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Bamberger Maskerade -  Sandra Dorn

Bamberger Maskerade (eBook)

Mira zwischen Macht und Meer

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
196 Seiten
Edition Forsbach (Verlag)
978-3-95904-247-5 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
12,99 inkl. MwSt
(CHF 12,65)
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Die junge Lyrikerin, Spanischdozentin und Tanzchoreographin Mira lebt mit ihrem Ehemann, dem zweiten Bürgermeister Andrés Moreno, in Bamberg. Dort trägt sie dazu bei, dass die unsichtbaren Tarnkappen der Machtinteressenten fallen. Während ihrer Reisen erlebt die Cosmopolitin spannende Abenteuer.

Sandra Dorn, geb. 11.07.1966 in Bamberg, studierte nach dem Abitur am KHG 1987, Italienisch an der Axel-Andersson-Akademie Hamburg und Hotel & Tourismus-Management in Italien. Nach beruflichen Stationen in Südtirol, im schweizerischen Zermatt und Lugano, leitete sie ihr eigenes Hotel in Pommersfelden und dozierte an der VHS Bamberg-Land und an der privaten Uni IBA Nürnberg Italienisch. Seit 2011 ist sie exklusiv als Schriftstellerin, Journalistin, Übersetzerin und Lektorin tätig. 'Bamberger Maskerade' ist ihre neunte Buch-Publikation. Die Mutter von Tochter Laura aus erster Ehe ist heute mit dem Theologen Dr. Stefan Hartmann in zweiter Ehe verheiratet.

Acht

Im Kölner Stadtteil Ehrenfeld gab es ein stillgelegtes, verlassenes ehemaliges Werksgelände, auf dem einige ausrangierte DB-Wagons auf einem Abstellgleis standen. Hier fand alljährlich die literarische Veranstaltung Bahnlit statt. Mira und Marvin waren mit dem DB-Nightjet angereist und freuten sich wie die Schneekönige auf ihren bevorstehenden Auftritt.

„Da wir das namensähnliche Bamlit in Bamberg haben, bin ich ganz gespannt, was uns hier heute erwartet“, rief Mira erfreut aus.

Es war noch früh am Morgen, als sie den Kölner Hauptbahnhof in der Nähe der Domplatte erreichten. Über die Hohenzollernbrücke, die Schätzungen zufolge mittlerweile von rund 750.000 Liebesschlössern dekoriert war, spazierten sie dann auf die andere Seite des Rheins, wo sie sich auf die Betonplatten am Ufer setzten und ihren mitgebrachten Caffè Americano aus Miras stylischer Thermosflasche tranken.

„Der schmeckt aber sehr italienisch“, kommentierte Marvin.

„Das ist er auch, du Dummkopf. Er heißt doch nur so, weil die amerikanischen Soldaten im zweiten Weltkrieg während ihres Aufenthalts in Italien den Espresso mit der doppelten Menge Heißwasser verdünnten, weil er ihnen zu stark war“, informierte Mira ihren Kompagnon.

Sie hatten den perspektivisch perfekten Ausblick auf die architektonisch ausgefallenden Kranhäuser, die jeglicher Statik zu trotzen schienen, und den unweit danebengelegenen gigantischen Dom, und sie bestaunten die immense Breite des Rheins.

„Hast du schon mal Eis zum Frühstück gegessen? Dort drüben ist eine Eisdiele“, sagte Marvin und zeigte auf einen kleinen Pavillon.

Eisdealer“, las Mira, und schmunzelte. „Was wird hier wohl angeboten? Cannabis-Eis?“

Wenige Minuten später hatten die beiden einen riesengroßen Freundschaftseisbecher mit zwei langen Barlöffeln und ausgefallenen Sorten vor sich stehen, wie Ananas-Ingwer, weiße Schokolade-Chili, Nougat-Baileys, Waldfrucht-Vanille, Champagner-Limette. Ohne Sahne und ohne Sauce. Am Nebentisch stand ein kleiner herrenloser Teller mit Keksen. Die Naschkatze Mira griff eifrig zu, zumal sie seit ihrer Abfahrt nichts mehr gegessen hatte. Als sie die Eisdiele verließen, war ihr plötzlich etwas schummrig im Kopf, und sie begann grundlos zu kichern.

„Was ist denn mit dir los?“, fragte Marvin überrascht.

„Was soll denn sein?“, gluckste Mira, inzwischen von Lachkrämpfen geschüttelt, die auch bei einem längeren Spaziergang durch die morgendliche Innenstadt nicht abnahmen.

„Ich weiß nicht, was es zu lachen gibt. Wir sind gerade mal ein paar Stunden hier, und mit unserer Anfahrt haben wir schon fast unser gesamtes Honorar ausgegeben.“

„Ach Marvin, wie wäre es denn, wenn du nicht immer nur den Mangel fokussieren würdest, sondern zur Abwechslung einmal das, was du hast? Du siehst nicht dein Tortenstück, sondern du beleuchtest das Vakuum des fehlenden Teilausschnittes!“

„Ich hasse Torte“, stieß er mit gerümpfter Nase hervor.

Mira lachte erneut. „Dann stell dir doch stattdessen einfach eine Pizza vor.“

„Das ist doch endlich mal ein guter Vorschlag“, entgegnete der Künstler. „Ich habe Hunger, lass uns irgendwo eine Pizza essen.“

Im Ehrenfelder Restaurant Piccola war noch ein Tisch im Straßenbereich frei. Sie bestellten eine große Margherita mit Büffelmozzarella, extra Knoblauch und frischem Basilikum.

Als die Pizza gebracht wurde und Mira sie großzügig mit scharfem olio piccante beträufelte, kicherte sie noch immer.

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, du seist betrunken“, nölte Marvin. „Dabei haben wir exakt das gleiche gegessen und auch dieselben Getränke zu uns genommen“, ergänzte er nachdenklich.

„Moment mal, dieses Gebäck in der Eisdiele! Davon hast nur du gekostet. Womöglich waren das Haschischplätzchen“, rief er aus. Die angeheiterte Mira hörte ihm gar nicht zu, schon wieder ereilte sie ein heftiger Lachkrampf.

Gegen Abend hatte die berauschende Wirkung zum Glück weitgehend nachgelassen. Die Luft war lau, der Himmel blau, auf dem Veranstaltungsgelände hatten sich viele Personen jeglichen Alters eingefunden. Die engagierte, ganz in schwarz gekleidete Eventmanagerin Kira begrüßte das Künstlerpaar und zeigte den beiden den Garderobe-Wagon, wo sie sich umziehen und frisch machen konnten. Dafür war dieser Wagon ausgestattet, mit Schließfächern für die wichtigen Habseligkeiten bzw. Essentials, wie Mira zu sagen pflegte. Ein weiterer Wagon erfüllte die Funktion des Speisewagens, der dritte diente exklusiv der Präsentation. Gerade war ein Techno-Duo namens Døpair, bestehend aus den zwei jungen Mädchen Laura und Käthy aufgetreten, die ihren Auftritt mit einer nachfolgenden Poetry-Slam-Präsentation verbanden. Den Veranstaltern war daran gelegen, jede Altersklasse anzusprechen. Im Freien loderte lichterloh ein Lagerfeuer, um das sich das Publikum im Halbkreis geschart hatte.

Wenige Meter neben den aufsteigenden Flammen präsentierte Mira einen Flamenco im knallroten Kleid mit schwarzer Spitzenstola und roten Lackschuhen. Marvin, als Torero, mit wilder halblanger Frisur, in schwarzen Jeans, weißem Hemd, schwarzem Matador-Jackett und schwarzen Sneakers spielte dazu auf seiner Konzertgitarre ein Medley aus der renommierten Oper Carmen. Selbstvergessen blühte er auf und befand sich deutlich sichtbar im Flow. Wenn er seine Gitarre zum Erklingen brachte, durchlebte er eine Metamorphose, wie eine Raupe zum Schmetterling. Mira war jedes Mal auf das Neue fasziniert, wie er sich in diesen Highlight-Momenten verändern konnte.

