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Wer bist du -  Valuta Tomas

Wer bist du (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
304 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
9783756563913 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
(CHF 9,75)
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Geheimnisse - Das eine kann einem eine gänzlich neue Welt eröffnen, das andere das Leben kosten. Wie jeden Samstagabend, spielt auch heute in einem Pub irgendwo in New Bedford eine Liveband. Eigentlich will die Barkeeperin Evelyn den Bandmitgliedern das Getränk aufs Haus ausschenken, findet sich aber augenblicklich in den faszinierenden Fängen der Gitarristin Hela wieder. Unüberlegt beginnt sie eine Affäre mit dem Bandmitglied, bis sie wenige Tage später deren Zwillingsschwester Erin gegenübersteht und sich Hals über Kopf in sie verliebt. Hin- und hergerissen von Helas selbstbewusster Ausstrahlung und Erins anziehender Distanzierung, weiß Evelyn nicht zu welchem Zwilling sie sich mehr hingezogen fühlt. Als dann aber auch noch die fünfjährige Mary in ihr Leben tritt und sie in Helas Gitarrenkoffer nicht das vorfindet, was man dort eigentlich vermutet, beginnt eine Achterbahn der Gefühle.

Einfach eine Seele die aus Leidenschaft schreibt.

Einfach eine Seele die aus Leidenschaft schreibt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 9

 

 

 

Kurz vor Feierabend muss Evelyn zweimal schauen bis sie sich sicher sein kann, Hela in der Tür des Pubs stehen zu sehen. Es ist ein belebter Abend und Evelyn wünscht sich schon seit Stunden Feierabend. Sie verbrachte gestern den restlichen Tag damit, über Erins Worte nachzudenken. Was das für sie bedeutet. Was das für die Erzieherin und die Gitarristin bedeutet. Und der kleinen Mary. Noch immer wirken all diese neuen Informationen surreal auf sie, kann sich indes aber etwas leichter mit ihnen identifizieren. Es waren einfach zu viele Informationen in zu kurzer Zeit die auf sie einprasselten. Wie sollte sie damit denn auch zurechtkommen? Sie benötigte ihre Zeit. Das hätte sie Erin aber auch sagen können, anstatt sie einfach so stehen zu lassen. In diesem Augenblick war ihr diese Option allerdings gänzlich fremd. Sie dachte nur an sich und ihre Nerven. Und diese waren zum Zerreißen angespannt. Sie lagen blank. Wie hätte sie da denn noch rational denken und handeln können?

Durch Erins Beichte wurde Evelyn dann aber auch einiges klar. Weshalb sie Erin und Hela niemals zusammen antraf. Weshalb sie nur ein Zimmer benötigen. Weshalb beide die gleiche Tätowierung tragen. Plötzlich ergeben diese Kleinigkeiten einen Sinn.

Und doch ist es eine Tatsache, die sie nicht so schnell zu hundert Prozent verinnerlichen kann, dessen ist sie sich bewusst. Sie muss sich mit Hilfe von Hela und Erin langsam an die Sache herantasten.

Evelyn betrachtet die Gitarristin in der Tür, presst die Kiefer zusammen, widmet sich dann aber wieder ihrer Arbeit. Sie bereitet einen Cocktail zu, einen Shot, stellt beides auf den Tresen und blickt zu Hela zurück. Die Gitarristin hat sich keinen Zentimeter bewegt. Sie wirkt unsicher. Das, was Evelyn vom ersten Augenblick so anziehend an ihr fand, scheint derzeit ausgestorben zu sein. Helas Selbstbewusstsein und die dadurch einhergehende Ausstrahlung befinden sich offensichtlich im Urlaub.

Durch eine weisende Kopfbewegung auf die alkoholischen Getränke zitiert Evelyn Hela zu sich. Die Gitarristin benötigt ein paar Sekunden, bis sie die Aufforderung versteht und dieser folgt. Ihre Schritte sind langsam und wirken vorsichtig, wachsam. Wahrscheinlich erwartet sie auf dem Weg zum Tresen irgendwelche Tretminen die Evelyn ausgelegt haben könnte.

