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Wolfsgeheul (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
518 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-5734-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wolfsgeheul -  Pattwór von Wadrán
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Fliehen oder kämpfen? Was würdest du tun, wenn beides das Ende deines bisherigen Lebens bedeutet? Bei einem scheinbar harmlosen Spaziergang entkommen die Wilsons nur knapp einem tödlichen Anschlag. Bald entdecken sie, dass ihr zwölfjähriger Sohn Wolf das eigentliche Ziel war. Ungeachtet ihrer Bemühungen bleiben die Drahtzieher unerkannt. Als weitere Attentate folgen, bleibt der Familie nur eine verzweifelte Wahl: ein Leben im Verborgenen unter neuer Identität. Doch die Bedrohung findet sie erneut, und Wolf steht vor einer Entscheidung, die sein Leben für immer verändern wird. Tauche ein in eine Welt, in der nichts so ist, wie es scheint, und erlebe Wolfs dramatischen Wandel im Angesicht einer finsteren Macht. Wolfsgeheul, ein Mystery-Thriller mit garantiertem Gänsehautfaktor.

Pattwór von Wadrán, geb. 1969, studierte nach dem Erwerb des Abiturs 1989 Mathematik und Physik an der Universität Bielefeld. Während seines Studiums entdeckte er seine Leidenschaft fürs Schreiben und notierte die ersten Entwürfe für die Roman-Reihe "Die Wadrán-Chroniken". Hauptberuflich ist er als freischaffender Dozent in den Fächern Mathematik und Physik tätig.

Der Penn-Valley-Vorfall


„Gefahr versteinert Hasen

und erzeugt Löwen.”

– Friedrich Hebbel

Meine Eltern lernten sich als Studenten an der Harvard University kennen. Dad war Ingenieur und beschäftigte sich im Rahmen seines Studiums mit dem Design neuartiger Materialien, der Erforschung ihrer Eigenschaften und ihrer Verwendungsmöglichkeiten in komplexen Systemen. Nach seiner Promotion erbte er Grandpas Konzern mitsamt aller Liegenschaften und Ländereien und stieg zum Führer des Wilson-Imperium auf. Zusammen mit Mom siedelte er schließlich von Cambridge, Massachusetts nach Kansas City um und bezog dort Wilson‘s Manor, Dads elterliches Anwesen und Stammsitz unserer Familie. Sofort übernahm mein Vater die Familiengeschäfte und zog seinen älteren Bruder Matthew vom operativen Geschäft ab, der als Erstgeborener nach Familientradition alleiniger Erbe und Führer des Familienimperiums gewesen wäre. Onkel Matthew hatte sich aber als Lebemann ohne Gespür fürs Geschäft erwiesen und den Konzern an den Rand des Bankrotts geführt. Deswegen hatte Grandpa wohl beschlossen, mit der Familientradition zu brechen, und Dad kurz vor seinem Tod testamentarisch als Alleinerben eingesetzt. Onkel Matthew fand er mit unserem Anwesen auf Palm Beach und einem zweistelligen Millionenbetrag ab. In seiner Funktion als Konzerndirektor avisierte mein Vater neue Geschäftsfelder, strukturierte den Konzern komplett um und baute ihn zu einem Hightech-Konzern aus. Das riss das Ruder wieder herum und brachte das Unternehmen zurück auf Erfolgskurs. Auch Kontakte zu Politik, Wirtschaft und zum Militär konnte er knüpfen, die ihn wirtschaftlich und gesellschaftlich voranbrachten.

Meine Mutter war promovierte Betriebswirtin. Aber eigentlich schlug ihr Herz für Botanik. Schon früh entdeckte Mom ihre Liebe zu Pflanzen und betätigte sich neben ihrem Studium als Hobbybotanikerin. Später fand sie dann einen Weg, Beruf und Hobby miteinander zu kombinieren, indem sie sich in einen Fachbetrieb für Landschaftsgärtnerei einkaufte und dessen Geschäftsführung übernahm. Sie war maßgeblich an der Neugestaltung des botanischen Gartens in Kansas City beteiligt.

Sehr schnell etablierten sich meine Eltern in der High Society von Kansas City. Der Name Wilson hatte wieder Gewicht, und zwar weit über die Grenzen des Staates Kansas hinaus. Ich brauche wohl nicht explizit erwähnen, dass sie sehr wohlhabend waren. Tja, und zwei Jahre später erblickte ich dann das Licht der Welt. Ich war ein sogenanntes Millenniumskind und wurde im Zeichen des Wolfes des indianischen Kalenders geboren – für Astrologen ein besonderes Datum. Die Weichen waren auf kompromisslosen Erfolg gestellt und mit meiner Geburt stand auch dem Aufstieg als amerikanische Musterfamilie nichts mehr im Weg. Dad war sogar als Kandidat für das Gouverneursamt im Gespräch. Eine politische Karriere hatte er aber nie angestrebt.

Über vierzehn Jahre hatte mein Vater das Unternehmen geleitet, als tiefschneidende Ereignisse über uns hereinbrachen und alles begann. Am Anfang all jener Vorfälle, die das Ende unseres gutbürgerlichen Lebens einläuteten, stand ein gemeinsamer Spaziergang an einem Wochenende im Juni des Jahres 2012, der sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt hat.

Es war Freitag. Mom und Dad waren früher von ihrer Arbeit heimgekommen. Sie wollten mit mir den Nachmittag verbringen. Wir waren in den Penn Valley Park gefahren, um dort ein wenig zu wandern. Später wollten wir noch in die Stadt zu einem Italiener fahren und dort Eis essen. Der Park war nicht nur für Touristen ein beliebtes Ausflugsziel. Auch Einheimische besuchten ihn gerne, um der Hektik des Alltags zu entfliehen, mal abzuschalten und die Natur zu genießen. Die Wege waren daher ziemlich belebt. Überall war das Gemurmel sich unterhaltender Personen zu hören, in der Ferne kreischten spielende Kinder und nirgends war man wirklich allein. Unter ‚Natur genießen‘ verstand ich, dem Vogelgezwitscher und dem Rauschen der Bäume zu lauschen und die Tiere bei ihrem Tagewerk fernab von menschlichen Ansammlungen zu beobachten. Das war hier aber nicht möglich, jedenfalls nicht zur Primetime der Outdoor-Aktivitäten. Womöglich verstand ich darunter etwas anderes als andere Menschen. Es war heiß, die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel und es wehte nur eine leichte Brise. Schon kleinere Aktivitäten waren bei diesem Wetter schweißtreibend. Für mich war jener Spaziergang allenfalls eine körperliche Betätigung – die lästige Pflicht, bevor es dann zur Kür kam. Ich hoffte, dass wir bald zum Auto zurückgehen und zur Eisdiele fahren würden. Dort war es angenehm kühl und italienisches Eis aß ich eh sehr gerne. Gerade erzählte ich Dad vom Film »The Hunger Games«, den ich mir am Vorabend zusammen mit meinem Freund Ronald im Kino angesehen hatte, als Mom uns plötzlich unterbrach.

„Jack, schau mal zur Bank da drüben. Da sitzt ein Mann, der uns schon die ganze Zeit über beobachtet, besonders Wolf.“

Flüchtig sahen Dad und ich zu dem Mann hinüber. Er wirkte sehr ungepflegt, ausgemergelt und war in dreckigen Lumpen gekleidet. Er sah aus, als hätte er sich viele Monate schon nicht mehr gewaschen. Seine dunkelblonden Haare waren schulterlang, strähnig und zerzaust. Sie hatten bestimmt schon sehr lange keinen Kamm mehr gesehen. Sein Gesicht versteckte sich unter einem langen, ungepflegten Bart und die Haut war ledrig und schmutzig. Sein Körper war ausgemergelt und die Spuren regelmäßigem Alkoholkonsums hatten sich in sein Gesicht gefressen. Entsprechend unbeholfen und kraftlos wirkten seine Bewegungen. Freiwillig hätte ich mich nie von ihm berühren lassen.

Dad erwiderte beiläufig: „Lass ihn doch gucken, wenn er nichts Besseres zu tun hat. Das ist bestimmt so ein perverser Päderast, der sich an den vorbeilaufenden Kindern ergötzt. Anders kann ich mir sein Verhalten nicht erklären. Mach dir keine Sorgen, Mary-Sue. Gefährlich sind solche Leute nur für Kinder ohne elterliche Begleitung.“

Fragend schaute ich zu Dad hoch. „Was ist denn ein Päderast?“

Er wandte sich mir zu und erklärte: „Das ist eine Person, die sich zu Kindern hingezogen fühlt und ganz schlimme Sachen mit ihnen anstellt, Wolf.“ Dabei zog er seine Augenbrauen hoch.

Abermals sah ich zu dem Mann hinüber, der sich gerade von seiner Bank erhob und unsere Richtung einschlug.

„Der sieht aber nicht gerade böse aus, Dad“, stellte ich fest.

„Das ist ja gerade das Heimtückische daran. Es steht ihnen nicht auf der Stirn geschrieben. Jeder Fremde könnte ein Päderast sein, egal, ob ungepflegt, gepflegt, ob arm oder reich. Wenn dich also eine fremde Person anspricht und dich mitnehmen will, dann lauf weg, Wolf! Hast du verstanden?“, warf Mom bestimmt ein.

„Ja, Mom. Aber was ist, wenn der Mann wirklich lieb ist, wenn er, zum Beispiel, Hilfe braucht?“

Dad blieb stehen und ging vor mir in die Hocke. Eindringlich sah er mich jetzt an. „Das ist ja gerade das Heimtückische daran, Wolf. Du kannst Fremde schlecht einschätzen. Deshalb musst du immer vom Schlimmsten ausgehen. Und wenn dich ein Erwachsener um Hilfe bittet und dich auffordert, ihn zu begleiten, dann lügt er! Dann hat er etwas Schlechtes im Sinn. Kein Erwachsener braucht die Hilfe eines Kindes.“

Verschmitzt grinste ich ihn an. „Dann brauche ich am Wochenende den Tisch ja nicht mehr decken.“

Beide lachten und Dad zerwühlte mir das Haar. „Das hättest du wohl gerne, du Schlingel.“

Gerade als sich mein Vater wieder erhob, sprach uns der fremde Mann an. „Sir? Entschuldigen Sie, Sir! Ich bin obdachlos. Hätten Sie vielleicht ein oder zwei Dollar für mich?“

Eine Duftwolke aus altem Schweiß, Schmutz und Urin waberte zu uns herüber. Der roch genauso, wie er aussah. Mich vor ihm ekelnd verzog ich mein Gesicht und suchte hinter Dad Schutz.

Mein Vater wandte sich ihm zu und musterte ihn. Schließlich antwortete er: „Du möchtest zwei Dollar haben? Ich sage dir etwas. Ich gebe dir zehn. Kauf dir davon etwas zu essen und iss dich richtig satt.“

Aus seiner Hosentasche zog er eine Banknote, überreichte sie dem Obdachlosen und forderte ihn schließlich auf, zu gehen. Während der Mann perplex die Zehn-Dollar-Note in seiner Hand betrachtete, wandten wir uns ab und setzten unseren Weg fort. Kaum hatten wir ein paar Schritte getan, eilte uns die übelriechende Person nach und stellte sich uns in den Weg.

„Sir, das kann ich so nicht annehmen. Lassen sie mich dafür etwas tun.“

„Du möchtest für dein Geld arbeiten?“, unterbrach ihn Dad, „dann such dir einen Job.“ Aus seiner Brieftasche holte er eine Visitenkarte und drückte sie dem Obdachlosen in die Hand. „Dort gehst du Montag hin und stellst dich vor. Wir finden sicherlich eine Verwendung für dich. Und jetzt lass es gut sein!“

Der Fremde zeigte jedoch nicht die gewünschte Reaktion. „Sir, ich möchte gerne jetzt etwas...

Erscheint lt. Verlag 10.10.2024
Reihe/Serie Die Wadrán-Chroniken
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Attentat • Geheimnisvolle Mächte • innere Zerrissenheit • kultureller Konflikt • Rassismus • Überleben • Verborgene Identität • Werwolf • Werwolfmythos
ISBN-10 3-7597-5734-0 / 3759757340
ISBN-13 978-3-7597-5734-0 / 9783759757340
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