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Perfekt unvollkommen (eBook)

Wie ich das Unerwartete als Chance begriff
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
212 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-12533-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Perfekt unvollkommen -  Manuela Schlüssel
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Wie weit geht die Gesellschaft, um Perfektion zu fordern? Ist vollkommene Perfektion erstrebenswert? Tauchen Sie ein in die bewegende Lebensgeschichte von Manuela Schlüssel, einem inspirierenden Zeugnis für die Macht der Selbstfindung. Von anfänglichen Rückschlägen bis zu triumphalen Erfolgen - jede Seite ist gespickt mit unvergesslichen Momenten. Erleben Sie Mut, Entschlossenheit und die Kraft des menschlichen Geistes. Manuelas vielfältige Erfahrungen sollen zum verbindenden Element für ihre Leser werden - quasi eine Brücke zu ihren eigenen Herausforderungen. Denn inmitten von Rückschlägen und Unsicherheiten lässt die Autorin etwas Wichtiges erkennen: Aufgeben ist keine Option! Begleiten Sie Manuela Schlüssel auf einer Reise durch die Extreme des Lebens mit einem klaren Ziel: Perfekt unvollkommen zu sein, ist absolut in Ordnung!

Manuela Schlüssel wurde im am 15.05.1975 in Winsen/Luhe geboren und musste schon früh lernen, was es heißt sich durchzukämpfen. Vom Pflegekind zur selbstbestimmten Frau war ein steiniger und sicherlich beschwerlicher Weg. Manuela Schlüssel wuchs unter schwierigen Umständen auf, doch sie ließ sich nie unterkriegen. Mit unglaublicher Willenskraft und Entschlossenheit arbeitete sie hart an ihren Zielen. Obwohl das Leben sie oft herausforderte, fand sie immer einen Weg, sich durchzusetzen und ihre Träume zu verfolgen. Ihre Erfahrungen prägten sie zu der starken, unabhängigen Frau, die sie heute ist. Und daher ihr Credo: Aufgeben ist keine Option.

Manuela Schlüssel wurde im am 15.05.1975 in Winsen/Luhe geboren und musste schon früh lernen, was es heißt sich durchzukämpfen. Vom Pflegekind zur selbstbestimmten Frau war ein steiniger und sicherlich beschwerlicher Weg. Manuela Schlüssel wuchs unter schwierigen Umständen auf, doch sie ließ sich nie unterkriegen. Mit unglaublicher Willenskraft und Entschlossenheit arbeitete sie hart an ihren Zielen. Obwohl das Leben sie oft herausforderte, fand sie immer einen Weg, sich durchzusetzen und ihre Träume zu verfolgen. Ihre Erfahrungen prägten sie zu der starken, unabhängigen Frau, die sie heute ist. Und daher ihr Credo: Aufgeben ist keine Option.

Fehlstart ins Leben

Ich versuchte, mit meinen dünnen Armen so viel wie möglich meines nackten neunjährigen Körpers zu verbergen. Schweiß tropfte von der Nasenspitze zwischen meinen Schenkeln auf die Holzbank. Ich zählte den Abstand zwischen den Tropfen, während der Sand viel zu langsam durch die Verengung im Glas rieselte. Zuletzt waren es zwölf. Weil mich der Knall erschreckte, flog der nächste Tropfen schon nach drei Sekunden in hohem Bogen von meiner Nase.

Der nackte Mann neben mir war rot wie eine zu lang gekochte Nordseekrabbe. Er schlug sich mit einer Rute auf den Rücken und stöhnte vor Schmerzen auf. Ich rutschte von ihm ab, bis ich mich an der Wand der Holzhütte verbrannte. So heiß konnte es nicht mal in der Hölle sein, dachte ich. Endlich hatte er ein Einsehen mit mir und goss Wasser auf die glühend heißen Steine. Das wird die Steine abkühlen und gleich wird es hier drin kühler, hoffte ich. Stattdessen umhüllte mich eine siedend heiße Dampfwolke. Durch das Fenster in der Tür sah ich den See mit dem Steg. Ich musste hier raus. Sofort! Aber eine feuchte Hand verhinderte meine Flucht aus dieser dampfenden Hölle.

»Erst wenn die Sanduhr abgelaufen ist, Priby!«

Mist. In der oberen Hälfte war noch mehr drin als in der unteren. Die Hitze raubte mir den Atem. Ich versuchte es durch die Nase und verbrannte mir die Nasenscheidewand. Das wusste ich so genau, weil Nase, Mund und Ohren Thema der letzten Biologiestunde waren.

Panisch im Endstadium befreite ich mich aus den Zangen der roten Riesenkrabbe und stolperte durch die Holztür ins Freie. Ich inhalierte kühle Luft und rannte zum See, als wäre der Teufel hinter mir her. Ich spurtete über den Steg und sprang an dessen Ende in den finnischen Waldsee. Uwe hechtete nackt hinterher und kam mit wild rudernden Bewegungen auf mich zu gekrault.

»Na, wie war dein erster Saunabesuch, Priby?«, fragte mein Vater, zu dem ich nicht Vater sagen durfte. Was nach einer Szene eines Skandinavien-Krimis klingt, war mein Sommerurlaub in Finnland.

Nimmt man die Herausforderung auf sich, sein Leben zwischen zwei Buchdeckeln zu komprimieren, stellt sich bald eine Frage: Mit welchem Augenmaß bewertet man Erinnerungen? Mit dem meines neunjährigen Ichs? Oder mit der Abgeklärtheit einer zweifachen Mutter? In den Augen meines neunjährigen Ichs waren diese Urlaube Horror wie im Stephen-King-Roman: wild Campen und hinter eine Birke pinkeln, anstatt im kuscheligen Hotelbett zu schlafen und in einem Pool zu schwimmen. Ein Floß bauen, anstatt am Adriastrand mit dem Tretboot zu fahren. Eine Pinkelwurst ins Lagerfeuer halten, anstatt Pizza Quattro Stagione und Tiramisu zu mampfen.

Richtige Urlaube boten die Hochglanzbroschüren an, die uns Reisebüros ungefragt ins Haus schickten und ungelesen im Müll landeten. Unsere finnischen ›Survival-Sommerferien‹ hingegen waren für mich so cool wie die geflickten Bonanza-Latzhosen, wegen denen ich in der Grundschule nach damaligen Begriffen gehänselt und, nach heutigem Sprachgebrauch, gemobbt wurde.

Jahrzehnte später sind diese Erinnerungen zu einem Aquarell eines Blockhauses am einsamen See weichgezeichnet, an dem wir jeden Sommer vier Wochen am Stück verbrachten. Sie begannen alljährlich mit demselben Ritual: Als alle unsere Taschen im Kofferraum des Ladas verstaut waren, drückte Uwe eine Kassette ins Autoradio und drehte den Lautstärkeregler auf Anschlag. Während wir lauthals If you leave me now von Chicago aus den heruntergekurbelten Fenstern brüllten, fuhr er mit einem zufriedenen Lächeln aus der Stichstraße. Und unsere Nachbarn wussten: endlich mal wieder ein Monat Ruhe von dieser Sippe, deren Werte nicht in diese konservative Wohngegend passten. Erschreckend finde ich jedoch, dass meine schrecklichen Erinnerungen greifbarer zur Verfügung stehen als die Highlights meiner Jugend – als müssten sie durch das schwarze Loch meiner frühesten Kindheit tauchen, um ans Licht zu gelangen. Als hätte ich eine Kamera im Kopf, die dunkle Bilder tief und fest ins Unterbewusstsein ätzt, während die fröhlichen und überbelichteten Abzüge null Spuren hinterlassen. Als neunjähriges Mädchen spielte ich unheimlich gerne.

Als fast fünfzigjährige Frau weiß ich: Das gesamte Leben ist ein Spiel. Ein Pokerspiel.

Sobald man den Geburtskanal verlassen hat, werden dem Säugling die ersten beiden Karten im Spiel des Lebens zugeteilt. Die Frau, der das Neugeborene blutverschmiert auf die Brust gelegt wird, ist eine davon. Der Mann, der ihre Hand hält und dieses kleine Wunder noch gar nicht fassen kann, die zweite. Später kommen weitere Karten wie Ausbildung, Job und Ehepartner dazu, sodass mit dem ersten Blatt noch nichts gewonnen ist. Dennoch mischt sich mit einem König und einer Dame ein siegessicheres Grinsen ins Pokerface eines Neugeborenen. Meine erste Karte war eine Niete. Eine glatte Null. Nennen wir sie Manny. Er selbst hielt sich nicht für eine Null. Immerhin war er der Dorfheld. Mutig und stark. Zumindest, wenn er betrunken war – so wie fast jeden Tag.

So wie auf dem Dorffest des niedersächsischen Kaffs, aus dem seine Familie stammte. Dort fiel dem Dreißigjährigen ein zierliches blondes Mädchen auf. Manny machte sich an die Siebzehnjährige heran und demonstrierte ihr bei dem blinkenden Gerät seine Stärke. Er nahm drei Meter Anlauf und knallte mit seiner Faust einen Boxsack so heftig hoch in die Verankerung, dass das Licht in der Säule von Schwächling bis zu Herkules hochschnellte und sogar ein roter Alarm ausgelöst wurde. Das beeindruckte die junge Dame. Mit diesen starken Armen könnte der Mann sie vor den aufdringlichen Jungs im Zelt beschützen. Darum ließ sie sich auf einen Drink einladen. Und danach auf noch einen. Und noch einen.

Dass er seine starken Arme gegen sie erheben könnte, daran dachte die Unschuld vom Land nicht. Sie durfte zwar noch keinen Alkohol trinken, trotzdem flößte Manny ihr reichlich davon ein. Sie sollte ebenfalls mutig werden. Als sie kaum noch stehen konnte, führte er sie am Arm nach draußen und über die Wiese, auf der ein Dutzend Männer stand und pinkelte. Manny hielt kurz inne, weil sich das Mädchen übergeben musste, ehe er sie hinter einen Schuppen schleifte, weil ihre Füße mit seinen eiligen Schritten nicht mithalten konnte.

Neun Monate später wurde aus dem Kind auf dem Dorffest meine überforderte Mama. Mein zweites mieses Pokerblatt, an dessen Namen ich mich nicht erinnere. Damit mir wenigstens ein Name von ihr blieb, taufte ich sie Michaela. Manny und Micha. Meine leiblichen Eltern. Dorfheld Manny hatte bald schon genug von dem unerfahrenen Mädchen mit den Puppen und Plüschtieren im Kinderzimmer. Nüchtern betrachtet, stellte sich Micha doch nicht als die Dorfprinzessin heraus, für die er sie nach sieben doppelten Rum Cola hielt.

Doch so einfach war die Sache in der tiefsten niedersächsischen Pampa nicht. Ihre Familien kannten sich vermutlich und so wurde Manny von allen Seiten verdonnert, seiner Vaterrolle gerecht zu werden.

Leider hatte ihm keiner erklärt, wie das geht. Seine einzige Erfahrung im Großziehen von Lebewesen bezog sich auf seinen Goldhamster Willie und auf seinen Igel namens Charlie. Willie starb nach einer Woche, weil Manny ihn mit dem Rad überfuhr, und Charly floh in den Wald, weil sein Besitzer vergessen hatte, die Käfigtür zu schließen. Vermutlich war Manny genauso mit seiner Vaterrolle überfordert wie Micha. Auf den beiden lastete der Druck von zwei Großfamilien und von Geldnot.

Manny kompensierte ihn mit Fusel und Gewalt. Micha mit Lethargie und Gleichgültigkeit. Sie ertrug die Schreie ihres Babys genauso wie Mannys Schläge, weil diese Schreie nach Liebe einfach nicht verstummen wollten.

In den ersten fünf Lebensjahren knipste meine innere Kamera bloß Erinnerungen, die kein geistiges Photoshop weichzeichnen könnten. Ich wuchs in einem Sumpf aus Streit, Suff, Schlägen, Dreck, Gestank und Missbrauch auf.

Irgendein Schutzmechanismus meines Hirns hält die Details unter Verschluss. Darum basieren meine ersten Lebensjahre eher auf Vermutungen als auf Fakten.

Hypnose könnte der Schlüssel zu dieser Schlangengrube sein – die ich besser ungeöffnet lasse. Die Aufarbeitung dieses Morasts könnte sich als Schwerstarbeit herausstellen. Meine Kindheit muss ein einziges Schütteltrauma gewesen sein. Von meinen ersten Lebensjahren erinnere ich mich bloß an einen großen goldfarbenen Labrador. Ich mochte ihn, aber ich musste mit ihm im Kinderbett schlafen, dass für uns beide viel zu klein war. Oder an den Milchreis, vor dem ich mich damals so ekelte, dass ich mich übergeben musste. Dafür gab es Schläge, und weil ich ein so böses Kind war, wurde mir eine noch größere Portion Milchreis vorgesetzt.

In diesem lieblosen, dreckstarrenden und gewalttätigen Umfeld wurden manche Dämonen geboren – unter anderem ein etwas kompliziertes Verhältnis zu Nahrung, das mich jahrelang...

Erscheint lt. Verlag 22.1.2024
Mitarbeit Sonstige Mitarbeit: Die BUCHPROFIS, Eduardo Freundlinger
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte aus Liebeskummer herauskommen • Inspiration • Inspirierende Autobiografie • Lebensgeschichte • Menschlicher Geist • Mutmacher • Rückschläge überwinden • Schicksalsschlägen trotzen • Selbstfindung • Triumphale Erfolge • Unvergessliche Momente
ISBN-10 3-384-12533-9 / 3384125339
ISBN-13 978-3-384-12533-0 / 9783384125330
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