Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Dein Glück hat mein Gesicht -  Justin C. Skylark

Dein Glück hat mein Gesicht (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
178 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-8584-8 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
4,99 inkl. MwSt
(CHF 4,85)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Neal Anderson ist auf dem Weg zum musikalischen Erfolg und hat eine Affäre nach der anderen. Immer wieder erobert er fremde Männer, doch aus Angst vor Gefühlen, lässt er keine feste Beziehung zu. Die eigentlichen Probleme beginnen allerdings erst, als Neal feststellt, dass seine 15- jährige Schwester Francis in ihm verbotene Lust hervorruft. Als sie seine Gefühle erwidert, gelangen die Geschwister in den Teufelskreis einer verbotenen Liebe. Doch da ist auch der hübsche André, zu dem sich Neal ebenfalls hingezogen fühlt.

Justin C. Skylark, geb. 1975 in Kiel und immer noch dort lebend, schreibt Gay-Romane und Kurzgeschichten. Veröffentlichungen beim dead soft Verlag oder als Selfpublisher.

1. Kapitel


Francesca Anderson, von den meisten Francis genannt, stand nach Schulschluss an der Bushaltestelle. Aufgeregt tauschte sie mit ihren Freundinnen Ruth und Lissy die Erlebnisse des Tages aus, als eine alte, amerikanische Corvette mit eingeklapptem Cabriodach auf den Parkplatz fuhr. Der Lack des schwarzen Wagens glänzte in der heißen Mittagssonne. Aus dem Auto stieg ein Mann Anfang zwanzig. Er war groß gewachsen und gertenschlank. Sein kinnlanger Pony hing ihm seitlich ins schmale Gesicht. Als er zu den Mädchen herübersah, nahm er seine Sonnenbrille ab. Lissy erblickte ihn als Erste. Vorsichtig stupste sie Francis an.

„Hey, ich glaube, du wirst abgeholt.“

Nun hatte auch Francis den jungen Mann bemerkt. Verlegen griff sie nach ihrer Schultasche. „Tatsächlich!“ Sie verabschiedete sich.

Als sie auf die Corvette zusteuerte, lächelte der Mann. Er begrüßte sie mit einem Kuss auf die Stirn und nahm ihr die Tasche ab. Schließlich fuhren sie mit dem Auto davon.

„Mann“, stöhnte Lissy. „Francis hat es gut. Mein Bruder holt mich nie von der Schule ab.“

***

 

Neal nahm die Landstraße. Jeden Tag ärgerte er sich über den Weg zu seinem Elternhaus. Er hätte lieber in der Stadt gewohnt, doch konnte er sich nicht lösen – von dem Leben auf dem Land. Der Fahrtwind durchwühlte sein Haar. Er blickte zu seiner Schwester und rümpfte er die Nase.

„Du solltest nicht so kurze Röcke tragen“, entwich es ihm. Francis, die ihr langes Haar zu einem Zopf gebunden hatte, sah ihren Bruder verwundert an. „Wieso nicht?“

Musste er das erklären? „Man sieht doch alles“, erwiderte er. Während er mit der linken Hand das Steuer hielt, zog er mit der rechten an dem Stoff ihres Rockes, sodass ihre Oberschenkel bis zu den Knien bedeckt waren. Francis lächelte vergnügt.

 

Eine halbe Stunde später lenkte Neal den Wagen auf den Hof der Andersons. Der Gärtner nahm ihm die Autoschlüssel ab und brachte das Auto in die Garage.

„Wie war es an Uni?“, fragte Francis, während sie mit ihrem Bruder zum Hauseingang schlenderte. Neal zuckte mit den Schultern. War es ihm egal, wie es um sein Architekturstudium stand? „Ich war nicht da“, offenbarte er.

Francesca stutzte. „Nein?“

Neal blieb stehen. Ein verschmitztes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Sollte er es erzählen?

„Unser Demotape ist fertig!“ Seine Augen strahlten vor Freude. Francis kannte diese Begeisterung in seinem Gesicht, die sich auftat, wenn Neal von seiner Musik und seiner Band The Drowners sprach.

„Oh, das freut mich“, erwiderte sie entzückt, woraufhin sie Neal zurechtwies. „Nicht so laut“, bat er. „Mum soll nicht erfahren, dass ich nicht zur Uni war.“

 

Am Abend saßen sie zusammen in feiner Gesellschaft. Ihre Eltern Stephanie und Peter Anderson, die das Mode-Unternehmen Anderson-Creation leiteten, hatten Freunde und Geschäftsleute zu einer Grillparty eingeladen. Das Hauptthema des Abends war die neue Anderson-Kollektion.

„Wirklich edle Stoffe, die Sie ausgewählt haben“, lobte eine Frau am Tisch. Sie war seit Jahren als Schneiderin in der Firma tätig und hatte schon viele Stücke der vorherigen Kollektionen angefertigt. Stephanie stimmte ihr zu. „Die meisten Materialien stammen aus Indien. Die Verarbeitung der Stoffe ist einfach und dennoch ...“

„Will noch jemand eine Wurst?“, schrie Neal unerwartet in die Runde. In gelassener Haltung stand er vor dem Grill. Er hatte das Hauspersonal weggeschickt und wendete gemütlich das Fleisch. Er schmunzelte, da seine Mutter das Gesicht verzog. War ihr der Zwischenruf peinlich?

Momentan bestand kein Bedarf an Grillfleisch. Neal legte die Zange beiseite und steckte genüsslich eine Zigarette an, dabei beobachtete er, wie Stephanie ihre Tochter ins Haus schickte.

„Kann ich nicht noch einen Augenblick bleiben?“, flehte Francis. Der vornehme Kreis von Leuten sagte ihr zwar nicht zu, dennoch hätte sie gerne noch länger auf der Terrasse gesessen. Aber Stephanie machte keine Ausnahme, und so verließ ihre Tochter die Runde und verschwand in ihrem Zimmer.

 

Sie lag im Bett, als es an ihrer Tür klopfte und kurz darauf ihr Bruder ins Zimmer sah.

„Sei nicht sauer“, sagte er und trat vor ihr Bett. Doch Francis zog die Mundwinkel nach unten. Sie war ein zierliches Mädchen mit langen, braunen Haaren. Ihre Augen waren hellgrün, ihre Gesichtszüge fein geschwungen.

„Immer muss ich früh schlafen gehen.“ Sie schielte auf den Wecker. Es war 23 Uhr. „Ich möchte länger aufbleiben.“ Neid klang in ihrer Stimme mit. Unzufrieden sah sie ihren Bruder an. „Du darfst immer lange wach bleiben oder weggehen, bis zum Morgengrauen.“

Neal lächelte und setzte sich zu ihr an die Bettkante.

„Du bist erst fünfzehn“, erwiderte er. Gut konnte er sich erinnern, wie ihre Mutter damals reagiert hatte, als er mal länger als besprochen unterwegs gewesen war.

„Und ehrlich“, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu, „haben dich die Schnösel da unten interessiert?“

Francis schüttelte den Kopf.

„Siehst du!“ Neal knuffte ihr in die Seite. Um sie aufzumuntern, machte er einen Vorschlag:

„Am Wochenende unternehmen wir was zusammen, okay? Kino oder Bummeln.“

„Oh, ja!“ Francis fiel ihm um den Hals. Ihr Körper war warm, und Neal spürte das Verlangen, sie an sich zu drücken. Doch er bemerkte ebenfalls Unbehagen. „Nicht so stürmisch, sonst überlege ich es mir anders.“ Er schob sie von sich und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. „Schlaf schön.“

„Du auch!“ Francis streckte sich im Bett aus. Lächelnd sah sie ihren Bruder an, der aufstand, das Haar aus dem Gesicht strich und den Kopf schüttelte.

„Ich werde noch nicht schlafen. Ich gehe aus – bis zum Morgengrauen.“

Da griff Francis nach einem Kissen und warf es ihm an den Kopf. Lachend verließ er das Zimmer.

 

***

 

Ihr Schlaf war unruhig und als sie Schritte auf der Treppe vernahm, richtete sie sich auf. Neal war zurückgekehrt. Sie hörte, wie seine Zimmertür geöffnet wurde. Sie berührte die Klappen der Durchreiche, die ihr Zimmer mit dem ihres Bruders verband.

Sie öffnete die Klappen nur einen Spalt, doch das reichte aus. Sie sah, was sich im Nebenraum abspielte. „Sei ruhig“, zischte Neal.

„Wie soll ich ruhig bleiben, wenn du mich ...“

Neugierig blickte sie durch den Spalt, und sie sah Neal, der einen fremden Jungen auf das Bett schubste und sich das T-Shirt vom Körper riss.

„Hose runter!“, forderte er energisch. Er wirkte angespannt und ungeduldig, und der Junge tat, was er verlangte. Er streifte die Hose bis zu den Füßen herunter und legte sich aufs Bett. Ohne Vorspiel drehte Neal den Mann auf den Bauch.

Aus dem Nachtschrank fischte er eine Tube Gleitgel und ein Kondom, dann bereitete er seinen Begleiter vor und schob sich auf ihn.

Der Junge stöhnte, sodass Neal ihn erneut ermahnte. „Ruhe habe ich gesagt.“

„Ich kann nicht anders.“ Der Fremde japste. Neal nahm ihn schnell und fordernd.

Francis konnte sein angestrengtes Gesicht sehen. Tiefes Atmen war zu hören. Das Bett knarrte bei seinen rhythmischen Bewegungen. Ihr wurde übel, als sie das sah. Rasch drehte sie sich von der Durchreiche weg und verkroch sich unter der Bettdecke.

„Kann ich heute Nacht hier schlafen?“, fragte der Fremde. Neal schüttelte verneinend den Kopf. Er kannte diese Frage gut. Jeder stellte sie, doch für Neal gab es nur eine Antwort.

„Dann schmeißt du mich jetzt raus?“

„Kann man sagen.“

Der Fremde schien enttäuscht. Doch bereitwillig zog er sich an.

„Na gut, dann ... bis zum nächsten Mal.“

„Es wird kein nächstes Mal geben“, erwiderte Neal forsch. Er riss das Laken vom Bett. „Hättest du nicht besser aufpassen können? Ich hasse Spermaflecken.“ Wütend ballte er das Laken zusammen. Warum tat er sich das an?

„Ich konnte mich nicht zurückhalten, so wie du mich ...“

„Das reicht jetzt ...“ Neal deutete zur Tür.

 

***

 

Am nächsten Morgen hatte Neal den Vorfall erfolgreich aus seinem Kopf verdrängt, und es war seine Mutter, die ihn bewusst an sein nächtliches Treiben erinnerte.

„Hattest du gestern noch Besuch?“, fragte Stephanie Anderson am Frühstückstisch.

„Nein.“ Neal log, ohne rot zu werden. Wie immer, wenn es um seine homosexuelle Neigung ging, versuchte er, die Anschuldigungen abzustreiten. Obwohl er sich vor Jahren geoutet hatte, konnte er mit seiner Mutter nicht offen über die Angelegenheit reden.

„Mir war, als hörte ich Stimmen.“ Stephanie runzelte die Stirn, und Neal verfluchte zum wiederholten Mal, dass das Schlafzimmer seiner Eltern in derselben Etage lag wie seins. Doch seine Mutter vertiefte das Thema zum Glück nicht, sodass sich Neal seufzend seiner Schwester zuwandte. „Bist du fertig?“

Francis nickte. Sogleich schaltete sich Stephanie wieder ein. „Fährst du sie zur Schule?“

Neal zuckte mit den Schultern. „Yes.“

„Es fährt ein Schulbus“, erwiderte sie, doch Neal ließ sich nicht abhalten.

„Ich fahre sie gern. Ich muss sowieso zur Uni.“ Zusammen mit seiner Schwester verließ er das Haus.

„Langsam muss das ein Ende nehmen“, entwich es Stephanie. Da sah Peter von der Zeitung auf. „Was denn?“

„Dass er sie immer zur Schule fährt. Und nicht nur das. Er holt sie ab, hilft ihr bei den Hausaufgaben, geht mit ihr ins Kino ...“

Peter Anderson, in einen dunkelgrauen Anzug gekleidet, schien diese Gegebenheit nichts auszumachen. „Ist...

Erscheint lt. Verlag 10.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
ISBN-10 3-7584-8584-3 / 3758485843
ISBN-13 978-3-7584-8584-8 / 9783758485848
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 321 KB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich