Ein verhängnisvolles Testament (eBook)
480 Seiten
Knaur eBook (Verlag)
978-3-426-46780-0 (ISBN)
Der Südwesten Deutschlands, 1590. Elisabeth von Thannberg ist eben erst Witwe geworden, da droht der jungen Frau auch noch der Verlust ihres ganzen Besitzes: Der Kurfürst von Trier pocht auf die Einhaltung eines alten Vertrages. Demzufolge fällt Thannberg an den Trierer, wenn es keinen männlichen Erben mehr gibt. Dass Elisabeth schwanger ist, verschafft ihr ein wenig Zeit. Um nicht untätig auf ihr Schicksal warten zu müssen, schickt sie ihre Kusine Anna ins Kloster Laach, wo die Aufzeichnungen über die Familie aufbewahrt werden. Tatsächlich stellt sich heraus, dass es noch einen Thannberg-Nachkommen aus der Manneslinie gibt. Damit ist der Anspruch Triers zwar vorerst abgewehrt. Doch wenn Elisabeth keinen Sohn zur Welt bringt, verliert sie ihr Zuhause an diesen entfernten Verwandten ...
Abenteuer, Dramatik und wahre Liebe im malerischen Rheinland In einer Zeit, in der mächtige Männer keine Skrupel kennen, kämpft eine starke Frau für ihr Recht auf Glück. Die stolzen Burgen und herrschaftlichen Klöster des Rheinlands bieten die perfekte Kulisse für einen großen historischen Roman, den Iny Lorentz mitreißend spannend erzählt.
Entdecken Sie weitere historische Romane der Bestseller-Autorin aus dem Zeitalter der Renaissance:
- Die Goldhändlerin (Deutschland)
- Ketzerbraut (Bayern)
- Flammen des Himmels (Münster)
- Die Kastratin (Italien)
- Feuertochter (Irland)
Iny Lorentz ist das Pseudonym des Autorenehepaares Iny Klocke und Elmar Wohlrath, das seit mehr als zwei Jahrzehnten erfolgreich historische Romane schreibt und regelmäßig die vorderen Plätze auf den Bestsellerlisten belegt. Ihre 'Wanderhure' und fünf weitere ihrer Romane wurden verfilmt und drei als Theaterstücke umgesetzt. Viele ihrer Romane wurden zudem in andere Sprachen übersetzt. Das Autorenpaar wurde unter anderen mit dem "German Audio Book Award Gold" für "Die Wanderhure", den Goldenen Homer für unsere Verdienste für den Historischen Roman und den Wandernden Heilkräuterpreis der Stadt Königsee für "Die Wanderapothekerin" ausgezeichnet. Besuchen sie die beiden auf ihrer Homepage, auf Facebook und Instagram: inys-und-elmars-romane.de; facebook.com/Inys.und.Elmars.Romane; instagram.com/iny.lorentz/
3.
Zwei Tage später war Leopold von Thannberg bei Gott. Von dem Augenblick an wurden die beiden Kellheimer den Eindruck nicht los, dass sowohl die Familie als auch das Gesinde ihnen die Schuld am schnellen Ableben des Burgherrn gab. Ohne ihr Erscheinen und den Vertrag, so glaubten offenbar alle, würde Ritter Leopold noch leben und hätte womöglich wieder gesund werden können. Nun herrschte Trauer in der Burg, aber auch eine spürbare Wut auf die beiden Besucher, die so auftraten, als wäre die Burg bereits ihr Eigentum.
Während Guntram sich damit begnügte, sich die Schinken in der Vorratskammer und den ausgezeichneten Wein der Thannberger Weinberge schmecken zu lassen, streifte sein Bruder wie ein Geist durch Flure und Hallen, um nichts zu verpassen, was für ihn wichtig sein könnte.
Daher entging ihm nicht, dass sich die Tante des verstorbenen Burgherrn, dessen Witwe und die Tochter in einem der Räume mit dem Burgkaplan trafen. Erhard von Kellheim folgte ihnen, blieb vor der Tür stehen und lauschte.
Drinnen rang die Witwe verzweifelt die Hände. »Es muss ein Sohn werden!«, sagte sie gepresst. »Es darf nicht anders sein.«
»Ich bete jeden Tag zu Gott, dem Allmächtigen, und zur heiligen Dorothea von Kappadokien, dass Ihr mit einem Knaben niederkommt«, erklärte der Kaplan.
»Eure Gebete mögen helfen, doch wir müssen mehr tun«, wandte Mathilde, die Tante des Toten, energisch ein. »Wir sollten der heiligen Kirche die Hälfte unserer Weinberge vermachen, auf dass in den Kirchen für einen Sohn gebetet wird.«
»Das werden wir tun!«, sagte Elisabeth sogleich, und auch der Burgkaplan stimmte zu.
Da Erhard von Kellheim diese Weinberge für sich selbst haben wollte, war er mit diesem Entschluss ganz und gar nicht einverstanden.
