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EUROCAN 2033 - Christian Gruenler

EUROCAN 2033 (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2023
752 Seiten
Europa Verlag
978-3-95890-588-7 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
17,99 inkl. MwSt
(CHF 17,55)
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Im Jahr 2033 ist Sophie Hartmann als junge Ministerin Teil des Kabinetts der Bundeskanzlerin Annalena Baerbock und dort für Europafragen zuständig. Als die Kanzlerin nach einem Attentat durch serbische Nationalisten zurücktritt, wird Sophie Hartmann mit den Stimmen der GRÜNEN und der CDU/CSU zur Nachfolgerin gewählt. Die Unionsparteien hoffen, dass sich die 39-jährige Politikerin in den vier Monaten bis zur nächsten Bundestagswahl gründlich blamiert und dann ein Unionskandidat die Wahl gewinnt. Genau in dieser Zeit entwickelt sich ein internationaler Konflikt, in dem Sophie eine Schlüsselrolle zufällt. Im Jahr davor, im Oktober 2032, feiert Wladimir Putin seinen 80. Geburtstag, und er ist immer noch an der Macht. Die deutsche Firma Hydro-Bakt hat eine Technologie zur kostengünstigen Produktion von grünem Wasserstoff auf der Meeresoberflache entwickelt - für Russlands Geschäft mit fossilen Brennstoffen eine strategische Bedrohung. Putin entschließt sich daher im Frühjahr 2033, ein russisches U-Boot zu den Versuchsfeldern der Firma Hydro-Bakt zu schicken, um mit einem Sabotageakt diese Technologie zu diskreditieren. Bei Island wird das U-Boot entdeckt und manövrierunfähig geschossen, die Besatzung beantragt Asyl in den USA, die geheime Operation fliegt auf. Russlands Regierung leugnet den Sabotageakt und schickt Seestreitkräfte Richtung Island. In den USA ist gerade eine Präsidentin ins Weiße Haus eingezogen, die ihren Wählern versprochen hat, sich vor allem um die USA zu kümmern und das internationale Engagement der Vereinigten Staaten zurückzufahren. Die Europäer müssen den Konflikt mit Russland also weitgehend selbst in den Griff bekommen. Als Russlands Truppen die Färöer-Inseln und Island besetzen, steht Sophie Hartmann als deutsche Bundeskanzlerin vor der größten Herausforderung ihres Lebens ...

Christian Gruenler ist Politikwissenschaftler und Buchautor. Nach dem Studium in Konstanz und Grenoble und einer Promotion an der humanistischen Universität Utrecht konnte er als international tätiger Finanzmanager und Stiftungsberater das Räderwerk der internationalen Politik jahrzehntelang hautnah miterleben. Er ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (Berlin) und des International Institute for Strategic Studies (London).

Christian Gruenler ist Politikwissenschaftler und Buchautor. Nach dem Studium in Konstanz und Grenoble und einer Promotion an der humanistischen Universität Utrecht konnte er als international tätiger Finanzmanager und Stiftungsberater das Räderwerk der internationalen Politik jahrzehntelang hautnah miterleben. Er ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (Berlin) und des International Institute for Strategic Studies (London).

2032 Sept 10, Freitag
Moskau


Wladimir Wladimirowitsch Putin schob den schweren Vorhang ein Stück zur Seite und hatte nun einen guten Blick nach unten auf den Innenhof des Kremls. Er schaute den Touristenmassen, die sich, wie jeden Tag, über den Hof wälzten, zufrieden zu. Der Himmel war blau und nur ein paar malerische Wölkchen waren zu sehen, die Touristen genossen den schönen und milden Septembertag. Es war noch früh am Tag, aber der Kreml war schon geöffnet für Reisegruppen, die in geführten Touren die Rüstkammer, den Glockenturm »Ivan der Große« und die Diamantenschmucksammlung der Zaren, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in diesem geschichtsträchtigen Gebäude also, sehen durften. Die Touristen, die unten im Innenhof des Kremls herumstanden und warteten, bis ihre Führung begann, machten ständig Fotos und Videos mit ihren Handys, so wie Touristen das eben machen. Er hatte die Fenster des gesamten Stockwerks verspiegeln lassen – zum Entsetzen der Bauabteilung des Kremls, die auch für den Denkmalschutz zuständig war.

