Vienna's Secrets (eBook)
240 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-04885-1 (ISBN)
Roland Werner Tschische wurde 1974 in Klagenfurt am Wörthersee geboren und lebt seit fast dreißig Jahren in Wien. Er ist Vater von drei Kindern, für die er die vierteilige Kinderbuchreihe 'Keitaros Abenteuer' schrieb. Es war seine Leidenschaft für spannende Unterhaltung, die ihn vor drei Jahren ermunterte, selbst einen Krimi zu schreiben.
Roland Werner Tschische wurde 1974 in Klagenfurt am Wörthersee geboren und lebt seit fast dreißig Jahren in Wien. Er ist Vater von drei Kindern, für die er die vierteilige Kinderbuchreihe "Keitaros Abenteuer" schrieb. Es war seine Leidenschaft für spannende Unterhaltung, die ihn vor drei Jahren ermunterte, selbst einen Krimi zu schreiben.
11. August
„It’s ’bout as bad as it could be Seems everybody’s buggin’ me Like nothing wants to go my way, yeah, it just ain’t been my day Nothin’s comin’ easily…“
(Up – Shania Twain; © Robert John Lange, Shania Twain, 2002)
„Es kann kein Zufall sein, dass der Sender einen Song über schlechte Tage spielt, wenn ich mich fühle, als hätte mich die U-Bahn angefahren“, dachte die Kommissarin und lächelte ihr zum Weinen aussehendes Spiegelbild an, während sie sich die Zahnbürste in den Mund steckte.
Ihr Tag hatte vor einer halben Stunde mit dem penetranten Gebimmel ihres Telefons begonnen. Ein Kollege hatte sie auf ihrem privaten Smartphone angerufen, um ihr mitzuteilen, dass es einen Leichenfund gab. Verschlafen von der letzten Doppelschicht hatte sie ihm murrend mitgeteilt, dass sie ihr Möglichstes tun werde, um sofort dorthin zu kommen, hatte sich noch einmal umgedreht, ihren Mann umarmt, geküsst und gesagt: „Eine Tote am Schottenhof, ich muss los!“
Er hatte gelächelt, ihr einen Klaps auf den Po gegeben und erwidert: „Was wäre Wien ohne seine Polizei? Was wäre Wien ohne dich?“ Aber Robert Friedmann, stellvertretender Leiter des Departments für Gerichtsmedizin an der Uni Wien, kannte es selbst nur zu gut, ohne Vorwarnung von Familienfeiern, Motorradtouren und sonstigen Annehmlichkeiten auf den Boden der beruflichen Realität geholt zu werden.
„Ich liebe dich! Halte mich auf dem Laufenden!“, sagte er.
Sie lächelte, wuschelte sich durch ihr langes braunes Haar und trollte sich schlurfend ins Badezimmer.
Daniela Friedmann war eine aparte Frau Mitte vierzig. Sie trug ihr gelocktes Haar, das ihr bis über die Schulterblätter fiel, immer offen. Leger, in Jeans und Blusen, Poloshirts oder Pullover gekleidet, war es vor allem ihre Vorliebe für Doc Martens, die Aufmerksamkeit erregte. Sie hatte diese Schuhe in ungefähr zwanzig verschiedenen Ausführungen im Schrank stehen. Friedmann hatte bald nach ihrem Eintritt in die Kriminalpolizei Wien von sich reden gemacht, als sie einen jungen Wiener dingfest hatte machen können, der in großem Stil Falschgeld und Drogen hergestellt hatte, diese ins benachbarte Ausland exportiert hatte und dabei rücksichtslos Kontrahenten aus dem Weg hatte räumen lassen. Der Erfolg bewirkte drei Dinge: Sie lernte ihren Mann kennen, da dieser ebenfalls mit dem Fall betraut war, allerdings aus der Sicht der Medizin. Der Fall brachte ihr eine Auszeichnung und Beförderung ein. Aber er machte die junge Kommissarin unbeliebt, da sie schon während der laufenden Ermittlungen auf die Faulheit und Ignoranz des Kollegen hinwies, dem sie damals, aufgrund seines höheren Dienstgrades, unterstand. Dieser hatte die Tragweite des Falles nicht erkannt und ebenfalls seine Komplexität unterschätzt. Es kam lediglich durch Hartnäckigkeit und die vielen Überstunden ihrerseits zu dem Ermittlungserfolg. Sie fuhr den Erfolg ein, der Kollege wurde gerügt und sie im Kreis der Kollegen als Kameradenschwein diffamiert. Kein leichtes Leben für eine junge Frau in den ersten Jahren des Dienstes. Gott sei Dank lösten sich aber dennoch viele Probleme von selbst und mit der Zeit, da diese verstockten und faulen Dinosaurier mittlerweile nahezu alle einen in ihren Augen wenig verdienten Ruhestand angetreten hatten.
Heute war sie selbst ein Dinosaurier auf diesem Gebiet, hatte allerdings nichts von ihrer Vitalität und Energie eingebüßt. Sie war bei den Vernehmungen clever, als Kollegin beliebt und konnte, wenn es hart auf hart kam, ordentlich zulangen, wovon die Narben diverser Rissquetschwunden im Gesicht und eine tiefe Stichverletzung im linken Oberarm zeugten. Daniela Friedmann war eine exzellente Polizistin, nüchtern und ohne Hang zur Dramatik.
Zwanzig Minuten später saß sie, gewandet in Jeans-Bluse und knöchelhohen Martens, in einem dunkelblauen BMW und raste mit aufgesetztem Blaulicht die Hadikgasse stadtauswärts. Die Sonne schien bereits warm und trocknete die vom nächtlichen Gewitter noch regenfeuchten Straßen. Der mäßige Verkehr teilte sich wie das Rote Meer vor Moses, niemand wollte im Wege stehen.
Die Ankunft gelang in der Rekordzeit von 15 Minuten. Sie bog auf den Parkplatz des Restaurants Schottenhof ein und stutzte. Feuerwehr, ein Leichenwagen der Wiener Bestattung, vier Fahrzeuge der Funkstreife und zwei Rettungsautos. „Das volle Aufgebot!“, sagte sie zu sich selbst, stieg aus und näherte sich einem kalkweißen, sehr jungen Kollegen in Uniform.
„Frau Kollegin Friedmann?“, fragte er verlegen.
„Jawohl, was gibts? Wo bringen Sie mich hin?“
„Mein Name ist Wallner, bitte folgen Sie mir. Wir gehen gleich hier rein, auf den Mountainbike-Trail, der vom Wilhelminenberg herunterführt. Wir haben etwa zweihundertfünfzig Meter Fußmarsch zurückzulegen.“
Friedmann blickte an sich herunter und lächelte ob der Wahl ihrer Schuhe. Angesichts des vom Regen in der letzten Nacht aufgeweichten Bodens waren ihre schwarzen Martens die erste Wahl gewesen. Trotz der exzellenten Entscheidung war sie nur halb so schnell wie der Kollege, der dienstbeflissen mit großen Schritten voranging.
„Machen Sie mal langsamer, Kollege! Ich habe vor einer Stunde noch gepennt und ich habe Doppelschicht gehabt. Sie rennen ja, als wäre der Teufel hinter Ihnen her!“, rief sie ihm keuchend nach. „Und warum sagt mir niemand, dass ich zu nachtschlafender Zeit den Himalaja hinaufsteigen soll?!“, fauchte sie.
Der junge Polizist errötete, sah betreten zu Boden und antwortete: „Frau Kommissarin, es tut mir leid, ich habe Sie nicht angerufen. Ich dachte mir, es wäre Eile geboten.“
„Nun … die Leiche läuft uns wohl nicht weg, oder?“
Wallner hob an, etwas zu sagen, verzichtete angesichts der Spannung in der Luft darauf, drehte sich um und ging in gemäßigterem Tempo neben ihr her.
Nach der nächsten Kurve sahen sie von Weitem bereits die rotweißen Absperrbänder, etwa dreißig Meter neben dem Trail. Vier Kollegen von der Funkstreife, drei Feuerwehrmänner und die Spurensicherung waren da. Eine Ärztin und zwei Sanitäter kümmerten sich um eine ältere Frau, die unweit der Szene auf dem Boden saß, hyperventilierte und einen schon etwas grau gewordenen Dackel streichelte.
Schwer keuchend kamen Friedmann und Wallner an, die Uniformierten traten zur Seite und gaben den Blick auf den Fundort frei. An der Rückseite einer alten Buche saß jemand mit vom Weg abgewandtem Blick. Die Arme nach hinten gebogen, mit grobem Hanfseil gefesselt. Vor dieser Person kniete Dr. Alma Selimovic und fotografierte den Fund aus allen Perspektiven. Die gebürtige Bosnierin, die durch die Kriegswirren der Neunzigerjahre nach Österreich gekommen war, war eine Meisterin ihres Faches. Sie hatte sich Danielas Mann Robert vor einigen Jahren durch einen exzellenten Lebenslauf und eine unglaubliche Anzahl an in- und ausländischen Reputationen empfohlen. Robert hatte keine Sekunde gezögert und die talentierte Frau eingestellt, da eine Planstelle durch Pensionierung frei geworden war. Sie war zu einer guten Freundin und einem gerne gesehenen Gast im Hause Friedmann geworden.
„Hi, Danny! Wilde Sache hier, schreck dich nicht!“, sagte sie und sah dabei sehr ernst zu ihrer Freundin und Kollegin auf.
„Ooookay“, antwortete Friedmann halblaut mit deutlich gedehntem O und blieb in der Bewegung abrupt stehen. So etwas hatte sie aus dem Mund der erfahrenen Forensikerin noch nie zuvor gehört.
„Vielleicht kümmerst du dich zuerst um die Zeugin, Danny. Dann bin ich hier fertig und wir besprechen alles. Nach meinem medizinischen Dafürhalten ist sie nicht vernehmungsfähig. Aber versuch‘s mal!“, sagte Alma.
Friedmann blickte zu Wallner, bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, mitzukommen. Sie näherten sich dem Rettungsteam.
„Guten Morgen! Verzeihen Sie bitte, mein Name ist Daniela Friedmann, ich bin die ermittelnde Beamtin in diesem Fall. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?“
Der Arzt drehte sich um, eine Blutdruckmanschette in den Händen. „Guten Morgen, das ist Frau Henriette Gruber, sie steht unter Schock. Wir werden sie ins Wilhelminenspital bringen, sie braucht dringend ärztliche Betreuung. Ich denke, Sie können sie heute Abend im Krankenhaus befragen. Wir bringen die Patientin jetzt zum Parkplatz. Ihre Tochter ist gerade gekommen und übernimmt den Hund.“
Gruber bewegte sich und sah ihr aus gespenstischem Gesicht entgegen. Sie war aschfahl, die Lippen weiß von der Blutleere.
„Das arme Ding! Ich hätt‘s nicht bemerkt, wenn‘s der Poldi nicht geschnüffelt hätte. Seit dreiundfünfzig Jahren geh ich hier mit dem Hund, nicht mit dem Poldi natürlich, denn die Dackel werden nicht so alt, aber überhaupt. Sowas! Dass ich das auf meine alten Tage noch erleben muss. Na … das hab ich ’braucht!“
„Wallner, Sie gehen mit nach unten und nehmen die Personalien auf! Achten Sie aber...
| Erscheint lt. Verlag | 29.10.2023 |
|---|---|
| Verlagsort | Ahrensburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Schlagworte | Krimi Bücher • Krimi Neuerscheinungen • Krimi Newcomer • Krimi und Thriller Neuerscheinungen • Organisiertes Verbrechen • Polizei Thriller • Privatdetektiv • Thriller Bücher • Thriller Neuerscheinungen • Thriller Newcomer • top krimi bücher • Top Thriller Bücher • Wien |
| ISBN-10 | 3-384-04885-7 / 3384048857 |
| ISBN-13 | 978-3-384-04885-1 / 9783384048851 |
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