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Franz Schubert (eBook)

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
160 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-02056-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Franz Schubert -  Ernst Hilmar
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Franz Schubert (1797-1828) gilt vielen Menschen als Inbegriff einer biedermeierlichen, beschaulichen Musikkultur. Seine berühmtesten Werke werden gern als Paradestücke für die Hausmusik des gehobenen Bürgertums angesehen. Doch das tradierte Bild des liebenswerten «Liederfürsten» verdient längst eine kritische Revision. Franz Schubert war eine höchst eigenwillige Persönlichkeit - und ein experimentierfreudiger, vielseitiger Künstler, in dessen Musik klassische Formprinzipien und romantische Ideen eine neue, unerhörte Synthese eingingen.   Das Bildmaterial der Printausgabe ist in diesem E-Book nicht enthalten.

Ernst Hilmar, geb. 1938 in Graz. Studien an der Universität Graz und an der Hochschule für Musik Wien. 1962 Promotion zum Dr. phil. Anschließend Forschungstätigkeit in der Bundesrepublik Deutschland. Seit 1969 in Wien, ab 1975 Leiter der Musiksammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek; Beginn der For-schungstätigkeit über Franz Schubert. 1987 Gründung des Internationalen Franz Schubert Instituts. Herausgeber der Mitteilungen und Schriften des Instituts. 1988 Habilitation im Fach Musikwissenschaft an der Universität Wien. Nach 1991 Initiator der Gründung von Internationalen Schubert-Gesellschaften in Großbritannien, Frankreich, der Slowakei, Litauen, Kanada, Russland und Ungarn. Wissenschaftlicher Leiter u. a. der Projekte «Lexikon ?Schubert von A bis Z?», «Schubert-Dokumente», «Schuberts Tanzmusik». Zahlreiche Publikationen; Gastvorträge an diversen Universitäten und Kulturinstituten in Europa, Japan und den USA. Ernst Hilmar starb 2016 in Villach.

Ernst Hilmar, geb. 1938 in Graz. Studien an der Universität Graz und an der Hochschule für Musik Wien. 1962 Promotion zum Dr. phil. Anschließend Forschungstätigkeit in der Bundesrepublik Deutschland. Seit 1969 in Wien, ab 1975 Leiter der Musiksammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek; Beginn der For-schungstätigkeit über Franz Schubert. 1987 Gründung des Internationalen Franz Schubert Instituts. Herausgeber der Mitteilungen und Schriften des Instituts. 1988 Habilitation im Fach Musikwissenschaft an der Universität Wien. Nach 1991 Initiator der Gründung von Internationalen Schubert-Gesellschaften in Großbritannien, Frankreich, der Slowakei, Litauen, Kanada, Russland und Ungarn. Wissenschaftlicher Leiter u. a. der Projekte «Lexikon ‹Schubert von A bis Z›», «Schubert-Dokumente», «Schuberts Tanzmusik». Zahlreiche Publikationen; Gastvorträge an diversen Universitäten und Kulturinstituten in Europa, Japan und den USA. Ernst Hilmar starb 2016 in Villach.

Die Studienjahre (1808–1816)


Der Lehrberuf war Schubert nicht in die Wiege gelegt, zumal seine Vorfahren in Schlesien, die sich bereits im 16. Jahrhundert nachweisen lassen, dieser Berufsgruppe auch nicht im Entferntesten angehörten, sondern sich als Bauern, Holzfäller, Dorfmusikanten ihren Unterhalt verdienen mussten. Erst bei seinem Vater, der das Jesuitengymnasium in Brünn besucht hatte – ein in der Familie ziemlich ungewöhnlicher Ausbildungsgang – und 1783 seinem Bruder Karl nach Wien gefolgt war, machte sich eine lehrberufliche Orientierung bemerkbar. Er ließ sich an der Wiener Universität als «logicus» einschreiben und erhielt auf eine bischöfliche Empfehlung hin eine Stelle als Lehrer und Schulleiter an der Elementarschule am Himmelpfortgrund. Nach aussichtslosen Bewerbungen um Positionen an der Augustiner Pfarrkirche auf der Landstraße und 1797 an der Metropolitankirche bei St. Stephan übersiedelte er 1801 mit seiner Familie in die Säulengasse Nr. 9, ins Haus «Zum schwarzen Rößl». 1785 hatte er sich mit der gleichfalls aus Schlesien stammenden Elisabeth Vietz (1756–1812), Tochter eines Schlossers, vermählt, die ihm vierzehn Kinder gebar, wovon neun im Kindesalter starben. Sie war eine «stille, von ihren Kindern sehr geliebte und von allen geachtete Frau», und das ist auch schon alles, was aus der Überlieferung über sie bekannt ist.[20] Sensibilität und Gefühlstiefe dürften bei ihr ausgeprägte Charaktereigenschaften gewesen sein.

Franz Theodor Schubert (1763–1830), der nach seinen eigenen Worten «als Jugendlehrer immer gern moralisierte»[21], war ein strebsamer und zielbewußter Mann und verstand etwas von Organisation. Er kaufte das Schulhaus, opferte dafür sein väterliches Erbteil, stellte weitere Schulgehilfen ein und machte die Schule zu einem bedeutenden Unternehmen. Nach dem Tod seiner ersten Frau nahm er 1813 die dreißigjährige Anna Kleyenböck, Tochter eines bürgerlichen Seidenzeugfabrikanten, zur Frau. Ein weiterer Versuch, sich beruflich zu verbessern und in die deutsche Schule des Schottenstiftes zu wechseln, schlug fehl. So nahm er 1817 die Berufung an die Rossauer Schule an, wo er bis zu seinem Tod unterrichtete. Für seine schulischen Verdienste wurde er hoch dekoriert: Der Magistrat der Stadt Wien verlieh ihm das Bürgerrecht.

Gemeinhin wurde er – gelegentlich sogar unter Zuhilfenahme der Psychoanalyse – als tyrannischer Vater hingestellt, unter dem Schubert zeitlebens gelitten haben soll. Aus Schuberts frühem Werdegang ist aber zu schließen, dass der Vater ihm den Weg zu einer soliden Ausbildung ebnete. Er förderte seine musikalische Begabung, unterrichtete ihn selbst im Violinspiel und bestimmte den Regens chori von Lichtental, Michael Holzer, zu seinem Lehrer in Generalbass, Orgel und Gesang, der ihm allerdings wenig Neues beibringen konnte. Schon 1804 war er erstmals mit seinem Sohn bei Antonio Salieri (1750–1825), um vor diesem das Können seines Sohnes im Hinblick auf eine mögliche Aufnahme als Hofsängerknabe – der Sängerknabe galt im öffentlichen Ansehen dieser Zeit etwas – unter Beweis zu stellen.[22]

Salieri, die in Kunstfragen bedeutendste Autorität Wiens, war als Hofkapellmeister hochangesehen und einflussreich, hatte verschiedene Positionen inne und dementsprechend gute Verbindungen, auch wenn er der deutschen Sprache nicht besonders mächtig war. Zudem galt er als einer der besten Lehrer, der auf so erfolgreiche Schüler wie Beethoven, Liszt, Johann Nepomuk Hummel, Giacomo Meyerbeer, Ignaz Aßmayer, Franz Xaver Süßmayer, Simon Sechter und die Sängerinnen Anna Milder-Hauptmann und Caroline Unger blicken konnte. Zeitgenossen beschrieben ihn als einen liebenswürdigen und witzigen Menschen, «ein feines niedlich gebautes Männchen, mit feurig blitzenden Augen, gebräunter Hautfarbe, immer nett und reinlich, lebhaften Temperaments, leicht aufbrausend, aber ebenso leicht zu versöhnen»[23].

Salieri hat Schuberts Studienweg schon in dieser frühen Phase entscheidend beeinflusst. Wahrscheinlich war von ihm nach dem ersten Kennenlernen von 1804 der Eintritt in das Stadtkonvikt im Herbst 1808 empfohlen und auch vorbereitet worden.[24] Von einem Veto des Vaters ist nichts bekannt, im Gegenteil: Da er seinen älteren Söhnen Ignaz, Karl und Ferdinand diese Ausbildung nicht gewährte, fühlte er wohl die Verpflichtung, seinem begabtesten Sohn die beste Ausbildung zu ermöglichen. Dafür garantierten sowohl das Stadtkonvikt als auch das Akademische Gymnasium.

Das Konvikt, am Universitätsplatz Nr. 796 gelegen, wurde vom Orden der Piaristen geführt. Unterschiedslos wurden dort Söhne aus adeligen oder bürgerlichen, reichen oder armen Familien aufgenommen. Die Zöglinge, die eine Einheitsuniform zu tragen hatten, waren teils «Stiftlinge» verschiedener Stiftungen, teils wurden sie auf ungestifteten Plätzen verpflegt oder waren Zahlzöglinge als Kostgeher. 1813 zählte das Konvikt unter den Zöglingen, die das Akademische Gymnasium oder irgendeine Hochschulfakultät besuchten, 48 Theologen, 13 Juristen, 2 Mediziner, 20 Philosophen und 52 Gymnasiasten. Das Konvikt war keine Musikschule, obwohl Musik als allgemeines Bildungsmittel eifrig gepflegt wurde – auch deshalb, weil zehn der Zöglinge auf Kosten des Hofes als Hofsängerknaben in der kaiserlichen Kapelle zu dienen hatten und acht andere in der Kirche «Am Hof». Die Oberleitung hatte Graf Moritz von Dietrichstein, ein späterer Förderer Schuberts, der sich um alle pädagogischen und ökonomischen Fragen persönlich kümmerte. Konviktsdirektor war Innocenz Lang, dem später die 2. Sinfonie D 125[*] gewidmet wurde; dann gab es in der Hierarchie noch einen Vizedirektor, einen Subdirektor und acht Präfekten. Leiter des Konviktsorchesters und Lehrer für Violine und Klavier war Wenzel Ruzicka, eine greisenhafte Gestalt, aber voller Wohlwollen für seinen ungewöhnlich begabten Schützling Schubert.

Schubert gehörte dem Konvikt nach einer Aufnahmeprüfung seit dem 1. Oktober 1808 an. Er war als Hofsängerknabe mit einer viel bewunderten Stimme und einer ebensolchen musikalischen Treffsicherheit und nicht als «Stiftling» ins Konvikt eingetreten. An genauen Aufzeichnungen, was die Sängerknaben in der Burgkapelle sonntags zu singen hatten, fehlt es. Nur Repertoirebücher aus späterer Zeit, aus denen die damals gängigen Werke zu entnehmen sind, haben sich erhalten. Demnach bot sich Schubert als erstem Sopransänger die Gelegenheit, Einblick in die Werke eines Albrechtsberger, Joseph Eybler, Johann Adolf Hasse, Joseph und Michael Haydn, Leopold Kozeluch, Mozart, Preindl, Salieri, Abbé Maximilian Stadler, Süßmayr, Anton Teyber und Peter von Winter zu nehmen und daraus die in der Kirchenmusik gängige Setzweise zu erlernen. Über die Leistungen der Sängerknaben wurde dem kaiserlichen Hof regelmäßig Bericht erstattet. Das gehörte sich so in einem bürokratisch gut funktionierenden System. Schubert war in einer Weise als musikalisches Talent aufgefallen, dass die Anweisung von oben kam, auf seine musikalische Bildung, «da er ein so vorzügliches Talent zur Tonkunst besitzt, besondere Sorgfalt» zu verwenden[25]. Die lobenden Beschreibungen wiederholten sich, bis dann am 21. Juli 1812 vermerkt wurde, dass er «die Stimme mutieret» habe[26].

Der Kursus im Akademischen Gymnasium umfasste sechs Jahre, und zwar vier «Grammatikal-» und zwei «Humanitätsklassen». Die Leistungen wurden nach drei Stufen klassifiziert: Auszeichnung, erste und zweite Klasse; die zweite Klasse bedeutete zugleich, dass der Zögling nicht bestanden hatte und das Konvikt verlassen musste. Schubert wurde in den Fächern Religionslehre, Latein, Sprache, Stil, Mathematik, Naturgeschichte und Naturlehre sowie geographische Geschichte unterrichtet. In den ersten Semestern lief alles durchaus planmäßig, das heißt, bis zum Anfang der Humanitätsklasse waren seine Leistungen sehr gut, dann allerdings gab es Schwierigkeiten zunächst im Fach Latein und anschließend in Mathematik. Vielleicht komponierte er zu viel oder war an Gegenständen zu wenig interessiert, die er für seinen späteren Werdegang kaum benötigte. (Um den lateinischen Messentext zu verstehen, bedurfte es keiner hervorragenden Sprachkenntnisse.) In beiden Fächern musste er hintereinander in die «zweite Klasse» versetzt werden, wodurch sein Aufenthalt im Konvikt gefährdet war. Direktor Lang und Salieri erreichten die Bewilligung zur Ablegung einer Wiederholungsprüfung, um seinen weiteren Verbleib im Konvikt zu sichern. Der Kaiser persönlich, und dieser ungewöhnliche Fall ist aktenkundig, fasste die Entschließung, dass ihm ein Stiftungsplatz gewährt werden müsse. Schubert machte davon aber keinen Gebrauch, sondern verließ im November 1813 das Konvikt. Damit hatte er, wie er sich seinem Mentor Josef von Spaun gegenüber ausdrückte, ein «Gefängnis» gegen die Freiheit vertauscht. Zwänge waren ihm offensichtlich schon damals zuwider, auch wenn man ihm dies in den schulischen Jahren nicht unbedingt angemerkt hat. Ein Konviktskollege, der spätere Mediziner Georg Franz Eckel, hatte ihn als eher «wortkarg» beschrieben, als einen, der «einsam» die freien Stunden im Musikzimmer verbrachte. «Auf den gemeinsamen Spaziergängen der Zöglinge hielt er sich meist abseits, ging mit gesenktem Blicke, die Hände auf den Rücken gelegt […] ganz in sich gekehrt, sinnend einher. […] Professoren und Kollegen liebten ihn wegen seines stillen und soliden Betragens […]. Alle achteten ihn wegen seines schon damals kundgegebenen...

Erscheint lt. Verlag 13.2.2024
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Der Tod und das Mädchen • Der vierjährige Posten • Die Forelle • Die Zauberharfe • Geistliche Musik • Kammermusik • Klassik • Klassische Musik • Komponist • Lieder • Monografie • Musik • Österreich
ISBN-10 3-644-02056-6 / 3644020566
ISBN-13 978-3-644-02056-6 / 9783644020566
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