Im Anschluss an ihren Tanz präsentierte sie ihr emotionales, erotisches, dazu passendes Tango-Gedicht im Wagon, der speziell für die Lesungen vorbereitet und mit dem erforderlichen technischen Equipment ausgestattet war. Bis zu 50 Personen fanden darin Platz. Die Zuhörenden waren begeistert und würdigten ihre Darbietung mit tosendem Applaus.

Der Tanz

Deine Augen suchen mich

in der Menge

und fangen den Ausdruck

der meinigen ein.

Dein sinnlicher, durchdringender Blick

trifft mich mitten ins Herz.

Ich erhebe mich

und schreite langsam auf dich zu.

Meine rechte Hand berührt

und ergreift deine Linke,

die knisternde Spannung

subtiler Erotik liegt in der Luft.

Dein Arm umfasst meinen Körper

und zieht ihn ganz nah

an sich heran. Tuchfühlung …

Die sanften Klänge der Musik durchdringen uns –

Silbe für Silbe, Ton für Ton.

Unsere Körper schwingen

hingebungsvoll im Gleichklang,

drehen sich, taumeln, gleiten, schweben

in fließender Bewegung durch den Raum.

Unsere Seelen bekommen Flügel,

heben gemeinsam ab.

Ein leichtes Gefühl von Schwerelosigkeit erfasst uns.

Beschwingt versinken wir

umschlungen ineinander –

ergeben uns

der sehnsuchtsvollen

Leidenschaft des Moments

zerfließend vor feurigem

Verlangen … nach MEHR …

Marvin war draußen geblieben, da er noch telefonieren wollte. Als sich Mira nach ihrer Vorstellung wieder in den Garderoben-Wagon begab, um sich umzuziehen, lag dort Marvins Handy.

„Wie unvorsichtig“, dachte sie. „Wir haben doch Schlüssel für die Schließfächer erhalten.“

Gerade als sie es an sich nehmen wollte, um es in Sicherheit zu bringen, ging eine WhatsApp-Nachricht ein. Ein gewisser Herbert Esser schrieb:

„2.000 Euro ist mir die Sache durchaus wert. Gib mir innerhalb von 24 Stunden Bescheid, sonst werde ich den Auftrag anderweitig vergeben.“

Just in diesem Moment betrat Marvin den Wagon und näherte sich Mira. Er erkannte sofort sein Gerät in ihren Händen und empörte sich: „Hey, das ist doch mein Handy. Was spionierst du darin herum?“

„Marvin, ich habe nicht die geringste Absicht, deine Privatsphäre zu verletzen“, rechtfertigte sich Mira besten Gewissens. „Dein Handy lag hier auf dem Tisch und ich wollte es einschließen, um es vor potentiellen Langfingern zu schützen. Mein Kleid hat nun einmal keine Taschen.“

Marvin nickte und der kurze Zwischenfall war rasch vergessen.

Nicht vergessen konnte Mira diese Nachricht, die sie stutzig machte. Ein Auftrag für 2.000 Euro? Als Gitarrist sicherlich nicht. Der Name Herbert Esser kam ihr auch irgendwie bekannt vor. Sie googelte danach und wurde sofort fündig. Es handelte sich um einen finanzstarken Logistik-Unternehmer, der nicht immer im Einklang mit den Projekten des Oberbürgermeisters und ihres Göttergattens war. In den Social-Media-Kanälen breitete er seinen Unmut darüber häufig aus und stieß auf regen Beifall seitens seiner Gefolgschaft.

„Er wird wohl für ein Firmenjubiläum oder eine private Feier musikalische Unterhaltung benötigen. Vielleicht läuft die ja über mehrere Tage, dies würde auch den vierfachen Preis der üblichen Gage erklären“, dachte sie. Einen anderen Grund konnte sie sich nicht vorstellen.

Miras Smartphone klingelte, und es war die Chefin des Café & Restaurant Seeterrassen in...

Erscheint lt. Verlag 30.9.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-95904-247-7 / 3959042477
ISBN-13 978-3-95904-247-5 / 9783959042475
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