William Warwick, der aus bestem Hause kommt, ist von einem Wunsch erfüllt: In seinem Streben nach Gerechtigkeit möchte er die Karriereleiter des britischen Polizeiapparats durchlaufen - vom einfachen Streifenbeamten bis zum Commissioner.
Im siebten Band der Saga um William Warwick zieht der internationale Bestsellerautor Jeffrey Archer wieder alle Register.
Jeffrey Archer, geboren 1940 in London, verbrachte seine Kindheit in Weston-super-Mare und studierte in Oxford. Archer schlug zunächst eine bewegte Politiker-Karriere ein. Weltberühmt wurde er als Schriftsteller, 'Kain und Abel' war sein Durchbruch. Mittlerweile zählt Jeffrey Archer zu den erfolgreichsten Autoren Englands. Seine historischen Reihen 'Die Clifton-Saga' und 'Die Warwick-Saga' begeistern eine stetig wachsende Leserschar. Archer ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in London, Cambridge und auf Mallorca.
PROLOG
Simon Winchcombe Henry Howard Hartley sah den Premierminister zum ersten Mal an jenem Morgen und seinen Vater zum letzten Mal in jener Nacht.
Dazu kam es folgendermaßen.
Während der letzten zweihundert Jahre hatten die männlichen Mitglieder der Familie entweder den geistlichen Stand gewählt und ihre Tage als Bischöfe beendet oder waren Mitglieder des Unterhauses geworden, um schließlich einer Regierung als Minister der Krone beizutreten.
Simons Vater, der Sehr Ehrenwerte John Hartley PC KBE MC, war keine Ausnahme dieser Regel und beendete seine Karriere als Innenminister, bevor er als Lord Hartley of Bucklebury einen Sitz im Oberhaus erhielt. Seine Gattin Sybil war zunächst und vor allem Hausfrau und Mutter, die sich gelegentlich wohltätigen Aufgaben widmete, was von der Gemahlin eines Hartley durchaus erwartet wurde. Als Sybil ihren Sohn Simon zur Welt brachte – alle Kinder der Hartleys wurden nach Jüngern Jesu benannt –, nahmen beide an, dass er der Familientradition folgen und entweder Bischof oder Minister einer Regierung werden würde. Wenn er das getan hätte, wäre diese Geschichte nie geschrieben worden.
Doch Simon Hartley, ihr einziges Kind, zeigte schon sehr früh keinerlei Interesse an der Familientradition, als er im Alter von elf Jahren ein Stipendium der North London Grammar School erhielt, obwohl man ihm einen Platz in Harrow, der Alma Mater der Familie, angeboten hatte. Nach Beendigung der Schule schrieb er sich am King’s College in London ein, um Jura zu studieren, anstatt das King’s College in Cambridge zu besuchen, um Vorlesungen in Religion oder Politikwissenschaften zu hören.
Als Simon drei Jahre später seinen Abschluss machte, ließ er eine weitere Gewohnheit der Hartleys hinter sich, indem er das erste Familienmitglied wurde, das sein Examen mit Auszeichnung bestand, anstatt, wie üblich, nur mit »gut« oder gelegentlich sogar nur mit »befriedigend«. Und als sei das noch nicht genug, zog Simon, nachdem er die Universität verlassen hatte, nach Boston, wo er sich einem Haufen Kolonialisten in einer Einrichtung anschloss, die als Harvard Business School bezeichnet wurde und von der sein Vater nicht wusste, ob sie seine Wertschätzung verdiente.
Nachdem er zwei Jahre später in jenem anderen Cambridge seinen Abschluss gemacht hatte, kehrte er in seine Heimat zurück, wo man ihm in der City of London Dutzende Posten anbot. Schließlich begann er als Praktikant in der Kestrals Bank, wo man ihm ein Einstiegsgehalt bezahlte, das weit über dem lag, was sein Vater jemals als Minister der Krone verdient hatte.
Während der nächsten zehn Jahre verließ er nur selten den Finanzdistrikt, die sogenannte Square Mile, wo er Geschäfte abschloss, die seine Kollegen geradezu mit Ehrfurcht erfüllten und die seiner Bank ein Vermögen einbrachten.
Mit vierzig Jahren heiratete er Hannah, eine ebenso schöne wie begabte Frau, die ihm zwei Söhne schenkte, von denen keiner den Namen eines Jüngers trug, denn sie hießen Robert und Christopher; darüber hinaus war er als jüngster Direktor des Unternehmens in den Vorstand von Kestrals aufgenommen worden. Es galt allgemein als ausgemacht, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er Vorstandsvorsitzender der Bank werden würde.
Und es wäre in der Tat dazu gekommen, hätte er nicht einen Anruf aus Downing Street Nummer 10 erhalten, in dem man ihn bat, den Premierminister aufzusuchen, um eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung mit ihm zu besprechen.
Als Simon den Amtssitz des Premierministers verließ, hatte er Mr. Blair versprochen, dass er über dessen Vorschlag nachdenken und ihm bis Ende der Woche seine Entscheidung mitteilen würde.
Sobald Simon auf der Whitehall war, rief er ein Taxi, das ihn zum Bahnhof Paddington brachte, wo ihm noch genügend Zeit blieb, den Zug zum Familienstammsitz in Berkshire zu erreichen.
Während der Fahrt nach Bucklebury dachte er über das Angebot des Premierministers nach und darüber, wie seine Familie wohl auf die Neuigkeiten reagieren würde. Sein Vater würde ihm erklären, dass ihm keine Wahl bliebe, und dabei mehrmals Wörter wie »Ehre«, »Pflicht« und »Selbstaufopferung« wiederholen. Simon war nicht sicher, wie Hannah reagieren würde, wobei er kaum daran zweifelte, dass seine beiden Söhne im Teenageralter sich sehr entschieden ausdrücken würden, was ihre Einstellung zu den Menschenrechten – oder zu deren massiver Einschränkung – in Saudi-Arabien betraf, besonders wenn es um die Lage von Frauen ging.
Mit trauriger und verlorener Miene erwartete Hannah Simon am Bahnhof.
Er küsste sie auf die Wange, nahm auf dem Beifahrersitz ihres Autos Platz und fragte sofort: »Wie geht es Vater?«
»Nicht besser, fürchte ich«, antwortete sie, startete den Motor und ließ den Mini vom Parkplatz auf die Hauptstraße rollen. »Deine Mutter hat heute Morgen mit dem Arzt gesprochen, und er sagt, dass es nur noch wenige Wochen oder vielleicht auch nur noch Tage dauern wird, bis …«
Beide schwiegen, während Hannah auf eine ruhige Landstraße abbog, zu deren Seiten sich weite grüne Felder erstreckten, auf denen sich Schafe in kleinen Gruppen zusammendrängten, was vermuten ließ, dass es bald regnen würde.
»Ich weiß, dass er sich darauf freut, dich zu sehen«, sagte Hannah, indem sie das Schweigen brach. »Erst vor ein paar Stunden sagte er, dass er einige Familienangelegenheiten mit dir besprechen muss.«
Simon wusste genau, woran sein Vater dachte, und er war sich schmerzlich bewusst, dass eine dieser Angelegenheiten nicht länger ignoriert werden konnte.
Einige Meilen später bog Hannah von der Landstraße ab, reduzierte die Geschwindigkeit und folgte langsam der langen Auffahrt, die nach Hartley Hall führte, dem Landsitz, wo die Familie seit 1562 wohnte.
Als Hannah anhielt, öffnete sich die Vordertür, und Lady Hartley erschien auf der Türschwelle. Sie kam die Stufen herab, um die beiden zu begrüßen, wobei sie ihren Sohn herzlich umarmte und ihm ins Ohr flüsterte: »Ich weiß, dass dein Vater mit dir sprechen möchte. Vielleicht solltest du gleich zu ihm nach oben gehen, während ich für den Rest der Familie den Tee vorbereite.«
Simon ging ins Haus und schritt langsam die Treppe hinauf. Auf dem Treppenabsatz blieb er stehen und warf einen bewundernden Blick auf das Ölporträt seines berühmten Vorfahren, des Sehr Ehrenwerten David Hartley MP, bevor er leise an die Schlafzimmertür klopfte.
Sein letzter Besuch lag nur wenige Tage zurück, doch seither hatte sich der Zustand seines Vaters unübersehbar verschlechtert. Simon erkannte die gebrechliche Gestalt mit dem ausgedünnten Haar und der fahlen Haut kaum wieder, die, den Kopf gegen zwei Kissen gelehnt, aufrecht im Bett saß. Schwer atmend streckte sein Vater eine knochige Hand aus, die Simon festhielt, während er sich neben ihn aufs Bett setzte.
»Also, warum wollte der Premierminister dich sprechen?«, lauteten die ersten Worte des Vaters, noch bevor er seinen Sohn begrüßte.
»Er hat mich gebeten, die Führung einer britischen Delegation nach Saudi-Arabien zu übernehmen, um ein größeres Rüstungsabkommen auszuhandeln.«
Sein Vater konnte nicht verbergen, wie überrascht er war. »Das wird nicht gerade große Zustimmung finden«, sagte er. »Wenigstens nicht bei den eher linken Mitgliedern in der Partei des Premierministers, die uns immer wieder daran erinnern, dass die Saudis Gewerkschaften nach wie vor verboten haben.«
»Mag sein«, sagte Simon. »Doch wenn es uns gelingt, den Vertrag abzuschließen, werden unsere Gewerkschaften die vielen Tausend Arbeitsplätze begrüßen, die dadurch überall im Land entstehen werden.«
»Nicht zu vergessen die Millionen, die der Finanzminister zusätzlich einnehmen würde.«
»Milliarden«, sagte Simon. »Und Blair hat mich immer wieder daran erinnert, dass der Vertrag an die Franzosen gehen wird, wenn wir ihn nicht bekommen.«
»Grund genug für dich, diesem Vorschlag nachzukommen, mein Junge«, sagte sein Vater, »und da du unweigerlich mehrere Wochen fort sein wirst, vielleicht sogar mehrere Monate, müssen wir über ein, zwei Dinge sprechen, bevor du gehst.«
»So wandelt alte Ordnung sich und weichet Neuem«, fuhr der alte Mann fort, indem er seinen Lieblingsdichter zitierte, »weshalb ich nur hoffen kann, dass du zu gegebener Zeit zurückkehrst und in Hartley Hall wohnen und dich um deine Mutter kümmern wirst. Das ist die natürliche Ordnung der Dinge.«
»Du hast mein Wort darauf«, versprach Simon.
»Und ich will nicht, dass sich deine Mutter über finanzielle Dinge Sorgen macht. Sie gibt Kellnern noch immer einen Shilling Trinkgeld und hält das für extravagant.«
»Keine Angst, Vater«, sagte Simon. »Ich habe bereits einen Treuhandfonds auf ihren Namen eingerichtet, den ich persönlich für sie verwalten werde. Sie wird sich also über irgendwelche temporären finanziellen Probleme keine Sorgen machen müssen.«
»Und dann wäre da noch die wichtige Frage«, sagte sein Vater, »wie du mit Jeffersons Unabhängigkeitserklärung verfahren willst. Wie du weißt, befindet sie sich seit über zweihundert Jahren im Besitz unserer Familie. Wir hätten die Wünsche des Präsidenten schon lange erfüllen sollen. Angesichts dessen habe ich einen Termin beim amerikanischen Botschafter vereinbart, um ihm die Reinschrift zu übergeben und ebenso den Brief, der zeigt, dass dieser große Mann stets die Absicht hatte, sie dem amerikanischen Volk zu hinterlassen.«
»›Zu gegebener Zeit‹«, mahnte Simon...
| Erscheint lt. Verlag | 12.2.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Die Warwick-Saga |
| Übersetzer | Martin Ruf |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | ... (The Warwick-Chronicles 7) |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Schlagworte | Bestsellerreihe • Big Ben • Bobby • commisioner • Die Clifton-Saga • Doktor Watson • eBooks • Elizabeth George • Englischer Adel • Ermittlungen • Familiensaga • Familiensaga Bestseller • Harry Clifton • Inspektor Lynley • Jack the Ripper • Ken Follett • London • London Bridge • River Thames • Roman • Romane • Scotland Yard • sergeant havers • Serien • Sherlock Holmes • Sir Arthur Conan Doyle • Spiegel Bestseller Autor • Teil 2 • Tower Bridge • Tower of London • William Warwick |
| ISBN-10 | 3-641-32468-8 / 3641324688 |
| ISBN-13 | 978-3-641-32468-1 / 9783641324681 |
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