Kann denn Liebe Zufall sein? (eBook)
360 Seiten
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
978-3-96797-399-0 (ISBN)
Aus alt mach neu.
Gracie liebt es alte und ausrangierte Kleidungsstücke aus Applewells Wohltätigkeitsladen zu retten, sie umzuschneidern und dann in ihrem kleinen Laden zu verkaufen. Dann taucht ein gewisser Lucas im Charity Shop auf - mit Plänen zur Veränderung - und bringt damit Gracies Geschäftsmodell in Gefahr. Sie lässt sich nicht anmerken, dass sie Lucas eigentlich sehr nett findet und bald schon fliegen zwischen den beiden die Fetzen. Als dann Lucas' Nichte das Hochzeitskleid seiner Schwester zerschneidet, gibt es nur eine Person, die ihm helfen kann. Wird Gracie mit ihren Nähkünsten das große Fest retten und dabei auch für ihr Herz ein neues Nähkästchen finden?
Lilac Mills lebt mit ihrem sehr geduldigen Ehemann und ihrem unglaublich süßen Hund auf einem walisischen Berg, wo sie Gemüse anbaut (wenn die Schnecken es nicht erwischen), backt (schlecht) und es liebt, Dinge aus Glitzer und Kleber zu basteln (meistens eine Sauerei). Sie ist eine begeisterte Leserin, seit sie mit fünf Jahren ein Exemplar von 'Noddy Goes to Toytown' in die Hände bekam. Einmal hat sie versucht, alles in ihrer örtlichen Bibliothek zu lesen, angefangen bei A, und sich durchs Alphabet gearbeitet. Sie liebt lange, heiße Sommer- und kalte Wintertage, an denen sie sich vor den Kamin kuschelt. Aber egal, wie das Wetter ist, sie schreibt oder denkt über das Schreiben nach, wobei sie immer von herzerwärmender Romantik und Happy Ends träumt.
1.
Lucas
Die vertraute leidige Angst befiel Lucas Grainger, als er am Ortsschild von Applewell vorbeifuhr. Vor langer, langer Zeit hatte er das Dorf gar nicht schnell genug verlassen können. Nun kehrte er zurück, nach siebzehn Jahren. Wird aber auch Zeit, hätte Effron gesagt, wenn er noch gelebt hätte.
Er hatte Effron versprechen müssen, eines Tages zurückzukommen, doch das war nicht der einzige Grund für seine Rückkehr. Mal ehrlich, wohin hätte er sonst gehen sollen? Noch dazu hatte er hier eine Menge wiedergutzumachen.
Obwohl Applewell zwei Meilen von der walisischen Küste entfernt lag, hatte Lucas beim Herunterlassen des Wagenfensters sofort den salzigen Geruch der Irischen See in der Nase. Frische, klare Luft flutete den Wagen – kein Vergleich zu dem Großstadtmief, aus dem er gerade kam. Umgeben von sanften Hügeln und Ackerland hatte sich der Ort nicht verändert.
Etwas anderes hatte er auch nicht erwartet; genau wegen dieser tristen Eintönigkeit hatte er Applewell ja verlassen. Nur hätte er nicht ausreißen dürfen, damit hatte er seiner Familie sehr wehgetan. Und dafür würde er sich wohl Zeit seines Lebens schlimme Vorwürfe machen.
Nachdem er den Stadtrand passiert hatte, steuerte er auf das kleine rote Reihenhaus seiner Mutter im Herzen von Applewell zu, in dem er aufgewachsen war, und –
Ach du meine Güte!
Lucas stieg in die Eisen und der Wagen kam schlitternd zum Stehen.
Von den Fenstern im Obergeschoss hing ein Banner, das sich für alle gut sichtbar über die gesamte Hausfront zog.
WILLKOMMEN ZU HAUSE
Wie in dem Film, den er neulich im Fernsehen gesehen hatte, in dem ein Mann gerade aus dem Knast entlassen worden war …
Seine Mutter Vivien wartete schon vor dem Haus auf ihn. Und mit ihr ein Großteil der Nachbarschaft.
