Das Geflüster der Nachtfalter (eBook)
356 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-5101-9 (ISBN)
Mark Fear wurde 1990 in Bayern geboren, ist stolzer Katzenpapa und verkriecht sich seit seiner Kindheit immer noch gerne in seiner Phantasie. Schon damals liebte er es, sich eigene Welten auszudenken und viele seiner Spielsachen durchlebten fantasievolle Reisen, die er sich in seinem Kinderzimmer ausgedacht hat. Im Laufe der Zeit wich das Spielzeug dem Erwachsenwerden, aber noch immer trifft er sich mit seinen Freunden, um bei einer Partie Magic: The Gathering oder einem guten Videospiel kleine Abenteuer zu erleben. 2019 begann er, an seinem Debüt zu arbeiten, das im Dezember 2022 das Licht der Welt erblickte. Mit Das Geflüster der Nachtfalter-Reihe will er seine Leser*innen dazu einladen, ihm in eine seiner Welten zu folgen. Wer mehr Interesse an seinen Werken hat und am Weg der Veröffentlichung teilhaben möchte, darf ihm gerne auf Instagram folgen.
- Prolog -
Belox
Ein rotes Lämpchen am Rand eines Schreibtischs begann summend zu blinken. In die steinerne Tischplatte hatten die besten Bildhauer von Sightt kunstvolle Verzierungen eingearbeitet, die schwungvoll die eingelassene, hölzerne Arbeitsplatte einrahmten. Zwei hohe Dokumententürme stapelten sich darauf und eine Akte lag ausgebreitet auf dem Tisch.
»Herr Senator soll ich die Konferenz durchstellen?«, ertönte eine blecherne Stimme aus einem Lautsprecher, der am hinteren Eck des Tisches stand.
Belox saß auf seinem Stuhl, der wie ein Thron in die Höhe ragte, lehnte sich mit den Ellbogen auf der Tischplatte ab und hatte das Kinn auf die Daumen seiner gefalteten Hände abgelegt. Gebannt starrte er das blinkende Lämpchen an.
»Herr Senator, die anderen Ratsmitglieder warten. Soll ich sie durchstellen?«, fragte der junge Mann, der im Raum nebenan saß.
Belox mochte ihn eigentlich. Er verstand es prächtig, lästige Termine abzusagen oder sie gar nicht erst anzunehmen, und war gekonnt darin, Anrufer abzuwimmeln. Aber dies war eine Nummer zu groß für ihn. Einer Notfallkonferenz des Senats konnte ein so unbedeutendes Rädchen nichts entgegenbringen.
Der Senator presste die Lippen zusammen und räusperte sich genervt. Am liebsten hätte er den armen Tropf aus dem Nebenzimmer die Ehre zuteilwerden lassen, anstatt seiner an der Konferenz teilzunehmen, aber die anderen Mitglieder würden dies sofort durchschauen.
Ihm war es egal, was die übrigen Senatoren und ihre Festungen trieben. Er allein hatte es geschafft, aus Sightt eine stolze, unabhängige Stadt zu formen, die, so war er sich sicher, jeder Gefahr strotzte. Die Probleme der anderen interessierten ihn nicht. Sie hatten noch nie auf Belox gehört und es war ihm ein Rätsel, warum sie ausgerechnet jetzt auf Biegen und Brechen auf seine Anwesenheit bestanden.
Er nahm den Hörer, der seitlich am Schreibtisch hing, von der Gabel und drückte auf den Knopf daneben.
»Stell sie durch«, antwortete er grummelig, während er sich am Hals kratzte.
»Sehr gerne, Herr Senator.«
Nach einem kurzen Rauschen vernahm er die Stimmen der übrigen Senatsmitglieder.
»Meine Damen und Herren, was verschafft mir die Ehre zu dieser späten Stunde?«, fragte er mit einem falschen Lächeln, nachdem er sich aufgerichtet hatte.
»Belox, wer glauben Sie, wer Sie sind? Den Senat einfach so warten zu lassen!«, donnerte es von der anderen Seite.
»Mein lieber Mosko, wie Sie alle muss ich eine Festung vor ihrem Untergang bewahren. Wie ist die Lage in Kimub? Was macht Ihre Forschung?«, erkundigte sich Belox, obwohl es ihm vollkommen egal war.
Die Stimmen der Ratsmitglieder überschlugen sich, schimpften und wetterten gegen ihn.
»Meine Damen und Herren, so kann ich Sie leider nicht verstehen.« In Belox‘ Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. »Benötigen Sie meine Hilfe?«
»Das ist ja wohl unerhört!«, brüllte ihm eine Frauenstimme ins Ohr.
»Aber bitte, werte Kollegin. Ich bin der Senator der einzigartigen und autarken Festung Sightt, die unabhängig durch diese finsteren Zeiten schreitet. Aber –«
»Das reicht!« Belox wurde harsch von einer weiteren Frauenstimme unterbrochen. »Wir sind hier nicht zum Spaß!«
Alle verstummten. Senatorin Dorna genoss das größte Ansehen und den höchsten Respekt des Senats. Auch wenn sie keinen Vorsitzenden hatten, so wurde sie intern als Kopf des Festungsbundes gehandelt.
»Nun, was verschafft mir also die Ehre?«, fragte Belox erneut.
»Varin ist gefallen«, antwortete ihm die zweite Frau knapp.
Die Worte hallten in seinem Büro. Stille umhüllte den Senator, als wären sie gerufen worden.
»Gefallen?«, fragte er mit zittriger Stimme. »Aber wie ist das möglich?«
Die Schwere dieser Neuigkeit entzog die Wärme aus Belox‘ Körper. Die letzten fünf Festungen waren wahrhafte Bollwerke, Wunderwerke, die von Menschenhand erschaffen worden waren. Sie waren uneinnehmbar, kein Plünderer würde jemals die Mauern erklimmen, kein Wirt jemals die Städte innerhalb erreichen können. Und doch war Varin gefallen. Die erste Festung gehörte nun der Vergangenheit an.
»Das wollen wir von Ihnen erfahren.« Moskos arroganter Tonfall nahm den ersten Schock von Belox und ließ ihn wieder auf den Boden der Realität zurückkommen.
»Wie soll ich das bitte verstehen?«, fragte er gereizt.
»Seit Längerem liegen Sie uns in den Ohren mit ihrer Idee eines Elitekommandos, das unter der Führung eines einzelnen Senators sämtliche Befugnisse hat. Sie drängten uns bei jeder Gelegenheit diese Vorstellung auf.« Die erste Frauenstimme meldete sich wieder zu Wort.
»Aber, aber meine liebe Stada. Warum sollte meine Idee einer solchen Einheit dann mit dem Fall Varins etwas zu tun haben? Würde ich die übrigen Festungen treffen und erpressen wollen, würde ich doch die Ihre zuerst aus dem Spiel nehmen. Was wäre der Rest ohne die Lebensmittellieferungen aus Refin?«, sprach Belox ruhig und mit hämischem Grinsen.
»Hören Sie das Dorna?«, brüllte Refins Senatorin in die Ohren aller anderen. »Das war ein Geständnis!«
»War es nicht und das wissen Sie auch«, erwiderte Belox. »Aber was ist nun mit Varin? Was ist passiert? Und wie geht es nun weiter?«
»Nun ...«, begann Senatorin Dorna. »Ihre Festung ist die nächstgelegene. Die Armee von Varin wurde angewiesen, alle Überlebenden nach Sightt zu bringen. Wir bitten Sie, diese unschuldigen Bürger in Ihrer Stadt aufzunehmen. Sollte dies Ihre Mittel über –«
»Aber wo denken Sie denn hin?«, unterbrach Belox seine Senatskollegin. »In Sightt ist jeder willkommen. Wir verfügen über genügend Ressourcen. Ich kann ihren Festungen gerne dieses Konzept erklären, nun, da ein Glied ihrer Handelskette weggefallen ist.«
Niemand antwortete auf diese spitze Bemerkung und Belox stellte sich vor, wie sie sich alle auf die Zungen bissen.
»Gerne schicke ich auch Teile meiner Armee zu Ihren Festungen, um sie vor Angriffen der Untoten zu schützen. Diese Kreaturen –«
»Sabotage«, wurde er von Mosko unterbrochen.
»Wie bitte?« Belox schien sich verhört zu haben.
»Es war Sabotage«, wiederholte der Senator von Kimub.
»Woher –?«
»Senator Vaulte gab einen Funkspruch ab, kurz bevor Varin angegriffen wurde. Laut seiner letzten Meldung habe er überlebt und befindet sich auf dem Weg zu Ihnen«, erklärte Senatorin Dorna.
»Warum ausgerechnet zu mir?«, fragte Belox, wobei er die Antwort bereits erahnte.
»Da sie von ihrem Konzept einer unabhängigen Festung so überzeugt sind und über mehr als genügend Vorräte verfügen, hat der Senat den Entschluss gefasst, sich Ihre Arbeit genauer anzusehen und unter die Lupe zu nehmen. Wir nutzen diesen bedauerlichen Vorfall, um zu prüfen, was Sightt wirklich ausmacht.« Dorna räusperte sich. »Senator Vaulte wird dann mit ihnen die Stadt leiten und wenn er überzeugt ist, dann reden wir noch einmal über Ihre Ideen, Senator Belox«, erklärte Senatorin Dorna und Belox war sich für einen Augenblick nicht sicher, ob er Senatorin Stada kichern hörte.
»Zusammen?«, entfuhr es ihm und seine Stimme hallte durch das Büro.
Seine Ohren glühten, er biss die Zähne zusammen, dass ihm der Kiefer schmerzte, und er hatte seine freie Hand zu einer Faust geballt.
»Ich habe ohne Hilfe des Senats diese Stadt aufgebaut, niemand scherte sich auch nur einen Dreck um Sightt. Und nun soll diese Festung von zwei Senatsmitgliedern geführt werden?« Mit jedem Wort wurde seine Stimme lauter und Belox fuchtelte unbeherrscht mit der freien Hand durch die Luft. »Nein! Ich sage nein!«
»Es wurde bereits einstimmig entschieden, werter Kollege.« Moskos Stimme war wie ein Dolch, der sich in Belox‘ Rücken bohrte und er ließ sich in seinen Stuhl sacken.
»Diese Konferenz informiert Sie nur über die baldige Ankunft des Senators Vaulte in Ihrer Festung«, fuhr Dorna fort.
Belox‘ Kehle war staubtrocken, seine Hände zitterten und er brachte keinen Laut heraus. Er hatte fast sein ganzes Leben dieser Stadt gewidmet, hatte sie aufgebaut, gestärkt und verteidigt.
Der Senat nimmt mir mein Lebenswerk weg, will es mir aus meinen Fingern reißen!
»Aber Sie können sich nützlich machen. In mehreren Funksprüchen, die abgefangen wurden, wurde etwas von einem Phantom geredet. Vielleicht finden Sie heraus, was es damit auf sich hat.« Belox hörte, wie Mosko nach seinem Vorschlag ein amüsiertes Lachen zu unterdrücken versuchte.
Er hatte schon immer gewusst, dass der Senat nicht wirklich viel von ihm hielt und er nur Mitglied war, weil er eine der letzten Festungen regierte. Die...
| Erscheint lt. Verlag | 30.8.2023 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Das Geflüster der Nachtfalter | Das Geflüster der Nachtfalter |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
| Schlagworte | found family • Freundschaft • Magie • Mutanten • Wüste • Zombie |
| ISBN-10 | 3-7578-5101-3 / 3757851013 |
| ISBN-13 | 978-3-7578-5101-9 / 9783757851019 |
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