Analysen - Symbole (6312-6403) (eBook)
362 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-8725-8 (ISBN)
7. Dezember 1963
4:30 Uhr ist es. Bald ist wieder Tag. Auf dem Flur reden zwei Krankenschwestern miteinander. Jetzt sind sie fort. Sie müssen auf ihre Stationen zurück.
Wohin will die Erde? Sie soll eine Kugel sein und im All einen Platz haben – oder besser, eine Bahn. So sagen sie. Es steht auch schon lange in vielen Büchern. Auch ich könnte es ja noch einmal schreiben. Aber wohin will die Erde, wohin geht das Ganze?
Nach der Arbeit legten die Arbeiter sich in den Schatten eines Baumes und ruhten aus. Ich kam dazu und sah ihre lang hingestreckten Leiber im Gras. Sie waren ruhig, ich wollte annehmen, sie schliefen.
Die Straße war kurz dabei. Vielleicht haben sie dort gearbeitet. Werkzeuge lagen herum.
Was dachte ich, als ich diese Menschen sah? Ich muss es sagen. Und doch habe ich es vergessen. Vielleicht habe ich nie gedacht. Vielleicht sah ich sie nur liegen und fand es gut.
Waren es denn Menschen? Konnte ich ihren Atem sehen, das Blähen der Leiber? Lebten sie überhaupt?
Dort war der Wald, daran dieses Bild ist, die Straße vielleicht oder bestimmt. Ja – und der Schatten.
Jetzt ist die Zeit still. Ich habe die Uhr zerbrochen. Geht es weiter? Wie sollte ich das sagen? Ich muss auf die Sonne warten. Wer sagt mir, dass die Sonne jemals kommt? Jetzt ist die Nacht da. Hier mitten im Krankenhaus mitten im Raum. Jetzt. Mehr nicht. Oh, wie ich diesen Augenblick anbete. Die Gegenwart ist mein ganzer Besitz! Sie ist groß, sie ist dauernd anders. Etwas Ungeheuerliches spielt sich ab. Meine Augen sind geschlossen. Das ist ein Zustand der Reduktion. Ich muss vorsichtig sein, die Müdigkeit kommt.
Fleisch ist am Boden, der selbst im Schatten liegt. Sie haben alle den Namen ihres Vaters. So rufen sie sich.
Jetzt aber ist Stille. Und der Wind schläft, die Sonne ist sehr hell und heiß. So nenne ich das. Wie ein Feuer, die Glut eines Hochofens. Die Natur ist schweigsam. So meine ich. Doch überall herrscht ein erbitterter Kampf. Die Leiber drücken das Gras, das Gras drückt die Erde, diese drängt es zur Mitte. Ein Sog geht zur Dichte, alles treibt in den Kern. Und auch diesen hat es erfasst. Mit seinesgleichen weiß er seinen Weg, muss diesen gehen, ins Feuer, in die Höllische Glut. Dort ist reines Leben. Doch ist es leicht.
Die Venen auf meinen Händen sind stark gefüllt, beinahe spüre ich die Schwere des Blutes.
Aufgliederung des Textes
4:30 Uhr ist es. Bald ist wieder Tag. Auf dem Flur reden zwei Krankenschwestern miteinander. Jetzt sind sie fort. Sie müssen auf ihre Stationen zurück.
Wohin will die Erde? Sie soll eine Kugel sein und im All einen Platz haben – oder besser, eine Bahn. So sagen sie. Es steht auch schon lange in vielen Büchern. Auch ich könnte es ja noch einmal schreiben. – Aber wohin will die Erde, wohin geht das Ganze?
Nach der Arbeit legten die Arbeiter sich in den Schatten eines Baumes und ruhten aus. Ich kam dazu und sah ihre lang hingestreckten Leiber im Gras. Sie waren ruhig. Ich wollte annehmen, sie schliefen. Die Straße war kurz dabei. Vielleicht haben sie dort gearbeitet. Werkzeuge lagen herum.
Was dachte ich, als ich diese Menschen sah? Ich muss es sagen. Und doch habe ich es vergessen. Vielleicht habe ich nie gedacht. Vielleicht sah ich sie nur liegen und fand es gut.
Waren es denn Menschen? Konnte ich ihren Atem sehen, das Blähen der Leiber? Lebten sie überhaupt?
Dort war der Wald, daran dieses Bild ist. Die Straße vielleicht – oder bestimmt
Ja!
… und der Schatten.
Jetzt ist die Zeit still. Ich habe die Uhr zerbrochen. Geht es weiter? Wie sollte ich das sagen? Ich muss auf die Sonne warten. Wer sagt mir, dass die Sonne jemals kommt? Jetzt ist die Nacht da, hier mitten im Krankenhaus, mitten im Raum …
Jetzt!
… mehr nicht. – Oh, wie ich diesen Augenblick anbete! Die Gegenwart ist mein ganzer Besitz! Sie ist groß, sie ist dauernd anders. Etwas Ungeheuerliches spielt sich ab. Meine Augen sind geschlossen. Das ist ein Zustand der Reduktion. Ich muss vorsichtig sein, die Müdigkeit kommt.
Fleisch ist am Boden, der selbst im Schatten liegt.
Sie haben alle den Namen ihres Vaters!
So rufen sie sich. Jetzt aber ist Stille, und der Wind schläft. Die Sonne ist sehr hell und heiß. So nenne ich das. Wie ein Feuer, wie die Glut eines Hochofens. Die Natur ist schweigsam. So meine ich. Doch überall herrscht ein erbitterter Kampf. Die Leiber drücken das Gras, das Gras drückt die Erde, diese drängt es zur Mitte. Ein Sog geht zur Dichte, alles treibt in den Kern. Und auch diesen hat es erfasst. Mit seinesgleichen weiß er seinen Weg, muss diesen gehen, ins Feuer, in die Höllische Glut.
Dort ist reines Leben, dort ist es leicht!
Die Venen auf meinen Händen sind stark gefüllt, beinahe spüre ich die Schwere des Blutes.
Deutung
- Der Tagebucheintrag erfolgte während einer Nachtwache im Krankenhaus und wurde wohl überwiegend inspiriert.
4:30 Uhr ist es. Bald ist wieder Tag. Auf dem Flur reden zwei Krankenschwestern miteinander.
Jetzt sind sie fort. Sie müssen auf ihre Stationen zurück.
Wohin will die Erde? Sie soll eine Kugel sein und im All einen Platz haben – oder besser, eine Bahn. So sagen sie. Es steht auch schon lange in vielen Büchern. Auch ich könnte es ja noch einmal schreiben. – Aber wohin will die Erde, wohin geht das Ganze?
- Diese Zeilen und auch der nachfolgende Text sind Beispiele dafür, wie ich immer wieder alles in Frage stellte beziehungsweise hinterfragte.
Nach der Arbeit legten die Arbeiter sich in den Schatten eines Baumes und ruhten aus. Ich kam dazu und sah ihre lang hingestreckten Leiber im Gras. Sie waren ruhig. Ich wollte annehmen, sie schliefen. Die Straße war kurz dabei. Vielleicht haben sie dort gearbeitet. Werkzeuge lagen herum.
Was dachte ich, als ich diese Menschen sah? Ich muss es sagen.
- „Und zum Mann sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deiner Frau und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen –, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde wirst, davon du genommen bist. Denn Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.“ (1. Mose 3:17-19)
Und doch habe ich es vergessen. Vielleicht habe ich nie gedacht. Vielleicht sah ich sie nur liegen und fand es gut. Waren es denn Menschen?
- Synonyme für „Mensch“ sind nach dem Duden unter anderem „Krone der Schöpfung, Ebenbild Gottes“.
Konnte ich ihren Atem sehen, das Blähen der Leiber?
- „Das Ein- und Ausatmen bedeutet Anspannung und Entspannung. Es veranschaulicht auf diese Weise Lebensenergie ...“ (Günter Harnisch). – „Da formte Gott der Herr den Menschen aus Erdevom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.“ (1. Mose 2:7)
Lebten sie überhaupt?
- Denn „Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Johannes 14:6) und „Aber Jesus sprach zu ihm: Folge du mir und lass die Toten ihre Toten begraben!“ (Matthäus 8:22)
Dort war der Wald,
- „Traumhandlungen im Wald weisen meist auf archetypische Muster des Kollektiven Unbewussten in uns hin. Der Wald gilt als Symbol des Unbewussten ...“ (Günter Harnisch)
daran dieses Bild ist.
- Nämlich das gerade dargestellte Bild der ruhenden Arbeiter.
Die Straße vielleicht – oder bestimmt ...
- „Straßen oder Wege erscheinen im Traum als Symbole des Lebenswegs ...“ (Günter Harnisch)
Ja!
… und der Schatten.
- Im Wörterbuch der deutschen Sprache von Bertelsmann (Wö. d. dt. Spr. v. Be.) hat „Schatten“ an zweiter Stelle die Bedeutung von „Bereich, der nicht vom Licht getroffen wird“.
Jetzt ist die Zeit still.
- Nämlich während meines Tagebucheintrags
Ich habe die Uhr zerbrochen.
- Ein Synonym für „Uhr“ ist nach Woxikon unter anderem „Zeit“.
Geht es weiter? Wie sollte ich das sagen?
- Nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „sagen“ unter anderem die Bedeutung von „etwas ausdrücken, sich ausdrücken“.
Ich muss auf die Sonne warten.
- „Die Sonne ist eines der positivsten Traumsymbole. Sie kennzeichnet im Traum stets produktive schöpferische Energie, die künstlerische Ideen oder Bewusstseinsprozesse in Gang bringt.“ (Günter Harnisch). –...
| Erscheint lt. Verlag | 13.10.2023 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Briefe / Tagebücher |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | Intuition • Lebensziel • Partnerschaft • Selbstfindung • Sexualität |
| ISBN-10 | 3-7583-8725-6 / 3758387256 |
| ISBN-13 | 978-3-7583-8725-8 / 9783758387258 |
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