Evelyn beobachtet Hela und untermauert ihre Gedanken. Das gestrige Gespräch führte sie mit Erin. Als sie das erste Mal mit der Erzieherin schlief und morgens aufwachte, war Hela anwesend, nicht Erin. Und wenn sie sich den Rhythmus, den Erin ihr beim Wechsel der Persönlichkeiten erklärte, richtig gemerkt hat, ist heute Helas Tag. Diese Persönlichkeit, die sich nun zurückhaltend an den Tresen setzt, ist definitiv Hela. Egal wie ihre Frisur hergerichtet wurde, egal wie sie geschminkt ist und vollkommen egal wie ihre Kleidung ausschaut - heute ist Hela dran!

Dennoch wirkt der Anblick merkwürdig auf Evelyn.

Bis gestern glaubte sie noch Zwillinge vor sich sitzen zu haben. Nun aber zu wissen, dass ….

Mit diesem wirren Hintergrundwissen bemerkt sie nicht wie sie Hela mit anderen Augen anschaut. Es ist ein prüfender Blick, erwartend, neugierig. Offensichtlich wartet sie auf etwas. Vielleicht auf einen Zauberer der Erin aus einem Zylinder zieht.

Oder Hela würde ihr mit einem frechen Grinsen erzählen, Erin hätte sie nur auf den Arm genommen und nichts von alldem, was sie gestern erzählte, wäre wahr.

Der Gedanke, Hela nun vor sich zu haben und zu wissen, dass irgendwo in diesem Körper auch Erin steckt, wirkt unwirklich auf Evelyn. Irgendwie will das noch nicht so richtig in ihren Kopf.

Ein Körper, zwei verschiedene Frauen und ein Mädchen. Zwei verschiedene Frauen und ein Mädchen, ein Körper.

Verhalten sinkt Hela auf den Hocker, blickt auf die beiden alkoholischen Getränke vor sich, zieht eine Augenbraue hoch und schaut Evelyn fragend an.

»Ist das eine Einladung?«, fragt sie zurückhaltend und zeigt auf den Sex on the Beach und den Orgasmus.

Evelyn schmunzelt. »Hättest du wohl gerne. Nein, es ist ein Friedensangebot. Ich habe gestern überreagiert. Ich musste das alles erstmal verstehen und verdauen.«

Verlegen blickt Hela um sich.

»Naja, immerhin ist die Katze jetzt aus dem Sack.«

»Das war keine Katze, das war ein ganzes Löwenrudel«, brummt Evelyn, kann sich ein kleines Lächeln aber nicht verkneifen.

Nachdenklich betrachtet sie Hela. Nein, nicht nachdenklich, eher prüfend. Hela mag diese Frage sicherlich nicht gefallen, Evelyn spürt aber einen unbändigen Drang diese stellen zu müssen. »Ist Erin gerade da? Kann sie mich sehen?«

Hela schnaubt flüchtig, rollt mit den Augen und schnappt sich den Orgasmus. Eilig kippt sie dieses Getränk weg und widmet sich ganz und gar der Barkeeperin.

»Nein Evelyn! Erin existiert nicht, wenn ich vor dir sitze. Sie hockt nicht hinter meinen Augen und schaut einem Theaterspiel zu. Es gibt nur mich! Ich bin hier vor dir, sonst niemand!«

Evelyn spürt den Zorn und die Enttäuschung die Hela offenkundig und großzügig um sich wirft.

»Mach dir das Leben doch einfacher. Denke über Erin und mich wie in den vergangenen Wochen. Wir sind Zwillinge. Zwei Schwestern die sich allerdings niemals begegnen. Dann brauchst du mich nicht weiter wie ein misslungenes Experiment anstarren. Denn das machst du im Augenblick und es ist verdammt schmerzhaft.«

Schüttelnd senkt sie den Kopf und beginnt vor sich her zu murmeln.

»Ich komme mir wie in dem Film Twins vor. Ich bin das Abfallprodukt Vincent und Erin der ganze Stolz Julius.«

Weil sie das spendierte Getränk nicht stehen lassen will, kippt sich Hela auch dieses erstaunlich schnell in den Hals und steht vom Hocker auf.

»Danke für die Drinks«, wirft sie Evelyn als Verabschiedung eiskalt an den Kopf und verlässt den Pub auf direktem Weg.

Erst jetzt wird der Barkeeperin bewusst was sie getan hat. Peinliche Scham überkommt sie. Wie dämlich es war diese Frage zu stellen. Wie plump und engstirnig sie doch war.

»Fuck!«

 

 

Evelyn fragt sich tatsächlich, wie oft sie Hela noch hinterherrennen muss, um irgendetwas zu klären. So war das alles nicht geplant, als sie sich dazu entschied diese Scheinbeziehung mit Hela einzugehen. Sie wollte einfach nur Spaß und kein Drama. Glücklicherweise benötigt das Wort Liebesdrama bis heute noch keinen Platz bei diesem ganzen Schauspiel. Die abgespeckte Form Drama ist da ausreichend. Liebe wird hier nicht entstehen, dessen ist sie sich sicher. Denn aus unerfindlichen Gründen fühlt sich das alles hier tatsächlich wie ein Schauspiel an.

Sie wollte so lange Spaß mit Hela, bis sie ihre Traumfrau findet oder Hela in New Bedford bleibt. Es sollte alles so einfach ablaufen.

Und dann tauchte Erin auf und Evelyn spürte, wie sie sich Hals über Kopf in sie verliebte. Egal wie viel oder wenig sie von dieser Frau wusste, ihre Gefühle sprachen für sich.

Nun aber dieses Chaos an Scherben vor sich liegen zu haben, hätte sie niemals für möglich gehalten. Sowas wollte sie eigentlich nicht. Sie wollte Hela nicht ein einziges Mal hinterherrennen, dafür ist sie sich zu schade. Allerdings hat sie der Gitarristin einen Tiefschlag verpasst der unsportlicher nicht hätte sein können. Daher fühlt sie sich dazu verpflichtet, diese Angelegenheit zu klären und sich zumindest zu entschuldigen. Das ist sie Hela schuldig.

Verkrampft, angespannt und mit flauem Magen klopft Evelyn gegen die Moteltür. Auch wenn dieses Zimmer keine fünfhundert Quadratmeter große Luxusvilla ist, dauert es gefühlt ewig, bis die Tür geöffnet wird.

Hela stemmt einen Unterarm gegen die Tür, die andere, in der sich eine Bierflasche befindet, gegen den Rahmen. Somit errichtet sie eine sichtbare Barrikade zwischen sich und Evelyn. Ihre Haare wirken wirr. Ausdruckslos schaut sie Evelyn an.

»Hela, ich bitte dich um Entschuldigung. Das vorhin war dumm von mir. Es tut mir wirklich leid. Es ist nur so, dass ….«

Evelyns Blick fällt an Hela vorbei in das Zimmer. Kaum kann sie zwei Füße in der Nähe des Bettes ausmachen, steigt Wut in ihr auf. Auch wenn sich diese Füße noch in Schuhen befinden, weiß Evelyn, dass diese dort nicht mehr lange geblieben wären. Dafür hätte Hela schon gesorgt.

»Wirklich, Hela? Echt jetzt? Ist das dein scheiß Ernst?«, zischt Evelyn aufgebracht, zeigt mit bebendem Finger ins Zimmer und funkelt Hela wütend an.

Es war ein Fehler. Es war definitiv ein Fehler hierherzukommen und Hela hinterherzulaufen. Diesen Aufwand ist sie gar nicht wert. Das hat sie nicht verdient. Wie konnte Evelyn nur glauben, dass sie auch nur einen Funken rationale Handlungen von Hela erwarten könnte? Dazu ist Hela gar nicht im Stande. Es ist entschieden zu viel verlangt.

»Vergiss es, Hela. Du bist diesen Aufwand gar nicht wert!«

Gleichgültig winkt Evelyn ab, dreht sich um und steuert auf ihren Wagen zu. Plötzlich wird sie am Arm gepackt, herumgewirbelt und zurückgezogen. Ehe sie sich versieht, pressen sich Helas Lippen auf ihre.

Blitzschnell drängt Evelyn sie von sich weg. Angewidert funkelt sie Hela an und wischt sich den Mund ab. Hela schmeckt nach Bier und etwas anderem, was sie gar nicht näher analysieren will.

Während in ihr eine tosende Wut zum Leben erwacht, schafft Hela es tatsächlich sie mit einer solchen Zärtlichkeit...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Asgardische • Auftragskillerin • DES • Frauenliebe • Göttin • Lesben • Persönlichkeitsstörung • Todes
ISBN-13 9783756563913 / 9783756563913
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