Die schöne Gefangene des Engländers (eBook)
256 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-2665-4 (ISBN)
Sie wurde entführt! Mühsam kommt Lady Aline of Leavingham nach einem schweren Schlaftrunk wieder zu sich - und blickt in die eisblauen Augen eines hochgewachsenen Ritters: Hugh of Eardham, der Hauptmann der Burgwache, soll sie zu seinem Herrn, dem Herzog von Roxholm, bringen! Dieser will die reiche Erbin zur Ehe zwingen. Aline sollte Angst haben, doch stattdessen erwacht während ihrer gefahrvollen Reise zwischen ihr und Hugh überraschend eine lodernde Leidenschaft. Aber egal, wie heiß ihre Küsse sind: Hugh weigert sich, den Eid zu brechen, den er geschworen hat: sie unberührt ihrem zukünftigen Ehemann auszuliefern ...
2. KAPITEL
Nur allmählich fand Lady Aline aus wirren opiumgetränkten Visionen in die Welt zurück. Und während sie sich langsam in die Wirklichkeit ihres Körpers zurücktastete, der wie zerschlagen war, merkte sie, dass ihr speiübel wurde; dazu dröhnte der Kopf ihr, welchen sie kaum zu heben vermochte. Als sie die Augen aufschlug, bezahlte sie das mit einem stechenden Schmerz hinter den Brauen, weshalb sie das Unterfangen vorerst aufgab. Dabei war die Kehle ihr so rau und trocken, dass sie kaum schlucken konnte.
Nach und nach dämmerte es ihr, dass sie in einem fahrenden Karren lag, wurde sie doch ohne Unterlass durchgeschüttelt und – gerüttelt. Nicht zu wissen, was man mit ihr vorhatte, beunruhigte sie zutiefst; doch erst, als sie genügend Kraft gesammelt hatte, öffnete sie erneut die Augen.
Diesmal war der Schmerz erträglicher, und die Nebel, die ihr die Sicht umwölkten, hoben sich nach und nach. Mit zitternden Armen stemmte sie sich zu einer sitzenden Position hoch, worauf die Übelkeit sie übermannte und sie sich in einen Eimer erbrach, den jemand vorsorglich in Reichweite gestellt hatte.
„Mohnsaft hat leider solche Nachwirkung, Mylady“, hörte sie eine männliche Stimme sagen und fuhr in namenlosem Schreck zurück, die Fäuste geballt.
„Wer … wo bin ich …“, stammelte sie mit zittriger Stimme, worauf ihr die Zähne zu klappern anfingen und sie sich auf die Lippe biss, damit es aufhörte.
Der Jüngling, der ihr gegenüber auf einer hölzernen Truhe saß, ein kurzes Schwert im Schoß und das Haar nach Soldatenart kurzgeschoren, schien nicht älter als achtzehn Jahre. Und da er nicht derjenige war, den sie zu sehen gefürchtet, wurden ihr vor Erleichterung die Knie weich.
„Wollt Ihr etwas trinken?“, fragte er eifrig und reichte ihr eine lederne Flasche mit leichtem Bier, die sie dankbar ergriff, an die Kehle setzte und trank, indem sie sich verstohlen umsah. Der Karren, in welchem sie fuhren, war groß genug, um einer Handvoll Männer als Schlafplatz dienen zu können, wozu an einem Ende ein hölzerner stoffbespannter Rahmen eingebaut war. Durch einen grob gewebten Vorhang an der Rückseite sickerte spärliches Licht. Tatsächlich war die Enkelin eines Herzogs Besseres gewöhnt.
„Ihr … Ihr würdet mir wohl nicht bei der Flucht behilflich sein?“, fragte sie wenig hoffnungsvoll mit heiserer Stimme.
„Nein, Lady Aline, es tut mir leid“, antwortete der Junge. „Wir haben Befehl, Euch nach Roxholm zu bringen.“
Mutlos sank sie auf ihr Lager zurück und versuchte sich zu besinnen, was vorgefallen war. Da sie aber bei der Erinnerung, wie Dickons Körper schwer auf ihr gelegen und er sie mit hartem Mund in gieriger Vorfreude abgeküsst hatte, der Ekel ankam, rollte sie sich leise stöhnend zusammen, zog die Knie bis zur Brust hoch und umklammerte sie mit den Armen.
„Ist Euch kalt, Herrin?“, fragte der Jüngling freundlich.
Zur Antwort schüttelte sie verneinend den Kopf, worauf das Bild zweier miteinander kämpfender Männer vor ihrem inneren Auge aufblitzte. Den Gedanken, der Junge, der vor ihr saß, sei womöglich ihr Retter, verwarf sie umgehend.
Dieser streckte nun den Kopf nach draußen und verkündete lauthals, dass sie erwacht war, worauf der Karren zum Halten kam. Darauf sprang der Jüngling hinaus, ein älterer Mann schob seinen grauhaarigen Kopf durch den Vorhang und beäugte sie, worauf ihr befohlen wurde, herauszukommen.
Beim Aussteigen war sie so geschwächt, dass ihr die Beine schlotterten. Drei Männern sah sie sich gegenüber: Neben dem Jungen, der noch immer sein Schwert in Händen hielt, und einem ungefähr fünfzig Jahre zählenden Mann mit einer Armbrust, beide in einfache braune Tuniken und Umhänge aus Leder gekleidet, gab es einen dritten scheinbar unbewaffneten Mann, dem eine dunkle Flut welliger Haare wirr ins Gesicht fiel. Mit gespreizten Beinen stand er in einem Überrock aus schwarzem Leder stark wie ein Baum vor ihr, die Arme vor der Brust gefaltet.
„Lady Aline, ich dachte schon, Ihr würdet gar nicht mehr aufwachen!“, richtete er das Wort an sie.
Seine tiefe Stimme besaß einen unerwartet charmanten, ja, kultivierten Beiklang, und als er seine blauen Augen auf sie richtete, durchzuckte es sie, als habe der Blitz sie getroffen, worauf es ihr wie Schuppen von den Augen fiel: Dies war der Mann, der sie vor Dickons unwillkommenen Avancen gerettet hatte.
„Wir legen hier am Fluss eine Rast ein, weil die Pferde Wasser brauchen.“ Damit kramte er in einem Korb herum und zog einen Laib Brot hervor, brach ein Stück ab und reichte es ihr. „Ich rate Euch: Zwingt Euch, dies zu essen; dann werdet Ihr Euch bald besser fühlen. Ansonsten tut nichts und rührt Euch nicht von der Stelle.“
Der ältere Bewacher stieg auf den Karren und kam mit dem Eimer und einem Sack wieder hinaus; Letzteren drückte er dem Jungen in die Hand. „Rupf das Huhn, und beeil dich damit“, befahl er, worauf er zu dem nahen Flüsschen schritt, wo er den Eimer säuberte. Der Jüngling zog nach einem letzten freundlichen Blick auf Aline ein mageres Huhn aus dem Sack und wandte sich seiner Arbeit zu.
Während die junge Frau an ihrem Stück Brot nagend auf dem Treppchen des Karrens saß, musterte sie verstohlen die Umgebung. Offenbar waren sie so tief in den Wäldern, dass das Licht sich kaum einen Weg durch das dichte Astwerk zu bahnen vermochte, zumal die Sonne schon tief stand. Bedachte sie es recht, war sie wohl nicht länger als ein oder zwei Stunden ohne Bewusstsein gewesen, sodass sie sich noch auf dem Territorium ihres Großvaters befinden mussten. So begann sie fieberhaft zu überlegen, wie sie freikommen könne.
Mit etwas Glück schaffe ich es vielleicht, mich davonzumachen und im Wald zu verstecken, bis Hilfe kommt, dachte sie. Denn auf der Burg wird man mich bald vermissen!
Nachdem sie aufgegessen hatte, erhob sie sich und streckte ihre Glieder. Und da der Junge dabei wohlgefällig seine Augen auf ihr ruhen ließ, hatte sie eine Idee.
So begann sie zu taumeln und sich an den Kopf zu fassen, als werde ihr schwindlig, worauf der Jüngling den Vogel fallen ließ, zu ihr eilte und ihr fürsorglich half, sich wieder hinzusetzen.
Sittsam schlug sie den Blick zu Boden, lächelte zart und flüsterte wie verschämt: „Bitte, lieber Herr“ – damit suchte sie ihm zu schmeicheln –, „ich müsste wohl … nun … ich muss einmal … hinter die Bäume …“
Zuerst zog der Junge verwirrt die Stirn kraus, dann aber verstand er, was sie meinte, worauf er vor Verlegenheit rot anlief. Hilfesuchend blickte er um sich, doch der ältere Wächter war noch drüben beim Fluss, und der Mann in Schwarz stand mit dem Rücken zu ihnen drüben bei den Pferden, in ein Schriftstück vertieft. Da der Jüngling sich nicht zu trauen schien, ihn zu stören, wies er gewährend mit dem Kinn aufs Unterholz, folgte Aline aber zu ihrem Verdruss auf den Fersen, sobald sie losging.
Bemüht unschuldig lächelnd drehte sie sich um zu ihm. „Seid bedankt, lieber Herr! Sicher fürchtet Ihr nur, dass ich wieder umfallen könnte. Doch schäme ich mich, wenn Ihr mir dabei zuseht, und ich will auch nicht Schuld daran tragen, dass Ihr Eure Arbeit nicht rechtzeitig getan habt.“
Der Junge überlegte kurz. „Macht aber schnell“, versetzte er erleichtert und eilte davon, um seine Aufgabe zu Ende zu führen.
Aline aber drängte sich ins Unterholz, wo sie sich bald bückte und auf Händen und Knien in einem weiten Bogen in Richtung Weg kroch, wobei sie versuchte, so wenig Geraschel als möglich zu verursachen. Lieber Gott, betete sie, lass es mich bis zu einem Dorf schaffen! Dort wäre ich in Sicherheit.
Als sie den Waldrand erreicht hatte, richtete sie sich auf und rannte den Weg in derselben Richtung zurück, aus der sie gekommen waren, blieb aber an einer Biegung, wo sie sich für rechts oder links entscheiden musste, unschlüssig stehen, weil ihre Retter später nicht wissen würden, welche Richtung sie genommen hatte. Da öffnete sie mit bebenden Fingern die Schließe ihres Halsbandes, zögerte kurz, indem sie das geliebte Andenken an ihre Mutter noch einmal in die Hand schloss, drapierte es dann aber sorgfältig über einen Zweig, sodass das helle Silber das Licht fangen konnte. Es zeigte nun die falsche Richtung an, zudem kannte ein jeder Bediensteter ihres Großvaters das Schmuckstück als ihr zugehörig und würde der Spur folgen.
Doch ließ beim nächsten Schritt in Richtung Unterholz eine Männerstimme sie herumfahren, die zu dem Mann in Schwarz gehörte, welcher nachsichtig lächelnd auf den Weg trat. „Ich möchte Euch warnen, in den Wald zu flüchten, wo wilde Tiere oder herumstromernde Banditen Euch ein garstiges Ende bereiten würden.“
In aller Ruhe faltete er die Arme vor der Brust. „Ihr vollbrachtet eine beachtliche Leistung, Mylady, von der ich tief beeindruckt bin, doch habe ich Befehlen zu folgen und darf Euch nicht freilassen.“
Aline aber rannte los wie von tausend Hunden gehetzt.
Mit dem alleinigen Ziel, dem Mann zu entkommen, warf sie sich in den Wald, indem sie weder auf Äste, die ihr das Kleid zerrissen, noch auf Dornen achtete, die ihr die Hände zerkratzten. Selbst als ihr, da sie in schlechter Verfassung war, bald der Atem knapp wurde und die Kräfte rapide schwanden, erlaubte sie sich kein Schwächeln, sondern kämpfte sich weiter vorwärts. Ihr Verfolger jedoch gewann an Boden, ohne sich sonderlich anstrengen zu müssen.
Schließlich kam sie zu einer Lichtung, wo sie sich verzweifelt nach einem Gegenstand umsah, der ihr als Waffe dienen konnte. Weil nichts Passendes zu finden war,...
| Erscheint lt. Verlag | 11.6.2024 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Historical |
| Übersetzer | Martina Manecke |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2024 • 2025 • Adel • arrangierte • Autor • Belletristik • beste • Buch • bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • der • Deutsch • eBook • ebook liebesroman • Ehe • Ehefrau • Ehre • Eid • England • Entführung • Erfolgsautor • Familie • Feinde • Frauen • Frauenliteratur • Frauenroman • Freundin • für • Gefangene • Gemütlich • Geschichte • Geschichten • Hauptmann • herzerwärmend • Herzog • highlander liebesromane • historisch • Historische • Historische Liebesromane • historisch roman • Krieger • Lady • Leidenschaft • Liebe • liebenden • Liebesgeschichte • Liebesroman • Mädchen • Mama • Mittelalterliche • mittelalterliches • Mutter • Muttertag • Pflicht • Ritter • Roman • Romantik • romantisch • Romantische Bücher • Schloss • SIE • Top • Top-Titel • Treue • verbotene • Wache • zu |
| ISBN-10 | 3-7515-2665-X / 375152665X |
| ISBN-13 | 978-3-7515-2665-4 / 9783751526654 |
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