Drachenweide (eBook)
288 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-05679-5 (ISBN)
Frank Nüsken wurde in Wuppertal geboren, prägende Jahre seiner Kindheit verbrachte er im Bayerischen Wald. Während seiner Jugend in Oberschwaben übernahm er die Malfreude für Aquarelle von seinem Vater. In der mit Freunden gegründeten Musikband Sondos, trat er als Gitarrist und Sänger auf. Seit vielen Jahren lebt er am südlichen Ausläufer des Hunsrücks. Als Betriebswirt schulte er Auszubildende und Außendienstmitarbeiter eines Großunternehmens. Anschließend arbeitete er als selbstständiger Seminarleiter für Kommunikation. Als Coach begleitete er Veränderungsprozesse in Unternehmen. Arbeitseinsätze in Kolumbien und in Äthiopien veränderten seine Sichtweise auf unsere Welt. Gewonnene Erkenntnisse zu Ursachen und Wirkungen beeinflussen seine Arbeit als Romanautor.
Frank Nüsken wurde in Wuppertal geboren, prägende Jahre seiner Kindheit verbrachte er im Bayerischen Wald. Während seiner Jugend in Oberschwaben übernahm er die Malfreude für Aquarelle von seinem Vater. In der mit Freunden gegründeten Musikband Sondos, trat er als Gitarrist und Sänger auf. Seit vielen Jahren lebt er am südlichen Ausläufer des Hunsrücks. Als Betriebswirt schulte er Auszubildende und Außendienstmitarbeiter eines Großunternehmens. Anschließend arbeitete er als selbstständiger Seminarleiter für Kommunikation. Als Coach begleitete er Veränderungsprozesse in Unternehmen. Arbeitseinsätze in Kolumbien und in Äthiopien veränderten seine Sichtweise auf unsere Welt. Gewonnene Erkenntnisse zu Ursachen und Wirkungen beeinflussen seine Arbeit als Romanautor.
Jugend
Jan Klumke
1956
Jan Klumke war dreizehn Jahre alt, als er mit seinen Eltern nach Buchau kam. Sein Vater Walter übernahm bei Möbel-Klein eine leitende Funktion in der Fertigung. Mutter Hanna kümmerte sich um Haushalt und Kinder. Jans Schwester Gudrun, schloss zuvor am alten Wohnort Augsburg ihre Schulzeit mit der Mittleren Reife ab. Sie begann eine kaufmännische Lehre bei Wäschemark, einem Unternehmen das eines seiner Werke in Buchau betrieb.
Jans Vater war ein technisch geprägter Mensch. Gerne verschwand er nach Feierabend in seinen Keller. Diesen kleinen Kellerraum nannte er mit wichtiger Miene, Werkstatt. Hier setzte er verschiedene Ideen um, die ihm während seiner Arbeit in den Sinn kamen. Walter war für den reibungslosen Fertigungsablauf verantwortlich und hatte den Ehrgeiz, diesen zu optimieren. Mit großer Geduld feilte er in seiner Kellerwerkstatt an Metallstücken, bis sie ihm passend erschienen. Beim abendlichen Zusammensein in der Familie wirkte er häufig abwesend und gab unpassende Antworten. Außerhalb der Wohnung sprach Walter Klumke gerne und oft über technische Zusammenhänge. Vor allem in seinem Arbeitsumfeld erklärte er, jedem seine Gedanken zur Optimierung und Verbesserung der Produktion.
„Herr Scholtes, ich habe mir Gedanken über die Verbindung der Holzelemente gemacht und ein hilfreiches Teil angefertigt, das würde ich Ihnen gerne vorführen.“
„Ah, Herr Klumke, ja das ist sicher interessant, leider muss ich zu einem dringenden Termin. Vielleicht später.“
Walter Klumkes Eifer ging manchen Menschen seines Umfeldes auf die Nerven.
Jan übernahm von seinem Vater das Interesse an technischen Themen. Er hoffte jedoch, sich von der ausgeprägten Gesprächigkeit seines Vaters nicht anstecken zu lassen. Bei wenigen privaten Kontakten zwischen den Ehepaaren Kobenwald und Klumke beobachtete Jan, wie sein Vater, Martha Kobenwald seine Ideen zur Fertigungsvereinfachung vermitteln wollte. Es wirkte peinlich. Frau Kobenwald interessierte sich nicht für solche Details. Sie sah sich als Künstlerin und damit auf einem anderen Niveau. Im Familienkreis verhielt sich Walter Klumke wortkarg. Das Ehepaar Kobenwald bezeichnete er als arrogante Einfaltspinsel.
Walter Klumkes Vorfahren waren sogenannte Ruhrpolen. Als die Kohlebergwerke an der Ruhr dringend Arbeitskräfte für den Untertagebau benötigten, wanderten viele Familien aus den damaligen Gebieten Masuren, der Kaschubei und Oberschlesien ins Ruhrgebiet aus.
Seinen Kindern erklärte Vater Walter, wie es zum Namen Klumke kam.
„In der Kaschubei nannte sich unsere Familie noch Klumek. Eure Großeltern kamen mit diesem Namen nach Deutschland.“
„Warum heißen wir denn dann heute Klumke?“, fragte Tochter Gudrun.
„Weil Klumek blöd klingt“, stellte Jan fest.
„Ja, das wollte ich gerade erklären.“
Walter Klumke nahm wieder den Faden auf. „Es kam im Ruhrgebiet in Mode, die polnischen Namensendungen ek umzudrehen und ein ke daraus zu machen. Da wurde aus Slopek Slopke, aus Klumek Klumke und aus Matusek Matuske. Es handelte sich, um einen Versuch, den polnischen Klang zu verändern.“
„Da haben wir mit Klumke ja noch Glück gehabt“, lautete Jans Fazit. Die anderen Namen klingen nach der Änderung auch nicht besser.“
Walter, in dritter Generation in Deutschland, machte eine technische Lehre in einem Produktionsbetrieb und bildete sich bis zum Industriemeister weiter.
Jans Großvater Fritz war Fabrikarbeiter und zeigte wenig Selbstbewusstsein. Fritz war ein deutscher Vorname, den seine Eltern, die Ruhrpolen Klumek, bewusst wählten, um es dem Jungen an der Ruhr leichter zu machen. Jans Großmutter glich das mangelnde Selbstbewusstsein ihres Mannes Fritz ohne Weiteres aus. Oma Franzi war eine herrische Frau.
„Fritz ist einen Versager.“ Sie schwächte ihren Mann zusätzlich. Jan hatte Angst vor ihr. „Oh, da ist ja mein Jüngelchen, komm zur Oma Franzi.“
„Diese Aufforderung empfand ich mit zunehmendem Alter als Bedrohung.“ Als Jugendlicher konnte Jan darüber lachen. Bestimmt hat sie meinen Vater in seiner Kindheit unterdrückt und beherrscht, dachte Jan. Weil er als Kind zu wenig zu Wort kam, muss er jetzt alles nachholen. Jan überlegte, ob Verhalten vererbbar sei. Er sorgte sich, selbst zum Schwätzer zu werden.
Jan Klumke wurde kein Schwätzer. Als er in die Schulklasse kam, die unter anderen auch Horst, Carlo, Inge und Wolff besuchten, wirkte er schüchtern.
Jans Vater war Soldat im Krieg, als Jan 1943 geboren wurde. Seine Frau Hanna musste alleine mit den Kindern Gudrun und Jan zurechtkommen.
Als im Februar 1944 Augsburg massiv bombardiert wurde, suchte Hanna mit ihren beiden Kindern Schutz in einem Bunker. Nach der Bombennacht stand das Haus, in dem sie wohnte, in Flammen. Außer ihren Papieren, die sie am Körper trug, konnte sie nichts retten. Hanna und ihre beiden Kinder fanden in einer Notunterkunft Obdach.
Jans Mutter sprach oft über diese schlimme Zeit. Während des Krieges und in der Nachkriegszeit hatte Hanna viel durchgemacht. Diese Redewendung benutzten Frauen, die allein mit Kindern in einer Großstadt den Bombenhagel überlebten und es schafften, ihre Kinder weder verhungern noch erfrieren zu lassen.
Hanna Klumke war und blieb eine freundliche Frau, die sich um Kinder, Haushalt und den Garten kümmerte. Sie wusste ihr Leben zu meistern und nahm alles, wie es kam.
Augsburg gehört zum bayerischen Schwaben. Bewohner der Region glaubten, an der Sprache der Menschen zu erkennen, ob sie von der westlichen oder der östlichen Seite des Lechs stammten. Der Lech fließt nicht mitten durch die Stadt, er streift sie eher am Rande. Somit lagen die größten Stadtteile westlich der Stadt. Andere Einheimische behaupteten, es sei nicht der Lech, sondern die Wertach, die diese Sprachgrenze darstelle. Die Wertach fließt mitten durch die Stadt und mündet nördlich in den Lech. Die ursprünglich westliche Bevölkerung sprach einen schwäbischen Dialekt, der stark bayerisch gefärbt war. Die im Osten der Flussgrenze beheimateten Menschen sprachen einen oberbayerischen Dialekt mit stark schwäbischem Einfluss. Neubürger, selbst aus Bayern oder Schwaben, verstanden beide Sprachvarianten nicht auf Anhieb.
Jan wohnte zuletzt mit seinen Eltern in Haunstetten, das lag zwischen den Flüssen. Er sprach einen Dialekt, der in Buchau auffiel.
Carlo witterte eine Freundschaft. Die Gemeinsamkeit des gleichen Arbeitgebers seiner Eltern und Jans Vater genügte zunächst für die Anbahnung. Carlo ging also auf Jan zu. Er machte ihn mit Schule und Ort vertraut und weihte Jan in seine Bewertungen zu Lehrkräften und Mitschülern ein. Carlo gab alles preis, was er über das Kaff Buchau und über die Firma Möbel-Klein wusste. Gerne betonte er, dass seine Mutter dort eine gehobene Stellung innehatte. Jan nahm Carlos Hilfestellung gerne an.
Jans Eltern unterstützten diese beginnende Freundschaft. Nach wenigen Monaten lud Familie Kobenwald Jan zu einem Wanderausflug ins Allgäu ein. Jan genoss es, im großen Auto mitzufahren. Leider benahm sich Carlo im Beisein der Eltern besonders unangenehm. Er redete viel von tollen Urlauben und sonstigen Annehmlichkeiten, die er, dank seiner Eltern, vorzuweisen hatte. Das drückte ein wenig Jans Stimmung. Carlos Eltern verhielten sich freundlich, interessierten sich jedoch nicht für Jan.
Weshalb sind Carlos Eltern wohlhabender als meine? Jan dachte nach. Er sah ein, dass beide berufstätig waren und dadurch logischerweise über mehr Einkommen verfügten. Jan kannte aber auch andere Familien, in denen beide Elternteile einen Beruf ausübten. Die wirkten auf ihn ganz normal. Carlos Eltern verhielten sich anders. Jan fühlte sich in Gesellschaft der Kobenwalds nicht wohl. Dieses Gefühl verstärkte Carlo noch.
Als Jan wenige Tage später in der Schule eine unzutreffende Antwort gab, erlebte er wie Carlo laut hämisch über ihn lachte. Jans Unbehagen wuchs. Was ist das für ein Freund, fragte er sich.
Wolff hielt mit seiner Meinung nicht zurück und teilte sie laut der Klasse mit. „Scheiß Freund!“ Das sahen auch andere so. Das Wort Scheiß galt in den Fünfzigerjahren bei den meisten Familien als unaussprechbar, zumindest im öffentlichen Umfeld, wie einer Schule.
Pfadfinder
Ottmar-Peter Abel wohnte in der Nachbarschaft der Klumkes. Er holte Jan morgens zum gemeinsamen Schulweg ab.
„Morgen OPA“, grüßte Jan müde. Ottmar-Peter hatte sich seit Jahren nicht nur daran gewöhnt, OPA genannt zu werden, es gefiel ihm auch. An der nächsten Straßenecke trafen sie auf Horst und wenig später auf Carlo. Carlo gefiel Jans Begleitung nicht.
OPA und Horst klingelten nachmittags bei Jan, um gemeinsam Rad zu fahren und dabei die Umgebung kennenzulernen. Sie halfen ihm, das echte Buchau zu erkunden. Die Jungen hatten die Idee, Jan zur Pfadfindergruppe...
| Erscheint lt. Verlag | 12.12.2023 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Drachenweide | Drachenweide |
| Verlagsort | Ahrensburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | Abwassergrubenleerer referiert über Aktien • Bauer kritisiert Religionen • Duschen im Kloster-Internat als Freiraum • Falsche Botschaften werden in schönen Liedern versteckt • Fragen sind wichtiger als Erklärungen • Führungsposition macht aus Biersäufer Weinliebhaber • Ikebana mit Zweig einer Drachenweide • Kölner Kardinal Frings leitet zum Diebstahl an „fringsen“ • Langzeitwirkung von Prägungen • Mönch trifft auf nackten Schüler unter der Dusche • Park als Kontaktplattform • Pfarrerstochter verführt Schüler • Schild: Dieser Weg ist keine Hundetoilette • Vater: „Abitur für Mädchen eine Verschwendung.“ • Weinhändler der Nazis als Menschenfreund • Weinkneipe Alter Trollinger |
| ISBN-10 | 3-384-05679-5 / 3384056795 |
| ISBN-13 | 978-3-384-05679-5 / 9783384056795 |
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