Entschlossen öffnete er die Tür und trat ein. »Verzeiht! Ich ging gerade draußen vorbei und hörte durch Zufall, dass Ihr einen Teil des Besitzes der Kirche spenden wollt. So löblich das im Allgemeinen auch sein mag, so muss ich Euch sagen, dass dies nicht sein darf. Noch ist nicht entschieden, ob Frau Elisabeth einen Sohn gebären wird oder doch eine Tochter. Ist Letzteres der Fall, wäre bereits bei Ritter Leopolds Tod aller Besitz an das Kurfürstentum und das Erzbistum Trier und damit auch an die heilige Kirche gefallen. Ihr habt nicht das Recht, Teile dieses Besitzes vorab zu veräußern oder anderweitig abzugeben.«
»Und wieso nicht?«, schrie die Schwangere voller Wut und Verzweiflung.
»Weil das Gesetz es so will! Der Besitz muss so, wie er jetzt ist, bewahrt bleiben, bis das Kind geboren ist. Sollte es ein Knabe sein, habt Ihr danach jedes Recht, einzelnen Abteien oder Pfarreien zu spenden, was Ihr wollt. Bis dorthin habt Ihr das zu unterlassen!« Erhard von Kellheim klang streng, denn er wollte der Witwe keinesfalls freie Hand lassen.
»Wenn ich keinen Weinberg spenden kann, werde ich der Kirche einen Teil meines Schmucks übergeben.« Elisabeth hatte sich etwas beruhigt und sah ihren Kaplan an. »Ihr werdet es für mich tun.«
»Ich bin Euer Diener!«, antwortete der Burgkaplan.
»Ich stehe Euch ebenfalls gerne zu Diensten und könnte Eure Gabe zu einem für Seine Heiligkeit berühmten Wallfahrtsort bringen«, bot nun Erhard an.
Elisabeth musterte ihn mit einem verächtlichen Blick. »Bevor ich Eure Hilfe in Anspruch nehme, mache ich mich lieber barfuß und in einem härenen Kleid auf den Weg. Gott wird es mich lohnen!«
»Wenn es Euer Wille ist, nur zu!« Erhard lächelte, obwohl er die Frau im Geist erwürgte. Andererseits hoffte er, sie würde ihre Worte wahr machen. Eine Wallfahrt, noch dazu mit bloßen Füßen, war für eine Frau wie sie eine Qual und konnte dazu führen, dass sie ihr ungeborenes Kind vorzeitig verlor. Dann war der Weg für ihn frei, seine Hand auf den Thannberger Besitz zu legen.
»Bevor wir an Wallfahrten und Spenden denken können, sollten wir meinen Neffen so zu Grabe tragen, wie er es verdient«, erklärte Mathilde mit kaum verhohlener Wut.
»Verzeih mir! Mein Mann liegt noch auf dem Totenbett, und ich denke nur an das Kind.« Elisabeth war über diesen Gedanken sichtlich erschrocken.
Mathilde hob begütigend die Hand. »Der Herr im Himmel weiß, was dich bewegt! Daher wird er gnädig auf dich herabschauen. Doch nun sollten wir wirklich über Leopolds Beisetzung sprechen. Da dies allein die Familie betrifft, bitte ich Seine Hochwürden Erhard von Kellheim, uns nun allein zu lassen.«
Das war deutlich. Trotzdem überlegte Erhard von Kellheim, ob er darauf dringen sollte, dabei zu sein. Andererseits waren die Witwe und die Tante des Toten hilflos. Sie konnten weder Teile des Besitzes für Leopolds Seelenheil spenden noch anderweitig etwas tun, was seine Pläne gefährdete.
»Es sei, wie Ihr es wünscht!«, sagte er daher und verabschiedete sich.
Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, atmete Mathilde tief durch. »Angesichts dieses Mannes kommt einem das Grausen!«
»Es heißt, man soll nachsichtig und gnädig zu jenen sein, die Gott der Herr mit Missgestalt geschlagen hat. Bei diesem Mann aber fällt es mir schwer, auch wenn er geistlichen Standes ist.«
In Elisabeths Stimme schwang tiefer Groll, weil Erhard von Kellheim sie und ihre Tochter um ihr Erbe bringen wollte. Sie konnte nur noch darauf hoffen, einen Sohn zu gebären, sonst blieb ihr nicht mehr als das Witwengut.
»Es gibt gute Kirchenmänner und schlechte«, sagte Mathilde. »Erhard von Kellheim gehört zu den Letzteren.«
»Womit haben wir Gott erzürnt, dass er uns so straft?«, jammerte Elisabeths Tochter. Philippa war ein stilles Mädchen, das bereits von ihrem Vater dazu angehalten worden war, dafür zu beten, dass ihr ein Bruder geboren wurde. Nun flehte sie Gott jeden Tag vor dem Schlafengehen an, Vaters Wunsch wahr werden zu lassen.
»Wir sollten darüber nachdenken, was getan werden muss«, sagte Mathilde.
