Ivan und Celia - Der Preis einer Seele (eBook)
170 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7549-9700-0 (ISBN)
Ich bin geboren und aufgewachsen in der wunderschönen Hansestadt Hamburg, wo ich heute immer noch lebe und als Personalkauffrau arbeite. Ich schreibe seit meinem 11. Lebensjahr Geschichten, und es hat sich seitdem zu einer großen, privaten Passion entwickelt. Dass andere Menschen meine Geschichten eines Tages lesen und sich daran erfreuen, ist für mich immer noch ein großer Traum.
Ich bin geboren und aufgewachsen in der wunderschönen Hansestadt Hamburg, wo ich heute immer noch lebe und als Personalkauffrau arbeite. Ich schreibe seit meinem 11. Lebensjahr Geschichten, und es hat sich seitdem zu einer großen, privaten Passion entwickelt. Dass andere Menschen meine Geschichten eines Tages lesen und sich daran erfreuen, ist für mich immer noch ein großer Traum.
Kapitel 1
Celia war noch vor dem Weckerklingeln wach, obwohl Sonntag war.
Es ist sowieso eine Frechheit, dass man sich sonntags einen Wecker stellen muss, dachte sie sich und machte sich mürrisch ihren ersten, sicherlich aber nicht ihren letzten Kaffee für heute. Denn sie hatte Pläne für heute, Frühstückspläne mit ihrer Familie.
Seit sie vor einem Jahr ausgezogen war, waren ihre Mutter und ihr kleiner Bruder sehr anhänglich geworden und bestanden auf mindestens ein Frühstück/Kaffee-und-Kuchenessen/Abendessen pro Woche. Und sie wollte es sich zwar nicht eingestehen, aber sie freute sich jedes Mal sehr auf diese Treffen. Wäre dieses doch nur nicht an einem Sonntagmorgen!
Gedankenverloren saß sie auf ihrem Balkon und umklammerte ihre heiße Kaffeetasse. Ein bisschen Wärme von außen gegen die Kälte von innen. Ihr Blick schweifte über die grauen Wolken und die immer kahler werdenden Bäume des Parks gegenüber. Der November ist wirklich kein schöner Monat, dachte sie so bei sich.
Sie trank ihren letzten Schluck, stand auf und machte sich fertig für den Tag. Erst, als sie vollständig angezogen war, wagte sie den ersten Blick in den Badezimmerspiegel. Davor hatte sie sich seit Freitagabend gedrückt.
Basti hatte am Freitag wieder einen seiner Wutanfälle bekommen.
Das komische daran war immer, dass die körperlichen Schmerzen wesentlich schneller vorübergingen als der stechende Schmerz in ihrer Seele, wenn sie sich danach selbst aus dem Spiegel entgegenblickte. Wenn sie ihre Verletzungen sah und sich selbst nicht mehr verstand. Wenn sie sich so sehr schämte.
Während sie vor dem Spiegel mehr oder weniger erfolgreich versuchte, das blutunterlaufene Auge mit Makeup zu kaschieren, fielen ihr die Blutergüsse an ihrem Hals auf. Jeder einzelne seiner Finger war zu sehen.
„Dafür reicht ein Schal.“, murmelte sie zu sich selbst. Als ob das Verstecken das größte der Probleme sei, die sie hatte.
Ihre Familie wusste nichts von den verborgenen Aggressionen und Eifersuchtsszenen ihres Freundes, und so sollte es auch bleiben. Sie sollten sich keine Sorgen machen. Schließlich mochten sie Basti auch gerne.
Gähnend schlüpfte sie in ihre Turnschuhe und machte sich auf den Weg zu ihrer Familie. Wenigstens ein kleiner Lichtblick an diesem düsteren Wochenende.
Das Frühstück war in einen Brunch ausgeartet, und der Brunch endete mit Kaffee und einer (viel zu großen) Zitronenrolle. Ihr Bruder verdrückte gleich drei Stücke und sie ärgerte ihn natürlich wieder.
„Weißt du, und da wunderst du dich, dass du zunimmst und keinen Kerl abkriegst.“, grinste sie ihn an, woraufhin er laut „Maama, Celi ärgert mich!“ in Richtung Küche brüllte, wo ihre Mutter gerade das Geschirr in die Spülmaschine räumte.
