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Jandamarras Vermächtnis (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 2. Auflage
416 Seiten
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
978-3-96797-636-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jandamarras Vermächtnis - Susan Peterson
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Vor der atemberaubenden Kulisse Australiens muss sich eine Frau ihrer Vergangenheit stellen.



In einem uralten Lederbeutel entdeckt Clare einen rosafarbenen Diamanten und eine Kugel, die untrennbar mit der Vergangenheit ihrer Familie verbunden sind. Als sie zu recherchieren beginnt, stößt sie auf die tragische Liebesgeschichte zwischen ihrer Ururgroßmutter und dem Widerstandskämpfer Jandamarra, der ein Aborigine war. Davon fasziniert reist Clare nach Australien, um dem Schicksal der beiden nachzugehen. Gemeinsam mit dem attraktiven Anwalt Yagan macht sie sich im Outback auf die Suche nach ihren Wurzeln. Doch sie hätte nie damit gerechnet, dass diese lebensgefährlich sein würde ...



Dieses Buch ist vormals unter dem Titel 'Die weiße Aborigine' erschienen.



Susan Peterson wurde 1955 in Erlangen geboren und lebt in Süddeutschland. Ihre Recherchen über die Kolonisierung Südaustraliens und die dortigen Aborigines inspirierten die Ethnologin zu ihren gefühlvollen, aber auch abenteuerlichen Australien-Romanen.

1


»Soll das ein Witz sein?« Im ersten Moment glaubte Clara, sich verhört zu haben. »Das ist völlig unmöglich.«

»Es ist aber so.« Dr. Baumgärtner sah nicht sie an, sondern studierte mit leichtem Kopfschütteln die diversen Ausdrucke vor ihm auf der Tischplatte. Für einen Außenstehenden waren es nichts als willkürlich anmutende, bunte Striche. Ein Code, der nur für Eingeweihte lesbar war. Und ein Code war es tatsächlich: Claras Genom.

Alle Mitarbeiter des Labors Dr. Baumgärtner und Kollegen mussten eine DNA-Probe abgeben, die archiviert und bei Verdacht auf Kontamination durch Fremd-DNA mit der fraglichen Außenprobe abgeglichen wurde. Clara hatte schon gar nicht mehr daran gedacht, dass sie auf der Einverständniserklärung angekreuzt hatte: »Ja, ich möchte über alle Besonderheiten informiert werden.« Es war ihr erst wieder eingefallen, als die Sekretärin, Frau Graf, vorhin gesagt hatte: »Ach, übrigens, der Chef will Sie noch sprechen. Irgendwas mit Ihrer Probe …«

Vor Schreck war ihr beinahe die Pipette aus den Fingern geglitten, mit der sie gerade eine Pufferlösung vorbereitete. Hatte er etwas gefunden? Hätte sie bloß nicht dies verfuchte Kreuz gemacht! Es gab so schrecklich viele Krankheiten. Wollte sie wirklich wissen, ob sie später einmal Parkinson bekommen würde? Oder die Anlage zu Diabetes zwei in ihr lauerte?

Vor Dr. Baumgärtners Tür hatte sie sich zwingen müssen, anzuklopfen. Am liebsten hätte sie kehrtgemacht. Sie könnte ihm immer noch sagen, sie hätte es sich anders überlegt, hatte sie sich Mut gemacht. Andererseits …

»Ah, da sind Sie ja, Frau Berkmann. Bitte, nehmen Sie Platz.«

Clara hatte versucht, in seinem Gesicht zu lesen, während er mit nervtötender Umständlichkeit in den diversen Papierstapeln blätterte. Irgendwie wirkte er nicht beunruhigt. Eher erstaunt.

Sie war auf alles eingestellt gewesen. Nur nicht auf das, was er eben gesagt hatte: »Wussten Sie, dass Sie einen australischen Aborigine in ihrer Ahnenreihe haben?«

Ihr Protest ließ ihn begütigend lächeln. »Ich verstehe, dass es unglaublich klingt. Sehen Sie her.« Er drehte einen der Ausdrucke so um, dass sie direkt auf einen dick mit Filzstift umrandeten Bereich der bunten Striche sah. »Hier: Sie haben eine sehr interessante Sequenz auf dem Abschnitt des Chromosoms 18. So ungewöhnlich, dass ich der Sache nachgegangen bin. Und in der HapMap-Datenbank wurde ich tatsächlich fündig: Diese Abfolge ist so absolut typisch, dass es keinen Irrtum geben kann. Zudem passen auch ihr Rhesusfaktor und die Blutgruppe.« Er interpretierte Claras verständnislosen Blick richtig und fügte hinzu: »Aborigines sind zu nahezu hundert Prozent rhesuspositiv und besitzen zu sechzig bis siebzig Prozent die Blutgruppe 0. Anfang des 20. Jahrhunderts hat man ziemlich viel auf diesem Gebiet geforscht.«

