Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Kántarellas Lichtgestalten (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 2. Auflage
292 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-01001-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kántarellas Lichtgestalten -  Christina Marie Huhn
Systemvoraussetzungen
2,99 inkl. MwSt
(CHF 2,90)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
»Ich vertraue diesem Buch meine Erlebnisse an, die so aberwitzig sind, dass kein Mensch mir Glauben schenken möchte. Ich schreibe, um mich zu erinnern und gleichzeitig zu vergessen.« Durch Zufall findet die angehende Studentin Viviane den Reisebericht der jungen Lehrerin Karin Mehrendt aus dem Jahr 1907. Die ungewöhnliche Geschichte aus jener längst vergangenen Ära zieht sie komplett in ihren Bann und lässt sie das Gefühl von Raum und Zeit vergessen. Und sie fragt sich: Wie kann eine solche Liebe einfach sterben? *** Im Jahr 1906 reist die junge Lehrerin Karin Mehrendt gemeinsam mit ihrem Bruder Paul auf dem Motorschiff Stolz von Preußen nach Deutsch-Samoa, um dort als Gouvernante ihrer Nichten und Neffen tätig zu werden. Durch einen Sturm gerät das Schiff jedoch vom Kurs ab und Karin geht unfreiwillig über Bord. Sie überlebt und kommt in Cóno-Aleea wieder zu sich, einem bislang unentdeckten Inselstaat, der weit abseits der Schifffahrtsrouten irgendwo im Nirgendwo des Indischen Ozeans liegt. Karin ist nicht die erste schiffbrüchige Person, welche die Küsten des Eilands betritt, und sie erkennt, dass die dort lebenden Leute Angehörige einer uralten Zivilisation sind. Zwischen neuen Gottheiten und in einer Kultur der Gleichberechtigung aller Menschen erweist es sich als günstig, dass die junge Frau, die im deutschen Kaiserreich geboren wurde, vormals in ihrer Heimat als unliebsamer Freigeist galt. Doch jedes noch so fortschrittliche Denken bewahrt sie nicht vor dem vernichtenden Zwiespalt, zwei Brüder gleichzeitig aus tiefstem Herzen zu lieben.

Die Autorin wurde als Kind zweier Kulturen im Dezember des Jahres 1970 in Frankfurt am Main geboren und wuchs bei ihren deutschen Großeltern auf. Vom Beginn ihrer Kindertage an wird sie von ihrer Fantasie beflügelt. So saß sie zum Beispiel einst als unglückliche Siebenjährige im Schrank und suchte verzweifelt den Weg nach Narnia, der sich ihr leider nicht auftat. Seit ihrem achten Lebensjahr schreibt sie Erzählungen und Geschichten, hauptsächlich im Fantasy-Genre. Ihr Leben ist von vielen beruflichen und privaten Umbrüchen geprägt und sie lebte sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland. Aktuell wohnt sie im ländlichen Steffenberg in Mittelhessen. www.christina-marie-huhn.de

Die Autorin wurde als Kind zweier Kulturen im Dezember des Jahres 1970 in Frankfurt am Main geboren und wuchs bei ihren deutschen Großeltern auf. Vom Beginn ihrer Kindertage an wird sie von ihrer Fantasie beflügelt. So saß sie zum Beispiel einst als unglückliche Siebenjährige im Schrank und suchte verzweifelt den Weg nach Narnia, der sich ihr leider nicht auftat. Seit ihrem achten Lebensjahr schreibt sie Erzählungen und Geschichten, hauptsächlich im Fantasy-Genre. Ihr Leben ist von vielen beruflichen und privaten Umbrüchen geprägt und sie lebte sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland. Aktuell wohnt sie im ländlichen Steffenberg in Mittelhessen. www.christina-marie-huhn.de

Stolz von Preußen

Wie aufgeregt war ich, als ich die Einladung nach Übersee in der Hand hielt. Vorangegangen war ein umfangreicher Schriftwechsel zwischen meinem Vater und Onkel Carl, der mit seiner Ehefrau und seinen drei kleinen Kindern das Glück in der Ferne versuchen wollte.

Nun wurde eine zuverlässige Gouvernante gesucht und ich bat Mutter und Vater voller Sehnsucht, mir die weite Reise zu erlauben, denn vor kurzem hatte ich mein Lehrerinnenseminar abgeschlossen, nachdem ich die höhere Töchterschule mit besten Zensuren verlassen hatte. Da mein Bruder Paul nach Deutsch-Samoa eingeladen worden war (ein tüchtiger Verwalter, dem man Vertrauen entgegenbrachte, war dem Onkel willkommen), nagte das Fernweh mit Macht an mir.

Mit Engelszungen redete ich auf die Eltern ein, mich mit ihm zu schicken, am Ende mit Erfolg, obgleich ich wusste, dass es ihnen nicht wirklich recht war. Galt ich doch als der Freigeist in der Familie, wollten sie dies einerseits nicht zusätzlich nähren, merkten aber auf der anderen Seite, dass ich in Chemnitz nicht stillhalten würde. So hatten sie mich mehrfach ermahnt und auch bestraft, wenn sie beispielsweise Schriften des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins in meinem Besitz fanden.