„Celi, hör auf damit und hilf mir lieber.“, sagte ihre Mutter ernst.
„Ich bin unwiderstehlich, von innen wie von außen! Du bist ja nur neidisch.“, murmelte Tom und schob sich die nächste Gabel mit Zitronenrolle in den Mund.
„Ich hatte gestern ein Date mit Thorben und es war sehr schön. Und wir werden uns bestimmt wieder treffen, da wette ich mit dir!“
Celia war aufgestanden und half ihrer Mutter in der Küche.
Sie rief ins Wohnzimmer: „Hat er dir denn seit gestern schon geschrieben? Und wenn ja, was genau? Wir möchten bitte alles wissen!“
Da knuffte ihre Mutter sie in die Seite, zog ihre Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf. Doch da war es schon ausgesprochen.
Tom zögerte. „Naja… also… also es war auch sehr spät gestern und er ist vielleicht noch nicht wach. Deshalb hat er noch nicht geschrieben.“. Er seufzte leise.
Sofort tat es ihr leid und sie ging zurück ins Wohnzimmer. Da saß er mit seinen blonden Locken, die ihm schon in die Stirn fielen, während er traurig sein Handy in der Hand anstarrte. Sie setzte sich neben ihn.
„Er schreibt bestimmt noch, wirst du schon sehen. Und was ist denn eigentlich mit… wie hieß er denn noch… der mit dem süßen Hund?“, versuchte sie Tom aufzumuntern.
Doch Tom zuckte nur mit den Schultern und schmiss sein Handy seufzend neben sich aufs Sofa.
„Ach, Simon meinst du. Der war doch total verrückt und hat jeden Morgen und jeden Abend gestaubsaugt. Wie kann man so viel staubsaugen? Nee nee.“.
Toms Blick wirkte so traurig, dass sie ihn am liebsten umarmen und fest drücken wollte. Aber diese Zeiten waren schon lange vorbei. Ihr kleiner Bruder, der jetzt gut zwei Köpfe größer war als sie. Sie verstand bis heute nicht, wie ihr Bruder 1,95m groß werden konnte, und sie einfach bei 1,60m stehen geblieben war. Unfassbar.
„Wie geht es denn eigentlich Basti?“, fragte ihre Mutter, die immer noch in der Küche herumhantierte.
Kein guter Themenwechsel. Celia musste schlucken, aber ihre Stimme war ganz ruhig, als sie antwortete: „Dem geht’s gut. Er hat viel Stress auf der Arbeit. Es kommen so wahnsinnig anstrengende Kunden in die Bank, das ist echt unmöglich. Er ist abends immer sehr müde.“
Da kam ihre Mutter wieder ins Wohnzimmer, und wechselte mit Tom einen seltsamen Blick, doch er verflog sofort wieder.
Nach seiner nächtlichen Begegnung legt er sich sorgsam einen Plan zurecht, spielt ihn Schritt für Schritt in seinem Kopf ab. Alles muss perfekt sein, alles nur für sie.
Er beobachtet sie, aus der Ferne. Sie ist ein schwieriges Ziel. Sie hat wenige Freunde, geht nicht aus. Den Weg zu ihrer Arbeit legt sie mit dem Fahrrad zurück. Ihre Familie ist klein, sie sieht sie einmal wöchentlich. Das ist gut für ihn, so hat er mehr Zeit mit ihr.
Sie hat einen Freund, doch das ist keine Schwierigkeit. Menschen verschwinden jeden Tag, wie vom Erdboden verschluckt, ohne je wiedergefunden zu werden. Ohne dass Fragen gestellt werden. Das ist ein Leichtes für ihn.
Nein, schwierig wird es für ihn, die Nähe zu ihr zu suchen. Ohne dass sie es bemerkt, ohne dass sie die Angst in ihrem Nacken spürt. Sie muss ihn hineinlassen, freiwillig, in ihre Seele. Dafür benötigt er Zeit mit ihr, viel Zeit.
Ihr Nachbar im fünften Stock ist alt. Er stattet ihm einen Besuch ab. Es braucht nur einen kurzen Augenblick… und das Herz des alten Mannes bleibt stehen.
Alte Menschen sterben jeden Tag, ohne dass Fragen gestellt werden.