Lucas’ Augen wanderten von seiner Mutter zu seiner Schwester Nora. Als sich ihre Blicke trafen, nickte Nora ihm kaum merklich zu. Das kleine Mädchen auf ihrem Arm sah ihn mit großen Augen an und schien den Tränen nahe, was er ihr nicht verdenken konnte. Ihm war selbst zum Heulen zumute.
Das war’s dann wohl mit der klammheimlichen Rückkehr.
Auf die Neugier der Dorfbewohner war er gefasst gewesen, auch auf ihre wohlmeinenden Kommentare, aber hierauf? Seine Mutter schmiss doch tatsächlich eine Willkommensparty für ihn! Am liebsten würde er wenden und mit Vollgas zurück nach London brausen. Doch er schaltete in den ersten Gang, fuhr zuckelnd durch die Straße und parkte den Wagen.
Bedächtig stieg er aus und streckte sich ausgiebig. Die fünf Stunden Fahrt saßen ihm in den Knochen, aber vor allem wollte er Zeit schinden.
Doch es half nichts.
Schon hatte ihn seine Mutter mit einem Aufschrei in die Arme geschlossen. Als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und sich ihm um den Hals warf, spürte er, wie sie zitterte.
»Lucas, mein Lucas«, rief sie. »Du bist zurück!«
»Aber nicht für immer, Mum«, entgegnete er.
Sie rückte von ihm ab und sah ihn prüfend an. »Aber fürs Erste.«
»Ich werde nicht bleiben.« Irgendwie musste er das noch einmal klarstellen, denn er wollte keine falschen Hoffnungen wecken. Dieses Banner machte ihn fertig. »Ich werde wieder zurück nach London gehen.« Schließlich war sein Leben in London und nicht in Applewell.
Seine Mutter verzog das Gesicht. »Weiß ich doch. Aber jetzt bist du erst mal hier und das allein zählt.«
Abermals nahm sie ihn in die Arme und drückte ihn so entschlossen an sich, als wollte sie ihn nie wieder von zu Hause weglassen.
Zu Hause. Was für ein bedeutungsschwerer Ausdruck. Schon lange hatte er bei Applewell nicht mehr an ein Zuhause gedacht. Lügner, flüsterte ihm eine leise innere Stimme zu, die er aber geflissentlich überhörte.
Schließlich löste seine Mutter die Umarmung, hielt ihn aber noch mit einem Arm umfasst und zerrte ihn zu dem Grüppchen, das sich vor dem Haus eingefunden hatte. Elf Leute wohnten der Rückkehr des verlorenen Sohns bei. Sie lächelten ihm zu und klopften ihm auf die Schulter.
Bestimmt fühlten sie sich in ihrer Überzeugung bestätigt, dass er eines Tages zurückkehren würde. Dass er nicht für immer wegbleiben könne. Und leider behielten sie damit recht: Sein halbes Leben hatte Applewell ihn gerufen, und schließlich war er diesem Ruf gefolgt.
»Nora.« Vor seiner Schwester blieb er stehen.
»Lucas.« Ihr Ausdruck verriet keine Emotion. Sie blickte demonstrativ auf das Kind in ihrem Arm. »Kannst du dich noch an Ruby erinnern?«
Wie sollte er seine Nichte vergessen haben? »Ganz schön groß geworden.«
»Das haben Kinder so an sich.«
Schwang da ein leichter Vorwurf mit? Verdenken könnte er es ihr nicht, hatte er seine Nichte seit ihrer Geburt doch nur zweimal gesehen. Inzwischen war die Kleine bestimmt schon drei Jahre alt. Lucas erschrak. Hatte er etwa ihren Geburtstag verschwitzt? Nein, sie war im Juni geboren.
Ruby verbarg das Gesicht in der Halsbeuge ihrer Mutter, sodass er bloß eine Pausbacke, lange dunkle Wimpern und einen Teil des Munds mit dem Daumen darin sehen konnte.
Lucas hätte ihr gerne über die Wange gestreichelt, ließ es aber bleiben. Dazu hatte er nicht das Recht. Noch nicht. Ruby kannte ihn ja kaum, doch das wollte er unbedingt ändern. Seine Nichte besser kennenzulernen, war eines der Dinge, auf die er sich freute. Und seine Schwester, wenn sie es zuließ.
»Komm doch rein.« Seine Mutter zog ihn durch die Haustür. »Ich habe ein kleines Büffet mit Dips vorbereitet. Du bist bestimmt hungrig.«
Obwohl er den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte, verspürte Lucas keinerlei Hunger. Ihm war eigentlich während der gesamten Fahrt über schlecht gewesen. Dreimal hatte er angehalten und jedes Mal einen doppelten Espresso getrunken, was seinem rebellierenden Magen nicht unbedingt gutgetan hatte.
Er betrat das Wohnzimmer und betrachtete den Esstisch, der von Speisen überquoll.
»Ich wusste nicht, auf was du Lust hast, da habe ich ein wenig von allem besorgt.« Seine Mutter reichte ihm zaghaft einen Teller.
»Hast du was dagegen, wenn ich mich vorher kurz frisch mache?«, fragte er. Hinter ihm stauten sich schon die übrigen Gäste.
»Natürlich nicht. Tut mir leid, daran hätte ich denken …«
»Ich will mir nur kurz mal die Hände waschen.« Lucas hielt sie hoch, als strotzten sie vor Dreck.
»Dahinten durch.« Seine Mutter zeigte Richtung Küche, biss sich aber sofort auf die Lippen. »Ich Dummerchen, das weißt du ja.«
Lucas wäre lieber oben ins Bad gegangen, aber Hauptsache, er war mal einen Moment für sich. Er eilte durch die Küche in den winzigen Flur, rechts war die Toilette, geradeaus ging es weiter in den Garten. Im Vorbeigehen fiel ihm auf, dass sich dort seit seinem letzten Besuch etwas getan hatte.
Lucas verschwand im Badezimmer lehnte sich gegen die Tür und atmete tief durch.
Mann, war das hart.
Im Grunde hatte er nichts anderes erwartet. Nicht die Feier, aber die Betretenheit, das Gefühl, zu Hause ein Gast, ja fast schon ein Fremder zu sein. Es würde sicher eine Weile dauern, bis seine Mutter und er nicht mehr vorsichtig umeinander herumschlichen, wobei es garantiert nie wieder so werden würde wie früher.
Wie auch? Er war längst kein Kind mehr. Die Jugend hatte er mit sich nach London genommen und dort gelassen. Nachdem er von zu Hause ausgerissen war, hatte er sich erst wieder als erwachsener Mann zurückgetraut. Da war er an Erfahrung weitaus reifer gewesen als an Jahren.
Lucas wusch sich die Hände und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Dabei vermied er den Blick in den Spiegel, denn er wollte sich nicht in die Augen schauen.
Wohl oder übel stürzte er sich dann wieder ins Getümmel.
»Dein Lucas ist ja ein richtiger Kraftmeier«, sagte eine ältere Dame, die seiner Erinnerung nach zwei Häuser weiter lebte.
›Kraftmeier‹, diesen Ausdruck hatte er schon lange nicht mehr gehört. Aber die alte Dame hatte recht, er war kräftig gebaut. Durch das regelmäßige Training im Fitness-Studio ...
| Erscheint lt. Verlag | 17.10.2023 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Applewell Village | Applewell Village |
| Übersetzer | Petra Knese |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | A Stitch in Time |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | Barbara Erlenkamp • COSY • England • Gefühle • Gefühlschaos • happily ever after • Happy End • Hochzeit • Irland • jane linfoot • Jenny Colgan • Jojo Moyes • Julie Caplin • KEEP • Kleidung • Kleinstadt • Kuss • Liebe • Liebesroman • Lucy Score • lustig • Manuela Inusa • Mary Kay andrews • Mhairi McFarlane • Missverständnisse • New Adult • Nicolas Sparks • Nora Roberts • Olivia Anderson • Olivia Miles • Petra Hülsmann • Rebecca Raisin • Recyling • Romance • Rosie Walsh • Schneiderei • Simona Ahrnstedt • Susan Elizabeth Phillips • Susan Mallery • Upcyling • Wales |
| ISBN-10 | 3-96797-399-9 / 3967973999 |
| ISBN-13 | 978-3-96797-399-0 / 9783967973990 |
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