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Eine alte Geschichte (eBook)

Kommissar Berendtsen
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
336 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7565-6397-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Eine alte Geschichte -  Gerhard Nattler
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Der Mord an einem Dorstener Unternehmer im hart umkämpften Transport- und Logistikmarkt stellt den erfahrenen Hauptkommissar Albert Berendtsen und seinen jungen Kollegen Oliver Hallstein vor unerwartete Probleme. Ursprünglich scheint der Fall für die beiden keine große Herausforderung darzustellen, da die Beweislage eindeutig auf einen Mitbewerber hinweist. Dann geschieht ein zweiter Mord. Es stellte sich bald heraus, dass die Ermittlungen komplexer sind als angenommen. Dabei hilft Berendtsen seine Fähigkeit, sich in verwickelte Fälle hineinzuversetzen. Außerdem wird er seinem Ruf gerecht, auch die kleinste Spur zu erkennen und keine Details zu übersehen.

Nach dem Studium der Pharmazie führte der Autor lange Zeit vier Apotheken. Nach der Übergabe des Betriebs an die Söhne widmete er sich seinem Hobby, dem Schreiben von Thrillern und Kriminalromanen.

Nach dem Studium der Pharmazie führte der Autor lange Zeit vier Apotheken. Nach der Übergabe des Betriebs an die Söhne widmete er sich seinem Hobby, dem Schreiben von Thrillern und Kriminalromanen.

Kapitel 2.


Es kostete ihn Nerven, vom Pucciniweg im Stadtsfeld über die Bochumer Straße und die Vestische Allee auf den Willy-Brandt-Ring zu gelangen, denn die beiden Brücken über den Kanal und die Lippe waren wegen einer Baustelle seit langem nur einspurig zu befahren und verursachten immer wieder Staus bis zurück an die Händelstraße. Das Problem wurde dadurch verstärkt, dass die Auffahrt zur A31 in Richtung Emden gesperrt war. So mussten die Fahrzeuge alle am Freudenberg auffahren.

Ein Schiff hatte die Kanalbrücke gerammt und in solchem Maße beschädigt, dass sie nicht mehr voll belastet werden durfte. Der Beginn der Reparaturarbeiten verschob sich Woche um Woche. Den offiziellen Stellungnahmen nach stritt man sich um die Versicherungsleistung. Berendtsen fädelte sich vorschriftsmäßig ein. Dann ging es zügig über das Gemeindedreieck und die Bismarckstraße aus der Stadt hinaus in Richtung Wulfen. Hauptkommissar Berendtsen von der Abteilung Gewaltverbrechen und Tötungsdelikte bei der Kriminalpolizei in Recklinghausen verließ den Kreisverkehr und bog auf die Wienbecke in Richtung Wulfen ein. Von weitem sah er bereits das blaue Blitzen der Polizeiwagen, deren silberner Anstrich in der frühen Morgensonne glänzte. Als er das abgelegene Haus auf der Wienbecke erreichte, war die Zufahrt zum Grundstück abgesperrt. Mehrere Wagen waren am Straßenrand der Wienbecke geparkt. Darunter einer mit der ihm vertrauten Aufschrift »Ruhrzeitung«, deren Chefredakteur sein Nachbar war. Er kannte den Reporter Fuchs, der in Dorsten immer einer der ersten Neugierigen am Tatort war. Er hatte seinen Namen zu Recht. Er war schnell, flink und schlau.

Die beiden Beamten, Achim Frank und Robert Feil, erkannten den schwarzen BMW des Hauptkommissars und hielten das Absperrband hoch. Berendtsen ließ die Scheibe ein wenig herunter, grüßte die beiden, mit denen er seit Beginn seiner Versetzung nach Recklinghausen häufiger zu tun hatte, fragte nach ihrem Wohlbefinden und bedankte sich für ihre Aufmerksamkeit. Er stellte den Wagen auf dem Personalparkplatz neben dem blau-silbernen Kombi der Spurensicherung ab, auf dem trotz der vielen Parkflächen nur vier Wagen abgestellt waren. Es gab zwei separate Abstellflächen mit reservierten Nummern. Nur ein Fahrzeug. Er warf einen Blick auf seinen Chronographen, den seine Frau ihm noch während seiner Zeit in Hamburg geschenkt hatte, als er mit einem Streifschuss im Krankenhaus gelegen hatte. »Damit du weißt, was es geschlagen hat!«, waren Irmgards Worte gewesen. »Halte dich in Zukunft aus solchen Gefechten heraus! Dafür sind andere Leute zuständig!«, hatte sie gemahnt. Er hatte es ihr versprechen müssen. Halb neun. Er taxierte das Haus. Das schmucklose, nüchterne Bürogebäude mit Flachdach, stand am Ende der Bebauungszone ohne direkten Nachbarn einsam auf weiter Flur. Eine Wiese grenzte an den Maschendrahtzaun, der sich mehrere hundert Meter um das Gelände zog. Einzelne Rinder weideten verstreut oder lagen müde da und käuten ihre Nahrung wieder. Hinten grenzte das Gelände an einen Bahndamm, unter dem in der Ferne ein kleiner einspuriger Tunnel verlief. Die andere Seite des Areals war nicht erschlossen. Es gab nur Gras, Gestrüpp, wilde Sträucher und Birken und einen kleinen Aschepfad, der vom Bahndamm kam, an der Weide vorüberführte und auf die Wienbecke mündete. Auf der anderen Straße war er etwas besser ausgebaut.

Er sah sich um. Sein Kollege, Hauptkommissar Oliver Hallstein, schien noch nicht vor Ort zu sein. Sein neuer BMW X3 war nirgends zu sehen. Er musste die Tochter in die Schule und den Jungen in den Kindergarten bringen. Er hatte den Wagen vor gerade drei Monaten erhalten und war erst einmal damit in die Osterferien gefahren. Seit seine Tochter die Schule besuchte, hatte er sich an die Schulferien zu halten. Seine Frau war einige Tage nach der Rückkehr an Corona erkrankt. Sie war inzwischen negativ getestet, aber noch sehr mitgenommen. Die Kinder und er hatten sich nicht infiziert. Die Tests waren negativ und sie hatten auch keine Symptome entwickelt. Hallstein und er hatten schon manches Verbrechen gemeinsam aufgeklärt, waren gut aufeinander eingespielt und mit der Zeit Freunde geworden.

Die Einfahrt zum Grundstück war durch ein stabiles eisernes Rolltor geschlossen. Feil verwies ihn auf eine kleine Seitentür für Fußgänger. Er suchte und fand seinen Freund Willi Schmidt, den Leiter der Spurensicherung, inmitten des Ameisenhaufens, wie Berendtsen das Durcheinanderlaufen der Spurensicherung bezeichnete. Er war in seinen weißen Einweganzug mit dem grünen Reißverschluss eingehüllt, aus dem nur sein Gesicht herauslugte und ließ ein kleines Steinchen in einen durchsichtigen Plastikbeutel fallen, den er dann mit einem Schieber verschloss. Er war immer wieder erstaunt, dass bei diesem Gewühl überhaupt ein vernünftiges Ergebnis hervorgebracht wurde.

»Moin, Willi. Wat is ambach?« Berendtsen steckte sich ein Gummibärchen in den Mund und bot sie auch Schmidt an.

»Einen Augenblick, Albert. Bin sofort so weit«, nuschelte er beinahe geistesabwesend, füllte ein Etikett aus und klebte es auf den Beutel. »Moin. Erschlagen wurde er. Dat is ambach«, lachte Willi, überrascht, dass Albert Berendtsen, der lange in Hamburg Dienst geschoben hatte, sich der Ruhrgebietssprache bemächtigt hatte. »Woher der Wechsel in den Ruhrpott-Slang?« Er fischte sich mehrere Bärchen aus der fast vollen Tüte.

Berendtsen lachte. »Ich habe gerade im Radio einen Sketch mit Jürgen von Manger alias Adolf Tegtmeier über Energiesparen durch ›Alternaive Regenenergie‹ gehört. Das wäre zuverlässiger als Sonnenenergie, weil Regenwetter bei uns häufiger vorkäme als Sonnenschein. War auch so zu der Zeit, als er das System vorgeschlagen hat. Heute ist der Unterschied nicht mehr so eindeutig. Es scheint auch häufig die Sonne, wie man sieht. Das waren noch Dönekens, die damals erzählt wurden. Ich glaube, ich habe alle Sendungen von ›Tegtmeier klärt auf‹ angesehen.«

»Unbedingt überstreifen, Albert, hier gibt es jede Menge verwertbarer Schuhabdrücke. Ich möchte deine nicht dabeihaben.« Willi Schmidt wies ihn auf bereitliegende Überzieher für die Schuhe hin. Dann ließ er »einen Overall für den Kommissar Berendtsen!« bringen und bat seinen Freund, das Teil überzuziehen. »Wir sind gerade erst angefangen und haben noch nicht alles sicher. Ja … Jürgen von Manger … Das war auch schon Comedy, nur hat man es nicht so bezeichnet. Damals hießen diese Leute Humoristen und Kabarettisten. Dieter Hildebrandt fällt mir auf der politischen Seite ein. Den habe ich gerne gesehen. Ein Zitat von ihm habe ich mir damals bewusst gemerkt: ›Seit die Zukunft begonnen hat, wird die Gegenwart täglich schlechter.« Er zog seinen Freund Albert am Ärmel durch die Bürotür des Logistikunternehmers. Sein Schreibtisch stand vor dem Fenster, durch das das Licht der hellen Morgensonne einen Spot auf das Geschehen warf. Ein Toter lag mit dem Kopf auf dem Schreibtisch. Eine Blutlache zog sich über ein beschriebenes Papier die Kante hinunter auf die Erde. Die linke Hand hing schlaff herab, die rechte lag festgekrallt auf der Armlehne des Stuhls.

Berendtsen trat näher heran. Von dort aus war beinahe das gesamte Firmenareal zu übersehen. Berendtsen erblickte eine Tanksäule und eine Waschanlage für die LKWs, von denen jetzt nur zwei auf dem Platz zu sehen waren. Ein dritter stand an einer Rampe und wurde mit eingesiegelten Europaletten beladen. Weithin war die Aufschrift ›Berger Transporte und Logistik‹ zu sehen. Ein weißer Volvo SUV stand ebenfalls auf dem Platz, daneben zwei Mercedes Sprinter, einer davon hatte vier Extrascheinwerfern auf dem Dach montiert und eine gelbe Leuchte. Der andere stand in der Halle und war von hinten zu sehen. Er wurde von zwei Leuten im Overall mit Reifen beladen.

»Das ist Holger Berger, der Chef dieses Unternehmens. Den Namen hast du sicher bereits gehört …«

» … vor allem gelesen«, unterbrach Berendtsen. »Das sind doch die rot-schwarzen Lastzüge, die auf der Autobahn immer die Mitbewerber überholen. Da hat man Zeit genug zum Lesen, wenn man hinterherfahren muss: ›Berger Logistik‹«. Er machte dabei eine weit ausladende Bewegung, um anzudeuten, wie groß die Schrift ins Auge sprang.

»Genau der. Jetzt hat ihm jemand seinen Erfolg missgönnt.«

»Vielleicht einer, der immer überholt wurde«, mischte sich Michaela Rother ein, die Forensikerin und Leiterin der Gerichtsmedizin.

Rother ließen Leichen kalt. Berendtsen wusste, dass sie mehr als zwanzig Berufsjahre als Pathologin und Forensikerin hinter sich gebracht hatte. Dennoch sah sie immer frisch und fröhlich aus und konnte einen Spaß vertragen. Ihre Haare waren unter der weißen Kapuze des Overalls versteckt. Sie waren, wie auch ihre stets aufmerksamen Augen, dunkelbraun, wie er wusste.

Berendtsen schätzte Frau Dr. Rother und Willi Schmidt wegen ihrer erstklassigen Arbeit. Sie brachten alles ans Tageslicht, selbst wenn der Teufel die Details eigenhändig versteckt hatte. Darin war er sich mit Hallstein einig.

»Guten Morgen, Frau Rother. Wie geht’s Ihnen heute?« Sie hatte tags zuvor unter heftigen Kopfschmerzen gelitten. »Gibt es schon Ergebnisse?« Sie ließ sich ein rotes Bärchen zwischen die Zähne stecken, da sie mit ihren Händen in den weißen Handschuhen an der Leiche beschäftigt war.

»Es geht mir besser. Danke. Die Kopfschmerzen haben schon gestern Abend nachgelassen. Ja, es gibt Ergebnisse. Ungewöhnliche sogar. Er wurde auf den Kopf geschlagen und ist mit der Schläfe auf diesen Briefbeschwerer geknallt.« Sie zeigte auf einen Marmorstein, der einem alten gusseisernen Zwei-Kilo-Gewicht auf einem Marktstand nachempfunden war und mit Blut am Knauf auf...

Erscheint lt. Verlag 15.9.2023
Reihe/Serie Kommissar Berendtsen
Kommissar Berendtsen
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Dorsten • Klassentreffen • Logistik • Regionalkrimi • Transport
ISBN-10 3-7565-6397-9 / 3756563979
ISBN-13 978-3-7565-6397-5 / 9783756563975
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