Jetzt ist der Weg frei, und das Spiel beginnt.
Auf ihrem Heimweg, für den sie nur 20 Minuten zu Fuß brauchte, dachte sie viel über Tom nach. Sie wusste schon früh, dass er sich eher zu Jungs hingezogen fühle. Sie wusste es wohl schon, bevor er es überhaupt wusste. Richtig geoutet hatte er sich erst mit 16, vor fünf Jahren. Er hatte es nie leicht in der Schule, war immer schon irgendwie anders gewesen. Und sie hatte ihm nie helfen können, obwohl sie vier Jahre älter und auf der gleichen Schule war. Auch sie selbst war immer eher ein Außenseiter gewesen, immer lieber mit sich selbst allein als sich in einer großen Gruppe von „Freunden“ noch viel mehr allein zu fühlen.
Seit Tom studierte, lief es viel besser bei ihm. Keiner auf der Uni nannte ihn „Riesenmonster“ oder „Fred Feuerstein“, er hatte sogar einige gute Freunde gefunden. Aber die große Liebe war bisher ausgeblieben.
Er sagte immer zu ihr „Es kann ja nicht jeder so ein Glück haben wie du, und direkt der erste Freund ist die große, ewige Liebe.“, und dann lachte er immer und freute sich für Celia. Dabei wusste er nichts über ihre Beziehung. Gar nichts.
Vor ihrer Haustür angekommen, fiel ihr ein weißer Lieferwagen auf. Die Türen standen offen, ein Blick hinein offenbarte Holzschränke, ein Bettgestell und viele Kleinteile. Zog etwa jemand in ihr Wohnhaus ein? Die Tür zum Hausflur stand offen, doch es war niemand zu sehen.
Ihr Nachbar über ihr war vor ein paar Wochen an einem Herzinfarkt gestorben. Der alte, nette Herr Meier. Vielleicht zieht dort jemand Neues ein?
Achselzuckend holte sie ihre Post aus ihrem Briefkasten, die sie seit einer Woche jeden Tag vergessen hatte. Den Arm voller Werbeflyer, der Wochenzeitung und einigen Briefen, stapfte sie das Treppenhaus hinauf in den vierten Stock.
Als sie aus Neugierde bereits den ersten Briefumschlag aufgerissen und begonnen hatte, das Schreiben zu lesen, passierte es plötzlich.
Sie stolperte über die letzte Treppenstufe zu ihrer Wohnung und fiel nach vorne.
Die Briefe und Flyer klatschten vor ihr auf den Boden, und sie bekam gerade noch im letzten Moment das Treppengeländer zu fassen. Es wummerte im ganzen Treppenhaus.
„Scheiße.“, fluchte sie und wollte gerade die Post wieder einsammeln, da spürte sie auf einmal einen Blick auf sich ruhen.
Erschrocken schaute sie auf. Und da stand er. Wie aus dem Nichts. Direkt vor ihr, der letzte Flyer war ihm auf den Schuh gesegelt. Wie kann das sein? Noch vor einer Sekunde hatte dort doch noch niemand gestanden…
Er schaute sie an und sagte kein Wort. Die Luft im Treppenhaus wurde auf einmal sehr kalt. Eigentlich wäre jetzt der Moment gewesen, um etwas zu sagen, doch Celia brachte keinen Ton heraus. Sie schaute ihm einfach nur in die Augen. So hellblaue, kalte Augen hatte sie noch nie gesehen. Eisaugen, ging es ihr durch den Kopf, aber der Gedanke verflog sofort wieder.
„Rhm.“, räusperte sich der Mann und riss Celia aus ihrer Starre.
Er bückte sich und reichte ihr den Pizzaservice-Flyer, der ihm auf die Füße gefallen war.
„Ähm, hallo. Tut… tut mir leid, ich habe Sie gar nicht gesehen.“, murmelte sie, während sie sehr umständlich die...
| Erscheint lt. Verlag | 10.6.2023 |
|---|---|
| Verlagsort | Berlin |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | Beziehung • Drama • Liebe • Serienkiller • Spannung • Teufel |
| ISBN-10 | 3-7549-9700-9 / 3754997009 |
| ISBN-13 | 978-3-7549-9700-0 / 9783754997000 |
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