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Nach den Dunklen Tagen (eBook)

2083
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
460 Seiten
Books on Demand (Verlag)
9783757879846 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nach den Dunklen Tagen -  Leonora Kneist
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Wir schreiben das Jahr 2083: Vorhergehende Generationen haben unseren Planeten an seine Grenzen gebracht, sodass wir zu einem Leben unter Extrembedingungen verurteilt sind. Der Sauerstoff in der Atmosphäre ist knapp, der Kohlendioxidgehalt hoch - wir mussten uns anpassen. Einige von uns haben Glück: Sie leben in Kuppelstädten, geschützt unter einer Hülle. Andere, wie ich, kämpfen hier draußen ums Überleben. Zusammen mit ihrer Mutter lebt Kate auf dem Freien Land, nicht weit von der Metropole Frankfurt entfernt. Die Bedingungen sind hart, das Klima ist extrem: Stürme, Hitze und Wassermangel bestimmen den Alltag. Damit sie über die Runden kommen, veranstaltet Kate gemeinsam mit ihrem besten Freund Davie illegale Autorennen - stets darauf bedacht, das Augenmerk des städtischen Militärs nicht auf sich zu lenken. Denn das System ist rigoros: Unter dem Deckmantel des Klima- und Bevölkerungsschutzes fordert die Konformität der Gewählten 8 absolute Regeltreue. Kates Bemühungen nehmen ein jähes Ende, als Milosch sich eines Nachts in ihrer Werkstatt versteckt. Der junge Forscher aus der Randzone ist auf der Flucht und weiß das System auf seinen Fersen. Als Kate ihm zur Hilfe eilt, ahnt sie noch nicht, auf was sie sich damit einlässt ...

Leonora Kneist wurde im Jahr 1986 geboren und ist eine Autorin, die mit ihrem Ehemann, ihren Kindern und ihrer treuen Berner Sennenhündin im idyllischen Hintertaunus lebt. Diese Gegend dient oft als Inspiration für die Schauplätze in ihren Büchern. Neben der Kinderbetreuung und ihrem Job in einem IT-Unternehmen findet Leonora Entspannung in der Welt der Bücher, wo sie sich vor allem den Genres Fantasy, Young Adult und Dystopie widmet. Dabei mischt sie gerne Elemente und fügt stets eine Prise Romantik hinzu. Bisher hat Leonora zwei Bücher veröffentlicht: Der "Zirkel der Ordnung - Die Verschwörung", ein Jugendbuch, sowie "Das fünfte Amulett - Die Prophezeiung", ein Fantasyabenteuer. Der zweite Band der Reihe ist derzeit in Arbeit, während ihr dystopisches Werk "Nach den Dunklen Tagen" kurz vor der Veröffentlichung steht.

2


Auf der Flucht

Jede Stadt steht für die andere ein. Ein Ausbruch aus dem System bedeutet den Verlust des Anspruchs auf die Kuppel.

(Auszug aus den internen Vereinbarungen der Gewählten 8)

Leise rückt Milosch die Plane zurecht, während er sich tief zwischen die Holzbalken kauert. Die Werkbank bietet ein gutes Versteck, in dem er nicht nur die letzte Nacht, sondern im besten Fall noch weitere würde verbringen können. Das Versteckspiel und die Anspannung der letzten Tage haben ihn sichtlich erschöpft. Die Ruhe kommt ihm jetzt vor wie ein Gottesgeschenk. Als er gestern Abend hier einstieg, konnte er das Ausmaß seines Glücks noch nicht fassen. Müdigkeit und Mutlosigkeit haben ihn wie ein Mantel umschlossen und einfach einschlafen lassen. Nach der Flucht waren sämtliche Energiereserven verbraucht. Selbst wenn sie ihn diesmal erwischt hätten, wäre es ihm egal gewesen. Doch das Schicksal war auf seiner Seite. In der abgelegenen Halle schien selten jemand zu sein, sodass er unentdeckt hatte durchschlummern können. So kommt es, dass er nach fünf nervenzerrenden Nächten erstmals ohne Herzrasen in seinem Versteck liegt. Ja, er fühlt sich gerädert. Aber im Vergleich zu den letzten Tagen ist er regelrecht entspannt. Ohne dass eine Menschenseele ihn stört, genießt er in seiner Nische die Sonnenstrahlen. Versonnen betrachtet er, wie der Staub in dem Licht auf und ab tanzt. Geradezu eine leichtsinnige Dekadenz, dass er trotz der Umstände hier herumlümmelt. Deswegen saugt er jedes erdenkliche Quäntchen ein – diesen Moment braucht er für sich. Nach und nach kehren seine Lebensgeister zurück. Je ausgeruhter er sich fühlt, desto stärker tritt sein Überlebenswille zutage. Beinahe euphorisch lässt er seine Flucht Revue passieren. Er hat es – wie auch immer – aus dem Universitätsgebäude raus in die Gewächshäuser geschafft. Er, der so gar nichts von einem Superschurken an sich hat. Aber vielleicht ist es genau das, was ihm am Ende die Fahrkarte nach draußen beschert hat. Überall auf den riesigen Werbetafeln, den 3D-Simulationen und den Pop-up-Infosäulen konnte er sein Gesicht sehen. Schmal, von kurzen dunklen Haaren umrahmt und mit einer Brille auf seiner Nase. Die Stadt war praktisch gepflastert von seinen Porträts. Auch hier hatte er den richtigen Riecher bewiesen. Das Fahndungsfoto ist das einzige Bild, das es im Netz von ihm gibt. Dafür hat er schon lange Zeit vorher gesorgt. Es ist das Bild, das er zur Einschreibung an der Universität vorweisen musste – Jahre alt und vollkommen nichtssagend. In den Semestern danach tat er alles dafür, diesem Bild nicht zu entsprechen. Spätestens ab dem Moment, in dem er die Archive des Super-Servers gehackt und an die Daten zur Atmosphärengeneration geraten war. Ab dem Zeitpunkt wusste er, dass die darauf basierenden Forschungen seinem Leben einen Drall geben würden: Im besten Fall katapultierten sie ihn in den Olymp, im schlechtesten Fall – tja, den hatte er sich in der jetzigen Form nicht ausmalen können. Das war nun drei Jahre her. Drei Jahre, in denen er an seiner eigenen Forschung getüftelt und sein Aussehen einem anderen Menschen angepasst hat. Einem Menschen, der überleben konnte. Seine Haare waren gewachsen; seinen Körper hatte er in der Zelle, die sich Apartment schimpfte, gestählt. Er war gejoggt und hatte sich ungewollt eine gesunde Bräune geholt – ein für die Kuppelstadt ungewöhnlicher Fakt. Schließlich gibt es hier nur wenig Optionen, entspannt im Freien zu sein. Die Grünplätze sind begrenzt und der Besuch in den Parkanlagen – aufgrund von Überfüllung – nur in Time-Slots gestattet. So oder so – seine Anstrengungen haben sich offensichtlich gelohnt: Er ist vorerst entkommen. Eine Leistung, für die er sich durchaus beglückwünschen kann.

Nachdenklich fährt sich Milosch durch seine dunklen Locken. In der Regel trägt er die Haare am Hinterkopf zusammengeknotet. Jetzt sind sie gerade noch feucht. Bei der morgendlichen Inspektion seines Unterschlupfs fand er hinter der Werkstatt eine gefüllte Regentonne – Wer besitzt heute noch Regentonnen voll Wasser? –, in die er ohne zu zögern hineingesprungen war. Er konnte sein Glück kaum fassen. Keine Menschenseele weit und breit zu sehen und das kühle Nass lag verlockend vor ihm. Wer wusste schon, wann er diese Chance erneut bekäme? Sechs Tage war er nun schon auf der Flucht. Sechs Tage, die er in den gleichen Klamotten, die Basecap ins Gesicht gezogen und nur mit der Aktentasche bewaffnet, durchs Land gezogen war. Ein Land, das ihm völlig unbekannt war.

Sein Bauch grummelt und er flucht leise. So sicher er sich in der Halle auch fühlt, er musste hier raus. Selbst wenn er es weiter hinauszögert, irgendwann muss er was essen. In Frankfurt hat er mitgehen lassen, was in der Uni nicht niet- und nagelfest war. Doch das ist Tage her; die spärlichen Riegel und Snacks sind längst aufgebraucht. Auch seine Wasserflaschen, die er in der Randzone hatte auffüllen können, zeigen Ebbe. Sein eigener Fehler – er hat nicht mehr daran gedacht, wie sparsam die Bevölkerung außerhalb der Kuppelstadt mit Flüssigkeit umgehen muss. Es ist schlichtweg absurd. Es gibt von allem zu wenig. Wie soll er als unwissender Einzelkämpfer da eine Chance haben? Es geht nicht anders, er braucht einen Plan – und zwar einen verdammt guten.

Nachdenklich begutachtet Milosch das verborgene Lager, das er sich in der Nische der Halle errichtet hat. Den Boden unter der Werkbank hat er mit einer Plane bedeckt und mithilfe von Schaumstoffresten gefüttert. Das Zeug muss Jahre alt sein, so sehr staubt es bei jeder Berührung. Zusätzlich drapierte er Decken über dem Tisch, sodass sein Unterschlupf nicht ins Auge fällt. Tarnung, die vielleicht gar nicht notwendig ist. Zentimeterdick liegt der Staub im hinteren Teil der Halle. So wie es aussieht, wird sich so schnell niemand hierher verirren. Der Rest seines Unterschlupfes ist schnell beschrieben: Ein großes Werkzeugregal auf Rollen sorgt für eine gewisse Trennung vom Hauptraum; ein zweites Regal schirmt den Blick in die Nische ab. Der Einstieg ist ihm über das Querfenster rechts oben gelungen. Auch jetzt steht es offen. So unpraktisch es zu erklimmen ist, stellt es doch den einzigen Eingang in der Nähe der Werkbank dar. Die einzige andere Lichtquelle bildet das Welldach, dessen Kunststoff bereits grün schimmert. Insgesamt scheint die Ruhe hier drin nicht real, als ob die Welt die Halle vergessen hätte. Ab und an hört Milosch vereinzelte Stimmen. Doch es bleibt jedes Mal bei einem entfernten Gemurmel.

Inzwischen naht der Mittag und die Hitze erreicht ihren Höhepunkt. In der Halle staut sich die Wärme zu einer stickigen Wolke. Milosch spürt, wie sich eine Schweißschicht auf seiner Haut bildet. Auch wenn die Anspannung nach und nach von ihm abfällt, zerrt die Warterei an seinen Nerven. Er muss sich zurren, auf der Hut zu bleiben, die Aufmerksamkeit nicht schleifen zu lassen. Immer wieder führt er sich vor Augen, was passieren mochte, wenn sie ihn erwischten. Selbst nach Tagen der Flucht, Tagen, die er im Verborgenen verbracht hat, fühlt sich das Ganze immer noch surreal an. Selbst nach jahrelanger Forschung und mit dem Wissen, dass sein Projekt einen Meilenstein in der Zeit nach den Dunklen Tagen markiert – trotz alledem hat er sich einen solchen Ausgang nicht ausmalen können. Im Gegenteil. Die Tatsache, dass er wie ein Verbrecher gejagt werden würde und das Wohl der Bevölkerung davon abhing, wie gut er sich in diesem Spiel schlägt, lag jenseits seiner Vorstellungskraft. Wahrscheinlich ist es sogar gut, dass er damals nicht wusste, wo ihn der Weg noch hinführen würde. Ein Weg, auf dem der Aufstieg eines Arbeiterjungen hin zu einem Stipendiaten der Naturwissenschaften nur zu ewigem Ruhm und Erfolg zu führen schien. Seine Mundwinkel ziehen sich in einem zynischen Lächeln nach oben. Auch wenn er weiß, dass er das Richtige tut, ist es ein schwerer Schlag, dass all seine Träume vernichtet werden. Im Gegenteil, seine Forschungen haben ihn so tief sinken lassen, als es je einer vor ihm geschafft hätte: zur persona non grata, die sich jetzt auf dem Freien Land durchschlagen muss. Doch diese Sorgen sind momentan zweitrangig. Wichtiger ist, dass er etwas zu essen findet und seinen nächsten Schritt plant. Selbst wenn er hier einige Nächte verbringt, ist er von einer Lösung noch weit entfernt. Die Frage lautet: Wo will er hin? Und wie will er sich aufstellen?

Milosch kriecht aus seiner Höhle und horcht. Bis auf das Zirpen einiger Heuschrecken und das gleichmäßige Rauschen des Windes bleibt alles still. Die Chancen würden nicht besser werden … Stöhnend streckt er sich aus und dehnt seine Glieder. Jeder Muskel ist ausgezehrt und verspannt. Schnell befühlt er die Kleidung, die zum Trocknen über dem Bürostuhl hängt. Sie ist nach dem Bad in der Regentonne, wie zu erwarten, pitschnass. Milosch richtet sein Augenmerkt auf den Hauptraum, bis er findet, wonach er sucht: den Eisenschrank in der Nähe des Rolltors. Mit bloßen Füßen schleicht er über den Betonboden hin zum Spind, bevor er das Schloss...

Erscheint lt. Verlag 26.7.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Kampf ums Überleben • Klima-Dystopie • Liebe und Freundschaft • New Adult • Wettkämpfe
ISBN-13 9783757879846 / 9783757879846
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