»Irgendwie muss die Probe verunreinigt worden sein.«

Dr. Baumgärtners Lächeln erlosch. Er musterte sie streng. »Das möchte ich jetzt nicht gehört haben, Frau Berkmann. Wenn ich den geringsten Zweifel an dem Ergebnis hätte, hätte ich Sie nicht zu mir gebeten.«

Clara spürte, wie ihre Wangen schlagartig heiß wurden. »Natürlich. Entschuldigen Sie. Es kommt mir nur so absolut verrückt vor. Kann es nicht eine Mutation sein?«

Dr. Baumgärtner schüttelte den Kopf. »Wie sagt Sherlock Holmes so schön? Wenn man das Unmögliche ausschließt, muss das, was übrig bleibt – so unwahrscheinlich es auch erscheinen mag – die Wahrheit sein. Ich vermute eher eine Samenspende. In den Achtzigerjahren haben viele Frauen auf amerikanische Samenbänke zurückgegriffen, die leider nicht immer darauf achteten, ob der Spender auch passte. Sie müssen bedenken, damals begnügte man sich mit der Selbstauskunft. Sprechen Sie mit Ihren Eltern.«

»Das wird nichts bringen. Ich bin meinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten.«

Dr. Baumgärtner überlegte. »Vielleicht über eine Ihrer Großmütter? Im Krieg waren auch ein paar australische Truppen in Europa«, schlug er dann vor. »Sehr viel weiter zurück wird wohl nichts bringen, denn es war ein Mann, der Ihnen diese Sequenz vererbt hat. Sonst hätten wir Hinweise in der mitochondrialen DNA gefunden. Sie wissen ja: Urmutter Eva und ihre Töchter …«

»Abgesehen davon … Können Sie sagen, wie lange es her ist?«, fragte Clara.

»Dass dieser Aborigine seine DNA hinterlassen hat?« Dr. Baumgärtner schürzte die Lippen. »Selbstverständlich würde ich eine solche Schätzung nicht als wissenschaftlich bezeichnen. Nur aus Erfahrung und Gefühl heraus – vermutlich nicht mehr als vier bis fünf Generationen.« Er griff nach seinem Block und begann, in rasender Geschwindigkeit darauf zu kritzeln. »Hier sind Sie: X. Darüber die Elterngeneration X und Y. Darüber die Großelterngeneration – XXYY. Dann die Urgroßeltern – je vier X und Y. Und die Ururgroßeltern – je achtmal X beziehungsweise Y. Macht insgesamt, vorausgesetzt, wir lassen die Elterngeneration außer Acht, vierzehn Y. Vierzehn Männer kommen infrage. Biologisch«, schränkte er penibel ein. »Das müssen jetzt nicht die Namen auf den Heiratsurkunden sein.«

Clara schluckte. Für Dr. Baumgärtner mochte es ja gut und schön sein, bei einer Mitarbeiterin australische Wurzeln entdeckt zu haben. Für sie selbst war es ein Schock. Schock war vielleicht nicht das richtige Wort. Sie fühlte sich wie früher, wenn Onkel Waldemar ihr wieder einmal ein Geschenk mitgebracht hatte, mit dem sie nichts anzufangen wusste. Manches hatte sich im Nachhinein als gar nicht so übel erwiesen.

Aber jetzt?

Was sollte sie mit diesem Wissen anfangen? Sie merkte erst, dass sie laut gedacht hatte, als Dr. Baumgärtner ihr einen milde erstaunten Blick zuwarf. »Interessiert es Sie denn gar nicht, wer dieser geheimnisvolle Mann war, von dem Sie einen Teil Ihrer Gene haben? Wollen Sie der Sache nicht nachgehen?«

»Doch, doch«, beeilte Clara sich zu murmeln, wobei sie sich fragte, wie ihre Mutter auf eine entsprechende Erkundigung reagieren würde. Ach, übrigens, Mama, weißt du, woher ich Aborigine-DNA habe?

Zum Glück war bald Feierabend. Erleichtert, der kaum verhüllten Neugier der Kollegen zu entkommen, die natürlich wissen wollten, was hinter der Tür zu Dr. Baumgärtners Büro gesprochen worden war, und mehr oder weniger geschickt nachbohrten, verstaute sie Kittel und Laborschuhe in ihrem Spind. Keinem von ihnen hatte sie die Wahrheit gesagt. Seit zwei Monaten arbeitete sie hier. Das Verhältnis zu den übrigen Laborassistenten war freundlichprofessionell, das zur Sekretärin Frau Graf von Ausweichmanövern geprägt. Ihre freundlich gemeinte Aufdringlichkeit ließ Clara jedes Mal innerlich zurückzucken, wenn sie sich nach ihren Plänen für das nächste Wochenende erkundigte.

Zu keinem der Kollegen oder Vorgesetzten war ihr Verhältnis von der Art, dass sie sich einem von ihnen hätte anvertrauen wollen. Als Einzelkind war Clara es gewöhnt, die meisten Dinge mit sich selbst abzumachen. Ihr Vater hatte nie Zeit gehabt. Immer war etwas im Geschäft gewesen. Und ihre Mutter brachte bei aller Liebenswürdigkeit nur Interesse für ihre geliebte Musik auf. Clara hatte sich manches Mal gefragt, was sie bewogen hatte, ihre Karriere als Konzertpianistin für das Dasein als Frau des Optikermeisters Berkmann aufzugeben. Eine Zeit lang hatte sie versucht, ihre Träume auf ihre Tochter zu übertragen. Mit Grausen erinnerte Clara sich an die endlosen Übungsstunden und voller Dankbarkeit an Frau Meyer, die Klavierlehrerin, deren Verdikt: »Das Kind wird nie mehr als mittelmäßig; sparen Sie sich das Geld und der Kleinen und mir die Quälerei« ihr Martyrium beendet hatte.

Von da an hatte sie tun und lassen können, was sie wollte. Im Nachhinein fragte sie sich manchmal, ob ihre Mutter damals das Interesse an ihr verloren hatte. Oder war es später gewesen, als sie mit der Handballmannschaft ihres Turnvereins praktisch jedes Wochenende ein Turnier bestritt?

Dort, im Verein, hatte sie auch Rieke kennengelernt, ihre beste Freundin. Beide auf ihre Art Außenseiter, hatten sie sich eng aneinander angeschlossen. Rieke hatte keinen Vater – jedenfalls kannte sie ihn nicht. Ihre Mutter, eine überzeugte Feministin, hatte sich künstlich befruchten lassen, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, woher das preiswerte Sperma kam. »Du hast keinen Papi«, hatte sie ihrer Tochter brüsk erklärt, sobald diese anfing, Fragen zu stellen. »Du hast mich. Wir brauchen keinen Mann.«

Clara erinnerte sich noch gut an das erste Mal, als die Freundin sie ins Vertrauen gezogen und ihr erzählt hatte, dass sie ein »Spenderkind« wäre: »Für sie ist es alles wunderbar. Sie fühlt sich toll – die emanzipierte Powerfrau. Ich glaube, am liebsten wäre es ihr, sie hätte mich mittels Parthenogenese bekommen wie diese blöden Fruchtfiegen in Bio. Aber ich bin keine Fruchtfiege. Ich würde gerne wissen, woher ich die Hälfte meiner Gene habe.«

»Die unehelichen Kinder wissen das doch auch nicht. Oder adoptierte …«, hatte Clara eingewandt.

»Die haben alle eine Chance, es herauszukriegen. Bei den unehelichen ist es natürlich schwieriger, aber auf jeden Fall läuft irgendwo ein Mann herum, der der Vater ist. Bei mir ist da nichts als ein Reagenzglas. Es ist, als ob ich irgendwie künstlich wäre«, hatte sie versucht, es Clara verständlich zu machen. »Wenn Mum einen Liebhaber gehabt hätte oder einen Ex – dann wäre da eine reale...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2025
Reihe/Serie Die Farben des Kontinents
Die Farben des Kontinents
Sprache deutsch
Original-Titel Die weiße Aborigine
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Aborigines • Alte Liebe • Anna Jacobs • Australien • Australien Saga • Barbara Wood • Das Land der roten Sonne • Elizabeth Haran • Geheimnis • Große Liebe • Harmony Verna • Lucinda Riley • Norfolk Island • Rote Erde • Rote Sonne • Sarah Lark • Sonne • Ulrike Renk • Vergangenheit
ISBN-10 3-96797-636-X / 396797636X
ISBN-13 978-3-96797-636-6 / 9783967976366
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