Der Penis-Fluch (eBook)
313 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-26449-9 (ISBN)
Erwartungen: Kult-Comedian Schlecky Silberstein über
die Fallstricke eines erschütterten Rollenbildes und
die große Bürde, ein Mann zu sein
»Mein Name ist Schlecky Silberstein und ich leide an der sexuell übertragbaren Krankheit Mann. Wohnhaft im Prenzlauer Berg, versuche ich das richtige Leben im falschen zu führen, aber es ist hart: Die Identitätssuche des verzweifelt modernen Mannes gleicht der Quadratur des Kreises; wie auch immer ich mich zu meinem Geschlecht positioniere, ich mache es falsch. Mannsein ist ein Fluch, der uns als Hauptgewinn verkauft wird – so wie jede gekonnte Verarsche …«
Schlecky Silberstein seziert sein eigenes Geschlecht schonungslos und ohne Rücksicht auf Verluste. Denn was viele nicht ahnen: Männer sind noch viel schlimmer als ihr ohnehin schon ramponierter Ruf. Schlimm bedeutet dabei: dumm, kriminell, suchtanfällig, manipulativ und selbstzerstörerisch. Was immer der orthodoxe Feminismus Männern vorwirft, es ist nur die Spitze des Eisbergs. Und so absurd es klingt: Männer sind selbst die größten Leidtragenden des Patriarchats!
Ehrlich und ungeschönt berichtet der Comedian aus seinem Leben als Mann. Von dem unmöglichen Unterfangen, eigenen Ansprüchen und gesellschaftlichen Erwartungen gerecht zu werden. Von Selbstzweifeln, Depressionen und dem Ringen um seine Identität. Sein Fazit:Hilfsprogramme für Männer sind dringend notwendig …
Schlecky Silberstein, geboren 1981, ist Autor, Schauspieler, Gesicht und Produzent der mit dem Grimme- und dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichneten Comedy-Show »Browser Ballett« sowie Chronist der deutschen Gegenwartsbewältigung. Zwischen 2010 und 2019 betrieb er den erfolgreichsten deutschen Kuriositäten-Blog. Er ist Autor zweier Bücher: »Ich kann keine Wurstzipfel essen« (Ullstein, 2015) und »Das Internet muss weg« (Penguin, 2019). In seinen satirischen Videobeiträgen setzt er sich immer wieder mit traditionellen Rollenbildern, Geschlechteridentitäten und Aspekten toxischer Männlichkeit auseinander. Schlecky Silberstein lebt zurückgezogen in Berlin. Instagram: @browserballett, Facebook: Browser Ballett, YouTube: Browser Ballett
Intro
Disclaimer für Frauen
In diesem Buch wird Unsagbares ausgesprochen, und Traumata sind nach der Lektüre eher die Regel als die Ausnahme. Hier werden Thesen verhandelt, die wir eigentlich längst überwunden haben sollten. Es werden Rollenbilder aus den finstersten Tagen der Menschheitsgeschichte reproduziert, zwischen den Zeilen werden Männer sogar aus ihrer Verantwortung entlassen und zum Opfer ihrer Gene gemacht. Schlimmer noch: Dieses Buch sieht Männer als Opfer ganzer Kulturen und vertritt die These, dass die größten Leidtragenden des Patriarchats Männer selbst sind. Es schickt sich an, die Bibel des männlichen Selbstmitleids zu werden. Es fordert allen Ernstes eine gezielte Förderung von Männern, als hätten sie nicht schon genug Privilegien angehäuft. Die systematische Ausbeutung und Verdinglichung von Frauen durch Männer wird in diesem Buch nur am Rande verhandelt, als Feigenblatt für einen neuen männlichen Opferkult. In einer Zeit, in der selbst der und die Letzte verstanden hat, dass Geschlechter nicht im Mutterleib entstehen, sondern durch Sozialisation gemacht werden, stellt der Autor in Zweifel, was schon durch über eine Million Tweets bestätigt wurde. Entlarvend ist überdies die bewusste Auslassung feministischer Standpunkte, stattdessen labt sich der Autor an androzentrischen Perspektiven. Wow. Einfach nur wow.
Disclaimer für Männer
Das Bindeglied zwischen Affen und Menschen sind wir, verehrte Herren. Wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen: Alles, was auf dieser Welt schiefläuft, geht auf uns Männer zurück. Das ist tatsächlich erstaunlich, weil unsere Überlebensintelligenz auf dem Niveau von Lemmingen rangiert. Jeder von uns ist ein Dead Man Walking, weil uns die Natur nur als billige Genlieferanten braucht, die Ausformung zu vollständigen und überlebensfähigen Menschen sieht die Evolution eindeutig bei Frauen. Es ist atemberaubend, mit welcher Leichtigkeit sich Männer dazu bringen lassen, jubelnd in den sicheren Tod zu rennen. Denn unser Gehirn verfügt über gleich mehrere Schnittstellen für leichte Manipulation. Während Frauen nachweislich über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg eine evolutionär wichtige Funktion ausfüllen, werden Männer nur so lange gebraucht, bis sie erfolgreich eine Eizelle befruchtet haben. Das gilt allerdings nur für ein Fünftel aller Männer. Der Rest ist Ausschussware, die sex- und bedeutungslos sterben wird. Bis dahin bekämpfen wir einander aufs Skrupelloseste wie Tiere. Mitleid? Wieso? Unser größter Beitrag zur Menschheitsgeschichte sind die Unterdrückung der Frau und die Klimakrise.
All diese traurigen Wahrheiten werden in diesem Buch ausgebreitet. Aber warum schreibe ich eigentlich einen Disclaimer für Männer? Man kann uns emotional gar nicht triggern. Dazu bräuchten wir einen Zugang zu unseren Gefühlen.
Über mich
Die Glaubwürdigkeit eines Buchs steht und fällt mit seinem Autor. Daher würde ich mich gerne kurz vorstellen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich mich als das Ergebnis eines Sozialexperiments bezeichnen. Die Studienleiter wollten erforschen, wie es einen Mann prägt, wenn er sein ganzes Leben lang extremen maskulinen Einflüssen ausgesetzt wird. In meiner Kindheit lebte ich mit meiner alleinerziehenden Mutter zusammen, die lange Arbeitszeiten hatte. Nach der Kita beziehungsweise der Schule schaute ich Actionfilme im Fernsehen, bis meine Mutter nach Hause kam. Eines Tages kam sie mit einem gewalttätigen Arschloch nach Hause, der sich später als mein Stiefvater entpuppen sollte.
Bis ich völlig überraschend aufs Gymnasium kam, verbrachte ich meine Schulzeit in Bremer Brennpunktbezirken, wo ich einer der ganz wenigen deutschen Muttersprachler war. Soziale Hierarchien wurden in dieser Zeit über zwei Systeme geregelt: Wer baut die größte Scheiße, und wer gewinnt die meisten Schlägereien. Meine Freunde kamen fast alle aus arabischstämmigen Familien, in denen sehr traditionelle Männerbilder vorherrschten. Wenn ich nicht gerade in Mutproben oder Schlägereien verwickelt war, spielte ich Fußball im Verein. Nach der sechsten Klasse bekam ich nur deshalb eine Empfehlung fürs Gymnasium, weil ich die deutsche Sprache beherrschte und allein dadurch zu den Klassenbesten zählte.
In der achten Klasse musste ich zum Jugendpsychologen, andernfalls wäre ich von der Schule geflogen. Nach der neunten Klasse flog ich von der Schule. An der neuen Schule musste ich die zehnte Klasse wiederholen. Unter anderem auch deshalb, weil ich mit 17 aufgrund von Spannungen zwischen mir, meiner Mutter und meinem Stiefvater in eine eigene Wohnung zog. Meine erste künstlerische Leidenschaft in der Pubertät war Gangsta-Rap, mein zweites Hobby bestand darin, mich mit einem Skateboard über möglichst viele Treppenstufen zu stürzen, damit mich meine Peergroup krass findet.
Mit Glück schaffte ich mein Abitur. Anschließend ging ich zur Bundeswehr, wo ich über ein halbes Jahr lang in freundschaftlicher Verbundenheit Zeit mit gewaltbereiten Sexisten und Rassisten verbrachte. Nach der Bundeswehr wählte ich das männlichste Studienfach von allen: BWL! Disziplinlosigkeit und Alkohol nährten in mir die Erkenntnis, dass ich nie im Leben einen akademischen Abschluss machen würde, also brach ich das Studium ab und fand einen Job im männlichsten Zweig der Kreativbranche: Werbung! Dort wurde man kaum weniger von cholerischen Versagern angeschrien als in der Bundeswehr, ich fühlte mich also schnell zu Hause.
In meinen späten Zwanzigern machte ich erstmals Bekanntschaft mit Depressionen. Meine Hausärztin stuft mich als funktionierenden Alkoholiker ein. Ich liebe Autos.
Ich schreibe also nicht als akademischer Beobachter über toxische Männlichkeit, sondern als Betroffener. Ich bin auch kein Feminist oder im Entferntesten linksprogressiv, ich gendere ja nicht mal ordentlich. Ich bin einfach nur ein ganz normaler Mann.
Warum dieses Buch?
Im Laufe meiner sehr traditionellen Männerkarriere bin ich früh an einen Punkt geraten, den man als Sackgasse bezeichnen kann. Ich habe das Männerding mit Haut und Haar verkörpert, ich war extrem kompetitiv, hatte hohe Ziele und immer einen geilen Spruch auf Tasche. Aber nichts davon hat mich glücklich gemacht. Ich war nie wirklich zufrieden, und wenn ich etwas erreicht hatte, hielt die Freude darüber nicht lange an. Ich habe Drehbücher und Sachbücher geschrieben, Musik gemacht, Stand-up-Comedy, geschauspielert, einen erfolgreichen Blog betrieben – ich war ständig unter Strom und gleichzeitig ständig leer.
Und dann waren da noch die Dummheiten: Ich hab Aids riskiert, mit Flip-Flops und ohne Helm einen Motorradunfall gehabt, habe Geld verbrannt, bin viel zu oft besoffen Auto gefahren, habe so ziemlich jedes Suchtproblem mitgenommen, kurz: Wann immer mir das Leben eine kluge und eine dumme Ausfahrt geboten hat, habe ich die dumme genommen.
Depressionen wurden mein ständiger Begleiter, bis ich eines Tages in der Psychiatrie aufwachte und meine Probleme eher zufällig in meiner Geschlechtsidentität suchte. Heureka!
Die Antworten waren genauso erhellend wie zutiefst verstörend, und immer wieder dachte ich: Dieses Geschlecht ist ein Fluch, der uns als Hauptgewinn verkauft wird – so wie jede gekonnte Verarsche. Gleichzeitig war ich verblüfft darüber, wie wenig wir im 21. Jahrhundert über Geschlechter wissen beziehungsweise wissen wollen. Andererseits kann das Wissen über die eigene Funktion und die vielen Funktionsfehler jeden Mann in die Verzweiflung treiben. Je tiefer ich mich in die Recherche gegraben habe, desto intensiver wurde mein Wunsch, mich selbst zu kastrieren. Ich habe verstanden, dass Testosteron im Kern nichts anderes ist als körpereigenes Kokain, und wir wissen alle, wie Menschen enden, die auf Koks hängen bleiben. Ferner attestieren uns Evolutionsbiologen, dass Frauen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das von der Natur favorisierte Geschlecht sind und Männer nur deshalb in viel zu großer Zahl produziert werden, damit stets genügend naives Kanonenfutter für Krisenzeiten vorhanden ist. In einer Welt, in der es zum Glück nicht mehr jeden Tag um Töten oder Getötetwerden geht, sind kaum brauchbare Angebote für Männer vorhanden, und so irrlichtern viele von uns ratlos und verunsichert durch ihren Lebenszyklus wie ein Elefant durch den Porzellanladen. Zuvor haben wir es in kürzester Zeit geschafft, diesen Planeten an den Rand der Unbewohnbarkeit zu bringen, und ich spreche mich entschieden dafür aus, dass wir alle Hebel der Macht umgehend in die Hände von Frauen geben sollten.
Dieses Buch stellt die Frage: Sind Männer ein Anachronismus, ein Blinddarm der Zivilisation? Die Antwort lautet »höchstwahrscheinlich«, aber als Vater zweier Söhne muss ich Lösungen suchen. In diesem Sinne: Viel Spaß bei der Lektüre.
PS: Alle Illustrationen in diesem Buch wurden von KI-Bildgeneratoren erstellt, von denen keine Sau weiß, woher sie ihre Trainingsdaten haben. Der Einsatz ist nicht nur ethisch bedenklich, sondern auch riskant und folgt damit den typischen Reflexen meiner männlichen Sozialisation.
Die vier Hypothesen
Warum sind Männer diese destruktiven Wesen, die im Kern nur an zwei Dinge denken: Gegner töten und Frauen sexuell ausbeuten? Die Wissenschaft kennt genau vier Hypothesen, die teilweise Schnittmengen aufweisen und in diesem Buch immer wieder zitiert werden. Auf alle vier werde ich ausführlich eingehen, hier ein kurzer Überblick.
Die Sozialisationshypothese
Männer werden ohne Geschlechtsidentität geboren. Erst Erziehung und...
| Erscheint lt. Verlag | 13.8.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Comic / Humor / Manga |
| Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft | |
| Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
| Schlagworte | Benjamin von Stuckrad-Barre • browser ballett • Buchempfehlung Männer • Christian Brandes • das internet muss weg • eBooks • Feminismus • Heinz Strunk • Identitätskrise • JJ Bola • Kurt Krömer • liv strömquist • Männergesundheit • Männerleben • männliche rollenbilder • Maren Kroymann • Margarethe Stokowski • moderner Mann • moderne väter • Nico semsrott • Psychologie • psychologie männer • Sophie Passmann • stiftung deutsche depressionshilfe • Tommy Jaud • Torsten Sträter • toxische männlichkeit |
| ISBN-10 | 3-641-26449-9 / 3641264499 |
| ISBN-13 | 978-3-641-26449-9 / 9783641264499 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich