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LEMMIN (eBook)

Teil I
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
316 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-08184-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

LEMMIN -  Cornelia Walter
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Er wohnt in einer kleinen Wohnung über der Partymeile der Stadt. Sein Nachbar verkauft Döner, sein Kühlschrank ist immer leer. Als Polizist hat er schon Vielen vor das Schienbein getreten, auch intern. Dass die Gesellschaft versucht, Leute in Schubladen zu stecken geht ihm gegen den Strich. Auch weil er glaubt, dass es für ihn keine passende Schublade gibt. Manche bezeichnen ihn als Querulanten. Wo genau er sich wirklich zu Hause fühlt weiß er nicht. Eine düstere Vergangenheit verfolgt ihn und die Suche nach Gerechtigkeit treibt ihn an. Auch wenn das bedeutet, manchmal due Grenzen weischen richtig und falsch neu zu interpretieren, zu dehnen. Strafversetzt, direkt und unberechenbar. Zacharias Lemmin ist der neue Kollege der Mordkommission Felstadt. Darum geht es im Buch: I. Tiger und Liam sind bloß Opfer einer viel größeren Operation, angeführt von einer Person, die das Morden nicht scheut. II. Top-Down bedeutet, keine Macht zu haben. Esseiden du bist der Chef. Und wenn alle lügen, wem kann man noch glauben? III. Ausnutzbar, hilflos, unscheinbar. Tsunamikinder kommen nicht nach Felstadt. Aber was wenn doch?

N. O. O. C. ist das Pseudonym einer jungen Autorin, die bereits viele Kurzgeschichten verfaßt hat. Sie hat die Matura im Sommer 2022 abgschlossen und bereist seitdem Europa. Unterwegs sammelt sie die Idden für ihre Figuren und Geschichten. Ihr Ziel ist es, mit ihren Worten die Welt zum Umdenken zu animieren und Horizonte zu erweitern.

N. O. O. C. ist das Pseudonym einer jungen Autorin, die bereits viele Kurzgeschichten verfaßt hat. Sie hat die Matura im Sommer 2022 abgschlossen und bereist seitdem Europa. Unterwegs sammelt sie die Idden für ihre Figuren und Geschichten. Ihr Ziel ist es, mit ihren Worten die Welt zum Umdenken zu animieren und Horizonte zu erweitern.

28. Juli

Ich stakste die Stufen hinauf. Die Morgensonne warf ihr noch zartes Licht in die düstere Rezeptionshalle. Noch bevor ich oben angekommen war, kamen mir Wolf, Nava und der Chef mit schnellen Schritten entgegen.

„Was ist los?“

„Sie können gerade umdrehen, Leiche im Kentucky Club.“

„Mein Wagen?“

„Fahr bei mir mit.“

Ein Benz, schwarz, eindeutig Dienstwagen, stand, von der Morgensonne bereits aufgeheizt, auf dem Revierparkplatz. Nava Kunze riss die Fahrertür auf, sie würde fahren, und so ließ ich mich auf den Beifahrersitz fallen. Der Gurt war heiß von der Sonne, trotzdem schnallte ich mich an. Das tat ich sonst nur selten. Das Autoradio lief, Hitparade, Songs von sogenannten Talenten, welche ihre Lieder weder selber schrieben, noch ohne Autotune live performen konnten. Und entfernte man den Gesang, so blieb ein einfacher Beat, vier Akkorde, mehr nicht. Ich drehte die Lautstärke herunter. Die Sonne stand noch flach hinter den Wolkenkratzern der Innenstadt. Wenige Leute nur waren unterwegs, die meisten mit Einkäufen oder auf dem Weg, ihren alltäglichen Pflichten nachzugehen. Manche trugen noch Pullover, welche sie aber spätestens zur Mittagssonne ausziehen und um schwungvolle Hüften binden würden.

„Weiß man schon was, Nava?“

„Nicht mehr als du, Zac.“

„Pop-Fan?“

„Nee, ich höre eigentlich lieber Punk, Hardrock oder so.“

Alles andere hätte mich auch gewundert.

Im Schaufenster reihten sich Shishas an noch mehr Shishas. Die Verzierungen waren edel und glänzten. Verschiedenste Modelle kämpften um den liebevollsten Blick. Rote Vorhänge schmückten die Szenerie aus, alles glitzerte. Zwanzig Prozent Rabatt an Samstagen erklärte ein Schriftzug, welcher quer über die Glasscheiben geklebt war. Innen war es dunkel, die Bar war leer, man konnte die Schatten der hochgestellten Barstühle erkennen. Rund um den Eingang standen Streifenwagen, mit Absperrband wurde für größte Aufmerksamkeit gesorgt. Viele junge und alte Menschen gafften, wären gerne näher gekommen, drängelten sich direkt hinter der Abgrenzung, welche, wenn man sie weggelassen hätte, auch keine Menschen zurückhalten hätte müssen. Flink schlüpfte ich unten drunter durch, mein Gesicht wandte ich von der Menge ab. Fotografen schossen mit ihren Kameras Fotos und ich kam mir vor, als stünde ich unter Beschuss. Schnell presste ich meinen Körper ins Innere der Bar. Es roch nach Tod, eine junge Frau lag im Bardress auf dem Boden, in ihrem eigenen Blut. Noch bevor ich einen weiteren Blick auf die Situation werfen konnte, bekamen wir Schutzkleidung in die Hände gedrückt, welche wir anziehen sollten, um keine Spuren zu verwischen. Rasch stülpte ich mir das weiße Gewand über. Erst dann gingen wir näher heran.

„Guten Morgen Sylvia, was hast du für uns.“

„Morgen Nava. Zwei Schüsse in die Brust. Neun Millimeter, die Projektile sind schon auf dem Weg in die KTU.“

„Todeszeitpunkt?“

„Ich kann mich noch nicht festlegen, aber so ungefähr zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens.“

„Abwehrspuren? Anzeichen für einen Kampf?“

„Du bist dann wohl der Neue. Gleiche Regeln wie immer junger Mann. Mehr Infos nach der Obduktion.“

Die Bar war fein säuberlich abgewischt worden, die Gläser waren alle frisch gespült, die Bar hatte also wahrscheinlich zum Tatzeitpunkt schon geschlossen. Oder der Täter hatte, neben dem Morden, einen Putzfimmel. Die Hinterzimmer, welche man durch einen langen Gang, der dunkelblau gestrichen war und nach Pisse stank, erreichte, waren alle verschlossen. Hier übermannte mich ein unbehagliches Engegefühl. Die einzige offenstehende Tür entpuppte sich als Klotür. In der Dunkelheit und Enge des Flurs kniete Wolf vor den verschlossenen Türen. Er war damit beschäftigt, die Schlösser zu knacken. Er klebte mit dem Gesicht förmlich an den Beschlägen. In nur wenigen Minuten hatte er sie alle geöffnet. Hinter ihnen versteckten sich Aufenthaltsräume, ein Schlafzimmer und ein komplett leerer Raum, in dem es kein Licht, keine Möbel, nicht einmal einen Teppich gab. Es roch nach Bleiche.

Die KTU untersuchte den Raum, während Wolf versuchte, mit mir die Wette abzuschließen, dass er recht hatte und die Frau in diesem Zimmer gestorben war. Ich lehnte dankend ab. Makaber über den Todesort eines Menschen zu wetten, war das seine Art, damit umzugehen? Ich wollte ihn loswerden, was mir allerdings nicht gelang. Wir sollten zusammen die Nachbaren im Haus gegenüber befragen. Nava und der Chef kümmerten sich derweil um den Hausmeister, der die Frau gefunden hatte. Dieser kannte aber weder das Personal, noch wusste er, wer die Frau gewesen war.

Ein Mehrfamilienhaus, zehn Mieter, die ersten zwei öffneten nicht. Die nächsten zwei, beides Familien, was man aufgrund der Schuhmenge im Flur bereits wusste, bevor sich die Tür öffnete und gebannte Kinderaugen einem entgegen strahlten, hatten nichts mitbekommen und wirkten frustriert, da es wohl öfter schon zu Lärmbelästigung gekommen war, um die sich die Polizei nie gekümmert hatte. In Wohnung Nummer sechs öffnete zuerst niemand und Wolf wandte sich kurz angebunden und genervt ab, um die Stufen ins nächste Stockwerk zu erklimmen, als es klackte. Das Schloss drehte sich, die Tür öffnete sich. Ein älterer Herr, in Unterhose und Unterhemd, lugte durch den Türspalt. Er stank nach billigem Fusel. Er war unrasiert.

„Guten Tag, Kriminalpolizei, können wir hereinkommen?“

„L…L…Lieber nicht.“

„Alles gut, Herr….Fischer. Hast du gestern zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens etwas gehört?“

„N..Nein.“

„Sicher!“

Plötzlich stand Wolf hinter mir, drückte die Tür gewaltvoll auf und eröffnete damit den Blick in eine verwüstete und von Pizzakartons vollgestellte Wohnung. Staub, leere Glasflaschen und Zigarettenstummel ergänzten das Bild passend. Mittendrin stand der in die Jahre gekommene Herr Fischer. Er war überrumpelt und hatte Angst.

„Spinnst du!“

„Alkoholiker, lieber zweimal nachsehen.“

„Das ist ein ganz normaler Mensch, Wolf!“

„Ein Alkoholiker.“

Ich packte ihn, presste ihn an die Wand, griff nach seinen Schultern. Seine Augen glühten wie heiße Kohlen. Wie ein Irrer starrte er mich an. Und ich ihn wahrscheinlich auch.

Ermahnend ließ ich ihn wieder los. Aber er sprang auf den Mann zu, stellte sich Macht demonstrierend in die Tür, mit breiter Brust und feurigen Augen. Seine Venen entflohen seiner Haut. Wie besessen vom Bösen, seine Moral davon geschwemmt, sein Hass angespült, starrte er dem Mann in Unterhose direkt ins Gesicht. Ich verstand nicht, woher dieser Sinneswandel gekommen war. Welchen Trigger hatte dieser Mann in Wolf ausgelöst? Und welche anderen gab es da sonst noch?

„Du gehst doch bestimmt jeden Tag da drüben saufen, oder?“

„Mm…mmh…“

„Ich versteh dich nicht, sprich klar!“

Meine Wut kochte über, ich brodelte wie ein Dampfkochtopf kurz vor der Explosion. Ich schämte mich für das Verhalten meines Kollegen, seine herablassende Art, seine Ausnutzung des Polizeistatus. Mit beiden Händen packte ich ihn entschlossen am Kragen, zog ihn aus der Tür, bugsierte ihn ins Treppenhaus und fuhr ihn an.

„Es reicht!“

Ich drängte ihn an die Wand, drückte seinen Körper gegen sie und starrte in seine Augen, tief, so tief wie er niemanden in sich hineinschauen lassen wollte. Beschämt sah er weg. Er sagte kein Wort und verließ dann die Situation. Die Treppen klackten im Tempo schneller Schritte, dann fiel die schwere Tür unten ins Schloss. Er war weg. Und ich blieb mit dem Mann, welcher hilflos zwischen seinen Pizzakartons stand und mittlerweile aus Verzweiflung weinte, zurück. Ich entschuldigte mich aufrichtig, wobei ich wusste, dass es keine Entschuldigung für diese Aktion gab, und dass diese sowieso keinen Wert hatte, war es schließlich Wolf, der sich hätte entschuldigen müssen. Entschädigend bot ich ihm an, die Pizzakartons zu entsorgen. Er schüttelte nur den Kopf, schickte mich, indem er mit der Hand ins Treppenhaus zeigte, hinaus. Ich konnte ihn nicht deuten, sein Blick war starr, seine Pupillen eine Wand, eine weiße Wand, alle Türen zu seiner Seele verschlossen. Kaum hatte er hinter sich abgeschlossen, schrie ich auf. Beinahe schleuderte ich aus Wut und Enttäuschung meine kaputte Hand an die Wand. Er würde saufen, direkt wieder in seine Fantasien abtauchen, die Realität meiden, die Emotionen, welche ihn durchschossen, ertränken. Ich hasste Wolf dafür. Er zerstörte das kleine und wackelige, mühsam aufgebaute...

Erscheint lt. Verlag 6.12.2023
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Gedanken • Ich-Perspektive • Krimi • Philosophische Fragen • Polizeiarbeit • Trauma
ISBN-10 3-384-08184-6 / 3384081846
ISBN-13 978-3-384-08184-1 / 9783384081841
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