Die Klosterbraut und der Wikinger (eBook)
256 Seiten
CORA Verlag
9783751526715 (ISBN)
Northmannia, im Jahre des Herrn 912. Die Wikinger kommen! Wie lange wird das Klostertor von St. Scholastica ihren mächtigen Schlägen standhalten? Die junge Novizin Amée Évreux ist wie erstarrt vor Angst. Denn sie weiß, was die blonden Barbaren wollen: Sie selbst wurde ihrem Anführer Jorund Jötunnson als Braut versprochen. Als das Eichentor krachend zerbricht und ein hünenhafter Nordmann die Halle betritt, überläuft es Ámee beim Blick aus seinen tiefblauen Augen eiskalt. Vor Furcht - und vor einem anderen, nie gekannten Gefühl! Verzweifelt versucht sie zu fliehen, aber sie landet in Jorunds starken Armen ...
1. KAPITEL
Nonnenkloster St. Scholastica, Königreich von Northmannia, vormals Teil des Westfrankenreichs, im Namen des Herrn 912
„Wir werden nicht zulassen, dass die Heiden dich mitnehmen!“, rief Schwester Gabriel beinahe hysterisch und umklammerte den Arm von Amée Évreux so fest, dass es schmerzte. Erschrocken sahen sie, wie die zweiflügelige Tür unter dem Ansturm des Rammbocks erzitterte. Die Laute hallten von den steinernen Wänden des Frauenklosters wider, als würde der Herrgott selbst an die Pforte klopfen.
Wenn es allerdings der Herrgott gewesen wäre, hätte Amée nicht so viel Angst gehabt.
Die Äbtissin hatte den Männern den Zutritt verwehrt, da es mitten in der Nacht war. Es handelte sich offensichtlich um Nordmänner, und die Vorsteherin war um das Wohlergehen derjenigen besorgt, die sich innerhalb der Klostermauern aufhielten. Leider schienen die Männer draußen nicht gewillt zu sein, bis zum Morgengrauen zu warten, denn dann hätte die Äbtissin das Gespräch mit ihnen gesucht.
Obwohl sie Ängste ausstand, berührte Amée ihre Gefährtin beruhigend am Arm. „Die Tür wird standhalten – sie hängt bereits seit hundert Jahren in den Angeln. Sie wird uns nicht im Stich lassen – nicht in Zeiten der Not.“ Sie versuchte, ihr Zittern zu verbergen, während sie die übrigen verängstigten Schwestern ansah, und ließ ein aufmunterndes Lächeln erahnen. Doch die anderen sahen Amée an, als hätte sie den Verstand verloren.
Vielleicht stimmte das sogar?
Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihre verstört-verzweifelte Mutter, die die Kleidung ihres Vaters zerriss, und so rieb sie sich rasch über die Arme, um sich zu wärmen und sich selbst Trost zuzusprechen. Kein Wunder, dass ihr kalt war. Sie trug nur ihr Nachtgewand und ihr festes Schuhwerk, in das sie hastig geschlüpft war, als die Äbtissin sie von der Bettstatt gezerrt hatte. Eine andere Gefährtin reichte ihr eine Decke, die Amée sich um die Schultern legte, ein dankbares Lächeln auf den Lippen.
Äbtissin Berthild blickte mit zerfurchter Stirn auf die erbebende Flügeltür, während der Staub der Jahre von den verwitterten Angeln rieselte. „Sie wird halten … zumindest bis zum Morgen. Sobald sich ihr Unmut etwas abgekühlt hat, werden sie bei Tageslicht umgänglicher sein. Inzwischen gibt es einen Vertrag. Diese Männer können sich nicht länger wie Tiere aufführen!“
„Was geht hier vor?“, wisperte eine der Novizinnen.
