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Zornige Brandung (eBook)

Spiegel-Bestseller
Nordsee-Krimi
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Aufl. 2025
507 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-6147-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zornige Brandung - Nina Ohlandt, Jan F. Wielpütz
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Spannung pur an der Nordsee

Wer tötete den Meisterregisseur?

John Benthien, Kommissar der Flensburger Kripo, verbringt die Ferien mit seiner Tochter in seinem Haus auf Sylt. Erst seit Kurzem hat er einen neuen Nachbarn - laut Johns Tochter Celine ein bekannter und gefeierter Regisseur. Doch ein erster kurzer Kontakt zwischen John und dem »Promi« verläuft nicht angenehm, und auch die zweite Begegnung macht wenig Freude: John steht vor der Leiche des Mannes, der tot in seinem Haus aufgefunden wurde. In seinem Kopf steckt ein Pfeil. Benthien übernimmt die Ermittlungen in einem Umfeld, in dem es mehr Rivalität als Freundschaft zu geben scheint - und stößt auf ein Geheimnis, das tief in die dunkle Vergangenheit des Toten führt...



<p><strong>Nina Ohlandt</strong>, ausgebildete Sprachlehrerin, arbeitete in vielen Berufen, bis sie zu ihrer wahren Berufung zurückfand: dem Krimischreiben im Land zwischen den Meeren, dem Land ihrer Vorfahren. Nina Ohlandt starb im Dezember 2020. Ihre Krimireihe wird von<strong>Jan F. Wielpütz</strong>fortgesetzt, der als Verlagslektor Krimi- und Thrillerautoren betreute und - teils unter Pseudonym - mehrere Bücher veröffentlichte, die auf der<i><b>SPIEGEL</b></i>-Bestsellerliste standen.</p>

1    John


Ein sanfter Wind strich über die Wellen der Nordsee, die träge an den Westerländer Strand schwappten und den Geruch von Salz und Seetang mit sich brachten. So ruhig das Meer auch sein mochte, gab es doch kein Vertun, dass der Tag nicht so friedlich enden würde, wie er begonnen hatte.

Erste Wolken zogen auf und verdichteten sich weit hinten im Westen am Horizont zu dunklen Türmen, die unaufhaltsam auf die Insel zukamen. Ein gewaltiger Regenguss, wenn nicht ein ausgewachsenes Gewitter. Die Möwen ließen sich davon nicht beirren. Auf der Suche nach einem Imbiss kreisten sie über den Köpfen der Flaneure, die die Westerländer Promenade bevölkerten.

John Benthien, ehemaliger Hauptkommissar der Flensburger Kriminalpolizei, saß auf den treppenförmig angeordneten Bänken gegenüber der Musikmuschel und führte einen Pappbecher Kaffee an die Lippen. Sein Blick wanderte zu einem Kitesurfer, der sich vom auffrischenden Wind über das Wasser ziehen ließ. Die Tage wurden kürzer, und dem Sommer ging allmählich die Puste aus. Ein Hauch von Herbst lag in der Luft.

Für einen Moment wünschte John, er könnte den Tag mit einem Buch im Strandkorb verbringen.

Doch daraus würde nichts werden. Zumindest, wenn er seinen alten Job als Kriminalkommissar wiederhaben wollte.

John trank den letzten Schluck Kaffee, erhob sich und beförderte den Becher in einen nahen Mülleimer. Dann machte er sich auf den Weg zum Hotel Miramar, das sich gleich in der Nähe befand. Dort erwartete ihn Kriminalrat Gödecke.

Das mittlerweile in fünfter Generation geführte Grandhotel gehörte zweifelsohne zu den ersten Häusern am Platz. Jeder Stein der Jugendstilfassade atmete große Geschichte, und die direkte Lage am Strand wie auch der erstklassigen Service hatten ihren Preis. Insofern wunderte sich John darüber, dass Gödecke ausgerechnet diesen ebenso teuren wie exponierten Ort für das Treffen ausgewählt hatte.

Bislang hatte sein ehemaliger Vorgesetzter darauf geachtet, dass sie nicht zusammen gesehen wurden. Sie hatten sich im Gewölbekeller eines ziemlich unbekannten Cafés in Flensburg verabredet oder bei Annis Imbiss, Gödeckes liebstem Hot-Dog-Stand auf der dänischen Seite der Förde, und zuletzt abends mit einer Flasche Pils an Deck von Johns Segeljacht.

Er hatte volles Verständnis für Gödeckes Vorgehen.

Schließlich hatte John es sich selbst zuzuschreiben, dass er wegen eines Fehlverhaltens den Dienst bei der Flensburger Kripo hatte quittieren müssen. Dazu die Strafversetzung nach Friedrichstadt, wo er als Dorfpolizist Strafzettel für Falschparker ausgestellt und Nachbarn davon abgehalten hatte, sich wegen eines schiefen Gartenzauns gegenseitig den Krieg zu erklären. Unter diesen Vorzeichen konnte er wohl kaum erwarten, dass Gödecke ihm auf dem Präsidium gleich den roten Teppich ausrollte. Auch, wenn er dies insgeheim wohl gehofft hatte.

Dabei konnte er sich glücklich schätzen. Dass der Kriminalrat Johns Ansinnen, an seine alte Wirkungsstätte zurückzukehren, überhaupt Gehör schenkte, hatte er lediglich dem Zufall zu verdanken. Als Polizeichef von Friedrichstadt hatte er maßgeblich zum Erfolg einer Mordermittlung vor Ort beigetragen, was sogar die Medien aufgegriffen hatten. Dazu ein gutes Wort von Johns ehemaligen Kollegen, und Gödecke hatte sich erweichen lassen, zumindest mit ihm zu reden.

John hatte zum ersten Mal seit langer Zeit so etwas wie Hoffnung verspürt. In der Kleinstadt war er sich wie ein besserer Dorfpolizist vorgekommen, der sich mit den Lappalien des Alltags hatte herumschlagen müssen. Falschparker, Gartenzaunstreitereien, entlaufene Katzen. Und das, nachdem er als Kriminaler in Flensburg eine der besten Aufklärungsquoten gehabt hatte. Die Ermittlungen in dem Doppelmord in Friedrichstadt hatten alte Instinkte wiedererweckt. Doch mit der Aufklärung des Falls war bald wieder der Alltag eingekehrt.

John war schnell klar geworden, dass er so nicht weitermachen wollte.

Doch die Gespräche mit Gödecke waren unverfänglich gewesen. Der Alte hatte zunächst die Lage sondieren wollen, wie er es nannte. Das Motiv für Johns Rückkehr hatte er durchaus nachvollziehen können.

Um seine Entschlossenheit zu bekräftigen, aber eben auch, weil er es einfach nicht mehr aushielt, hatte John den Posten vor zwei Monaten kurzerhand gekündigt. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, selbst wenn er damit ein finanzielles Vabanquespiel einging, denn endlos würden seine Rücklagen nicht reichen.

Er befand sich nun in einem beinahe schwerelos anmutenden Zustand zwischen dem altem und einem neuen Leben, von dem er nicht wusste, wie es aussehen würde – was ihn gleichermaßen mit Hoffnung, aber auch mit Nervosität erfüllte. Denn die Verhandlungen mit Gödecke kamen weiterhin nicht recht vom Fleck, und John verstand immer weniger, warum der Alte ihn hinhielt.

John hätte es nachvollziehen können, wenn Gödecke oder dessen Vorgesetzter ihn nach seinem Fehlverhalten nicht wieder bei der Truppe hätten haben wollen. Doch dann sollten sie es ihm einfach sagen, anstatt Spielchen mit ihm zu spielen.

John betrat die Empfangshalle des Miramar. Dicker Teppichboden dämpfte seine Schritte. Der Concierge begrüßte ihn in einem marineblauen Zweireiher.

In Jeans und T-Shirt kam John sich ein wenig deplatziert vor. »Ich habe eine Verabredung mit einem Ihrer Gäste, Kriminalrat Gödecke.«

»Wenn Sie mir bitte folgen wollen«, der Concierge trat hinter der Empfangstheke hervor und wies ihm den Weg. »Der Herr erwartet Sie draußen auf der Terrasse.«

Gödecke verbrachte den Sommerurlaub auf der Insel. Vor seiner Abreise hatte er noch an höherer Stelle vorfühlen wollen, ob es eine reelle Chance für Johns Rückkehr gab. Blieb zu hoffen, dass er auf offene Ohren gestoßen war.

Der Concierge öffnete mit federndem Schritt eine Glastür und bog um die Ecke, vorbei am Aufzug. John ging ihm nach.

Just in dem Moment öffneten sich die Aufzugtüren.

Zwei Männer traten heraus, in ein Gespräch vertieft und so eilig, dass sie ihn nicht bemerkten.

John stieß mit dem vorderen der beiden zusammen. Er trug einen hellbraunen Tweedanzug mit Fischgrätenmuster und eine Schiebermütze. Unter dem Arm hatte er ein Bündel Papiere, das ihm entglitt und sich im hohen Bogen auf dem Marmorboden verteilte. Der Mann taumelte kurz, doch John packte ihn an einer Schulter und stützte ihn.

»Verzeihung, ich habe Sie nicht gesehen.« John kniete sich hin, hob rasch die Papiere auf, augenscheinlich eine Art Buch oder Drehbuch mit langen Dialogpassagen. Er reichte dem Mann den Stapel. »Tut mir wirklich leid.«

So ganz schien der Mann sich von dem Schreck noch nicht erholt zu haben. Er schob seine Stahlgestellbrille zurecht, öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, brachte aber keinen Ton heraus.

Sein Begleiter, ein hagerer Kerl mit knochigen Wangen und wirrer grauer Mähne, war weniger beeindruckt und umso schlagfertiger. »Pass doch auf, wo du hinrennst, blöder Hund!«, zischte er und schob sich an John vorbei. An seinen Freund gewandt meinte er mit einem Blick auf den Papierstoß: »Solltest den Bockmist vielleicht wirklich wegwerfen.«

Noch bevor John etwas sagen konnte, zog der Hagere den Mann im Tweedanzug mit sich, und sie verschwanden durch die Glastür in Richtung Empfang.

»Sie müssen verzeihen.« Der Concierge hob die Schultern und schob hinterher, als erklärte das alles: »Filmleute eben.«

Er setzte seinen Weg fort, und John folgte ihm hinaus auf die Terrasse.

Kriminalrat Gödecke saß an einem Tisch in der Ecke mit Blick auf den Strand und das Meer. Er trug einen beigen Sommeranzug aus Leinen mit hellblauer Fliege und dazu Segelschuhe.

Vor ihm auf dem Tisch stand eine Kaffeekanne, daneben ein Teller mit einem halb gegessenen Croissant. Dazu Butter und Marmelade.

»Wünschen der Herr auch etwas zu essen?«, erkundigte sich der Concierge.

»Nein«, antwortete John. »Aber einen Kaffee gerne. Schwarz.«

»Für mich dasselbe«, sagte Gödecke und wies mit ausgestreckter Hand auf den freien Stuhl an seinem Tisch.

John setzte sich, während Gödecke die Serviette von seinem Schoß nahm und sich damit den Mund und den üppigen Schnauzbart abtupfte.

Obwohl sich der Tisch in der Sonne befand, wirkte das Gesicht des Kriminalrats seltsam blass. Auch die Falten auf seiner hohen Stirn, die nur noch von wenigen grauen Haaren an den Seiten umrandet wurde, schienen tiefer geworden zu sein.

»Benthien«, sagte er, »ich habe schlechte Nachrichten.«

Etwa eine Stunde später steuerte John seinen alten Citroën XM über die Listlandstraße, rechts das Wattenmeer, links die weite Dünenlandschaft von List. Am Ortseingang bog er links von der Hauptstraße ab und folgte einem schmaleren Weg zu seinem alten Reetdachhaus. Johns Urgroßvater, ein Kapitän, hatte die Kate vor Urzeiten erbaut, und seitdem war das Haus von Generation zu Generation weitergegeben worden. In Gedanken versunken fuhr John in die Einfahrt, stellte den Motor ab und blieb noch einen Moment sitzen, zu sehr beschäftigte ihn, was Gödecke ihm eröffnet hatte. So bemerkte er Celine, seine Tochter, erst, als sie bereits neben dem Auto stand und die Fahrertür aufriss.

»Wird aber auch Zeit, dass du kommst«, sagte sie atemlos und wischte sich eine Strähne des schwarzen Haars aus dem Gesicht. »Grandpa bringt ihn gleich noch um!«

»Was?« Noch ganz in Gedanken blickte John zu ihr auf. »Wer bringt wen um?«

»Ben den Gärtner.« Celine stemmte die Hände in die Hüften. Sie...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2025
Reihe/Serie Hauptkommissar John Benthien
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Eva Almstädt • Flensburg • Föhr • Friesische Wintermorde • Friesland • Jahreszeiten • John Benthien • Keitum • Krimis • Küste • Küstenkrimi • Küstenmorde • Meer • Mordsee • Möwenschrei • Nordseekrimi • Pia Korittki • Regionalkrimi • Reihe • Schwarze Dünen • Schweigende See • Sylt • Tiefer Sand • Westfriesland
ISBN-10 3-7517-6147-0 / 3751761470
ISBN-13 978-3-7517-6147-5 / 9783751761475
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