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Meeresfriedhof (eBook)

Roman | Für Leser und Leserinnen von Stieg Larsson und Joël Dicker

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
544 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31100-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Meeresfriedhof -  Aslak Nore
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Der Auftakt zur neuen international erfolgreichen Thriller-Reihe aus Norwegen: die Falck-Saga Während des Zweiten Weltkriegs wird ein Hurtigrutenschiff mit norwegischen Zivilisten und deutschen Soldaten an Bord von einer englischen Mine getroffen und sinkt. Hunderte Menschen kommen ums Leben, so auch der Unternehmer und Reeder Thor »Store« Falck. Seine Frau, die junge Schriftstellerin Vera Falck, und ihr kleiner Sohn Olav werden wie durch ein Wunder gerettet. Fünfundsiebzig Jahre später geht Vera im Meer schwimmen und kehrt nicht mehr zurück. Mit ihr verschwindet auch das Testament, das sie sich kurz vor ihrem Tod hat aushändigen lassen. Ihr Sohn Olav, der Patriarch der Familie und Vorsitzender der einflussreichen SAGA-Stiftung, macht sich Sorgen: Hat seine Mutter das Testament in letzter Sekunde geändert und den verarmten Zweig der Familie bedacht? Und was hat es mit Veras Memoiren auf sich, die nach Fertigstellung in den 70er-Jahren vom norwegischen Staatsschutz beschlagnahmt wurden? Olavs Tochter Sasha, die bisher immer auf seiner Seite war, ist fest entschlossen, die Wahrheit herauszufinden, auch wenn sie sich gegen ihren mächtigen Vater stellen muss.  Ein literarischer Thriller über Familie und Macht, Reichtum und Vertuschung in der Tradition Stieg Larssons oder Joël Dickers.

Aslak Nore, geboren 1978 in Oslo, studierte an der Universität Oslo und an der New School for Social Research in New York. Er war Soldat im norwegischen Elitebataillon Telemark in Bosnien und arbeitete als Journalist im Nahen Osten und in Afghanistan. In Norwegen hat er mehrere Sachbücher und vier Romane veröffentlicht. 'Meeresfriedhof' ist der erste Band einer literarischen Thriller-Serie rund um die Familie Falck und wurde in vielen Ländern ein Bestseller. Nore lebt mit seiner Familie in der Provence, Frankreich.

Aslak Nore, geboren 1978 in Oslo, studierte an der Universität Oslo und an der New School for Social Research in New York. Er war Soldat im norwegischen Elitebataillon Telemark in Bosnien und arbeitete als Journalist im Nahen Osten und in Afghanistan. In Norwegen hat er mehrere Sachbücher und vier Romane veröffentlicht. "Meeresfriedhof" ist der erste Band einer literarischen Thriller-Serie rund um die Familie Falck und wurde in vielen Ländern ein Bestseller. Nore lebt mit seiner Familie in der Provence, Frankreich. Dagmar Lendt ist Skandinavistin und übersetzt aus dem Norwegischen, Schwedischen und Dänischen. Bisher hat sie rund einhundert Bücher ins Deutsche übertragen, u.a. von Jon Fosse, Kjetil Try und Viveca Sten. Sie lebt in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Teil 1 Stupet – Die Steilklippe


Kapitel 1 Ein flugbereiter Falke


Von jeher hatte Großmutter vorausgesagt, dass der Familienbesitz noch vor ihr zugrunde gehen würde. Was sie damit meinte – ob sie sich für unsterblich erklärte oder die Nachfahren verfluchte –, wusste keiner so genau. Vera Lind war nicht umsonst Schriftstellerin, aber von allen Geschichten, die sie jemals erzählt hatte, gab es keine, die Sasha mehr Angst machte.

Eigentlich war sie auf den Namen Alexandra Falck getauft, es war Großmutter, die darauf bestanden hatte, sie Sasha zu nennen, oder als kleines Kind Sashenka – kleine Sasha –, nach dem russischen Urgroßvater, von dem keiner auch nur ein Foto gesehen hatte.

Von Schlaflosigkeit gequält, war sie früh aufgestanden und hatte sich einen marineblauen Rollkragenpullover und einen Tweedblazer angezogen. Bei unangenehmen Terminen war es wichtig, korrekt gekleidet zu sein. Am Tag zuvor hatte sie herausgefunden, dass einer der Doktoranden am Archiv, das sie leitete, sich Zugang zu den Dateien des Geschäftsberichts der Stiftung aus dem Jahr 1970 verschafft hatte. Das war ein Verstoß gegen die schriftliche Verschwiegenheitserklärung, die er unterschrieben hatte, und Wortbruch war etwas, das sie nicht auf die leichte Schulter nahm.

Die Schnüffelei des Doktoranden war schlimm genug, aber vor allem war sie ein Symptom. Sie konnte es fühlen wie die Luftveränderung, wenn eine Jahreszeit eine andere ablöste. Gut gehütete Geschichten würden jetzt an die Oberfläche kommen.

Was hatte Großmutter damit gemeint, dass Wahrheit und Familienloyalität miteinander in Konflikt standen?

Sasha schloss das Pförtnerhaus, das sie mit ihrer Familie bewohnte, hinter sich ab. Zurzeit war sie allein, die Mädchen waren bei einem befreundeten Paar im Ferienhaus. Mads war auf Geschäftsreise in Asien. Zu Beginn der Ehe hatte er angedeutet, dass es vielleicht ein wenig beengt sein könnte, auf einem Anwesen zu wohnen, das sowohl als Hauptsitz des Familienunternehmens fungierte als auch mehrere Familienmitglieder beherbergte. Sasha war wütend geworden, so wie man es wird, wenn jemand eine offenkundige Wahrheit über etwas anspricht, das man liebt.

Umziehen kam nicht infrage.

Rederhaugen lag eine kurze Bootsfahrt westlich der Hauptstadt. Sasha lief die Ahornallee hinunter zum Wendeplatz. Über Nacht hatte leichter Raureif die Welt in einen blassen Schimmer gehüllt. Ein eisiger Wind strich ihr übers Gesicht und blies direkt durch die Jacke. Sie schüttelte sich unwillkürlich.

Obwohl sie ihr ganzes Leben hier verbracht hatte, wurde sie immer noch oft von Hingabe und Liebe zu diesem Ort überwältigt. Das war ihre Welt. Anwesen und Familie waren eine Einheit, eine Verlängerung von ihr; die glatt geschliffenen, flachen Felsen an der Westseite, wo sie als Kind gebadet hatte, die Stege und Bootshäuser an der Südspitze, die sorgfältig angelegten Rasenflächen, die sich im Sommer smaragdgrün färbten und vom dichten, leise rauschenden Nadelwald abgelöst wurden, der an der Ostseite an einer senkrechten Klippe endete, auf der sich Veras Schreibstube befand.

Vom stillgelegten Springbrunnen auf dem Wendeplatz ging sie einen Kiesweg hinauf zu einem dreistöckigen cremeweißen Steinhaus, das auf einer grasbewachsenen Anhöhe über dem Grundstück thronte, mit Säulengängen, Erkern, verschnörkelten schmiedeeisernen Balkonen und einem runden, burgähnlichen Turm mit Schießscharten als oberem Abschluss.

Von Natur aus war sie konservativ. Veränderungen erfüllten sie mit Angst und Widerwillen. Bei einem Streit hatte Mads ihr zugestanden, dass jemandem mit ihrem Hintergrund – eines Tages würden Sasha und ihre beiden Geschwister die vielleicht schönste Privatimmobilie des Landes, einen Milliardenkonzern und eine humanitäre Stiftung erben – revolutionäre Umwälzungen wenig bringen würden. Das stimmte, aber ihr Konservatismus reichte tiefer: Letztendlich war es nur die Familie, die zählte.

Die Loyalität zu ihr ging Sasha über alles, und wenn die stärksten Familienmitglieder in Konflikt miteinander standen – Großmutter und der dominante Vater wohnten zum Beispiel seit einem halben Jahrhundert auf demselben Anwesen, redeten aber kaum miteinander –, war es ihre Aufgabe, einen Ausgleich zwischen den Extremen zu finden.

Sie schloss die Tür im Sockelgeschoss auf der Rückseite des Hauptgebäudes auf. Von dort ging sie in die Bibliothek, wo sich ihr Büro befand. In ihrem Postfach lag eine Karte mit dem Aufdruck Finse 1222 und der handschriftlichen Nachricht: Vergiss nicht die Tour über den Hardangerjøkul. Liebe dich. M.

Solche kleinen Überraschungen waren typisch Mads. Dass er sich tatsächlich eine Ansichtskarte aus Finse besorgt und sich die Mühe gemacht hatte, sie vor seiner Abreise einzuwerfen, erfüllte sie mit Zärtlichkeit. In jüngeren Jahren hätte sie das sicher als einen zynischen Versuch abgetan, ihr zu imponieren. Jetzt glaubte sie, dass es Liebe war.

Sie setzte sich auf den braunen Eames-Stuhl.

Als Museumsdirektorin der SAGA-Stiftung hatte sie die Personalverantwortung für die fest angestellten Mitarbeiter und die angegliederten, mit einem Stipendium geförderten Doktoranden. Sie schlug den Kalender auf. Besprechung: 08.00–08.10. Sasha sah auf die Uhr. Noch eine Viertelstunde. Ihr grauste.

Im letzten Jahr hatte sie die Vorbereitungen für ein ambitioniertes Gemeinschaftsprojekt mit dem deutschen Bundesarchiv in Freiburg geleitet, Abteilung Militärarchiv. Wenn sie mit Außenstehenden über das Projekt sprach, passierte es nicht selten, dass deren Blicke abschweiften. Archive waren nicht sexy, aber das kümmerte Sasha nicht im Geringsten. Für sie war es Geschichte an sich, die in Briefen und knappen Telegrammen zutage trat. Es war eine Aufräumarbeit, die ganz nach ihrem Geschmack war. Großmutter behauptete zwar immer, die Geschichtswissenschaft sei genauso objektiv wie ein Roman, aber das war nur eine ihrer vielen Übertreibungen.

Bei der Zusammenarbeit mit den deutschen Archiven ging es darum, Informationen über die Hunderttausenden von deutschen Soldaten zusammenzutragen, die während des Krieges in Norwegen stationiert gewesen waren. Ins elektronische System konnten Angehörige, Historiker und andere Interessierte Namen, Daten von Erkennungsmarken oder Ähnliches eingeben und Zugang zu den vorhandenen Informationen erhalten. Die logistischen Herausforderungen waren enorm, aber Vaters Leitgedanke war, die Stiftung in Deutschland besser bekannt zu machen.

Es klopfte an der Tür, und dann klopfte es wieder, aber erst als ihre Uhr Punkt acht anzeigte, rief sie:

»Ja?«

Sindre Tollefsen trat vorsichtig ein. Seine Kleidung war abgetragen, die Geheimratsecken hatten den Haaransatz nach hinten geschoben und sich zu einer Stirnglatze vereinigt, in deren Mitte ein struppiges Haarbüschel saß. Er betrachtete sie unsicher, mit sanftem, leicht ausweichendem Blick. Der Mann mochte ungefähr in ihrem Alter sein.

»Setzen Sie sich«, sagte sie, und er gehorchte. Sie dachte an all die Menschen, die ihr Vater gefeuert hatte.

Wie hatte er das fertiggebracht, wenn es für sie so unangenehm war?

»Wie Sie wissen«, begann sie mit einem unsicheren Räuspern, »arbeitet die SAGA-Stiftung seit Langem mit der Universität zusammen, um es Doktoranden zu ermöglichen, für ihre Dissertation unsere Archive zu nutzen. Eine Zusammenarbeit, die auf gegenseitigem Vertrauen basiert. Sie haben wertvolle Beiträge zur Aufarbeitung des Krieges geleistet und waren ein wichtiger Mitwirkender im Kooperationsprojekt mit den Deutschen.«

Er schluckte, der spitze Adamsapfel bewegte sich auf und ab. Sasha war von Tollefsens Promotionsprojekt begeistert gewesen. Er forschte über den Widerstand innerhalb der bewaffneten Streitkräfte des Dritten Reichs auf norwegischem Boden. Sein Schwerpunkt war die vollkommen unbekannte Geschichte von zwei deutschen Wehrmachtsangehörigen, die bei Kriegsende in Kristiansand hingerichtet worden waren. Das Projekt war geeignet, den Forschungsstand voranzubringen.

»Aber eine unabdingbare Voraussetzung«, fuhr Sasha fort, »die Sie übrigens unterschrieben haben, als Sie Zugang zu unseren Archiven erhielten, ist die Verschwiegenheitspflicht, sowohl in Bezug auf die deutschen Soldaten als auch auf Umstände, die die SAGA und Angelegenheiten meiner Familie berühren.«

Erst jetzt schien der Doktorand den Ernst der Situation zu begreifen. »Woher wissen …«

»Auf unsere internen Sicherheitsmaßnahmen kann ich nicht eingehen«, erwiderte sie.

In Wirklichkeit war es eine Vorkehrung, die der Sicherheitschef auf Rederhaugen nach dem Modell des Patientenaktensystems im Gesundheitswesen getroffen hatte und die ersichtlich machte, wer von welcher Stelle aus auf die Archive zugriff. Am Tag zuvor, nach dem unangenehmen Gespräch mit Vera, hatte Sasha einige digitalisierte Dokumente aufgerufen, und beim Einloggen hatte sie den Usernamen des Doktoranden gesehen. Es gefiel ihr nicht, dass jemand der Familie so dicht auf den Pelz rückte. Da war sie ganz wie ihr Vater.

»Sie haben die Vorstandsberichte der SAGA von 1969 und 1970 geöffnet«, sagte sie. »Das sind interne Unterlagen, völlig irrelevant für Ihre Forschung oder die...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2024
Reihe/Serie Die Falck-Saga
Übersetzer Dagmar Lendt
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Afghanistan-Krieg • auftakt • Blomkvist Salander • Carlos Ruiz Zafon • Erbe • Erbschaft • Falck Saga • Falk Saga • Familiengeheimnis • Familienkonflikt • Geheimnis • Geschwister • Jo Nesbo • Journalismus • Machenschaften • Macht • Millennium • Reihe • Skandinavischer Krimi • Stieg Larsson • Trilogie • Weltbestseller • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-462-31100-X / 346231100X
ISBN-13 978-3-462-31100-6 / 9783462311006
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