Rasch erläuterte Schwester Gabriel hilfreich für alle, welches Schicksal Amée bevorstand. „Sein Name lautet Jorund Jötunnson, und er ist gekommen, um die arme Amée mitzunehmen! Er sieht wie der Teufel aus. So groß wie ein Berg und so breit wie die See!“ Mit bebender Hand schlug sie das Kreuzzeichen. Amée konnte ihr die Angst nicht verübeln. Auf die eine oder andere Weise hatten sie alle den Zorn der Nordmänner zu spüren bekommen, als diese mit Feuer und Schwert durchs Frankenreich zogen. Und all denen Tod und Verzweiflung brachten, die ihnen im Wege standen.
Waren diese Männer deswegen gekommen?
Gewiss nicht. Es war weithin bekannt, dass das Frauenkloster nichts Wertvolles besaß, und wieso hatte der Krieger dann speziell nach ihr verlangt?
Sie versuchte, zuversichtlich zu bleiben, allein um ihrer Mitschwestern willen. Doch jeder Schlag gegen die Pforte war wie ein weiterer Schlag gegen ihr inneres Gleichgewicht. Amée umfasste die Decke fester, während ihr Herz lauter und lauter in ihrer Brust hämmerte.
Derweil fuhr Schwester Gabriel mit ihrem Bericht fort – wobei sie sich nicht bewusst machte, wie stark Amée mit dem eigenen Selbstvertrauen haderte. „Er gehört zu den Männern von Jarl Rollo. Und er behauptet, Amée sei ihm versprochen worden! Äbtissin Berthild hat ihm den Zutritt verwehrt, zumindest so lange, bis er diesen Anspruch mit Beweisen seitens unseres Königs untermauern kann.“
Die Augen aller waren auf Amée gerichtet.
Sie schaute auf zur Äbtissin. „Sollte ich nicht vielleicht hinausgehen und mit ihm sprechen? Es wäre falsch, Euch und die anderen diesen Gefahren auszusetzen. Außerdem ist das möglicherweise alles ein Missverständnis.“ Wie inständig sie betete, dies möge nur ein Missverständnis sein! Denn sonst wäre die Zukunft, für die sie so hart gekämpft hatte, für immer verloren. Ihre Miene hellte sich auf. „Prinzessin Gisla wird die Wahrheit kennen …“
BAMM!
„Und er kann gewiss nicht ablehnen, mit der Gemahlin seines Herrn zu reden …“
BAMM!
Ihre Stimme verlor sich bei jedem weiteren Schlag gegen die Pforte. „Sie wird das alles verstehen und für Klarheit in diesem Verwirrspiel sorgen.“
BAMM!
„Immerhin betrachtet sie mich als Freundin. Ich war viele Jahre ihre Begleiterin bei Hofe.“
BAMM!
„Alles wird gut. Dessen bin ich sicher. Ein paar besonnene, vernünftige Worte mit …“
BAMM!
„… diesem Mann, und er wird es begreifen.“
BAMM!
Die Äbtissin gab ein Schnauben von sich. „Gewiss nicht.“
Die Türflügel ächzten und knarrten.
Mit vor Entsetzen geweiteten Augen verfolgten die Schwestern und Novizinnen des Klosters, wie das Eichenholz unter der Belastung nachzugeben begann. Für viele der Nonnen war es nicht das erste Mal, dass ein Nordmann sich gewaltsam Zutritt zu ihrem Zuhause verschafft hatte. Doch angesichts des kürzlich in Kraft getretenen Vertrags – Jarl Rollo wurde Land zugesprochen, darüber hinaus erhielt er Prinzessin Gisla zur Frau, im Gegenzug musste er sich indes verpflichten, die Bevölkerung vor Raubzügen zu beschützen – hatten sie flehentlich erbeten, diese Tage voller Qualen und Drangsal mögen der Vergangenheit angehören.
Offensichtlich war dem nicht so.
Mit einem ohrenbetäubenden Krachen gaben sowohl die Angeln als auch der dicke Querbalken aus Eichenholz nach. Die beiden Flügel der Tür schwangen zunächst auf und fielen dann wie überreife Feigen zu Boden.
Voller Angst wichen die Frauen zurück, und einige der Leibeigenen stoben in die Schatten, auf der Suche nach einem Versteck. Mehrere nordische Krieger mit Harnischen aus gestärktem Leder drangen ins Innere des Klosters. Sie hatten den Baumstamm, den sie auf die Schnelle als Rammbock benutzt hatten, fallen lassen, zogen nun die Schwerter und kamen langsam näher, wie Raubtiere, die ihre Beute umkreisen. Schweiß glänzte auf ihren Gesichtern, in ihren Augen lag kaum verhohlener Zorn.
„Wo ist Amée Évreux?“, verlangte der Hüne an der Spitze der Gruppe lautstark. Einen so großen Mann hatte Amée ihr ganzes Leben noch nicht gesehen. Sie musste zu den meisten Leuten aufschauen, doch dieser Mann hätte genauso gut auf einem Pferd sitzen können, denn Amée musste den Kopf in den Nacken legen, um den Eindringling richtig sehen zu können. Er hatte Narben von unzähligen Kämpfen davongetragen, und das dunkelblonde Haar hing ihm in einem Zopf über den breiten Rücken. Den Kopf hatte er auf beiden Seiten kurz geschoren, sein Gesicht war glatt rasiert, sodass seine markante Kieferpartie zum Vorschein kam.
Doch es war der durchdringende Blick seiner blauen Augen, der Amée all ihrer Zuversicht und Hoffnung beraubte. Dieser Blick war so scharf und so todbringend wie das Schwert, das der Krieger in der Hand hielt. Mit diesem Mann würde es keine Verhandlungen geben, er würde nicht mit sich reden lassen. Die Knie wurden ihr weich, unbeholfen stolperte sie einen Schritt zurück.
„Genug der Spielereien!“ Seine Stimme glich einem Knurren, seine Zähne blitzten auf wie die eines Raubtiers, während im Schein der einsamen Fackel ein Wechsel aus Licht und Schatten über seine bedrohlichen Züge huschte. „Wenn mir schon nicht Eure Gastfreundschaft zuteilwird, dann nehme ich mir das, was mir zusteht!“
Er ist angsteinflößend!
Amée sah, wie der Mann näher kam, und ihr Blickfeld verengte sich. Sie schien alles um sich herum vergessen zu haben, während der Eindringling seine Schritte fortsetzte, mit wilder Männlichkeit. Dieser Krieger war allmächtig, schlimmer noch: Er wusste um seine Macht. Sein anfänglicher Zorn kühlte etwas ab, als er die blassen Gesichter der Frauen wahrnahm, aber was er getan hatte, schien ihn nicht zu reuen – nein, er sah keineswegs verlegen aus, sondern … schön.
Amée blinzelte verwirrt und machte sich bewusst, wie widersinnig ihr Gedankengang war. Aber es stimmte.
Er war ein gut aussehender Mann, auf seine eigene ungeschliffene und wilde Weise. Gleichermaßen hätte Amée einen in den Lüften kreisenden Habicht bewundert, der jeden Moment hinabstieß, oder aber den Blitz in einer Gewitternacht. Sie zitterte, als sie begriff, dass ihre frei schweifende Vorstellungskraft wieder einmal ihr Urteilsvermögen beeinträchtigte.
Wie oft hatte ihr Vater die schwärmerischen Neigungen aus ihrer Mutter herausgeprügelt? So oft, dass sie es nicht zu zählen vermochte … so oft, dass es nicht zu ertragen war.
Ihre Kinnpartie verspannte sich. Amée atmete bewusst ein, um all die verwirrenden Gedanken zu verdrängen, die ihr durch den Kopf geisterten.
Sie musste sich auf das Wesentliche konzentrieren.
Dieser Mann gehörte zu den heidnischen Plünderern, die keinen Respekt vor Gott oder Frauen hatten, ihnen ging es nur um Blut und Gold.
Er war der Feind.
Der Krieger bedrohte die Äbtissin mit dem Schwert. Hell...
| Erscheint lt. Verlag | 3.9.2024 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Historical |
| Übersetzer | Holger Hanowell |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
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| ISBN-13 | 9783751526715 / 9783751526715 |
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