Ich vermutete, es war tatsächlich die Furcht vor zukünftigem Gerede der Nachbarn, die meine Eltern am Ende veranlasste, mich in die Ferne ziehen zu lassen.

Am Tag der Abreise war mir dennoch bange. Zusammen mit Paul bestieg ich die Eisenbahn nach Hamburg, im Gepäck zwei sperrige Überseekoffer, die nicht nur Garderobe, sondern auch eine Menge meiner geliebten Bücher enthielten, von Fontane bis Verne.

Die Lokomotive erschien mir als ein mächtiges Ungetüm mit gewaltigem Leib. Wie zwergenhaft ich mich fühlte! Und wie viel größer das Dampfschiff sein musste, das Paul und mich in einer mehrwöchigen Reise nach Übersee bringen sollte.

Unsere Eltern hatten uns zum Bahnhof geleitet. Der Abschied war tränenreich, zumindest der meiner Mutter und der meinige, waren wir uns schließlich nicht sicher, wann und ob wir uns wiedersehen würden. Selbst Vater und Paul rangen darum, ihre Gefühle zu verbergen, obschon sie sich Mühe gaben, stoisch und würdevoll zu bleiben.

Noch heute steht mir das Bild der beiden winkenden Gestalten vor Augen, die immer kleiner wurden, während der Zug den Bahnhof verließ. Mutter, die das gute, graue Kleid unter ihrem Mantel trug und ihre zerlesene Lutherbibel an die Brust presste, und Vater mit seinem prächtigen Kaiser-Wilhelm-Bart im schwarzen Sonntagsanzug und dem steifen Homburger Hut.

Paul war nie ein Mensch vieler Worte gewesen. So hatte ich Muße, aus dem Fenster zu blicken und die vorbeiziehende Landschaft im zarten Frühlingslicht zu betrachten.

Ich sorgte mich, dass ich seekrank werden würde. In einem Zeitungsartikel hatte ich gelesen, es sei um das Wohlbefinden besser bestellt, halte man sich an Deck auf. Verbleibe man unter Deck, solle man mit der Übelkeit mehr zu kämpfen haben. Und natürlich machte ich mir viele Gedanken über Deutsch-Samoa. Wie kultiviert man dort wohl leben mochte? Ob die Menschen Deutsch sprachen oder wenigstens Französisch, was ich als wichtige Handelssprache in meinen Studien erlernt hatte? Hoffentlich war es nicht Englisch, denn diese Sprache beherrschte ich lediglich in Grundzügen. Ob ich mit dem Klima zurechtkäme? Und ob ich Heimweh haben würde nach meiner Familie?

Der Hamburger Hafen überwältigte mich völlig. Die Luft roch hier gänzlich anders als zu Hause. Eine steife Brise wehte aus Nordwesten und ich glaubte, den salzigen Geruch der Nordsee riechen zu können.

Überall sah ich Menschen: schwer arbeitende Menschen, geschäftige Menschen, reisende Menschen. Und ringsumher wurde gerufen. Das dröhnende Tuten der Schiffshörner lag über alledem, fast wie die Hülle einer Käseglocke. Lastkräne schwenkten gewaltige Kisten auf das Deck der Schiffe oder hoben Frachtgut an Land. Fässer, Ballen und Taue lagen scheinbar wüst einher, dennoch musste das Auf- und Abladen der Lastenfuhrwerke einer Ordnung folgen, die sich mir nicht sofort erschloss.

Vielleicht, dachte ich, ist es wie bei einem Ameisenhaufen. Dem unerfahrenen Betrachter offenbart sich der Sinn nicht, doch alles hat Struktur.

Die Stolz von Preußen überragte uns haushoch. Zwei riesige Schornsteine bildeten den Blickfang. In der Hauptsache war das Schiff als Frachtschiff konzipiert, jedoch verfügte es auch über einige Kabinen zur Beförderung von Passagieren.

Nachdem Paul und ich unsere einfache (aber zu meiner Freude reinliche) Kabine bezogen hatten, brauchten wir nicht mehr lange zu warten. Das Schiffshorn erscholl satt und laut, die Dampfmaschine wummerte tief und schwerfällig legte das Gefährt ab. Paul und ich weilten an Deck und blickten auf die Küste unseres Heimatlandes, die nach und nach in der Ferne verschwand. In mir rang Wehmut mit Abenteuerlust. Es war eine seltsame Mischung.

Außer uns befanden sich vier weitere Passagiere an Bord, von denen allerdings niemand die gesamte Passage bis nach Deutsch-Samoa unternahm. Zwei Handelsreisende aus Hannover planten, bis Kapstadt zu reisen, wo sie auf einen Dampfmaschinenkontrakt hofften. Der junge Arzt aus Berlin wollte sein Glück in Kamerun versuchen. Ein Mitreisender, ein älterer, betuchter Herr, hatte im Sinn, ein weiteres Stück mit uns zu fahren. Er hatte von der landschaftlichen Schönheit und dem warmen Klima der Südsee vernommen und gedachte, seine vom Rheuma geplagten Gliedmaßen von der eher kühlen und feuchten Wetterlage des Sauerlandes zu befreien. All diese Herren sah ich nur zu den Mahlzeiten und ihre Absichten offenbarten sie in der zu diesem Anlass gehaltenen Konversation.

Mit der Besatzung hatte ich kaum Kontakt, was mir durchaus lieb war. Ich fühlte mich als einzige Frau an Bord wie ein wunderliches Tier. Zumindest kam es mir vor, dass man mich so ansähe. Ich dankte der Fügung, dass mein Magen keine Probleme mit dem Schwanken und Schlingern unseres Schiffes hatte, sodass ich bequem in der Kabine bleiben und mich dem Studium meiner Bücher widmen konnte.

Paul verbrachte mehr Zeit an Deck, stand dort mit seinem Feldstecher und schaute auf den endlos erscheinenden Horizont. Er unterhielt sich weitaus häufiger mit den Mitreisenden, als es für mich selbst schicklich war. Wenn ich mich auf das Deck hinauswagte, hüllte ich mich in meinen Reiseschal und zurrte die Hutschnur fest unter das Kinn, damit der Wind mir meine Kopfbedeckung nicht entreißen konnte.

Auf den Stopps unserer Route zog ich es ebenfalls vor, an Bord zu bleiben, auch wenn ich mir das Treiben in den fremden Häfen voller Faszination vom Schiff aus ansah. Wie vielfältig diese Menschen alle ausschauten, in jedem Hafen anders, und mir schien es, dass die Gesichter der Leute immer dunkler wurden. Hatten die Portugiesen in Lissabon schon recht sonnengebräunt auf mich gewirkt, staunte ich umso mehr in Lomé in Togoland und in der Kamerunstadt Duala.

Der über dem Hafen von Kapstadt thronende Tafelberg war eine großartige Augenweide. Gern wäre ich dort gewandert! Paul hingegen lachte mich aus und murmelte etwas von ›Sonnenstich‹ und ›Tropenkrankheit‹. Ich sah ihn an und dachte, dass er mit seinem schütteren, blonden Haar und dem rosigen Teint in der Tat in der südlichen Sonne, die hier gnadenlos herniederbrannte, auf sich achten müsste. Aber in Deutsch Samoa wäre es sicher kein bisschen besser.

Wie viel leichter es Männer haben, dachte ich und grollte.

Egal, was Paul tun wollte, er machte es einfach. Er musste nicht vorher um Erlaubnis bitten. Manchmal wünschte ich mir, frei wie ein Mann zu sein, wünschte mir, Hosen zu tragen und nicht diese lästigen, langen Röcke. Kurzes Haar, sodass Kämmen und Frisieren wegfielen, war sehr verlockend. Ich wünschte mir, Pfeife zu rauchen und ab und an auch einmal fluchen zu dürfen, ohne böse Blicke zu ernten.

Ich tröstete mich, dass dieses Abenteuer, das ich erlebte, den wenigsten Frauen meiner Klasse zugutekam. Die meisten meiner Freundinnen hatten einen Bräutigam. Josefine und Marie waren schon verheiratet und Fanny hatte bereits ihr erstes Kind zur Welt gebracht.

Während ich immer noch zwischen Groll und sinnlosem Wunschdenken schwankte, legte die Stolz von Preußen aus Kapstadt ab. Nach einem letzten Ladestopp sollte die lange Strecke über den weiten Ozean bis Singapur in Angriff genommen werden.

Ich hoffte, dass das Wetter uns hold sei, denn man sprach von gut zehn Tagen auf offener See. Leider erhörte keine höhere Macht meine Bitten, denn sechs Tage später verdüsterte sich das Licht und schwere Wolken erfüllten den Himmel. Ich spürte, wie das Schiff tapfer seinen Weg durch das zunehmend unruhige Wasser stampfte.

Von Deck ertönten gedämpfte Rufe, die immer aufgeregter wirkten. Der Schiffsrumpf ächzte bedenklich. Über Stunden saßen Paul und ich in unserer Kabine und kämpften mit aufkommender Übelkeit. Das Getöse...

Erscheint lt. Verlag 17.3.2024
Mitarbeit Cover Design: Florin Gabor
Sonstige Mitarbeit: Claudia Fluor
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Atlantis • Drama • Dreiecksbeziehung • Fantasy • Fantasyroman • Gefühle • historische Fantasy • Junge Erwachsene • Junge Frau • Leidenschaft • Liebe • Liebesroman • Ménage-à-trois • Natur • Paradies • Realistische Fantasy • Reisebericht • Schiffbruch • Tagebuch • Utopie • verschollene Kultur
ISBN-10 3-384-01001-9 / 3384010019
ISBN-13 978-3-384-01001-8 / 9783384010018
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich