Südwest (eBook)
142 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7565-6171-1 (ISBN)
Der Autor wurde in Österreich geboren. Er ist ein Ingenieur und hat viele Jahre im Ausland gelebt, unter anderem in Südafrika und Kenya. Er ist verheiratet und hat ein Kind.
Der Autor wurde in Österreich geboren. Er ist ein Ingenieur und hat viele Jahre im Ausland gelebt, unter anderem in Südafrika und Kenya. Er ist verheiratet und hat ein Kind.
Südwest
Südwest
Von
Karl Glanz
1
Es ist immer schwierig den Anfang zu finden. Ich weiß auch nicht, was an meiner Geschichte interessant ist und was nicht.
Ich könnte jetzt von Anfang an erzählen, aber diese Geschichte, die ich hier erzählen soll, wird dann furchtbar lang.
Alles wird sich um Afrika drehen. Meine Geschichte, ist die Geschichte von Südwest Afrika. Was dort geschehen ist, dass werde ich hier erzählen, denn ich war dabei. Ich habe alles miterlebt, mitgemacht und durchgemacht. Vieles was ich hier erzählen werde, ist nicht bekannt, da es kaum jemanden gibt, der darauf stolz ist. Was ich dort gemacht habe, was meine Kameraden dort gemacht haben, dass werde ich hier erzählen, auch wenn es mir schwer fällt über dies Ereignisse zu reden.
Was ich erlebt habe, dass ist in meinem Kopf verborgen. Ich wollte es vergessen, aber es geht nicht. Immer wieder werde ich daran erinnert. Es sind Tantalus Qualen die mich innerlich zerfressen.
Ich fange einmal an zu erzählen.
Mein Vater war ein Metzger, meine Mutter half ihm in seinen Laden. Viel zu tun war nicht, denn wir lebten in einen kleinen Dorf, das von Bauern bewohnt war und die waren meist Selbstversorger.
Reich waren wir nicht, wir kamen einigermaßen über die Runden.
Ich hatte auch noch zwei kleinere Schwestern.
Die Schule war für mich nicht so berauschend. Ich liebte es mehr in der Natur zu sein, als in einem Schulzimmer zu sitzen.
Die Schule ging so recht und schlecht vorbei, und ich war froh, dass sie vorbei war. Ich wollte Briefträger werden, manchmal auch Kutscher, Fahrer, dass gefiel meinen Eltern sehr. Mein Vater, der Metzger war, sagte immer, dass mein Berufswunsch Zukunft haben würde, denn die Metzgerei brachte nur wenig Geld ein und er hatte doch viel Arbeit damit.
Lange hielt dieser Berufswunsch nicht, nur einige Wochen später wollte ich Seemann werden und nach Amerika segeln. Das regte meine Mutter sehr auf und sie weinte bitterlich.
Endlich würde ich aus der Schule entlassen. Es war wie Weihnachten und Neujahr zusammen, so froh war ich.
Ich begann eine Lehre als Schmied. Das war zwar kein Berufswunsch von mir gewesen, aber ein Zufall wollte es so. Die Zeit war für Schmiede genau richtig, die Auftragsbücher waren voll und es wurde nach Schmieden gesucht. Das war eine harte Arbeit, aber sie gefiel mir und so blieb ich bis zu meinem Berufsabschluss.
Ich überspringe nun etwas, dass ist nicht so wichtig.
Dann kam das Militär. Zufällig erfuhr ich vom Seebataillon und es erschien mir Recht interessant zu sein in diesem Bataillon zu dienen. Damals hatten wir noch Überseekolonien, sollte dort eine Aufstand ausbrechen, dann würde das Seebataillon als erster zum Einsatz kommen. Und so entschied ich mich bei den Fünfundachtzigern zu dienen, da dieses Seebataillon Dreijährig-Freiwillige annahm.
Meine Entscheidung musste ich meinen Vater beibringen. Ich hatte schon etwas Muffensausen als ich zu ihm ging. Er hatte es bis zum Unteroffizier gebracht, dass hatte ihm stolz gemacht. Meine Entscheidung gefiel ihm, dass konnte ich gleich an seinem Gesicht erkennen.
Er meinte nur: "Sag es deiner Mutter, die wird nicht glücklich sein, aber was soll's! Wir müssen unseren Weg gehen. Sie wird dich vermissen!"
"Sie hat doch noch die beiden Mädchen!", meinte ich.
"Du gehörst auch zur Familie und du bist der Älteste, du musst unseren Namen weitergeben."
Das hatte ich verstanden was er meinte.
Meine Mutter war nicht froh über meinen Entschluss, aber schließlich fügte sie sich, allerdings unter viel Tränen. Sie wusch meine Wäsche, einiges war neu, die hatte sie zum Abschied gekauft. Ich war gut ausgestattet und so fuhr ich nach Kiel, denn dort war das Lager der
Fünfundachtzigsten Seebataillon der Dreijährig-Freiwillige.
Ich diente inzwischen zwei Jahre. Der Dienst war nicht schwer, es war, mehr angenehm als schwierig. Der Leutnant, der uns befehligte war ganz passabel, er verhielt sich wie ein Mensch, er versuchte uns beizubringen, wie wir, in einem möglichen Kampf, überleben können.
Es war im Februar 1904, da erfuhren wir, dass die Schwarzen die Weißen in Südwestafrika überfallen hatten.
Die Nachricht wurde mir von einen guten Kameraden überbracht.
"Was ist geschen?", fragte ich fassungslos.
"Die Schwarzen haben unsere Leute in Südwest-Afrika überfallen und viele niedergemetzelt. Frauen und Kinder!"
"Alles Weiße?"
"Alles deutsche Siedler. Aus ganz Deutschland!"
Ich muss gestehen, dass ich im ersten Moment nicht wusste wo Südwest-Afrika ist, aber ein kurzer Blick auf die Landkarte brachte die Erinnerung wieder.
"Was denkst du, was wird geschehen?", fragte er mich.
Lange brauchte ich nicht nachzudenken. "wir müssen da hin!"
"Genau!", sagte er.
Und wirklich, einige Tage später war es dann soweit. Am Appellplatz kam der Mayor und hielt eine Rede. Sinn der Rede war, Freiwillige für den Einsatz in Südwest-Afrika zu rekrutieren. Da hätte der Mayor ein leichtes Spiel mit uns, wir traten fast geschlossen vor und meldeten uns freiwillig.
Wir wurden für den Einsatz ausgerüstet, dass machte uns stolz und wir, dass heißt, ich und meine Kameraden flanierten durch die Stadt, wo uns die Menschen bewunderten und zunickten.
Dann kam der Abschied. Der war etwas schwierig. Die Eltern, Geschwister kamen um von uns Freiwilligen Abschied zu nehmen. Dieser Abschied hatte etwas von einem Volksfest, da spielte Musik, es wurde getanzt, gelacht, kaum jemand der daran dachte, dass einige von uns in Afrika bleiben könnten.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit der Bahn nach Wilhelmshaven, dort wartete das Schiff auf uns.
Es war ein trüber Tag, nass und kalt. Es versprach kein schöner Tag zu werden. Möwen kreisten über den Hafen. Ein Hafen schläft nie, kommt nie zur Ruhe, auch wenn das von Besuchern oft so empfunden wird. Schiffe kommen und gehen, werden entladen und beladen, kommen von der See oder fahren hinaus. Schlepper und Lotsen müssen bereit sein. Von weit hörten wir Soldaten eine Schiffssirene. Matrosen gingen gemächlich den Kai entlang. Niemand schien es wirklich eilig zu haben. Die Dockarbeiter luden und entluden die Schiffe. Der Reif war an den Schiffen gefroren, er lag wie Puderzucker auf den eisigen Blanken. Ein ruhiger Tag im Hafen von Wilhelmshafen.
Da lag sie, die "Lucie Ermanne"! Ein wunderschönes Schiff! In Reih und Glied traten die Soldaten an. Noch einmal wurden wir gemustert, dann wurde durchgezählt. Als alles erledigt war, gingen wir auf das Schiff.
400 Soldaten und 25 Offiziere gingen auf das Schiff. Die Mannschaft war frohgemut und guter Dinge, dass konnte ein jeder an den fröhlichen Gesichter der Seeleute erkennen. Viele Soldaten hielten es für ein Abenteuer, dem sie zueilten. Einige wollten ihr Vaterland verteidigen, andere ihren bedrängten Kameraden zu Hilfe kommen. Die Stimmung unter den Soldaten, wie unter den Offizieren, war kriegerisch. Sie freuten sich auf den ersten Kontakt mit dem Feind. Der Feind war weit entfernt. Drüben, in der Kolonie Südwest-Afrika, war ein blutiger Aufstand ausgebrochen. Den Soldaten wurde mitgeteilt, dass mitten im Frieden deutsche Siedler, Farmer und wehrlose Frauen von einem großen Eingeborenenstamm, den Hereros, ermordet wurden. Das musste gerächt werden! Es war ein schuldloses Blut, das da vergossen worden war; die von einer Übermacht bedrängten Schutztruppen verlangten nach Ersatz und Hilfe!
Deutsch-Südwestafrika war weit entfernt. Die Schiffsreise sollte 24 Tage dauern und das war nicht immer angenehm.
Die "Lucie" lag tief im Wasser. Sie hatte viel geladen: Signalgeräte, tausende von Kisten mit Konserven, Früchten, Backobst, Milch, Wein, Tee; Säcke mit Reis, Hafer, Kaffee; Ballen mit Zelten, Uniformen, Decken, Wäsche, Feldflaschen, Kochgeschirren,; Kanonen, Maschinengewehre, Lafetten, Pompoms, Schrapnells, hunderttausende von Patronen; es gab da noch ganze acht völlig fertige Lokomotiven mit Tendern. Es darf auch nicht auf die 14 Pferde vergessen werden, die sich im Frachtraum befanden.
Wir wurden in einem Frachtraum untergebracht. In den Mannschaftskojen, die sich im vorderen Teil des Schiffes befanden, herrschte kein Wohlgeruch. Wir mussten zwei kurze Treppen hinunter steigen, kamen in einen ziemlich großen, niedrigen Raum, der so dicht mit Bettstellen belegt war, dass sie sich wunderten. In zwei Stockwerken standen sie über- und unter- und dicht beieinander. Sehr schmale Gänge liefen zwischen ihnen hin und an den Wänden entlang. Da stellten und legten eir über unseren Bett alles hin, was wir hatten: Gewehr, Tornister und Kleidersack. Oft standen wir an den Bullaugen und sahen aufs Meer, und waren sehr lebhaft und guter Dinge, wie immer in einem neuen Quartier; und wurden nur fortwährend durch das Zittern, das vom Gang der Maschine her durch das ganze Schiff ging, erinnert, dass dies uns in die weite Ferne trug.
Alles war sehr eng und ein jeder von uns suchte sich sein Bett aus. Kurz gesagt, wir richteten uns ein, so gut es eben ging.
Noch einmal ging ich an Deck um frische Luft zu atmen und um den Hafen zu betrachten. Ich dachte nicht daran, dass es...
| Erscheint lt. Verlag | 7.8.2023 |
|---|---|
| Verlagsort | Berlin |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| ISBN-10 | 3-7565-6171-2 / 3756561712 |
| ISBN-13 | 978-3-7565-6171-1 / 9783756561711 |
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