Er fand es gut, dass sich die Leute der Bauabteilung Sorgen um den Kreml machten, um das gemeinsame Erbe des Vaterlandes. Aber er war nun einmal der Präsident und der Kreml war damit sein Palast. Als ihm einer seiner Informanten zugetragen hatte, dass in der Bauabteilung Kritik über die Verspiegelung der Fenster geflüstert wurde, hatte er nur gelächelt und nichts weiter unternommen. Man musste natürlich aufpassen auf solche Entwicklungen, das wusste Putin aus jahrzehntelanger Erfahrung sehr genau. Kritik am Präsidenten war gefährlich und musste im Prinzip sofort im Keim erstickt werden. Aber die Kritik an der Verspiegelung der Fenster war okay, denn darin sah er auch Vaterlandsliebe. Die Leute in der Bauabteilung wollten das historische Erbe Russlands bewahren, und solange sie nicht generell an seiner Person oder an seiner Präsidentschaft herummeckerten, hatten sie nichts zu befürchten.

Jedenfalls konnte er seit der Verspiegelung der Fenster sicher sein, dass keiner der Besucher ihn sehen konnte. Trotzdem zuckte er unwillkürlich immer wieder leicht zurück, wenn einer in seine Richtung nach oben schaute und seine Handykamera auf das Fenster richtete, hinter dem er stand. Er wollte auf keinen Fall dabei gesehen werden, wie er die Touristen beobachtete. Wenn schon, dann würde er irgendwann einmal ganz hinuntergehen und eine geeignete Reisegruppe mit einem plötzlichen und jovialen Auftritt überraschen. Eine Teenagergruppe aus Europa vielleicht, und natürlich müsste dann alles minutiös vorbereitet sein und mehrere Kameras müssten das Ganze filmen, damit der Videoclip danach in die internationalen Medien eingespielt werden könnte.

Noch hatte er bis zu seiner Besprechung etwas Zeit und er ließ seine Gedanken weiter dahinschwimmen. Dieser verdammte Ukrainekrieg vor zehn Jahren hätte ihn beinahe Kopf und Kragen gekostet. Militärisch war alles sehr schlecht gelaufen damals. Nie wieder würde er den Fehler machen, nur auf diese speichenleckenden und unfähigen Generäle in Moskau zu vertrauen. Nie wieder würde er eine solche militärische Operation durchführen, ohne direkten Kontakt mit den Offizieren vor Ort und ohne einen Informanten vom FSB, dem Inlandsgeheimdienst, direkt an der Front. Am Ende hatte er sich mit einem miesen Kompromiss zufriedengeben müssen. Gerade noch hatte er das als einen Sieg darstellen können, beinahe wäre es auch noch zu einem Kommunikationsdesaster innerhalb von Russland gekommen.

Immer noch bestanden im Jahr 2032 diese sogenannten Sanktionen des Westens unverändert weiter, so wie sie damals von den NATO-Ländern beschlossen worden waren. Aber auf der wirtschaftlichen Seite hatte Putin, seinem eigenen Empfinden nach, den anhaltenden Konflikt mit dem Westen eindeutig gewonnen. Sein Land hatte im Vorjahr, im Kalenderjahr 2031, mehr Öl, Gas, Kohle und andere Rohmaterialien exportiert als jemals zuvor in einem Jahr und viel mehr als 2021, also im Jahr vor dem Ukrainekrieg. Die Weltbevölkerung war ständig am Wachsen und der Anteil Europas und Nordamerikas am weltweiten Bruttosozialprodukt sank langsam, aber beständig. Der Rest der Welt hatte den Ausfall der Käufer aus Europa und Nordamerika schon nach wenigen Jahren kompensiert und heute, im September 2032, lief das Geschäft besser als je zuvor. Im Gegenteil, es war zu einer willkommenen Entkoppelung vom Westen gekommen: Wer von Russland etwas kaufen wollte, der musste seit ein paar Jahren über CIPS bezahlen, das chinesische Konkurrenzunternehmen zum westlichen Bankensystem SWIFT. Die Regierung in Peking hatte das Hauptquartier von CIPS vor ein paar Jahren klugerweise nach Singapur verlagert und seitdem war es eine allgemein akzeptierte Alternative zu SWIFT geworden. Ja, es fehlten schon einige Hightech-Produkte, die der Westen nicht mehr liefern wollte. Aber Russland musste ohnehin lernen, selbst diese Technologien zu entwickeln und das brauchte zwar Zeit, aber letztendlich würde es nach Putins fester Überzeugung doch gelingen. Im militärischen Bereich war Russland schon lange ein Hochtechnologie-Land, warum also nicht auch in allen anderen Bereichen?

Auch die Schmutzkampagne gegen ihn persönlich, die ätzenden Versuche des Westens, ihn als Monster darzustellen, waren in seinen Augen krachend gescheitert. All das Geschwätz von Kriegsverbrechen, von Bürgerrechten und Diktatur waren an ihm abgetropft und den weltweiten Medien war es irgendwann langweilig geworden, darüber zu berichten. Keine der nicht-westlichen Regierungen verweigerte im Jahr 2032 noch eine Zusammenarbeit mit ihm. Alle waren sie Realisten genug, um zu erkennen, dass letztendlich Stärke über die Machtverteilung auf der Welt bestimmte und sein Russland war stark, davon war er überzeugt. Die Touristen da unten waren eine Bestätigung, dass auch im Westen die moralische Hysterie nur noch in den Blasen der politischen Eliten weiterbestand, denn die meisten dieser Besucher, die unten auf dem Hof herumstanden und die den Kreml sehen wollten, kamen aus den EU-Ländern.

Er ging langsam zu dem kleinen Besprechungsraum zurück, in dem schon bald sein erstes Treffen an diesem Tag stattfinden würde. Immer noch nachdenklich schaute er über den perfekt geputzten, glänzenden Marmorboden dieses Raumes. Er mochte das. Sauberkeit, Ordnung und Kontrolle lagen für ihn in der gleichen emotionalen Kategorie und sie gaben ihm Balance und Zufriedenheit. Wenn seine Mutter das sehen könnte! Wie würde sie wohl reagieren auf den Kontrast zu dem schäbigen Gebäude mit den schimmligen Wänden, in dem sie in seiner Jugend gewohnt hatten und wo sie sich den Lebensraum mit Ratten und anderem Ungeziefer hatten teilen müssen? Mehr als sechzig Jahre war das schon her.

Er wurde durch ein Klopfen an der Tür aus seinen Gedanken gerissen und eine seiner Assistentinnen steckte den Kopf durch den Türspalt.

»Ihre Gäste sind da, Herr Präsident«, sagte sie mit leiser Stimme.

»Sie sollen noch warten«, sagte er und setzte sich an den Tisch, auf dem zwei dünne Aktendeckel lagen.

Wladimir Putin war mit Papierakten aufgewachsen und er sah keinen Grund dafür, an seiner Gewohnheit, Informationen auf Papier zu lesen, grundsätzlich etwas zu ändern.

Er hatte schon vor vielen Jahren die weitere Gewohnheit entwickelt, kurz vor einem Gespräch noch einmal die Personenprofile von Gesprächspartnern zu studieren. Natürlich nicht von denen, die er schon lange und gut kannte, nur von denen, die er zum ersten Mal empfing, oder die er lange nicht gesehen hatte. Von den beiden Besuchern, die draußen warteten, hatte er den einen vor längerer Zeit schon einmal gesprochen, aber er erinnerte sich nur vage an ihn. Es war der Direktor des Instituts für Meeresbiologie in Wladiwostok, der östlichsten russischen Großstadt an der Pazifikküste, dessen Akte er zuerst anschaute. Er legte sie bald wieder zur Seite. Die andere Akte war interessanter: Eine jüngere Mitarbeiterin des Instituts: Valentina Tomaskova, einunddreißig Jahre alt, zwei ältere Brüder, unverheiratet, Studium der Meeresbiologie, Doktorarbeit über Meeresbakterien und – dies ließ ihn kurz stocken und lächeln – sie hatte sich freiwillig gemeldet zu einer Ausbildung als Kampfschwimmerin und war eine der ersten Frauen überhaupt, die sich zum harten Dienst in dieser Einheit gemeldet hatten. Ihr Bild zeigte eine hübsche junge Frau mit leicht mongolischem Einschlag, schwarze Haare, hohe Backenknochen. Er mochte die Frau schon bevor er sie das erste Mal persönlich gesehen hatte. Er klappte die Aktendeckel zu, ließ sie aber auf dem Tisch liegen. Auch das gehörte zu seiner Routine beim Empfang von russischen Besuchern, die er noch nicht kannte: Die Demonstration absoluter Kontrolle. Die Leute sollten aus dem Gespräch den Eindruck mitnehmen, dass ihr Präsident alles über sie weiß. Er ging kurz ins Bad nebenan, kämmte sich die wenigen Haare, die er noch hatte, und rückte seine Krawatte zurecht. Denn die Besucher sollten auch einen Präsidenten erleben, der...

Erscheint lt. Verlag 17.8.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2033 • Annalena Baerbock • Atomwaffen • Dritter Weltkrieg • EUROCAN • Europa • Europäischer Bundesstaat • Europas Verteidigung • Färöer-Inseln • Grönland • Internationaler Konflikt • Island • Kanada • Konflikt Russland-NATO • Murmansk • NATO • Norwegen • Nukleares Tabu • Putins Ermordung • Robert Habeck • Russisches Regime • Russland • Sophie Hartmann • Taiwan-Konflikt • Umsturz in Kaliningrad • Wladimir Putin
ISBN-10 3-95890-588-9 / 3958905889
ISBN-13 978-3-95890-588-7 / 9783958905887
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