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Die Frauen von Cornwall (eBook)

Eine Familiensaga | Über Leidenschaft, dunkle Geheimnisse, Intrigen und eine Liebe, die stärker ist als der Tod
eBook Download: EPUB
2025 | 1., Deutsche Erstausgabe
496 Seiten
Insel Verlag
9783458783091 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Frauen von Cornwall - Daphne Du Maurier
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Starke Frauen und der Ruf des Meeres

Janet ist mit dem Werftbesitzer Thomas Coombe verheiratet, sie leben mit ihren Kindern scheinbar glücklich in dem beschaulichen kornischen Hafenstädtchen Plyn. Doch Janet ist ruhelos - immer wieder zieht es sie an die Klippen, und sie träumt davon, ein Mann und frei zu sein und um die Welt zu segeln. Diesen Drang und die unstillbare Liebe zum Meer gibt sie an ihren Sohn Joseph weiter - und als er, wild und ungebärdig, auf einem Schiff anheuert und sein Glück in der Ferne sucht, ist es, als würden ihre Träume wahr. Doch die Rivalität zwischen Joseph und seinem Bruder Philip droht die Familie zu zerreißen ...

Daphne du Mauriers umjubeltes literarisches Debüt, das auf Anhieb zum Bestseller wurde und ihren Ruf als eine der besten Schriftstellerinnen ihrer Generation begründete, führt uns tief in die inneren Welten ihrer Protagonistinnen und lässt das raue, romantische Cornwall lebendig werden.



<p>Daphne du Maurier wurde 1907 in London geboren und entschied sich im Alter von 19 Jahren nach einer Ferienreise an die cornische K&uuml;ste, diesen Ort fortan nicht mehr zu verlassen. Alle ihre Romane l&auml;sst sie in Cornwall spielen: <em>Jamaica Inn</em>, <em>Das Wirtshaus im Bodmin Moor</em>,<em> Meine Cousine Rachel </em>und nat&uuml;rlich <em>Rebecca</em>, 1938 erschienen und von Hitchcock verfilmt. Daphne du Maurier starb im Alter von zweiundachtzig Jahren in Kilmarth.</p>

1


Janet Coombe stand auf dem Hügel über Plyn und blickte hinunter auf den Hafen. Obwohl die Sonne bereits hoch am Himmel strahlte, war das Städtchen noch in frühmorgendlichen Nebel gehüllt. Wie eine dünne, helle Decke lag er über Plyn und verlieh dem Ort etwas leise Unwirkliches, als würde alles von geisterhaften Fingern berührt. Die Flut zog sich zurück, das Wasser floss ruhig und geräuschlos aus dem Hafen ab und wurde eins mit dem Meer, glatt und unbewegt. Keine versprengte Wolke, kein Luftzug störte die friedvolle Schönheit des stillen, hellen Himmels. Kurz schwebte eine Möwe in der Luft, reckte ihre ausladenden Schwingen der Sonne entgegen, dann tauchte sie mit einem unvermittelten Kreischen ab und verlor sich im Nebel. Für Janet war dieser Hügel ihre Welt, ein kleiner Kosmos von seltsamer Klarheit und Erkenntnis; hier wurden alle unangenehmen Gedanken und sonderbaren Grübeleien des Herzens beschwichtigt und kamen zur Ruhe.

Der weiße Dunst begrub die Kümmernisse und Zweifel des Alltags und mit ihnen all die leidigen Pflichten und Stumpfsinnigkeiten der menschlichen Natur. Hier oben gab es keinen Nebel, keinen Platz für Schatten, sondern nur die warme Behaglichkeit der Mittagssonne.

Hier herrschte Freiheit, eine Freiheit der Luft und der See, wie das heitere Fallen der Blätter im Herbst oder das scheue Flattern eines Vogelflügels. Ganz anders als in Plyn. Dort musste man sich nach den Bedürfnissen der anderen richten, und von morgens bis abends waren da die Sorgen und Nöte der Hausarbeit – mal war zu helfen, mal waren mit einem freundlichen Wort die anderen aufzumuntern, aber sündhaft war es, selbst eins zu erwarten. Und jetzt sollte sie zur Frau werden und über die Schwelle ihres eigenen Lebens treten, hatte der Pfarrer gesagt. Vielleicht würde es sie verändern, sie würde auf ihrem Weg Sorgen, aber auch Freuden begegnen, doch wenn sie treu an ihrem Glauben an Gott, unser aller Vater, festhielte, würde sie schließlich Frieden finden und den Himmel schauen. Am besten richtete man sich nach diesen rechtschaffenen Worten, auch wenn es schien, als sei der Pfad zum Himmel ein langer, beschwerlicher Weg und viele würden sich unterwegs versündigen und dafür bestraft werden.

Der Pfarrer sagte zwar die Wahrheit, verlor aber kein Wort über die herrlichen Dinge des Herzens. Gott allein war großer Liebe wert. Hier auf dem Hügel schliefen die gravitätischen Schafe in kühlen Nächten Seite an Seite, und die Mutter schützte ihre Lämmer vor dem sich anpirschenden Fuchs, der im Schatten der Hecken räuberte – selbst die hohen Bäume lehnten sich abends zum Trost aneinander.

Dennoch kenne keines dieser Wesen die Liebe Gottes, sagte der Pfarrer.

Es könnte doch sein, dass er nicht um die Wahrheit jedes Vogels, Tiers, einer jeden Blume wusste und dass sie ebenso unsterblich waren wie der Mensch.

Janet kniete am Bach und berührte eine blasse, vergessene Schlüsselblume, die hartnäckig nah am Wasser wuchs. Auf einem Ast über ihrem Kopf rief eine Amsel und flog davon, und weiße Blütenblätter rieselten auf Janets Haar. Die flammenden Ginsterbüsche atmeten in der Sonne und erfüllten die Luft mit einem üppigen, süßen Duft, einer Mischung aus Honig und frischem Tau.

Es war Janet Coombes Hochzeitstag. Zu Hause würde ihre Mutter das Festmahl für die erwarteten Gäste vorbereiten, und ihre Schwestern würden mit sehnsüchtigen, ehrfürchtigen Fingern das schöne Hochzeitskleid auf dem Bett ausbreiten.

Gleich würden die Glocken der Kirche von Lanoc läuten, und sie und Cousin Thomas, ihr zukünftiger Mann, würden vor den Altar treten und vor Gottes Angesicht eins werden.

Thomas würde in geziemender Ehrerbietung die Augen niederschlagen und auf die frommen Worte des Pfarrers lauschen, doch Janet wusste, dass ihr Blick sich zu dem Leuchten reinen Lichts davonstehlen würde, das durch die Kirchenfenster fiel, und ihr Herz würde über den Sonnenstrahl hinweg zu den stillen Hügeln fliegen.

Der Hochzeitsgottesdient würde ihr trübe und unwirklich vorkommen, wie die Stadt Plyn im Morgennebel, und mochte sie es auch noch so sehr versuchen, sie könnte unmöglich zuhören, wenn sie selbst woanders war. Es war ihre sündige Seele, die der Aufforderung des Pfarrers nicht nachkam; sündig und säumig, wie sie stets gewesen war, schon als kleines Ding, damals am Knie ihrer Mutter.

Ihre Schwestern hatten brav und ordentlich die Schule besucht und nähen und lesen gelernt, während Janet immerzu schwänzte und sich an den Strand hinter dem Hafen davonstahl. Dort stand sie auf den hohen, bröckelnden Klippen an der alten Burgruine und hielt Ausschau nach den braunen Segeln der Penlivy-Fischerboote, die am fernen Horizont glänzten.

»Bitte, lieber Gott, mach mich zu einem Jungen, bevor ich erwachsen werde«, betete sie und war da kaum größer als ein Stiefel, den Nacken voller Locken. Ihre Mutter tadelte und schlug sie und schimpfte sie ein ungehobeltes Kind mit heidnischen Manieren, doch es war alles umsonst. Ihre Mutter hätte sich die Rute sparen können, so wenig nützte sie.

Sie wuchs wie ein Junge heran, groß und aufrecht, mit ruhigen Händen und furchtlosem Blick, die Liebe zum Meer lag ihr im Blut. Und doch war sie im Herzen ein Mädchen, mit ihrer Liebe zu Tieren und schwachen, hilflosen Geschöpfen; deshalb legte sie später auch Wert auf ihre Kleidung und heftete sich eine Blume ans Mieder und kämmte die schwarzen Locken aus der Stirn. Die Männer hatten immer vor dem Haus ihres Vaters am Tor gewartet und sie gebeten, sonntags mit ihnen den Klippenpfad hinaufzuspazieren; dort standen sie dann mit Schafsblick und wussten nicht, wohin mit ihren Händen, als wäre die Zunge zu groß in ihrem Mund, doch Janet lachte nur und schüttelte ihre Locken.

