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Zirkus (eBook)

Übernatürlicher Psychothriller aus Los Angeles

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
214 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-5461-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zirkus -  Jan Trouw
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Los Angeles, die Stadt des Entertainments und der Skandale, hat schon alles gesehen. Die Stadt kann nichts mehr schockieren. Eigentlich. Denn mit dem gastierenden Zirkus von Ron Simon hat niemand gerechnet. Auch nicht mit den bizarren Todesfällen, die mit den Zirkusplakaten in Verbindung gebracht werden. Die Plakattheoretiker sind davon überzeugt, dass die Zirkuscrew diese als Portale benutzt, um die Opfer unbemerkt zu töten. Und auch die Tierschützer und Medien drängen sich dem Zirkus auf.

Eine geheimnisvolle Irrenanstalt, ein skurriler Zirkus, verfluchte Orte, Monster und Dämonen. Jan Trouw ist jedes Mittel recht, um Alltägliches in ein Horror-Mystery-Szenario zu verwandeln. Tauchen Sie ein und erleben Sie Vertrautes in einem neuen Gewand.

Randolph & Mortimer


Beim Erklingen der fröhlichen Zirkusmusik denkt man an lustige Clowns. An Elefanten, die Männchen machen. An Akrobaten, die in schwindelerregender Höhe durch die Lüfte fliegen. An Schlangenmenschen, die sich verbiegen, verknoten und in kleine Kisten quetschen. An Tiger, die durch brennende Ringe springen. An einen Magier, der seine Assistentin in drei Teile sägt. Und an einen gut gelaunten Zirkusdirektor.

Jene Zirkusmusik ertönte heute Mitternacht in den Straßen von Downtown Los Angeles. Sie war mehrere Blocks weit zu hören und näherte sich dem Pershing Square. Ein öffentlicher Park inmitten der Hochhausschluchten, der wie ein Betonspielplatz für Erwachsene wirkte, oder wie das Freiluftkunstwerk eines drogenabhängigen Künstlers.

„Hörst du das?“, fragte Randolph, der auf der Parkbank saß und versuchte, die Musik zu orten. Bei ihrem Erklingen hatte er das Bier von den Lippen genommen und ein zerknittertes Foto aus seiner abgenutzten Jacke hervorgeholt. Von sich als kleiner Junge, zusammen mit seinen Eltern, als die Welt noch in Ordnung war. Zumindest ließ die Momentaufnahme dies vermuten.

„Was soll ich hören?“, erwiderte Mortimer, der sich zwischen den Palmen erleichterte. Der Alkohol drückte auf seine Blase. Sein Mitstreiter und er hatten über den Tag so einige Flaschen leer getrunken. Es war der hauptsächliche Zeitvertreib der beiden Männer, die auf der Straße lebten. Mortimer war sozusagen Randolphs neue Familie.

„Na, die wunderbare Zirkusmusik“, sagte Randolph verwundert und stellte die Bierflasche neben dem verschmutzten Schlafsack und seinem wenigen Hab und Gut ab, das er noch besaß.

„Welche Zirkusmusik? Bist du schon so besoffen?“, rief Mortimer zurück. Seine Blase wollte sich einfach nicht leeren. „Ich höre nichts. Rein gar nichts!“

„Ich schon, aber die Bäume und Büsche versperren mir die Sicht. Ich bin gleich wieder da.“

Zugegeben, Randolph war angetrunken, aber er war sich sicher, noch zu wissen, was real war, und was Einbildung.

„Dann warte bitte so lange, bis ich mit dem Pinkeln fertig bin, sonst passt niemand auf unsere Sachen auf. Jemand könnte es klauen. Und wenn die Cops dich an den Treppenstufen sehen, schmeißen die uns vom Platz. Dann müssen wir uns einen neuen Schlafplatz suchen!“

Überall an den Parkeingängen hingen Hinweisschilder, die einem sagten, dass man dort keinen Alkohol trinken durfte. Das Kampieren, das Zumüllen und Hunde ohne Leine waren ebenfalls untersagt. Das hinderte die Obdachlosen jedoch nicht daran, dort regelmäßig zu übernachten. Wo sollten sie sonst auch hin? Sie waren nirgendwo erwünscht. Und solange sie keinen Ärger machten, und sich niemand über sie beschwerte, schauten die Cops meist weg. Auf dem Pershing Square saßen die Obdachlosen wie in einer Quarantänezone zusammen, und die Menschen konnten den Park umgehen.

„Randolph?“

Stille.

„Randolph!? Verflucht! Der ist schlimmer als ein kleines Kind! Hier wird keine Musik gespielt. Die hört er doch nur in seinem Kopf. Das kommt vom Alkohol“, fluchte Mortimer und presste den restlichen Urin aus sich heraus. Er wollte schnellstmöglich zu den unbeaufsichtigten Sachen zurückkehren. Auch wenn Obdachlose vermeintlich nichts Kostbares besaßen, in deren Augen konnte eine abgewrackte Jacke, eine löchrige Decke oder ein stumpfes Messer wertvoll sein.

Als Mortimer sein bestes Stück in die Hose mit zerfleddertem Bund einpackte, war sein kleiner Freund noch nicht ganz fertig, und ein paar Tropfen fielen in die Buxe.

So ein Mist.

Randolph erreichte indes die Kreuzung South Hill und 6th Street und horchte in die Richtung, aus der er die Zirkusmusik vernahm. Sie schien nur wenige Meter entfernt zu sein. In wenigen Sekunden würde er ihre Quelle erblicken.

Und dann war es so weit. Sehr zur Freude von Randolph. Seine Augen funkelten wie die eines Kleinkindes.

Die Musik ertönte aus den Boxen eines Werbetrucks, auf dessen Ladefläche ein über zwei Meter hoher, beidseitig plakatierter Werbeträger stand. Die Plakate zeigten zu den Bürgersteigen, um die Aufmerksamkeit der dort wandelnden Seelen zu erreichen und diese zu einem Zirkusbesuch zu bewegen. Ein Tiger und ein Löwe waren darauf abgebildet, und so lebensecht, dass man glaubte, sie seien von einer Fotokamera lebendig eingefangen worden.

Der Werbetruck, dessen dunkelgetönten Scheiben einen Einblick in das Führerhaus verwehrten, blieb neben dem Obdachlosen stehen. Der Truck schien nur für Randolph zu halten, denn für das Fahrzeug gab es keinen Grund, zu stoppen. Die Ampeln waren abgeschaltet, und die Straßenkreuzung leer.

Randolph klatschte mit den Händen. Sein offener Mund ließ Laute der Freude entweichen. Dass er sich zu diesem Zeitpunkt allein auf der Straße befand, dass weder Mensch noch vorbeifahrende Fahrzeuge zugegen waren, bemerkte er nicht. Er schwelgte in den schönsten Erinnerungen aus seiner eher traurigen Kindheit. Als Kind hatte er beide Eltern verloren, seine Mutter an einer Überdosis Heroin, seinen Vater an einer Leberzirrhose. Aber der Zirkusbesuch mit seinem Betreuer und den anderen Kindern aus dem Kinderheim war das Beste, was ihm in seinem trostlosen Leben widerfahren war.

Die Menschen vom Zirkus waren immer so fröhlich. Sie grinsten und sie lachten. Das Leben in der Manege schien die pure Lebensfreude zu sein. Lustige Clowns, hübsche Artisten und glückliche Tiere. Wie Seelöwen etwa, die auf ihren Nasen große Bälle balancierten. Und dann diese fröhliche Musik. Was für ein Spaß. Was für eine wunderbare heile Welt, in der er zu gern gelebt hätte. Stattdessen ging es nach der Vorstellung zurück ins Kinderheim. Es folgten ein vorzeitiger Schulabbruch, eine frühe Alkoholabhängigkeit und eine verkorkste Ehe. Am Ende landete er auf der Straße.

Jetzt war es wieder soweit. Das Plakat auf dem Werbetruck sagte ihm, dass ein Zirkus in die Stadt kam. Man versprach ihm Die größte Show auf Erden.

Randolph malte sich aus, wie er am Rande der Manege saß und die Show genoss, wie damals als Kind. Doch dann holte ihn der Blick des Tigers ins Hier und Jetzt zurück. Für einen Moment dachte er, das Tier starre ihn an.

Bestimmt nur eine optische Täuschung. Ein Trick der Werbemacher, dachte er.

Um seine Theorie zu untermauern, ging er so nahe heran, bis seine Nasenspitze das Plakat berührte. Die Zirkusmusik schallte aus den Boxen und brachte sein Trommelfell fast zum Platzen, sein Herz sprang aus dem eigenen Rhythmus, und dennoch glaubte er, ein tiefes Fauchen vernommen zu haben. Vorsichtshalber, um sein Glück nicht herauszufordern, entfernte er sich einen Schritt vom Werbetruck, seine Augen weit geöffnet.

Wieder ein Fauchen.

Jetzt lauter.

Und als Randolph glaubte, den warmen Atem der Raubkatze zu spüren, löste sich der Kopf des Tigers vom Plakat. Eine Pfote schlug nach ihm, er konnte gerade noch ausweichen. Bei seinem besoffenen Zustand kam dies einem Wunder gleich, aber die aufkommende Angst hatte den Alkoholpegel derartig schnell gesenkt, dass seine Reflexe zu solch einer Reaktion in der Lage gewesen waren.

Das ist nicht real!

Das ist der Alkohol.

Die Augen auf das Tier gerichtet, kehrte Randolph in einer langsamen Rückwärtsbewegung zu den Treppenstufen zurück, über die er zuvor freudestrahlend hinuntergeeilt war und Mortimer beim Pinkeln allein gelassen hatte. Doch nun regierte in ihm die Furcht. Seine Unterhose füllte sich mit Urin.

Die Großkatze sprang aus dem Plakat und folgte ihm.

Randolph fragte sich, ob noch jemand den Tiger sah. Das Tier war nicht zu übersehen. Er blickte nach links, er blickte nach rechts, aber er war allein. Ganz allein. Keine vorbeifahrenden Fahrzeuge. Keine Menschen. Niemand, der sich am Rande des Pershing Square aufhielt. Für eine Millionenmetropole wie Los Angeles sehr ungewöhnlich. Genauso ungewöhnlich, wie das gegenwärtige Ereignis vor ihm.

Er stolperte über die erste Treppenstufe und landete mit dem Hintern auf dem Boden, doch von Schmerzen keine Spur. Der Adrenalinspiegel war zu hoch.

„HILFE! HILFE! MORTIMER! HILFE! HIER IST EIN TIGER!“, schrie er, aber Mortimer schwieg. Und auch niemand sonst ließ sich blicken. Niemand kam, um ihn zu retten.

Mortimer, wo bist du?

Der Tiger ging auf Randolph zu und blieb zwischen dessen Füßen stehen. Das Tier brüllte und fauchte.

Ruhig bleiben.

Bloß keine schnellen Bewegungen.

„Verschwinde, geh weg, bitte!“, flehte Randolph, doch die Raubkatze dachte nicht daran, wegzugehen. Sie drückte ihre Vordertatzen auf seinen Brustkorb. Ihre Zähne kamen seinem Gesicht bedrohlich nah.

„HIIILLLFEEE!“, schrie Randolph.

Ein höllischer Schmerz in seiner Brust. Die Krallen arbeiteten sich tief in seinen Körper hinein und wühlten sich durch die Eingeweide. Bevor der Tiger mit einem tödlichen Biss seinen Hals durchbohrte, brach Randolph bewusstlos...

Erscheint lt. Verlag 20.9.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Allein im Dunkeln • amerikanischer Thrill • Beschwörung des Bösen • #bookrecs #bookstagram #bookrecommendations • Creepypasta • Creepypasta Thriller • Dark Fantasy • Dark Fantasy Thriller Kalifornien • dunkles Geheimnis dark secret • Dunkle Verschwörungen • düstere Unterhaltungsliteratur • eintauchen • Entertainment-Apokalypse • Gruselroman • Horror Clown • Horror Show • Horrorstory in Los Angeles • Horror Thriller mit übernatürlichem Element • Horror - US-amerikanische Literatur • Horror Zirkus • Illusion • Illusion Grusel • Monster • Mord • mysteriöse morde • Mystery • Mystery Horror Bücher • Nervenkitzeln • Psychothriller um tödlichen Zirkus • Seelen • Selbstmord Suizid • Spannungsroman • Supernatural • Teufel • Teufel und Dämonen • thriller & suspense • #thrillerbooks • Thriller mit magischem Realismus • Thriller mit verfluchten Plakaten • thriller recommendations • #thrillers • Thriller über Geister • Thriller Verlorene Seelen • übernatürlicher Horror • Übernatürlicher Schrecken • Übernatürlicher Thriller mit Tierschutzthematik • Übernatürlicher Thriller Zirkus • Umweltschutz Tierschutz • Uncanny Valley • ungeklärte Todesursache • Unheimlicher Thriller mit Todesfällen • Urbaner Horror • Urban Horror Mystery Thriller • Verborgene Geheimnisse • verdammte Seelen • Verfluchte Portale • verlassener Ort
ISBN-10 3-7568-5461-2 / 3756854612
ISBN-13 978-3-7568-5461-5 / 9783756854615
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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