Wo bist Du (eBook)
348 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-9002-9 (ISBN)
Die Autorin ist 1977 in Polen geboren, seit 1984 lebt sie in Österreich. Das Schreiben und die Faszination für die Erzählung haben schon immer eine große Rolle in ihrem Leben gespielt. In Form von Tagebüchern oder Kurzgeschichten beginnt für sie bereits als junges Mädchen das regelmäßige Schreiben. Ihr bevorzugtes Genre sind Familienromane, Liebesromane sowie Science Fiction Romane. 2017 veröffentlicht die Autorin ihr erstes Buch in Self- Publisher Fassung "Wahre Liebe braucht Zeit". Das Schreiben, als einen der wichtigsten Bestandteile in ihrem Leben, möchte sie weiterhin fördern und arbeitet bereits mit viel Freude an ihrem dritten Buch.
Kapitel 2
Übermüdet stand Roana am folgenden Morgen auf. Ihr Kopf tat fürchterlich weh. Bei jedem Schritt hämmerte es unter ihrer Schädeldecke und sie hatte das Gefühl, als würde ihr Schädel jeden Moment platzen.
Es war kaum zu ertragen. Ben setzte einen herrlich duftenden Kaffee auf, aber das half auch nicht viel. Er versprach, sich auf jeden Fall am Abend zu melden, weil er sich große Sorgen mache. Für sich erklärte er sich ihr Weinen und die Verwirrtheit als Ausdruck der Verlustangst, ihn vielleicht endgültig aufgeben zu müssen; eine Furcht, die sie in den vergangenen Jahren immer wieder geäußert hatte.
Roana selbst sagte nichts zu dem Vorfall im Badezimmer. Sie wollte nur nicht länger alleine sein, das betonte sie auch an diesem Morgen nochmals, als sie sich beim Abschied küssten. Ben wiederholte ein weiteres Mal, dass es dafür zu früh sei. Doch nicht mehr lange, so sein Versprechen am Schluss, dann würde er sein ganzes Leben für sie ändern.
Auf dem Weg zur Arbeit drehten sich ihre Gedanken immer wieder um die Ängste ihrer Nächte, besonders das fürchterliche Erlebnis mit dem Spiegel sowie den merkwürdigen Fremden vom gestrigen Tag.
Roana konnte die Geschehnisse der letzten Tage überhaupt nicht mehr einordnen oder gar logisch erklären. Es waren verrückte Dinge passiert.
Es konnte doch nicht alles nur durch den Stress entstanden sein. Vielleicht war sie schwer krank? Einen Moment lang dachte sie daran, zum Arzt zu gehen und sich auf Herz und Nieren untersuchen zu lassen. Vor allem aber ihren Kopf! Das mit dem Spiegel konnte doch nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Entweder wurde sie langsam, aber sicher verrückt oder es geschah tatsächlich etwas Übernatürliches direkt vor ihren Augen, griff in ihr Leben hinein und entwand es ihrer Kontrolle.
Das erschreckte sie zutiefst und sie traute sich nichts mehr zu machen oder gar zu denken. Ganz geschweige davon, dass sie es satthatte, weiterhin einsam und alleine zu leben. Sie ersehnte sich so sehr eine Zweisamkeit voller Vertrauen und Geborgenheit mit Ben! Was sollte sie mit schrecklichen Tagträumen anfangen, die drohten, sie krank zu machen.
Panik stieg in ihr hoch und drückte ihre Kehle zu, als sie sich nur vorstellte, am Abend wieder allein sein zu müssen. Was war das mit dem unsichtbaren Mann vor dem Lokal? Was mit der Illusion einer Frau in ihrem Badezimmer? Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Wurde sie von jemandem unter Drogen gesetzt? Wer sollte das tun? Hatte sich womöglich irgendwer einen Streich überlegt, oder waren es richtige Feinde, die sie an den Rand des Wahnsinns treiben wollten?
Alles Fragen, auf die es im Augenblick keine Antwort gab.
In diesem Moment wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie nicht nur ihre eigenen Gedanken wahrnahm, sondern ebenso die der Menschen, die an ihr vorbeigingen. Und das weiter im Hintergrund? Waren das nicht sogar die Gedanken von Menschen in der weiteren Umgebung? Menschen, die an der Kreuzung standen, die in dem Bus saßen, der gerade vorbeifuhr.
Sie nahm wahr, was die Leute dachten, die sich mit ihr hier auf der Straße aufhielten. All das war plötzlich schrecklich laut und klar, so als würden sie direkt mit ihr sprechen. Gedanken der Kinder, ob sie heute fernsehen dürften, der Jungen und Alten wie ihr Tag wohl ablaufen würde. Das war, als ob all die Menschen ihre Gedanken laut aussprachen. Sie vernahm Romantisches, Verhasstes, Hoffnungsvolles, Verliebtes und ebenso Unbefriedigtes von allen Seiten in klaren Sätzen wie auch in Form undeutlicher Stimmungen. In allen Stimmlagen dröhnte es, als ob die Leute ihr damit unmittelbar in den Ohren lägen.
Doch kein einziger Mensch blickte sie an, niemand sprach direkt zu ihr. Sie ‚hörte‘ die Menschen denken! Und in all der Kakophonie erklang immer wieder die bekannte Stimme aus dem Badezimmer: “Suche ihn! Wir brauchen ihn!“
Roana versuchte diese Worte von sich wegzuschieben und sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, um bei sich zu bleiben und nicht in Panik zu geraten. Doch es gelang ihr nicht. Gegenwärtig war es unerträglich laut in ihrem Kopf, sie glaubte schon, er würde jeden Augenblick explodieren. Sie war entsetzt und fassungslos über die klare, unerklärliche Wahrnehmungsfähigkeit, die sich da plötzlich auftat. Sie dachte, ihr Körper verlöre jegliche Kontrolle über sich und sie würde einen Nervenzusammenbruch erleiden. Kalter Schweiß stand ihr auf der Haut, im Kopf hämmerte es und ihr Herz raste.
So viel Angst hatte sie noch nie am helllichten Tag gespürt; mit Hunderten Menschen um sich herum waren und doch vollkommen verloren. Letztendlich war sie doch ganz alleine und verlassen, der Angst ausgeliefert, die sie überwältigte.
Sie konnte nur noch beobachten, nichts mehr sagen. Sie war innerlich erstarrt und verstummt.
Die Menschen rempelten sie an, bemerkten anscheinend nicht, dass sie überhaupt da war und es ihr schlecht ging. Einmal sah sie sich in der großen Scheibe des Autobusses widergespiegelt, dann war sie plötzlich nicht mehr zu sehen. Als sie kurz darauf ausstieg und langsam an einem Auslagenfenster vorbeiging, war ihr Spiegelbild gänzlich verschwunden.
Und wieder erklang die zischende Stimme „Suche ihn! Wir brauchen ihn! Hörst du mir überhaupt zu, Roana? Mach dich endlich auf den Weg!“ Roana schaute erneut in das Auslagenfester und erkannte zu ihrem Entsetzen die Frau von letzter Nacht in der großen Scheibe.
Die Menschen, die ihr entgegenkamen, schienen sie nicht wahrzunehmen, nicht zu hören. Als sie eine Passantin ansprechen wollte, kam kein Laut aus ihrem Mund.
Verzweifelt wollte Roana diese Dame berühren und sie um Hilfe bitten, doch sie fuhr durch ihren Körper hindurch, als wäre sie ein Geist. Ratlos wandte sie sich an den Zeitungsverkäufer an der Straßenecke, doch auch er schien sie nicht zu sehen. Sie war in einer Art Zwischenwelt gefangen, existierte anscheinend weder hier noch dort. Roana konnte niemanden ansprechen und berühren, nichts nehmen, nach nichts greifen, nur noch schweben. Sie war entsetzt und vollkommen verwirrt. Dann wurde es plötzlich finster um sie und alle Stimmen waren endlich still.
In derselben Sekunde konnte Roana plötzlich wieder klar denken, öffnete die Augen und sah sich am Arbeitsplatz an ihrem Bürotisch sitzen. Um sie herum war alles ganz normal, in ihrem Kopf waren nur noch ihre eigenen Gedanken. War das alles eben nur ein Tagtraum gewesen? Hatte sie gerade einen Sekundenschlaf erlebt?
Sie blickte sich um, im Büro war alles vollkommen gewöhnlich. Die Arbeitskollegen huschten von einem Zimmer ins nächste, Papierstapel wurden umhergetragen. Zwischendurch ging jemand mit einem Becher Kaffee von einem Platz zum nächsten. Überall wurde geredet und telefoniert. Die Hektik ließ sie gleich wieder munter werden, beruhigt, dass die furchtbaren Ereignisse offensichtlich nur in ihrer Fantasie stattgefunden hatten.
Roana stand auf, um sich selber einen Kaffee aus dem Automaten holen. Sie spazierte auf hohen Absätzen elegant über den weichen Büroteppich und sah sich um. Alle waren beschäftigt und vertieft in ihre Arbeit.
Auf dem Weg kam sie am Tisch ihrer Kollegin und Freundin Beth vorbei. Roana stellte sich zu ihr und fragte: „
Guten Morgen, Beth. Möchtest du auch einen Kaffee? Ich kann dir einen mitbringen.“
„Wenn du nur annähernd so eifrig arbeiten würdest, wie du Kaffee trinken kannst, dann hätten wir alle viel mehr davon“, entgegnete die jedoch bissig.
Verdutzt sah Roana sie an und konnte nicht glauben, was ihre sonst so nette und zuvorkommende Freundin da gerade von sich gegeben hatte.
Sie fragte sich, was sie ihr getan haben mochte. Beth musste einen wahnsinnig schlechten Morgen haben, um sie so grundlos anzufahren. Aber bitte, dann konnte sie ihr nur leidtun.
„Okay, okay, dann eben nicht. Ich bin dann mal weg. Du weißt, wo du mich findest. Meist an meinem Arbeitsplatz, denn ich werde versuchen, mich vom Kaffeeautomaten fernzuhalten.“
„Ja, geh nur, ich bin gespannt, ob du auch nur ein Prozent von dem schaffst, was eigentlich von dir verlangt wird“, gab Beth im gleichen Ton wie zuvor zurück.
„Schon gut, ich habe für heute genug von dir gehört. Ich gehe, Beth, da ist mir die Zeit zu schade“, entgegnete Roana, verließ ihren Platz, drehte sich kurz darauf noch einmal um, um ihre Freundin nochmals zu betrachten. Beth machte nicht den Eindruck, dass ihr das Gesagte leidtat. Sie saß vertieft in ihre Arbeit da und schenkte Roana keinerlei Aufmerksamkeit mehr.
Karl, ein Kollege aus demselben Stock, achtete nicht, wo er hintrat, und lief direkt in Roana hinein, schüttete dabei seine Cola auf ihre weiße Bluse. Doch anstatt sich zu entschuldigen, meinte er:
„Na, ist doch gut, da kannst du endlich mal das hässliche Teil loswerden. Ich hätte es dir schon eher sagen sollen, doch dann wärst du nur beleidigt gewesen. Ich glaube langsam, du hast jeden Tag dasselbe an und was du da trägst, sieht unmöglich aus in dieser Kombination. Eigentlich hat dich meine Cola gerade befreit.“
Mit einem schiefen Lächeln ging Karl weiter und ließ Roana fassungslos dastehen. Jetzt blieb...
| Erscheint lt. Verlag | 22.12.2023 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
| Schlagworte | Dimension • Liebesroman • Science Fiction • Weltraum • Zeitreise |
| ISBN-10 | 3-7583-9002-8 / 3758390028 |
| ISBN-13 | 978-3-7583-9002-9 / 9783758390029 |
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