Felsblock, der sich aus einem unbekannten Gebirge gelöst hat und durch ein gewaltiges Naturereignis an diesen Ort geschleudert wurde. Um ihn herum spielt das Wasser des breiten Flusses mit dem Schilf, und Bachstelzen stehen zitternd auf den feuchten Kuppen der Kiesel.
Die Geschichte von Malaquis ist rau wie sein Name, schroff wie seine Silhouette. Nichts als Kämpfe, Belagerungen, Sturmangriffe, Raubüberfälle und Massaker. Hier im Pays de Caux beschwört man bei den abendlichen Zusammenkünften mit Schaudern die Verbrechen herauf, die in diesem Château begangen wurden. Man erzählt sich geheimnisvolle Legenden. Man spricht von dem berühmten unterirdischen Gang, der das Château einst mit der Abtei von Jumièges verband und mit dem Landsitz von Agnès Sorel, der Mätresse von Karl VII.
In diesem geschichtsträchtigen Unterschlupf für Helden und Banditen residiert Baron Nathan Cahorn, oder Baron Satan, wie er früher an der Börse genannt wurde, wo er sich auf etwas zu grobe Weise bereicherte. Die Herren von Malaquis mussten ihm – ruiniert, wie sie waren – den Sitz ihrer Ahnen für einen Pappenstiel verkaufen. Der Baron hat dort seine bewundernswerten Sammlungen untergebracht: Möbel, Gemälde, Fayencen und Skulpturen. Er lebt allein auf dem Château, nur mit drei alten Bediensteten. Kein Mensch betritt je seine Gemäuer. Kein Mensch hat je in der Kulisse der altertümlichen Säle die drei Gemälde von Rubens betrachtet, die der Baron besitzt, oder die beiden Watteaus, den Prunkstuhl von Jean Goujon oder all die anderen zahllosen Kostbarkeiten, die er bei Versteigerungen den reichsten der regelmäßig anwesenden Bieter unter dem Einsatz beträchtlicher Summen entrissen hat.
Baron Satan hat Angst. Nicht um sein eigenes Wohlergehen, sondern um das seiner Schätze, die er mit so hartnäckiger Leidenschaft und dem Scharfsinn eines Liebhabers angehäuft hat, wobei nicht einmal die verschlagensten Händler sich rühmen können, ihn aufs Kreuz gelegt zu haben. Er liebt seine Schätze. Mit der verbitterten Liebe eines krankhaften Geizhalses, und mit der Eifersucht eines Liebhabers.
Jeden Abend bei Sonnenuntergang werden die vier eisenbeschlagenen Tore, die die beiden Enden der Brücke sowie den Zugang zum Innenhof sichern, verschlossen und verriegelt. Bei der geringsten Erschütterung würden elektrische Klingeln die Stille durchbrechen. Von der zur Seine hin gelegenen Seite ist nichts zu befürchten – der Fels fällt dort lotrecht in die Tiefe.
Eines Freitags im September stand wie üblich der Postbote am anderen Ende der Brücke. Seiner Gewohnheit entsprechend öffnete der Baron einen der schweren Türflügel.
Er musterte den guten Mann eingehend, als kennte er sie nicht schon seit Jahren, diese schelmischen Bauernaugen und dieses gutmütige, freudvolle Gesicht. Der Postbote lachte und sagte:
»Ich bin immer noch derselbe, Herr Baron. Ich bin nicht jemand anders, der sich meinen Rock und meine Mütze geschnappt hat.«
»Kann man da jemals sicher sein?«, murmelte Cahorn.
Der Postbote reichte ihm einen Stapel Zeitungen. Dann sagte er:
»Und jetzt, Herr Baron, gibt es noch etwas Neues.«
»Etwas Neues?«
»Einen Brief … Ein Einschreiben noch dazu.«
So abgeschieden, wie er lebte, ohne Freunde oder sonst jemanden, der an seinem Leben Anteil genommen hätte, erhielt der Baron niemals Briefe, und dass nun einer eintraf, erschien ihm sofort als ein schlechtes Vorzeichen, das Anlass zu Argwohn gab. Wer war der mysteriöse Absender, der ihn in seiner Zurückgezogenheit behelligte?
»Wenn Sie bitte hier unterschreiben würden, Herr Baron.«
Murrend unterschrieb er. Dann nahm er den Brief entgegen, wartete, bis der Postbote hinter der Biegung der Straße verschwunden war, ging ein paarmal auf und ab, lehnte sich schließlich an die Brüstung der Brücke und riss den Umschlag auf.
Der Umschlag enthielt einen Bogen karierten Papiers. Im Briefkopf stand Gefängnis La Santé, Paris. Er sah nach der Unterschrift: Arsène Lupin. Verdutzt begann er zu lesen.
Sehr geehrter Baron,
in dem Gang, der Ihre beiden Salons verbindet, hängt ein Gemälde von Philippe de Champaigne, das exzellent gearbeitet ist und das ich zutiefst bewundere. Auch Ihre Werke von Rubens entsprechen meinem Geschmack, ebenso das kleinere Bild von Watteau. Im Salon auf der rechten Seite vermerke ich die Louis XIII.-Kredenz, die Wandteppiche von Beauvais, den Empirehocker von Jacob und die Renaissancetruhe. Im linken Salon die gesamte Vitrine mit Schmuck und Miniaturen.
Fürs Erste will ich mich mit den genannten Gegenständen begnügen, die sich, wie ich vermute, leicht transportieren lassen. Ich bitte Sie daher, sie entsprechend verpacken zu lassen, an mich zu adressieren und (frei Haus) zum Bahnhof von Batignolles zu schicken, und zwar innerhalb von acht Tagen … Anderenfalls werde ich in der Nacht von Mittwoch, den 27., auf Donnerstag, den 28. September, selbst zum Abtransport schreiten. Und dann werde ich, wie es nur recht und billig ist, mich nicht mit den oben genannten Objekten begnügen.
Bitte entschuldigen Sie diese kleine Störung, die ich Ihnen verursache.
Hochachtungsvoll
Arsène Lupin
P.S.: Bitte senden Sie mir auf keinen Fall den größeren Watteau. Sie haben im Auktionshaus zwar dreißigtausend Francs für dieses Gemälde bezahlt, doch es ist nur eine Kopie. Das Original hat Barras zur Zeit des Direktoriums eigenhändig verbrannt, während einer Orgie. Nachzulesen in den unveröffentlichten Memoiren von Garat.
Auch an der Louis XV.-Chatelaine ist mir nicht gelegen; ihre Echtheit scheint mir zweifelhaft.
Dieser Brief erschütterte den Baron Cahorn bis ins Mark. Ein solches Schreiben war in jedem Fall alarmierend, aber wie alarmierend war es erst, wenn es von Arsène Lupin unterzeichnet war!
Als eifriger Zeitungsleser wusste der Baron über alles Bescheid, was in der Welt in Sachen Diebstahl und Verbrechen vor sich ging, und er wusste auch von den Coups dieses teuflischen Einbrechers. Natürlich war ihm bekannt, dass Lupin in Amerika von seinem Gegenspieler Ganimard festgenommen worden war und nun zweifelsohne hinter Gittern saß, und dass der Prozess gegen ihn vorbereitet wurde – ein mühseliges Unterfangen! Aber er wusste auch, dass man bei Lupin mit allem rechnen musste. Und die stupende Kenntnis des Châteaus sowie der Stellen, an denen sich Gemälde und Möbel befanden, war ein besonders beunruhigender Umstand. Wer hatte Lupin von Dingen unterrichten können, die kein Mensch je zu Gesicht bekommen hatte?
Der Baron hob den Blick und betrachtete die einschüchternden Umrisse des Château du Malaquis, sein steil abfallendes Piedestal, die tiefen Wasser, die es umschlossen, und zuckte mit den Schultern. Nein, es bestand ganz entschieden keine Gefahr. Niemand auf der Welt konnte in das uneinnehmbare Allerheiligste seiner Sammlungen eindringen.
Niemand auf der Welt – aber Arsène Lupin? Tore, Zugbrücken, Mauern – existierte all das für Arsène Lupin? Was halfen die ausgeklügeltsten Barrieren, die kunstreichsten Vorsichtsmaßnahmen, wenn Arsène Lupin sich vorgenommen hatte, ein bestimmtes Ziel zu erreichen?
Noch am selben Abend schrieb der Baron der Staatsanwaltschaft von Rouen. Er legte den Drohbrief bei und bat um Schutz und Unterstützung.
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Da der in Rede stehende Arsène Lupin gegenwärtig im Gefängnis La Santé inhaftiert sei, dort minutiös überwacht werde und keine Möglichkeit habe, Briefe zu schreiben, könne es sich bei dem Schreiben nur um das Werk eines Betrügers handeln. Alles deute darauf hin, die Logik und der gesunde Menschenverstand legten es nahe, wie auch die unumstößlichen Tatsachen. Trotz all dessen – und aus übergroßer Vorsicht heraus – hatte man einen Fachmann mit der Überprüfung der Schrift beauftragt, und dieser hatte erklärt, dass die Schrift des Briefs trotz gewisser Ähnlichkeiten nicht jene des Häftlings war.
Trotz gewisser Ähnlichkeiten. Dem Baron blieben nur diese drei verstörenden Worte im Gedächtnis. Er sah in ihnen das Eingeständnis eines Zweifels, der für sich genommen schon für ein Einschreiten der Justizbehörden hätte genügen müssen. Immer fiebriger wurde seine Angst. Wieder und wieder las er Lupins Brief. … werde ich … selbst zum Abtransport schreiten … Und dann ein exaktes Datum! Die Nacht von Mittwoch, den 27., auf Donnerstag, den 28. September …
Argwöhnisch und verschlossen, wie er war, hatte er nicht gewagt, seine Bediensteten ins Vertrauen zu ziehen, deren Loyalität ihm nicht über jeden Zweifel erhaben zu sein schien. Gleichwohl verspürte er zum ersten Mal seit Jahren das Bedürfnis, mit jemandem zu sprechen, sich Rat zu holen. Von der Justiz seines Landes im Stich gelassen, konnte er nicht mehr hoffen, sich aus eigener Kraft zu verteidigen, und war schon kurz davor, nach Paris zu reisen und dort irgendeinen pensionierten Polizisten um Beistand zu bitten.
Zwei Tage...
| Erscheint lt. Verlag | 20.8.2025 |
|---|---|
| Übersetzer | Felix Mayer |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | Arsène Lupin, gentleman-cambrioleur |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Schlagworte | Arsene Lupin • arsene lupin deutsch • Assane Diop • Cosy Crime • cosy crime deutsch • Diebstahl • eBooks • Edgar Wallace • Einbruch • Frankreich Buch • Frankreich Reiseführer • Gaunerkrimi • Gentleman • gentleman-cambrioleu • Gentleman-Gauner • Herlock Sholmes • Juwelenraub • Krimi • Krimi Bestseller • Kriminalromane • Krimi Neuerscheinungen • Krimis • Kunstraub • Louvre • Lupin Netflix • Meisterdieb • Omar Sy • paris buch • Paris Reiseführer • Phantomas • Sherlock Holmes • verkleidungskünstler |
| ISBN-13 | 9783641333409 / 9783641333409 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich