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Lilien-Kater - Michael Kibler

Lilien-Kater (eBook)

Lilien-Krimi | Spannung rund um SV Darmstadt 98 | Nach dem Bestseller Bölle-Hölle

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024
208 Seiten
Societäts-Verlag
978-3-95542-482-4 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
11,99 inkl. MwSt
(CHF 11,70)
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Aufstiegsparty 2023 bei den Lilien: Fans und Mannschaft sind im Rausch, endlich wieder 1. Bundesliga! Leider sind bei der Feier auch Taschendiebe unterwegs - mit Erfolg. Privatdetektiv Paul Wagner und sein Kollege Herbert Stallitzer werden engagiert, eines der gestohlenen Portemonnaies von einem wichtigen Kunden der Anwaltskanzlei wieder aufzutreiben, weil sich darin unter anderem eine silberne Lilien-Anstecknadel befindet. Ein Erbstück mit langer Historie. Der Fall wird umso seltsamer, je tiefer Wagner und Stallitzer graben: Zahlreiche der geklauten Portemonnaies finden sich etwa in einem Gebüsch im Herrngarten wieder, doch Geld wurde nicht entwendet. Schon bald merken die beiden Ermittler, dass der Diebstahl Teil eines größeren Komplotts ist - und nicht nur das: Denn am Ende geht es sogar um den künftigen sportlichen Erfolg der Lilien. Das setzt Wagner und Stallitzer ganz schön unter Druck... »Fußball ist deshalb spannend, weil niemand weiß, wie das Spiel ausgeht.« Sepp Herberger - bei Kibler ist das genauso!

Michael Kibler wurde 1963 in Heilbronn geboren und ist Darmstädter aus Leidenschaft. Er studierte an der Goethe-Universität Frankfurt, im Hauptfach Germanistik mit den Nebenfächern Filmwissenschaft und Psychologie. Nach dem Magister 1991 promovierte er 1998. Schreiben ist Passion seit mehr als der Hälfte seines Lebens, weshalb er seit 1991 als Texter, Schriftsteller und PR-Profi arbeitet. Schwerpunkt des Schriftstellers sind Krimis.

Michael Kibler wurde 1963 in Heilbronn geboren und ist Darmstädter aus Leidenschaft. Er studierte an der Goethe-Universität Frankfurt, im Hauptfach Germanistik mit den Nebenfächern Filmwissenschaft und Psychologie. Nach dem Magister 1991 promovierte er 1998. Schreiben ist Passion seit mehr als der Hälfte seines Lebens, weshalb er seit 1991 als Texter, Schriftsteller und PR-Profi arbeitet. Schwerpunkt des Schriftstellers sind Krimis.

Dienstag


Paul Wagners Büro lag unmittelbar über jenem des Geschäftsführers Matthias Wantrupp. Der hatte drei Jahre zuvor die Geschäftsführung des renommierten Hauses »Wantrupp & Wantrupp« übernommen, einer ehrwürdigen und soliden Rechtsanwaltskanzlei. Die Rechtsanwälte residierten in Stock drei und vier, die detektivische Abteilung im Stockwerk fünf. Seit vier Jahren hatte Wagner die Leitung dieser Abteilung inne.

Das Büro war hell: Zwei große Fenster hießen das Tageslicht willkommen. Gleichzeitig sorgte eine Klimaanlage dafür, dass die Temperaturen im angenehmen Bereich blieben. Paul Wagner liebte sein Büro. Er hatte es bewusst spartanisch eingerichtet. Hohen Buchregalen, Schränken oder anderen massiven Möbelstücken hatte er von vornherein den Zutritt verwehrt. Da er fast alle Schritte seiner Arbeit am Rechner vollzog, waren Papierberge, im Regal verstaut, nicht vonnöten.

Stattdessen hatte er die freien Wände um zahlreiche Fotografien bereichert. Unmittelbar hinter seinem Schreibtisch hing ein Foto an der Wand, das er sich vom Fotografen selbst auf DIN A1 hatte ziehen lassen. Es zeigte die beiden Spieler Elton da Costa und Aytaç Sulu in orangefarbenen Trikots. Auf dem Rasen lagen zwei Spieler in blauen Trikots. Das Bild war am 19. Mai 2014 aufgenommen worden – das Spiel war allen Lilien­-Fans unter dem Namen »Das Wunder von Bielefeld« geläufig: der Aufstieg der Lilien in die Zweite Bundesliga, nach einem gedrehten Rückspiel in der Relegation. In der zweiten Minute der Nachspielzeit traf da Costa zum 4:2. Drei Tage zuvor hatten die Lilien im eigenen Stadion 1:3 gegen Bielefeld verloren. Es herrschte »Lilien-Kater«, wie Richard Fenske es damals so treffend auf den Punkt gebracht hatte.

Aus dem Jahr 2015 stammte darüber hinaus ein Bild: Tobias Kempe steht vor einem ruhenden Ball. 71. Minute im Spiel gegen Sankt Pauli am 24. Mai. Die Sekunde, bevor Kempe den Strafstoß durchzieht und den Ball im Netz versenkt. Aufstieg in die Erste Liga!

An einer weiteren Wand hatte Wagner ebenso Fotografien aufgehängt, allerdings in deutlich kleinerem Format. Hier tauschte er Aufnahmen auch immer mal wieder aus.

Natürlich hingen auch einige Bilder zur Firmengeschichte von Wantrupp & Wantrupp an der Wand. Diese reichte weit zurück: Die Kanzlei war von Sigismund Wantrupp gegründet worden, im April 1900, drei Monate nach der Gründung des Deutschen Fußballbundes. Bereits zwei Jahre später tauchte auch Sigismund Wantrupps Bruder Richard in der Firmenbezeichnung auf: Er leitete die Detektiv-Abteilung des Unternehmens, die sich von Anfang an als sehr nützlich erwiesen hatte. Oftmals waren die Mandanten der Kanzlei ein wenig lichtscheu, was die Öffentlichkeit anging, und ihre Fälle waren heikel, so heikel, dass niemand Interesse daran hatte, die Polizei einzuschalten. Immer öfter kamen die Mandanten aus dem Bereich des Profi-Fußballs. Mit den Jahren entwickelte sich Wantrupp & Wantrupp zur grauen juristischen Eminenz, wenn es galt, im nationalen und auch im internationalen Fußball Probleme diskret zu lösen. Im Hintergrund.

In vielen spektakulären Fällen hatten Wantrupp & ­Wantrupp hinter den Kulissen die Fäden gezogen, Fälle, die bis heute als ungelöst galten. Etwa die Geschichte vom gestohlenen ›Coupe Jules Rimet‹, dem Weltmeisterpokal, der kurz vor der WM 1966 gestohlen worden war. Eine Woche später war er wieder aufgetaucht. Im Londoner Süden fand ihn ein Hund namens Pickles im Gebüsch. Alle Nachrichtensendungen des Abends vom 27. März 1966 zeigten, in dieser Reihenfolge, zuerst den Pokal, dann den Hund, dann seinen Besitzer. Was niemand wusste, war, dass Wantrupp & Wantrupp den Coup eingefädelt hatte. Und dafür gesorgt hatte, dass der Pokal rechtzeitig zurückgekehrt war. Dafür war Ferdinand Wantrupp verantwortlich gewesen, dessen Neffe eben jetzt die Kanzlei leitete.

Ursprünglich sollte Ferdinands Sohn Michael die Kanzlei übernehmen – aber der war intellektuell dazu nicht in der Lage, wie Papa Ferdinand nach einigen schmerzlichen Erlebnissen ebenfalls hatte zugeben müssen. Der Neffe Matthias, eben jetzt Paul Wagners Chef, war diesbezüglich deutlich besser qualifiziert: juristisches Examen mit Auszeichnung. Und einfach ein wenig Kultur, Auftreten – und er hielt Knigge auch nicht für Falten in Papierseiten …

Wagner war mit seinem Job sehr zufrieden. Das Einzige, was ihn an diesem Tag ein klein wenig störte, war der unterschwellige, aber permanente Kopfschmerz, der sich auch gegenüber drei Aspirin noch erfolgreich als Sieger behauptete.

Telefonate führte Paul Wagner nicht mehr über Telefonapparate, sondern per Headset via Computer. Dennoch gab es eine klassische Gegensprechanlage, mit der Wagner jedoch ausschließlich mit der Geschäftsleitung kommunizierte – und diese mit ihm. Wenn an diesem Apparat das rote Lämpchen leuchtete, ließ man alles andere stehen und liegen.

Und jetzt glühte es. Gleichzeitig ertönte ein dezentes Brummen im Raum: Die Gegensprechanlage läutete nicht wie ein Telefon, sondern gebärdete sich eher wie ein vibrierendes Handy. Auch in diesem Bereich musste man schließlich mit der Zeit gehen.

»Matthias, was kann ich für dich tun?«

»Paul, vor mir auf dem Stuhl sitzt Richard Fenske.«

Paul Wagner war nicht ganz klar, weshalb Matthias sich bei ihm meldete, wenn Fenske auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch saß. Denn Richard Fenske war seit Jahren Klient von Wantrupp & Wantrupp. Also eher von Wantrupp, der Rechtsabteilung. Privat waren Richard Fenske und Paul Wagner dicke Freunde, aber geschäftlich hatten sie bislang überhaupt nichts miteinander zu tun gehabt. »Okay, Richard ist bei dir. Was heißt das für mich?«

»Das heißt, dass du jetzt einfach zu uns runterkommst.«

Wagner antwortete nicht darauf. Er drückte die »Gespräch-beenden«-Taste, erhob sich und verließ sein Büro.

Der fünfstöckige Gründerzeitbau, in dem Wantrupp & Wantrupp residierten, war 1908 errichtet worden und lag im Frankfurter Stadtteil Bornheim. Die drei Stockwerke des Unternehmens waren über ein internes Treppenhaus miteinander verbunden. Mitarbeiter, die von einer Etage in die andere wollten, mussten somit nicht das allgemeine Stiegenhaus benutzen. So hielt es auch Wagner: Die Treppe nach unten lag keine fünf Meter von seinem Büro entfernt.

Als er Matthias Wantrupps Büro betrat, war Paul Wagner doch ein wenig erschrocken. Fenske saß nicht auf dem Besucherstuhl, er hing darin. Und Wagner dachte sofort daran, ob er selbst wohl auch so fertig aussähe. »Moinsen«, warf Wagner in die Runde, ein Gruß, den er Kommissar Thiel alias Axel Prahl aus dem Münsterer Tatort abgeschaut hatte.

Fenske hob nur den rechten Arm zum Gruß, machte nicht einmal den Versuch, aufstehen zu wollen. Immerhin sah er ihn an.

Matthias deutete nur eine Geste in Richtung des zweiten Besucherstuhls an. »Herr Fenske hat gerade noch ein paar Dinge mit Verträgen bei uns klären wollen. Haben wir erledigt. Aber er hat auch einen Auftrag für uns. Also, eher einen Auftrag für dich. Denn dieser Auftrag fällt definitiv nicht in die Kategorie ›juristisches Problem‹.«

Was sein Freund Richard Fenske den lieben langen Tag so 100-­ ­prozentig genau trieb, das wusste Paul Wagner eigentlich gar nicht. Ihm war bekannt, dass Fenske auf jeden Fall ständig mit viel Geld jonglierte und das mit dem Understatement ›Anlageberatung‹ versah. Er investierte hier, er investierte da, er investierte im Auftrag von anderen Leuten. Und alles, was irgendwelche Verträge anging, darum kümmerte sich der erste Teil von Wantrupp & Wantrupp: die Rechtsanwälte. Das war auch der Grund, weshalb Richard Fenske eher in Stockwerk drei und vier agierte und mit Paul Wagners Abteilung, der Detektei, wenig zu tun hatte.

Mit einer weiteren Handbewegung von Richard Fenske zu Paul Wagner klinkte Matthias Wantrupp sich aus dem folgenden Dialog aus.

»Richard, wir waren doch gestern zusammen bei der Polizei. Was können wir hier jetzt für dich tun?«

Jetzt richtete Richard Fenske seinen Blick direkt auf Wagner. »Ja, du hast mich gestern zur Polizei begleitet. Zu dieser Farce. Ich hab denen sogar gesagt, dass in meinem Bauchbeutel Kondome waren. Danach werden die Jungs in Blau – also ich meine die Polizisten, nicht unsere Fußballer – jetzt mit Nachdruck suchen. Und sie werden sie in jeder Drogerie finden. Unbenutzt und original verpackt. Mein Portemonnaie und ganz besonders dessen Inhalt werden sie gewiss nicht finden. Vielleicht noch meinen Reisepass, mit viel Glück, wenn ihn der Taschendieb bewusst auf die Stufen vom langen Ludwig auf dem Luisenplatz legt. Aber, Paul, das ist mir alles scheißegal.«

Fenske macht eine Pause, und Wagner füllte sie mit der rhetorischen Gegenfrage: »Und was ist nicht scheißegal?«

»Ich will die Lilie zurück. Hätte mir dieser Idiot, der mir den Bauchbeutel aufgeschlitzt hat, die Knarre an die Brust gehalten, ich hätte ihm die 500 Euro einfach in die Hand gedrückt. Aber die Lilie? Die will ich zurück! Nicht nur, damit ich sie Laura schenken kann. Sondern weil sie ein Teil meiner Familie ist. Meine Familiengeschichte. Ich. Will. Sie. Zurück! Koste es, was es wolle.«

»Koste es, was es wolle«, das war ein Satz, den Paul Wagner sehr gern hörte. Der Satz implizierte die beste aller Rahmenbedingungen für eine Recherche. Man machte, was notwendig war. Und musste nicht vorher eine halbe Stunde bei unbezahltem Stundensatz diskutieren, was man zu tun gedachte. Wagner schaltete automatisch im Innern auf den Business-Modus. Er erinnerte sich an das Gespräch bei der Polizei vom Vortag. Der Materialwert der Lilie lag bei vielleicht 50...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2024
Verlagsort Frankfurt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Aufstieg • Bölle-Hölle • Böllenfalltor • Darmstadt • Fan • Fußball • Kater • Krimi • Lilien • Paul Wagner • Richard Fenske • SV Darmstadt 98 • Wantrupp & Wantrupp
ISBN-10 3-95542-482-0 / 3955424820
ISBN-13 978-3-95542-482-4 / 9783955424824
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