Analysen-Symbole 6202-10 (eBook)
334 Seiten
Books on Demand (Verlag)
9783759757364 (ISBN)
15. August 1962 (Varazze)
Ich bin jetzt besoffen vom Vino rosso. I can’t do anything about it. Angestrengt denke ich nach, warum ich mich jetzt hingesetzt habe mit Stift und Buch. Angestrengt denke ich nach, was ich überhaupt schreiben soll. Schwimmen am Morgen, nachmittags Regen. Habe unter Bäumen gesessen wie ein Träumender, wie einer, der vorhat, das Meer auszutrinken und weiß, dass er das nie schafft. Es ist traurig, wie die Minuten zu Stunden werden und diese zu Tagen. Jahre gehen, und von dem gewaltigen Vorhaben ist nur ein armseliges Stück verwirklicht. Und ich frage mich, warum ich das Leben nicht mehr auskoste, warum ich abseits stehe, warum an Stelle der simplen Gewissheiten der Normalverbraucher jene quälende Unsicherheit, Ungewissheit steht, warum einem gelösten Problem ein ungelöstes folgt.
Ich habe heute nur allgemeine Dinge aus der Anatomie repetiert. Beschäftigt hat mich besonders die Zelle mit ihren Organellen. Wie sind die Zellen untereinander verbunden, welche Bedeutung kommt den protoplasmatischen Brücken zu? Sind es echte Verbindungen?
Die verschiedenen Aufgaben des Liquors cerebrospinalis: Stoßdämpfung!! – Erinnerung an Ulnarisreizung. Was würde resultieren, wenn bei jeder Bewegung es zur Reizung der Großhirnrinde oder der Medulla spinalis kommen würde? – Dann Temperaturisolation.
Ich bin traurig, so dumm zu sein, aber ich bin dankbar, zu sein. Ich bin dankbar für alles Schöne, was in der Welt ist, für die unglaubliche Größe der Allmacht, die in Milliarden Wellen, im Hauch des Windes, im kleinsten Staubteilchen, in der Sonne, im Differenten unglaublich eindringlich wird.
Ich sehe den Schaum des Wassers, wie ihn die Welle zeugt. Weiß in Blau, in einer blauen Fläche, die unruhig wogt. Eine große Fläche, die mir nah und fern ist, die mir fern und nah ist. Nur ein Rand des Wassers ist begrenzt. Da liegen Felsen im Wasser, zerklüftet. Felsen, die durch das Wasser leben, Wasser, das Felsen zeugte. Ich kenne das Wasser nicht. Ich sehe seine Farben, das Blau, das Schwarz, das Grün, das Rot. Ich fühle seine Kälte, seine Wärme, seine Nässe, ich schmecke das Salz und fürchte seine Wildheit, seine Gefahren. Ich schwamm hinaus. Meine Arme griffen nach vorn und schoben das Wasser nach hinten. Ich bewegte mich. Ich sah es, wie ich mich entfernte. Die Steine des Ufers wurden klein, die Menschen dort wie Puppen. Ich tauchte in die Tiefe. Überall Wasser. Es war nicht ruhig, ein seltsamer Ton. Er war fremd, die Farbe des Wassers ungleich. Dunkle Stellen. Ich empfand das Wasser als schwer. Es treibt mich aus, wenn ich lebe, es zieht den Toten in die Tiefe. Es birgt Leben in der Tiefe. Ich sah Fische, wie sie aus dem Wasser sprangen und wieder ins Wasser tauchten. Ich sehe Körper, die ich nicht sehe, die ich sehe. Wasser und Leben, Wasser, das Leben birgt, Leben des Wassers. Der Schaum der Wellen, die die Steine lecken, die sie beleben. Die Welle belebt den Stein. Er hat schwarze Stellen, Stellen, die kein Licht reflektieren. Dort leben Muscheln in Kolonien. Verschiedene Größen. Ihre Schalen sind offen, wenn sie ohne Gefahr sind. Mein Finger schließt sie. Muscheln am Felsen, und Schalen, die sich bewegen.
Heute den ganzen Tag am Meer. Muss mich erst wieder ans Salzwasser gewöhnen. Baden ganz großartig. Muschel gegessen. Sprungtürme fehlen, ist aber kompensiert. Camping in der Nähe. Billige Einkaufsquelle.
Keine nennenswerten neuen Gedanken, außer dass die Gewebsarten näher verwandt sind als ich dachte. Das alte Übel, wir lernen Dinge, ohne ihre Bedeutung ganz zu durchschauen. Aus der einen Zelle zweigen sich die einzelnen Gewebe in Form von differenten Zellen ab. Gastrulation weiterhin undurchsichtig. Bezweifele die scharfe Trennung in Keimblätter. Aufgliederung des Mesoderms ziemlich verständlich.
Deutung
Ich bin jetzt besoffen vom Vino rosso.
- Unter Berücksichtigung des nachfolgenden Textes ist diese Aussage wohl übertrieben.
I can’t do anything about it. Angestrengt denke ich nach, warum ich mich jetzt hingesetzt habe mit Stift und Buch. Angestrengt denke ich nach, was ich überhaupt schreiben soll. Schwimmen am Morgen, nachmittags Regen. Habe unter Bäumen gesessen wie ein Träumender, wie einer, der vorhat, das Meer auszutrinken und weiß, dass er das nie schafft. Es ist traurig, wie die Minuten zu Stunden werden und diese zu Tagen. Jahre gehen, und von dem gewaltigen Vorhaben ist nur ein armseliges Stück verwirklicht. Und ich frage mich, warum ich das Leben nicht mehr auskoste, warum ich abseits stehe, warum anstatt der simplen Gewissheiten der Normalverbraucher jene quälende Unsicherheit, Ungewissheit steht, warum einem gelösten Problem ein ungelöstes folgt.
Ich habe heute nur allgemeine Dinge aus der Anatomie repetiert. Beschäftigt hat mich besonders die Zelle mit ihren Organellen. Wie sind die Zellen untereinander verbunden, welche Bedeutung kommt den protoplasmatischen Brücken zu? Sind es echte Verbindungen?
Die verschiedenen Aufgaben des Liquors cerebrospinalis: Stoßdämpfung!! – Erinnerung an Ulnarisreizung.
- Nämlich wenn bei einem Stoß am Ellbogengelenk auch der Nervus ulnaris getroffen wird.
Was würde resultieren, wenn bei jeder Bewegung es zur Reizung der Großhirnrinde oder der Medulla spinalis kommen würde? – Dann Temperaturisolation.
Ich bin traurig, so dumm zu sein, aber ich bin dankbar, zu sein. Ich bin dankbar für alles Schöne, was in der Welt ist, für die unglaubliche Größe der Allmacht, die in Milliarden Wellen, im Hauch des Windes, in dem kleinsten Staub, in der Sonne, im Differenten unglaublich eindringlich wird.
Ich sehe den Schaum des Wassers, wie ihn die Welle zeugt.
- Im Wörterbuch der deutschen Sprache von Bertelsmann (Wö. d. dt. Spr. v. Be.) hat „Schaum“ an dritter Stelle (im übertragenen Sinn) die Bedeutung von „Unbedeutendes, Nichtigkeit“. – „Das Wasser symbolisiert im Traum unbewusste seelische Energie ...“ (Günter Harnisch). – Zu Meereswogen bzw. Brandung schreibt Günter Harnisch: „Die Bedeutung ist die gleiche wie die stürmisch bewegter Meereswogen. Je höher sie gehen, umso heftiger sind die Gefühlswallungen, die durch die Wellen symbolisiert werden. Geht die Brandung ruhig und gleichmäßig, so weist dieses Bild auf ein ausgeglichenes Seelenleben hin.“
Weiß in Blau,
- Nämlich das Weiß des Schaumes. – Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „weiß“ an erster Stelle die Bedeutung von „(nahezu) sämtliche Lichtstrahlen reflektierend, sehr hell“. – Ein Synonym für „weiß“ ist nach Woxikon unter anderem „farblos“.
in einer blauen Fläche,
- Nämlich in der Meeresoberfläche, die den blauen Himmel spiegelt.
die unruhig wogt.
- Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „wogen“ an erster Stelle die Bedeutung von „hohe Wellen bilden“, an dritter Stelle von „sich heftig auf und nieder bewegen“ und an vierter Stelle von „in heftiger Bewegung sein“.
Eine große Fläche, die mir nah und fern ist, die mir fern und nah ist. Nur ein Rand des Wassers ist begrenzt.
- „Während Wasser in der Traumsprache auf die Gefühlswelt hinweist, symbolisieren die Ufer den Verstand, der die Gefühle eindämmt, kontrolliert und reguliert. Die Beschaffenheit des Ufers gibt ebenso wie der Zustand des Wassers Hinweise auf die Beziehungen zwischen Gefühl und Verstand, zwischen dem Unbewussten und dem Bewusstsein ...“ (Günter Harnisch)
Da liegen Felsen im Wasser, zerklüftet. Felsen, die durch das Wasser leben.
- Nämlich so, wie sie sind. – Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „leben“ an zweiter Stelle die Bedeutung von „ein (bestimmtes) Leben führen“.
Wasser, das Felsen zeugte.
- Nämlich zerklüftete Felsen. – „Schroffes Gestein, Felsgeröll und Klippen symbolisieren körperliche und geistig-seelische Festigkeit und Stärke, aber auch Härte, Kälte und Egoismus. Sind die Felsen bewachsen, so deutet dies auf Gefühlsregungen hin.“ (Günter Harnisch)
Ich kenne das Wasser nicht.
- „Etwas kennen“ bedeutet nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. unter anderem „Bescheid in etwas wissen, bewandert in etwas sein“.
Ich sehe seine Farben, das Blau,
- „… Blau ist die Farbe des Himmels, des Meeres und der stillen Wasser, die den Himmel widerspiegeln. Es führt uns in die Weite und in die Tiefe. Es eröffnet Neuland und zieht uns in die Ferne. Es vermittelt den Eindruck der Unbegrenztheit des Universums und der Seele …“ (Heinrich Elijah Benedikt in „Die Kabbala“). – „Als Farbe drückt das Blau Ferne, Weite und Unendlichkeit aus. Als Farbe des Wassers symbolisiert es aber auch das Unbewusste oder die weibliche Naturseite ...“ (Günter Harnisch)
das...
| Erscheint lt. Verlag | 8.10.2024 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Briefe / Tagebücher |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | Intuition • Lebensziel • Partnerschaft • Selbstfindung • Sexualität |
| ISBN-13 | 9783759757364 / 9783759757364 |
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