Der Kaplan nickte. »Aber zuerst soll Ritter Leopold in allen Ehren zu Gott gelangen.«
»Dies ist Eure Aufgabe!«, beschied ihm Mathilde. »Elisabeth und ich sollten derweil überlegen, wen wir alles zur Trauerfeier einladen. Es sollten wichtige Persönlichkeiten dabei sein, die sich beim Trierer Kurfürsten für uns verwenden können. Seine durchlauchtigste Exzellenz Johann kann gewiss nicht daran gelegen sein, dass es heißt, er habe arme Witwen und Waisen um ihren Besitz gebracht.«
»Thannberg ist ein stolzer Besitz. Da geht man über so kleinliche Bedenken gerne hinweg«, sagte der Kaplan bitter.
»Dennoch müssen wir es versuchen.« Mathilde trat ans Fenster und blickte nach Süden. »Es kann auch Kurköln nicht gefallen, wenn Thannberg an Trier fällt. Damit würde Kölner Besitz an unserer Südgrenze ganz von Trierer Land umschlossen sein, und bei einem Streit wäre der Weg dorthin rasch blockiert.«
»Wir haben niemanden, der bei Kurfürst Ernst für uns sprechen kann.« Fiducius sah unschlüssig in die Runde.
Elisabeth trat neben die Tante ihres Mannes. »Es gäbe eine Person. Ich weiß aber nicht, ob wir sie einladen sollten.«
»Und warum nicht?«, fragte Mathilde scharf.
»Frau Anna steht in keinem guten Ruf«, sagte Elisabeth. »Sie war zweimal verheiratet, hat ihre Ehemänner aber nach kurzer Zeit wieder verloren und unterhält nun ein unziemliches Verhältnis zu Kurfürst Ernst von Köln.«
»Ist nicht eine Frau namens Gertraud von Plettenberg dessen Mätresse?«, wandte Kaplan Fiducius ein.
»Dies hindert den hohen Herrn nicht daran, auch anderen Frauen seine Gunst zu schenken. Eine von ihnen ist meine Base Anna«, erklärte Elisabeth.
Mathilde ballte kurz die Faust. »Wir sollten sie einladen! Wenn sie das Ohr des Kölner Kurfürsten hat, kann uns das sehr helfen.«
»Ihr Bruder und dessen Frau werden nicht erfreut sein. Die Holdenscheider zählen zu einem ärmeren Zweig meiner Familie und hatten zu kämpfen, Anna überhaupt gut verheiraten zu können. Nachdem sie zweimal viel zu rasch Witwe geworden war, ließ sich kein weiterer Bräutigam mehr für sie finden«, sagte Elisabeth. Sie zweifelte noch, ob sie auf Mathildes Vorschlag eingehen sollte. Zwar war es kein Verbrechen, die Konkubine eines so hohen Herrn wie Kurfürst Ernst zu sein. Dennoch wurde dies in strenggläubigen Kreisen nicht gerne gesehen.
»Da der Herr auf Holdenscheid arm ist, kann er uns nicht helfen. Seine Schwester aber kann es. Also laden wir sie ein!«, sagte Mathilde von Thannberg bestimmt. Sie war nicht bereit, sich kleinlichen Bedenken zu beugen. Wenn es Anna von Holdenscheid oder wie immer sie nach ihren Ehen heißen mochte, gelang, den Kölner Kurfürsten für ihre Belange zu gewinnen, war sie ihr ein willkommenerer Gast als zehn Betschwestern, die ihren Neffen tränenreich beweinten.
»Wir müssen auch unbedingt Herrn Zacharias von Schönthal einladen!«, erklärte Elisabeth. »Er war ein guter Freund meines Gemahls und der Einzige, der in Trier für uns sprechen kann.«
»Dann tun wir das«, sagte Mathilde. »Mit Frau Anna und Herrn Zacharias haben wir dann...
| Erscheint lt. Verlag | 1.7.2025 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Schlagworte | 16. Jahrhundert • Adel • beste historische romane • Bestseller-Autorin • Deutsche Geschichte • Deutschland • Die Goldhändlerin • Die Kastratin • Erbe • Erbfolge • Erbschaft • Erbstreit • Familienfehde • Feuertochter • Flammen des Himmels • Flucht • Frauenleben • Geschichte • historische Abenteuerromane • Historische Bücher • Historische Romane • historische Romane Bestseller • historische romane bestseller spiegel • historische romane iny lorentz • historische Romane Mittelalter Bestseller • Historische Romane Neuzeit • historische romane renaissance • historische Romane Taschenbuch • Historischer Roman • Historischer Roman 16. Jahrhundert • Historischer Roman Deutschland • historischer Roman Frauen • historischer roman rheinland • Historischer Roman Starke Frauen • historischer roman trier • Intrige • Iny Lorentz • Iny Lorentz Bücher • Iny Lorentz Romane • Kampf • Ketzerbraut • Köln • Kurfürst • Liebesgeschichte • Neuzeit • Renaissance • renaissance buch • Renaissance Roman • selbstbewusste Heldin • Starke Frauen • Starke Frauen Buch • starke Heldin • Trier • Verfolgung • Verrat • wahre Liebe • Wanderhure • Widerstände |
| ISBN-10 | 3-426-46780-1 / 3426467801 |
| ISBN-13 | 978-3-426-46780-0 / 9783426467800 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
E-Book Endkundennutzungsbedinungen des Verlages
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich