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Männerabend (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
500 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-01730-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Männerabend -  Oliver Süss
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Wenn in der Zeit des Stauferkönigs Friedrich II. ein Buch abhandenkommt, dem magische Kräfte nachgesagt werden, um dann in unserer Gegenwart wieder aufzutauchen und in der nahen Zukunft in den Träumen einiger Männer seine unheilvolle Wirkung entfaltet, schließlich sogar in der Wirklichkeit den Tod bringt, dann hilft auch eine ausgeklügelte, uns heute noch unvorstellbare Alltagstechnologie nicht mehr weiter. Oder ist sie Ursache allen Unheils? Acht Freunde, die bis dahin von der Harmlosigkeit ihrer Männerabende überzeugt waren, von einem Kater anderntags abgesehen, kämpfen plötzlich ums Überleben - im Mittelalter wie in ihrer Gegenwart.

Dr. Oliver Süss ist Facharzt für Orthopädie und lebt und praktiziert in der von ihm beschriebenen Region in Südhessen. Sein Buch vereint die Genres des Mittelalterromans und der Science-Fiction zu einer kühn konstruierten Gesamtgeschichte. Umfassende Recherchen gewährleisten die historische Authentizität der Mittelalterkapitel. Sie spielen in der Zeit der Staufer von Barbarossa bis Friedrich II. Bei den übrigen Kapiteln werden die Leserinnen und Leser unschwer erkennen, in welchen technischen Errungenschaften unserer Gegenwart die Science-Fiction-Elemente wurzeln - auch wenn nicht alle hier erdachten Entwicklungen wünschenswert erscheinen mögen.

Dr. Oliver Süss ist Facharzt für Orthopädie und lebt und praktiziert in der von ihm beschriebenen Region in Südhessen. Sein Buch vereint die Genres des Mittelalterromans und der Science-Fiction zu einer kühn konstruierten Gesamtgeschichte. Umfassende Recherchen gewährleisten die historische Authentizität der Mittelalterkapitel. Sie spielen in der Zeit der Staufer von Barbarossa bis Friedrich II. Bei den übrigen Kapiteln werden die Leserinnen und Leser unschwer erkennen, in welchen technischen Errungenschaften unserer Gegenwart die Science-Fiction-Elemente wurzeln – auch wenn nicht alle hier erdachten Entwicklungen wünschenswert erscheinen mögen.

1

Humbert erwachte auf seinem Lager in der Klosterschmiede. Es war ein kalter, nebliger Herbstmorgen und in den nach vorne offenen Raum drang die feuchte Luft ein. Erst kürzlich war er dem Schmied des Klosters als Ersatz für den verstorbenen Schwertfeger zugeteilt worden. Unverhofft war ihm durch diese Arbeit Schutz und Nahrung zuteil geworden, wovon er bei seinem Eintreffen an der Pforte als hungriger Bittsteller nicht zu träumen gewagt hatte. Er streckte seine starren Glieder und setzte sich an den Rand seines Bettgestells. Die Kälte des Lehmbodens unter seinen Füßen, begann er ganz unwillkürlich, sich zwischen den Beinen zu kratzen. Seit geraumer Zeit quälten ihn wieder verstärkt die Filzläuse. So würde er den Bruder Hospitarius um eine Arznei bitten müssen. Oder besser noch wäre es, überlegte er weiter, bei der nächsten Rasur in ein oder zwei Wochen die Schamhaare mit zu entfernen. Das hatte ihn schon einmal kuriert, allerdings hatte sich eine der Schnittwunden entzündet und vereitert. Darauf hatte er nicht noch einmal Lust. Es sei denn, er hätte das Glück, mal ein wirklich scharfes Messer in die Hand zu bekommen. Aber woher sollte das wohl kommen? Sie hatten ihm in der Klosterküche sogar ein eigenes kleines Messer gegeben und es war sein größter Schatz, aber beim Rasieren war es eine Qual, wie es an den Barthaaren riss. Wohl doch besser die Arznei.

Er massierte sein Gesicht mit den Händen und spürte seine langen, mittlerweile weißen Bartstoppeln. Mit dem Zeigefinger rieb er sich den Schlaf aus den Augen, fuhr mit den Fingerspitzen mehrfach durch sein kurzes, graues Haar. Mit einem lauten Furz stand er auf, um sich seine Bruche zu greifen, streifte die Beinlinge über und band sie an der Bruche fest. Nun schlüpfte er in die Holzschuhe, wohl wissend, dass er sie bei dieser Witterung bald gegen sein einziges Paar lederne Stiefel austauschen musste. Die aber würden mit all den Flicken auf der durchgelaufenen Sohle diesen Winter wohl kaum überleben. Er brauchte dringend Ersatz. Nun streifte er sich noch die Kutte über, band den Gürtel um seinen Bauch und verließ die Schmiede. Das kleine Gebäude schmiegte sich an die Außenmauer des Klosters, etwas abseits von den übrigen freistehenden Wirtschaftsgebäuden, um die Brandgefahr durch den Funkenflug aus dem Schmiedefeuer zu verringern. Er ließ die Zehntscheune links liegen und lief in Richtung Südtor zu dem zweistöckigen Arkadengebäude. Über eine hölzerne Treppe erreichte er die Latrine im ersten Stock und gesellte sich zu den beiden bereits dort sitzenden Mönchen. Sie nutzten die kurze Pause nach den Laudes zur Stillung ihrer körperlichen Bedürfnisse. Mühsam löste er seine Bruche und setzte sich auf den kalten Stein. In den Herbst- und Wintermonaten war der Latrinengeruch einigermaßen zu ertragen. Erst letzte Woche hatte er als Strafe für eine Verfehlung bei der Prim die Latrine säubern müssen. Im Sommer hätte der Gestank diese Arbeit zur Tortur gemacht. Zu wissen, dass es der Ammoniak war, der ihm die Tränen in Augen und Nase trieb, hätte es ihm nicht leichter gemacht. Humbert ließ laufen und kratzte sich indessen oberhalb der Peniswurzel in der Schambehaarung, bis er blutete. Er fluchte, schaute peinlich berührt zu den beiden Mönchen, die aber wohl nichts gehört hatten. Als er sein Geschäft beendet hatte, schritt er die Treppe wieder nach unten, wobei ihm die beiden Mönche nicht folgten, denn sie konnten den Verbindungsgang nutzen, der direkt in das Dormitorium führte. Jeden Moment würde der Pförtner die Glocken läuten, um zur Prim zu rufen.

Nach dem Gottesdienst begab sich Humbert mit knurrendem Magen an die Arbeit. Er würde noch bis zur Sext warten müssen, bis es etwas zu essen gab, aber er harrte dankbar der Zeit, denn die ihm Schutz gewährenden Mönche hatten in dieser Jahreszeit noch mehr Enthaltsamkeit zu dulden und bekamen in der Fastenzeit seit dem Martinstag ihre einzige Mahlzeit erst zur Vesper vorgesetzt. Sie allerdings war weitaus erlesener als die Speise der Konversen.

In der Schmiede angekommen, musste sich Humbert zunächst um die Esse kümmern. Die Kohle vom Vortag war erloschen und zu Staub zerfallen. Er fluchte leise vor sich hin, als er die Asche entfernte. Warum hatte er nicht besser auf die Glut geachtet? Und wo war überhaupt der Schmied? Nach dem Reinigen des Ofens drapierte er neue Holzkohle um den Rand der inneren Feuerstelle und legte etwas Zunder auf. Neben der Esse hing das Schlageisen, doch der Feuerstein war nicht an seinem Platz. Übellaunig lief Humbert suchend durch die Schmiede und fand statt des Feuersteins Laurentz, den Schmied.

Der war ein recht geselliger und angenehmer Mensch, von seinen gelegentlichen Wutausbrüchen und Fluchtiraden beim Zerspringen eines Werkstücks einmal abgesehen. Seine Arbeit verrichtete er tadellos, aber seine Schwäche galt dem Wein, von dem er wohl gestern im Wirtshaus des nahe gelegenen Dorfes wieder einmal zu viel gekostet hatte. Er lag auf einem Stapel Säcken mit Brennmaterial und schnarchte lauthals vor sich hin. Warum Humbert ihn nicht beim Aufstehen bemerkt hatte, war ihm bei diesem Lärm ein Rätsel.

„He, Laurentz, wach auf!“ Er schüttelte den Schlafenden kräftig an beiden Schultern.

„Hä, was is’n los, kann ein Mann hier nicht mal in Ruhe seinen Rausch ausschlafen?“, brabbelte der Schmied missmutig in seinen dunkelblond gelockten Bart, der sein rundliches, fast ein wenig feminines Gesicht umrandete. Den fast völlig kahlen Kopf umrahmte ein ebenso gelockter Haarkranz. Weißlicher Speichel hing getrocknet zwischen den spröden, rissigen Lippen und zog beim Sprechen feine Fäden. Beim ersten herzhaften Gähnen zeigten sich die bräunlichen Stümpfe der unteren Schneidezähne, während die obere Zahnlücke zum Vorschein kam. Er starrte Humbert aus eng zusammenstehenden blauen Augen an und richtete sich mühsam auf, blieb aber zunächst auf den Säcken sitzen, bevor er von ihnen abrutschte und unsanft mit dem Hintern auf dem Boden landete. Stöhnend vergrub er seinen Kopf zwischen beiden Händen.

„Du hast die Glut ausgehen lassen, und nun kann ich den Feuerstein nicht finden“, klagte Humbert, „außerdem kann der Konversenmeister jederzeit auftauchen, und wenn er dich in diesem Zustand sieht – nun, das weißt du ja selbst.“

Wie vom Blitz getroffen fuhr der eben noch tranige Laurentz hoch und griff sich an die Seite. „Ah, alles noch da, bei diesen Beutelschneidern in der Spelunke weiß man ja nie!“ Sprachs und spie auf den Boden aus. „Ich verziehe mich am besten für den Moment, mach du schon mal das Feuer an. Bis wir Glut haben, wird es sowieso noch ewig dauern.“

„Aber mir fehlt doch der Feuerstein!“

„Warum soll ich ... nein, wart mal, ich glaube, ich hatte ihn gestern eingesteckt. Was ich nur damit wollte? Hier hast du ihn!“ Er reichte Humbert den Pyrit und trottete breitbeinig schwankend aus der Schmiede, eine Salve von lauten Fürzen ausstoßend.

Nun darf ich hier alles allein machen, nur weil der besoffene Trottel sich so hat volllaufen lassen, dachte Humbert und kniete sich vor die Esse. Mit routiniertem Schlagen führte er das Eisen am Stein vorbei, wobei sich immer wieder Funken lösten und langsam eine schwache Glut im Zunder erzeugten. Er nahm ihn vorsichtig in beide Hände und blies sanft mehrfach hinein, bis sich eine kleine Flamme zeigte. Den brennenden Zunder hob er sachte auf ein kleines Büschel trockenes Stroh und blies kräftig an. Dann schwenkte er das glühende Büschel rasch durch die Luft, bis es sich entfachte. Nun schichtete er vorsichtig trockene Tannennadeln und Birkenrinde auf das brennende Stroh. Sodann folgten kleine trockene Äste und später noch etwas Buchenholz. Nach getaner Arbeit richtete sich Humbert auf und überstreckte seinen müden Rücken, wobei er in Richtung der Klosterkirche blickte. Er würde das Feuer nun vorsichtig mit Holzscheiten aufbauen und erst dann die am Rand liegende Kohle nach und nach hinzufügen, bis die nötige Glut erzeugt war. Auf dem Klostergut war mittlerweile ein reges Treiben der Handwerker zu beobachten.

Otmar hatte das Amt des Konversenmeisters inne und war dadurch der einzige Mönch des Klosters auf dem Hofgelände. Seine beigefarbene Tunika, die Tracht der Klostermönche, war mit einer Kordel über einem üppigen Bauch geschnürt. Zum Schutz gegen die bereits kühle Herbstwitterung trug er eine gleichfarbige Kukulle mit Kapuze. Einfache Ledersandalen an seinen Füßen waren Ausdruck seiner selbst gewählten Askese. Die kreisförmige Tonsur ließ sein dunkles, kleinlockiges Haupthaar als einen schmalen Kranz stehen, der über den Schläfen durchbrochen war, so dass nur ein kleines Haarbüschel über der Stirn stand. Er hatte eine schmale, elegante Nase und braune Augen, die freundlich aus seinem rundlichen Gesicht blickten. Als Otmar Humbert erblickte, änderte er seine Laufrichtung und ging auf...

Erscheint lt. Verlag 7.9.2023
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Historischer Bezug • Mittelalter • Psychothriller • Science-fiction • Technikutopie • Zeitreise
ISBN-10 3-384-01730-7 / 3384017307
ISBN-13 978-3-384-01730-7 / 9783384017307
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