Sie ging mit den Jungen, wenn sie mit ihnen laufen und über Hecken klettern und sich für ihre Geschicklichkeit bewundern lassen konnte; doch nicht, um neben ihnen her zu gehen, während die Hände sich berührten, vor aller Augen wie Liebende. Allzu bald würde sie ohnehin verheiratet werden, einen Ehemann und ein Heim haben, um die sie sich kümmern musste, dazu einen lästig langen Rock um die Fesseln und auf dem Kopf eine Haube, adrett und respektabel.

Doch sie würde einen Mann wollen, keinen großen, ungeschlachten Jungen, der nichts zu sagen wusste und nichts Besseres im Sinn hatte, als herumzulungern und auf einen liebevollen Blick oder ein nettes Wort zu hoffen. So überlegte Janet, als sie achtzehn geworden war und ihre Schwestern nichts anderes im Sinn hatten, als sich Bänder ins Haar zu flechten und in der Kirche über den Rand der Gesangbücher hinweg verstohlen die Männer zu mustern.

Janet hatte für dieses Benehmen nur Verachtung übrig, auch wenn sie den Worten des Pfarrers keineswegs besser zuhörte: Ihre Gedanken wanderten davon über das Meer, wo die Schiffe in fremde Reiche und ferne Länder segelten.

Häufig ging sie hinunter zur Werft am Fuß des Hügels von Plyn, in der Nähe der Helling am Hafen. Der Betrieb gehörte ihrem Onkel und war noch klein, wuchs jedoch von Jahr zu Jahr. Außerdem erhielt der Onkel Hilfe von seinem hart arbeitenden Neffen, dem jungen Thomas Coombe, Janets Cousin zweiten Grades.

Cousin Thomas hatte in Plymouth gelernt, war ernsthaft und solide und hatte ein ruhiges Wesen, das sowohl seinen Onkel beeindruckte als auch die faulen Tunichtgute auf der Werft.

Vielleicht schon bald würde die Firma härtere und schwierigere Arbeiten übernehmen als den Bau von Fischerbooten. Der junge Thomas würde Partner werden; nach dem Tod seines Onkels würde das Geschäft ihm gehören.

Er war ein stattlicher Mann, dieser Cousin Thomas, wortgewandt und ziemlich ansehnlich, wenn man es recht bedachte. Er hatte keine Zeit für Liebeleien oder sonntägliche Spaziergänge zum Klippenpfad, aber dennoch ein Auge auf Janet geworfen, und er dachte bei sich, was für eine hervorragende Ehefrau sie doch abgeben würde, eine würdige Lebensgefährtin für jeden Mann.

...

Erscheint lt. Verlag 16.4.2025
Übersetzer Brigitte Heinrich
Sprache deutsch
Original-Titel The Loving Spirit
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • aktuelles Buch • Alfred Hitchcock • Atlantik • Beste Freundin • Bruderzwist • Bücher Neuerscheinung • buch-geschenk • Cornwall • Der Geist von Plyn • Die Bucht des Franzosen • Die Frauen von Plyn • Die Vögel • England • Familiengeheimnis • Familiengeschichte • Frauenunterhaltung • Freundschaft • Geburtstagsgeschenk • Geist • Generationenkonflikte • Geschenk für beste Freundin • Geschenk für Freundin • Geschenk für Mutter • Geschenk-Ideen • Großbritannien • Heimat • insel taschenbuch 5097 • IT 5097 • IT5097 • Keltisches Meer • London Greater London • Meer • Natur • Neuerscheinung 2025 • neues Buch • Nordatlantik • Rebecca • romantisch • Schicksal • Seefahrt • Sehnsucht • Spazieren • Starke Frauenfiguren • Süd- und Südost-England • Südwest-England • The Loving Spirit • The Loving Spirit deutsch • Tradition • Vereinigtes Königreich Großbritannien • Westeuropa
ISBN-13 9783458783091 / 9783458783091
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