Commissaire Cluzet und der Feind von nebenan (eBook)
177 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-5551-1 (ISBN)
Franzosen und Engländer reichen sich die Hand - so ist es zumindest beim Friedensfest von Auciel Bas geplant. In diesem Stadtteil von Auciel Haute haben viele Briten eine Heimat gefunden. Doch zwischen dem englischen Initiator des Fests und seinem französischen Intimfeind kommt es zum Streit. Und kurze Zeit später werden beide tot aufgefunden. Haben sich die Streithähne gegenseitig getötet? Oder ist doch eine dritte Person verantwortlich? Cluzet und Sandrine Saidi ermitteln in der englischen Gemeinde von Auciel Haute und kommen einem Skandal auf die Spur ...
Über die Serie:
Urbain Cluzet ist Commissaire de Police in Paris. Besser gesagt, er war es. Denn nach dem Tod seiner geliebten Frau und seiner Pensionierung zieht er sich in seinen Geburtsort, das beschauliche Auciel Haute in der Normandie, zurück. Doch das Ermitteln kann er nicht lassen. Zumal Sandrine Saidi, die begabteste Polizistin des Ortes, von ihrem inkompetenten Chef, dem Major de Police Melki, ausgebremst wird.
Dennoch - oder gerade deswegen - genießt Cluzet das gemütliche Leben in Auciel Haute, wo er im kleinen Gartenhäuschen der Pension seiner Wahl-Enkelin Nathalie Bosc wohnt und sich regelmäßig mit seinem besten Freund, dem Apfelbauern und Schwarzbrenner Bruno, auf einen Calvados trifft.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!
<p>Hinter dem Namen<strong>Alexandre Dupont</strong>verbirgt sich der Autor Joner Storesang. Als Saarländer hatte er immer schon eine innige Beziehung zu Frankreich. Lange Wanderungen entlang der geschichtsträchtigen Küsten und durch die Wälder der Normandie liebt er mindestens so sehr wie das Einkehren bei Käse und Wein. Zu seinem gemütlichen Ermittler Urbain Cluzet inspirierten ihn die Lektüre französischer Kriminalromane und die Unerschütterlichkeit der Menschen in der Normandie. Als Autor schreibt Joner Storesang fürs TV und Krimi-Hörbücher. Auf sein Konto gehen auch die Kriminalromane 'seelenschwarz' und 'Perfect World - nichts scheint, wie es ist'. Er lebt mit Notizbuch als Grenzgänger in Saarbrücken und mit Wahlfamilie inklusive eigenwilliger Katzen in Köln.</p>
3
Die Sonne brach sich zwischen den Bäumen am Horizont, als Cluzet sein altes, rotes Klapprad hinterm Haus hervorvorholte, durch die kniehohe Blumenwiese und über die kleine Brücke des Bachlaufs schob. Bienen und Hummeln flogen bereits geschäftig von einer Blüte zur nächsten. Von der Vorderseite des Vieux Moulin hörte Cluzet Motorengeräusche.
Als er den gekiesten Vorplatz erreichte, fuhr gerade ein weißer Lieferwagen vor und hielt vor der Außentreppe des Eingangs zum Vieux Moulin. »Boulangerie Morin« stand in geschwungenen Lettern auf der Seite, und darunter sputete sich ein Comic-Bäcker mit einer hoch über den Kopf erhobenen Torte. Die Fahrertür schwang auf.
»Guten Morgen, Urbain!«, rief ihm Madame Morin zu, noch während sie behände aus dem Wagen kletterte. Louise Morin gehörte die Bäckerei in Auciel Haute, die ihr verstorbener Mann in fünfter Generation übernommen hatte. Sie war mittlerweile in Cluzets Alter. Aber die schlanke und hochgewachsene Frau bewegte sich, als wäre das Alter an ihr vorbeigegangen. Mit einem Schwung ließ sie die Seitentür aufgleiten. »Ich glaub, ich hab was für dich!«
Während Cluzet das Rad in ihre Richtung schob, beugte sich Madame Morin in den Laderaum und holte eine weiße Papiertüte hervor, die sie hoch in die Luft hielt.
»Zimtröllchen?«, fragte Cluzet.
Normalerweise hing Nathalie Bosc das Tütchen während seines Morgenspaziergangs an seine Türklinke. Seine Wahl-Enkelin führte das Vieux Moulin und bestellte sie mit der täglichen Brotlieferung.
»Natürlich! Was sonst?«, strahlte Madame Morin ihn an. »Wo soll’s denn so früh hingehen?«
»Ein kurzer Besuch bei Madame Talbot«, antwortete Cluzet und wollte ihr das Tütchen abnehmen.
Aber Madame Morin zog es wieder zurück, und Cluzet griff ins Leere. »Da kann ich dich mitnehmen. Liegt als nächstes bei mir auf dem Weg.«
Sie hatte kaum ausgesprochen, da hielt sie ihm auch schon einen blauen Lieferkorb mit Broten und Baguettes entgegen. »Hilf mir beim Reintragen.«
Cluzet lehnte das Fahrrad an den Lieferwagen und nahm ihr den Korb ab. Während sie einen zweiten aus dem Wagen zog, warf Cluzet einen Blick auf die Ladefläche. An der Wand zum Führerhaus stapelten sich die vollen Kisten zwei Reihen hintereinander bis zur Decke.
»Das wird aber eine lange Tour«, sagte Cluzet.
»Ach was! Das ist alles fürs Friedensfest in Klein-England.« Madame Morin ging voraus zum Eingang des Vieux Moulin.
»Die gesamte Ladung?«, fragte Cluzet und folgte ihr.
»Alles. Weißbrote und Baguettes. Wusstest du, dass sie Baguettes French Sticks nennen? Französische Stöcke. So was kann auch nur denen einfallen. Als wären wir die mit dem Stock im …« Madame Morin unterbrach sich kurz und drückte die Klinke der Eingangstür mit dem Ellenbogen runter, bevor sie sie mit der Schulter aufstieß. »Du weißt schon wo.«
Cluzet schmunzelte und folgte Madame Morin in den Gastraum des Vieux Moulin.
»Nathalie!«, rief Madame Morin und packte ihre Kiste auf den Tresen.
Der Raum war noch leer. Aber aus dem Nebenzimmer konnte Cluzet bereits die ersten Gäste reden hören, und Löffel klimperten in Tassen. Die Luft war erfüllt vom Duft frisch gebrühten Kaffees und der noch dampfenden, angeschnittenen Quiche Lorraine, die ebenfalls auf dem Tresen stand.
Madame Morin leckte den Finger an, sammelte einige Krümel vom Backblech und steckte sie in den Mund. »Zum Glück backt Nathalie kein Brot! Auf die Konkurrenz kann ich gut verzichten.«
Cluzet lächelte stolz. Auch wenn er nicht Nathalies echter Großvater war, hatte er sie so tief ins Herz geschlossen, als wäre sie tatsächlich seine Enkelin.
Im selben Moment schwang die Küchentür auf, und Nathalie kam heraus. Sie trug Jeans und eine weiße Bluse. Wie immer hatte sie ihre braunen Locken streng, aber praktisch im Nacken zusammengebunden. Sie hatte eine Stupsnase, und die schwarzbraunen Augen leuchteten auf, als sie Cluzet entdeckte.
»GP!«, begrüßte sie ihn mit der Abkürzung, die für Grand-Père stand. Sie suchte die Körbe ab. »Ich wär gleich zu dir gekommen.«
»Falls du die Zimtröllchen suchst, die sind noch im Wagen«, sagte Cluzet. »Ich lass mich zu Madame Talbot mitnehmen.«
Nathalie schenkte ihm ein wohlwollendes Lächeln, zog die Körbe vom Tresen und trug sie in die Küche.
»Was willst du eigentlich von der alten Schachtel?«, fragte Madame Morin.
»Nur mal nach dem Rechten sehen«, fasste Cluzet sich kurz.
»Gute Idee!« Madame Morin hob die Augenbrauen und nickte nachdrücklich. »Das sollte öfter mal jemand machen. Ich wollte es schon mal in der Kirchengemeinde vorschlagen.«
»Wieso?«, hakte Cluzet nach.
»Weil ich glaube, dass sie langsam …« Anstatt es auszuführen, beschrieb Madame Morin mit dem Zeigefinger einen Kreis über der Schläfe. »Neulich stand sie in der Bäckerei und meinte, dass irgendwelche … Wie sagte sie? Ach ja! Höllenteufel ihren Garten verwüsten würden.«
»Ja, so was sagte sie auch zu mir«, bestätigte Cluzet.
»Höllenteufel. Was für ein Unsinn.« Madame Morin schüttelte ungläubig den Kopf. »Das waren sicher nur Wildschweine. Bei uns sind sie auch oft. Eigentlich sind sie gerade überall.«
Die Spuren am Zaun und im Vorgarten hätten durchaus von diesen Tieren stammen können. Ebenso die in der Käserei. Madame Talbot hatte zwar behauptet, die Einbrecher hätten das Schloss aufgebrochen. Aber Cluzet hatte dafür keine Hinweise gesehen. Womöglich hatte sie die Küche ja offengelassen? Und Wildschweine waren tatsächlich die Erklärung?
»Die Schwarzkittel sind eine richtige Plage dieses Jahr.« Madame Morin tappte Cluzet anerkennend auf den Oberarm. »Gut, dass du dich der Talbot annimmst.«
Nathalie kam mit den leeren Brotkörben aus der Küche zurück und reichte sie Madame Morin über den Tresen hinweg an. »Was macht das diesmal?«
Madame Morin nahm ihr die Körbe ab und stellte sie hochkant auf dem Boden ab. »Die Rechnung hab ich gar nicht dabei. Komm doch einfach das nächste Mal in den Laden, wenn du im Ort bist. Dann zieh ich die Zimtröllchen noch ab. Die gehen diesmal aufs Haus.«
»Danke!«, lächelte Nathalie. Aber dann bemerkte sie Cluzets Sorgenfalten auf der Stirn.
»Später«, formulierte Cluzet tonlos in ihre Richtung.
Das Zimtröllchen schmeckte so vorzüglich wie immer. Aber die Gaumenfreude wollte sich bei Cluzet nicht richtig einstellen.
»Ist damit etwas nicht in Ordnung?«, fragte Madame Morin und setzte zum Überholen eines brüllenden Motorrollers an.
Nachdem sie zunächst im Lieferwagen der Bäckerei vom Vieux Moulin stadteinwärts abgebogen waren, fuhren sie inzwischen durch ein verwinkeltes Viertel von schmucken Einfamilienhäusern, das Cluzet in der Nacht noch großzügig über Feldwege umgangen war. Die Straße war voller Schlaglöcher, die Cluzet auf dem Beifahrersitz und Madame Morin hinterm Steuer ordentlich durchrüttelten.
»Nein«, antwortete Cluzet, schob das halbe Röllchen aber dennoch zurück in die Papiertüte. »In Paris würde man dir dafür den Laden stürmen.«
Madame Morin lachte auf. Sie musste abrupt abbremsen, um einen Wagen aus der Straße rechts abbiegen zu lassen. »Dann beschäftigt dich irgendwas anderes. Oder?«
Cluzet kannte Madame Morin zwar noch von früher. Aber so vertraut waren sie dennoch nicht, dass er ihr seine Gedanken einfach so verriet. Also wiegelte er ab: »Es ist nur noch ziemlich früh am Morgen.«
»Alles klar«, antwortete Madame Morin. Aber sie machte nicht den Eindruck, so leicht aufgeben zu wollen. Ihre Finger trommelten nervös aufs Lenkrad. Kurz bevor sie die Nebenstraße zu Madame Talbot erreichten, lenkte sie den Lieferwagen an den Straßenrand. Sie nahm den Bordstein so vehement, dass es Cluzet beinahe aus dem Sitz schleuderte.
»Ich bin froh, dass du nach ihr siehst«, sagte Madame Morin. »Wusstest du, dass sie ganz stolz mit dir angibt? Mit ihrem Monsieur le Commissaire?«
Cluzet nickte. Er konnte sich dunkel erinnern, dass Madame Morin so etwas früher schon einmal erwähnt hatte.
»Obwohl sie das in letzter Zeit auch immer weniger macht«, fuhr sie nachdenklich fort. »Überhaupt redet sie mit kaum jemandem noch. Und wenn, dann oft nur komisches Zeug. Sie hat sich sehr verändert. Und ich kenne einige, die sich große Sorgen um sie machen.«
Erneut nickte Cluzet. »Ich nehme an, du willst auf irgendwas hinaus.«
Madame Morin lächelte ertappt. »Du warst doch Kommissar. Du weißt, wie man Menschen einschätzt. Sie ist alt. Sie ist allein. Vielleicht geht es ihr insgesamt nicht mehr gut. Wenn dir etwas auffällt, würdest du es mir sagen? Ich kenne doch Gott und die Welt hier. Ich könnte jederzeit Hilfe organisieren.«
Ihr bittender Blick bestätigte, dass ihre Sorge und Anteilnahme echt waren.
»Ich sehe, was ich tun kann«, antwortete Cluzet.
»Danke!« Madame Morin legte krachend den ersten Gang ein, und der Lieferwagen ruckelte wieder vom Bordstein. Sie bog in die nächste Straße ein, und als sie sich Madame Talbots Grundstück näherten, entdeckte Madame Morin Sandrines Polizei-Ape auf der anderen Straßenseite.
»Wieso die Polizei?«, fragte Madame Morin.
»Wegen der Wildschweine«, sagte Cluzet, weil ihm auf die Schnelle nichts Besseres einfiel. »Sandrine weiß, wie man das alles richtig für die Versicherung dokumentiert.«
»Die alte Talbot ist gegen Wildschweine versichert?« Madame Morin sah ihn ungläubig...
| Erscheint lt. Verlag | 1.4.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Ein Fall für Commissaire Cluzet |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Schlagworte | COSY • Cozy • Frankreich • Gemütlich • Krimis • spannend • Urlaubskrimi • Wohlfühlkrimi |
| ISBN-10 | 3-7517-5551-9 / 3751755519 |
| ISBN-13 | 978-3-7517-5551-1 / 9783751755511 |
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